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Nachruf an Nietzsche

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Nietzsche ist eher Schwein und wartet auf nichts...! :D

Hm - ich hatte beim Lesen recht deutlich den Eindruck, dass er ganz intensiv wartete - auf Jünger, Weggefährten, was auch immer...
Den Vergleich mit der Schlange finde ich gar nicht so übel - manchmal lag er ja auf der Lauer und biss dann unvermutet zu ;) - und
seine Empfindlichkeit und Nahezu-Blindheit (der 'Bergsteiger' war eine Wunschvorstellung - mit seiner extremen Kurzsichtigkeit
hätte man ihn schon auf ausgesetzteren Wanderwegen ans Seil nehmen müssen, von den sonstigen Gesundheitsproblemen ganz
abgesehen...) erinnern auch an eine Schlange kurz nach der Häutung (und Häute abgeworfen hat er ja auch einige... :D)
 
Hm - ich hatte beim Lesen recht deutlich den Eindruck, dass er ganz intensiv wartete - auf Jünger, Weggefährten, was auch immer...
Den Vergleich mit der Schlange finde ich gar nicht so übel - manchmal lag er ja auf der Lauer und biss dann unvermutet zu ;) - und
seine Empfindlichkeit und Nahezu-Blindheit (der 'Bergsteiger' war eine Wunschvorstellung - mit seiner extremen Kurzsichtigkeit
hätte man ihn schon auf ausgesetzteren Wanderwegen ans Seil nehmen müssen, von den sonstigen Gesundheitsproblemen ganz
abgesehen...) erinnern auch an eine Schlange kurz nach der Häutung (und Häute abgeworfen hat er ja auch einige... :D)

Das Nahe ist Tiefe und die muss man am Tage mit einer Laterne erhellen, weil Kurzsichtige ersichtlich tiefer denken können. :D
 
Die Nähe

Die Nähe ging verträumt umher...
Sie kam nie zu den Dingen selber.
Ihr Antlitz wurde gelb und gelber,
und ihren Leib ergriff die Zehr.

Doch eines Nachts, derweil sie schlief,
da trat wer an ihr Bette hin
und sprach: »Steh auf, mein Kind, ich bin
der kategorische Komparativ!

Ich werde dich zum Näher steigern,
ja, wenn du willst, zur Näherin!« -
Die Nähe, ohne sich zu weigern,
sie nahm auch dies als Schicksal hin.

Als Näherin jedoch vergaß
sie leider völlig, was sie wollte,
und nähte Putz und hieß Frau Nolte
und hielt all Obiges für Spaß.

(Chr. Morgenstern; vgl. auch 'Die Tagnachtlampe'... ;))
 
Lou Andreas-Salomé: 'Nietzsche in seinen Werken':

"Halbblind, besassen [seine Augen] dennoch nichts vom Spähenden, Blinzelnden, ungewollt Zudringlichen vieler Kurzsichtigen; vielmehr sahen sie aus wie
Hüter und Bewahrer eigener Schätze, stummer Geheimnisse, die kein unberufener Blick streifen sollte. Das mangelhafte Sehen gab seinen Zügen eine ganz
besondere Art von Zauber dadurch, dass sie, anstatt wechselnde, äussere Eindrücke widerzuspiegeln, nur das wiedergaben, was durch sein Inneres zog.
In das Innere blickten diese Augen und zugleich, – weit über die nächsten Gegenstände hinweg, – in die Ferne, oder besser: in das Innere wie in eine Ferne.
"
 
Hm - ich hatte beim Lesen recht deutlich den Eindruck, dass er ganz intensiv wartete - auf Jünger, Weggefährten, was auch immer...
Den Vergleich mit der Schlange finde ich gar nicht so übel - manchmal lag er ja auf der Lauer und biss dann unvermutet zu ;) - und
seine Empfindlichkeit und Nahezu-Blindheit (der 'Bergsteiger' war eine Wunschvorstellung - mit seiner extremen Kurzsichtigkeit
hätte man ihn schon auf ausgesetzteren Wanderwegen ans Seil nehmen müssen, von den sonstigen Gesundheitsproblemen ganz
abgesehen...) erinnern auch an eine Schlange kurz nach der Häutung (und Häute abgeworfen hat er ja auch einige... :D)

Das Nahe ist Tiefe und die muss man am Tage mit einer Laterne erhellen, weil Kurzsichtige ersichtlich besser denken können. :D
Die Nähe

Die Nähe ging verträumt umher...
Sie kam nie zu den Dingen selber.
Ihr Antlitz wurde gelb und gelber,
und ihren Leib ergriff die Zehr.

Doch eines Nachts, derweil sie schlief,
da trat wer an ihr Bette hin
und sprach: »Steh auf, mein Kind, ich bin
der kategorische Komparativ!

Ich werde dich zum Näher steigern,
ja, wenn du willst, zur Näherin!« -
Die Nähe, ohne sich zu weigern,
sie nahm auch dies als Schicksal hin.

Als Näherin jedoch vergaß
sie leider völlig, was sie wollte,
und nähte Putz und hieß Frau Nolte
und hielt all Obiges für Spaß.

(Chr. Morgenstern; vgl. auch 'Die Tagnachtlampe'... ;))

Ich liebe Morgenstern, aber das kannte ich noch nicht. ;) (Gemeinsamkeiten zwischen Nietzsche und Morgenstern, erkenne ich wohl. ;))
 
Lou Andreas-Salomé: 'Nietzsche in seinen Werken':

"Halbblind, besassen [seine Augen] dennoch nichts vom Spähenden, Blinzelnden, ungewollt Zudringlichen vieler Kurzsichtigen; vielmehr sahen sie aus wie
Hüter und Bewahrer eigener Schätze, stummer Geheimnisse, die kein unberufener Blick streifen sollte. Das mangelhafte Sehen gab seinen Zügen eine ganz
besondere Art von Zauber dadurch, dass sie, anstatt wechselnde, äussere Eindrücke widerzuspiegeln, nur das wiedergaben, was durch sein Inneres zog.
In das Innere blickten diese Augen und zugleich, – weit über die nächsten Gegenstände hinweg, – in die Ferne, oder besser: in das Innere wie in eine Ferne.
"

Lou besaß keine wahre Tiefe. Hatte darüber schon einmal geschrieben. ;)
 
Ja, Morgenstern kannte [die Werke von] Nietzsche gut und machte sich auch seine Gedanken dazu... ;)

Palmas Mutter

Palmas Mutter sprach einst still und schlicht:
"Nahst du Frau'n, vergiß die Geißel nicht."

Und der Philosoph, vom Weib gequält,
hat der Welt dies bitt'ren Munds erzählt.

Doch man muß ein altes Weib verstehn:
"Nimm das Ding mit!" sprach sie. "Doch - für wen?

Für die Frauen, meinst du. Immerhin
birgt mein Rat noch einen zweiten Sinn.

Hängst du dieser zweiten Wahrheit nach.
wird dir tiefer aufgehn, was ich sprach."

Palmas Mutter, manchem zum Verdruß,
gab nie einen Rat, der keine Nuß.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kurt Tucholsky lobte Nietzsche ebenfalls. Staune aber über Bertolt Brecht. ;)

Du zarter Geist, dass dich nicht Lärm verwirre

Bestiegst Du solche Gipfel, dass dein Reden



Für jeden nicht bestimmt, nun misset jeden,

Jenseits der Märkte liegt nur noch die Irre.



Ein weißer Gischt sprang aus verschlammter Woge!

Was dem gehört, der nicht dazu gehört.



Im Leeren will die Nüchternheit zur Droge,

(in: Bertolt Brecht, Die Gedichte, Frankfurt/M., 1990, 613-614.)

(Echt stark finde ich.;) Aber Brecht für mich auch so, sehr interessant.)
 
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Ja, Morgenstern kannte [die Werke von] Nietzsche gut und machte sich auch seine Gedanken dazu... ;)

Palmas Mutter

Palmas Mutter sprach einst still und schlicht:
"Nahst du Frau'n, vergiß die Geißel nicht."

Und der Philosoph, vom Weib gequält,
hat der Welt dies bitt'ren Munds erzählt.

Doch man muß ein altes Weib verstehn:
"Nimm das Ding mit!" sprach sie. "Doch - für wen?

Für die Frauen, meinst du. Immerhin
birgt mein Rat noch einen zweiten Sinn.

Hängst du dieser zweiten Wahrheit nach.
wird dir tiefer aufgehn, was ich sprach."

Palmas Mutter, manchem zum Verdruß,
gab nie einen Rat, der keine Nuß.

Klasse! großartig...
 
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