Muzmuz schrieb:
ja, mit der festplatte kann man ein gehirn nur bedingt vergleichen
Dem stimme ich zu.
Ich möchte gerne den Begriff des "Aktualisierens" von Erinnerung einführen. Im Gegensatz zum Computer, der Dateien unverändert aufrufen kann, ist das Aktualisieren von Erinnerung sehr stark von der Situation, der momentanen Fähigkeit, des emotionalen Zustands usw. abhängig. Und zwar so stark, dass man bald nicht mehr weiß, ob man sich an ein Ereignis erinnert, oder aber an die
Erinnerung des Ereignisses. Diese Verselbständigung der Erinnerung führt dann zu solchen Widersprüchen wie in dem Experiment geschildert.
Ein weiterer Unterschied zm Computer: Dieser setzt immer einen Operateur voraus, der ihn bedient; der also frei entscheiden kann, welche Dateien und Programme er aufruft.
Dies ist beim Bewusstsein nicht der Fall. Es steuert sich selbst, muss sich selbst steuern.
Und gerade dadurch, dass es autonom ist, wird es
unfrei, denn die Aktualisierung von Bewusstseinsvorgängen bindet immer unberechenbare, chaotische Vorgänge mit ein.
Desweiteren möchte ich auf die Funktion des Gedächtnisses hinweisen, zu vergessen. Das Gedächntis (bzw. das Bewusstsein) vergisst nicht einfach - es
muss vergessen! Denn die Verknüpfung der Muster und Schemata im Gehirn funktioniert nur, wenn sie nicht überfrachtet werden. Es ist also Aufgabe des Gedächtnisses zu vergessen. Nur dann können wir den Alltag bewältigen, werden nicht bei jeder Situation mit einer Fülle von erinnerungen überflutet. Eine Funktionweise wie bei einer Festplatte, Informationen unterschiedslos aufzunehmen, wäre für das Bewusstsein tödlich.
Das Beispiel mit dem Riechen führt uns ebenfalls nochmals die Komplexität und Nichtsteuerbarkeit von Erinnerungsvorgehen zu Bewusstsein. Nicht nur beim Riechen versagt die Aktualisierung; auch bei Bildern, Musik usw. lasen sich nur grobe Vereinfachungen ins Bewusstsein rufen. Wer kann schon das Gesicht eines gut bekannten Menschen aus dem Gedächntis zeichnen?
Aus diesen Gründen, vor allem auch wegen der engen Verknüpfung von Emotionen (hormonelle u.a.) und Erinnerung, wird der Traum, ein Bewusstsein auf datenträger zu speichern, wohl ein Traum bleiben. Denn die Art, wie die ständige Reaktualisierung des Bewusstseins vonstatten geht, prägt auch unseren Charakter.
Und wie wollte man das nachbilden?
Und warum?