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Leiharbeitsfirmen

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AW: Leiharbeitsfirmen

Liebes Forum.

Sind Leiharbeitfirmen Menschenhändler?

Liebe Grüße
Bernd

Hi Bernd,

schön provokativ gefragt.

Nein diese Firmen sind keine Menschenhändler, denn da gibt es ganz normale Arbeitsverträge mit allen gesetzlichen Anforderungen.

Der Unterschied zu "normalen" Arbeitsverhältnissen ist nur, dass die Leihfirma ihrem Angestellten sagen kann: "Jetzt gehst Du da hin, falls Du da nicht bleiben kannst, gehst Du dorthin."
Darin sehe ich aber keinen Menschenhandel.

Ich hatte bis vor kurzem einen Kollegen, der über so ein Modell bei uns angestellt wurde. Das war ein hochqualifizierter und auch gut bezahlter Chemiker, mit dem wir ein 1/2jähriges Projekt gemacht haben - und dann war das zuende. Aber der Mann kriegt auf jeden Fall was Neues, keine Angst.

LG, pispezi :zauberer2
 
AW: Leiharbeitsfirmen

Leiharbeitsfirmen verdienen mitunter am Tagewerk des Verliehenen mehr als dieser selbst.
Leiharbeiter werden als Menschen zweiter Klasse behandelt.
Kerngeschäft der Verleiher ist die Not der Leiharbeiter. Sie leben von einer Zwangslage der Menschen.

Nichtwahr?
Wovon lebt ein Menschenhändler und wie lebt er?
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Leiharbeitsfirmen

Leiharbeitsfirmen verdienen mitunter am Tagewerk des Verliehenen mehr als dieser selbst.
Leiharbeiter werden als Menschen zweiter Klasse behandelt.
Kerngeschäft der Verleiher ist die Not der Leiharbeiter. Sie leben von einer Zwangslage der Menschen.

Nichtwahr?

Wie gesagt, finde ich nicht. Sondern es handelt sich da um eine sehr gelungene Möglichkeit, die heute notwendige Flexibilität der Arbeit in möglichst menschenfreundlicher Weise zu gewährleisten.

LG, pispezi :zauberer2
 
AW: Leiharbeitsfirmen

Hallo Bernd!

Leiharbeitsfirmen verdienen mitunter am Tagewerk des Verliehenen mehr als dieser selbst.

naja, schön wärs. Die Wahrheit ist, dass die Margen sehr knapp sind und sowohl die Firmen, die Mitarbeitende anfordern, sowie die Mitarbeiter selbst, diese von ihrer jeweiligen Seite mit allen Kräften zu drücken versuchen, die wollen ständig niedrigere Tarife oder mehr Lohn. nicht alle, aber doch viele.


Leiharbeiter werden als Menschen zweiter Klasse behandelt.

nein, wenn Leiharbeitsfirmen gute Mitarbeiter finden, werden diese auf Samthandschuhen getragen - solche Mitarbeiter sind Gold wert und schwer zu finden.

Kerngeschäft der Verleiher ist die Not der Leiharbeiter. Sie leben von einer Zwangslage der Menschen.

Unsinn, das Kerngeschäft ist, Firmen und Arbeitssuchende zueinander zu bringen. Woraus gar nicht selten eine Festanstellung entsteht, oder aber auch lang andauernde Leiharbeitsverhältnisse. Viele Leiharbeiter wollen auch gar keine Festanstellung.

grüsse, barbara
 
AW: Leiharbeitsfirmen

Barbara,
deine blumige Vorstellung davon teile ich, weil wir beide keine Leiharbeiter sind. Teilen wir diese Vorstellung noch, wenn wir in deren Lage sind? Wenn wir in farbig gut unterscheidbaren Kitteln herumlaufen?, wenn wir von den Festangestellten abfällig behandelt werden?, wenn wir bestimmte arbeitsrechtliche Mittel nicht bekommen, mitunter die gleiche oder schwerere/ungeliebtere Arbeit als ein Festangestellter machen müssten, und dafür reichlich die Hälfte Geld bekämen...? Wie würdest du dich fühlen, in einem Callcenter-Großraumbüro von 50 Personen, wo du Tag für Tag gepusht und kontrolliert gegeneinander ausgespielt und beleidigt wirst...und dabei Sachen verkaufst, die du mit deinem gewissen eigentlich nicht vereinbaren kannst?,

..., wenn du, immer abrufbereit, an wechselnden Plätzen arbeitest, dich in immer neue Gemeinschaften einfügen musst, dabei den Verleiher reich machst und den Ausleiher noch dazu? Würdest du im Hier und Jetzt bleiben wollen?

Ein neuer Fakt.
Ein Menschenhändler verspricht den Menschen im „gelobten Lande“ eine rosige Zukunft. Oft wird diese Hoffnung dann Vorort enttäuscht. Gut, eine entbehrungsreiche Überfahrt in der Nacht mit 15 Mann im Fischerboot, bleibt dem Leiharbeiter erspart. Dem Leiharbeiter wird jedoch die Hoffnung, die du positiv anführst, mitgegeben, dass er eine Festanstellung bei der Ausleiherfirma bekommt. Das gibt ihm Kraft , er strengt sich wegen diesem Versprechen zusätzlich an. Und wieviel Prozent der Verliehenen werden dann nach welcher Zeit durchschnittlich tatsächlich unbefristet eingestellt? Kann man siese Hoffnung nicht prima in Geld verwandeln? Ich weiß nicht, ich finde das nicht menschenwürdig. Du?

von LaChatte: Die Wahrheit ist, dass die Margen sehr knapp sind
Meinst du nicht, dass der Bernd hier hellhörig wird, wenn du „Margen“ sagst? Handelt es sich um Handelsware? Handelsware Arbeitskraft? Oder Handelsware Mensch? Findest du das angemessen? Mir rollen sie die Fußnägel auf, wenn ich dich hier lese und gleichzeitig einige deiner Beiträge von „Licht und Liebe“ kenne. Ihr fragt immer, warum ich euch dieses esoterische Licht und Liebe Gerede nicht abnehme.

Wie würdest du es bezeichnen, wenn der Ausleiher beispielsweise 17,50 Euro zahlt (es gibt andere Zahlen), der Arbeitende 7-9 Euro bekommt und zwangsläufig die Different beim Verleiher bleit? Sagst du dann, „aber das bleibt doch nie hängen, was ist mit Steuern und Abgaben"? Aha? Sollte es da etwa noch mehr Stellen geben, die am Leiharbeiter verdienen?

Viele Grüße
Bernd
 
AW: Leiharbeitsfirmen

Hallo Bernd

Sorry, ich bin vom Fach - allerdings aus der Schweiz, da sind die Verhältnisse möglicherweise anders als in Deutschland. Und mit dem Schwerpunkt Baugewerbe und Industrie, Call-Center-Leute vermitteln wir nicht.

Ich hab selbst schon temporär gearbeitet, und dabei immer branchenüblich verdient. Ich bekam dieselbe Kleidung wie alle anderen Angestellten, wo es Kleidervorschriften gab. Dass Temporäre und Festangestellte unterschiedlich gekleidet sind, hab ich noch nie angetroffen.

wenn wir bestimmte arbeitsrechtliche Mittel nicht bekommen, mitunter die gleiche oder schwerere/ungeliebtere Arbeit als ein Festangestellter machen müssten, und dafür reichlich die Hälfte Geld bekämen...?

Bei uns kriegen alle den vom GAV vorgesehenen Mindestlohn. Und das wird auch amtlicherseits kontrolliert. Ebenso sind Zulagen für schmutzige Arbeit, gefährliche Arbeit, Nachtarbeit, Mittagzulagen, Überstunden etc. dieselben wie für die Festangestellten der jeweiligen Firmen. Einen Unterschied besteht in den Kündigungsfristen, da sind die Temporären erst nach sechs Monaten den Festangestellten gleichgestellt. Zwischen dem dritten und sechsten Monat der Anstellung gibts da also eine Differenz. Von der finanziellen Seite her ist Temporärarbeit aber oft lohnenswerter. Wir haben einige Mitarbeiter, die von der Kundenfirma eine Festanstellung angeboten bekommen haben, aber dankend ablehnten. Sie schätzen die Flexibilität.

Dem Leiharbeiter wird jedoch die Hoffnung, die du positiv anführst, mitgegeben, dass er eine Festanstellung bei der Ausleiherfirma bekommt.

Dieses Versprechen machen wir nur, wenn es tatsächlich von der Kundenfirma so kommuniziert wird, dass es ein Try&Hire werden soll. Und wenn die Leute gut arbeiten, so klappt das auch in der Mehrzahl der Fälle.

Meinst du nicht, dass der Bernd hier hellhörig wird, wenn du „Margen“ sagst? Handelt es sich um Handelsware? Handelsware Arbeitskraft?

Ja, im Kapitalismus wird nun mal alles beziffert. Aber das gilt auch für die Löhne der Festangestellten. Da fällts vielleicht weniger auf, doch jede Firma hat einen Buchhaltungsposten "Personalkosten", und da wird gerechnet. Niemand stellt Leute nur der schönen Augen wegen ein, sondern immer mit dem Hintergedanken, dass die Arbeit dieser Person mehr Geld einbringt, als sie kostet. ja und?

Mir rollen sie die Fußnägel auf, wenn ich dich hier lese und gleichzeitig einige deiner Beiträge von „Licht und Liebe“ kenne.

Den Audruck "Licht und Liebe" meide ich wie der Teufel das Weihwasser - ist dir möglicherweise auch aufgefallen. ;)

Wie würdest du es bezeichnen, wenn der Ausleiher beispielsweise 17,50 Euro zahlt (es gibt andere Zahlen), der Arbeitende 7-9 Euro bekommt und zwangsläufig die Different beim Verleiher bleit?

Nein, die Differenz bleibt nicht beim Verleiher. Da gibts noch die arbeitgeberseitigen Personalsteuern und Sozialabgaben - dann gibts noch auf der Kostenseite den Arbeitsaufwand der Personalverwaltung, die in Temporärfirmen immer kompliziert und aufwendig ist - dann muss noch eine Büromiete bezahlt werden und interne Löhne bezahlt werden - und dann bleibt vielleicht noch was übrig. Ein Faktor von 1.3 - 1.4 ist allerdings üblich - also 10 Euro Lohn, 13-14 Euro Vermittlungsgebühr, um eine grade Zahl zu nennen (bei uns verdienen allerdings alle mehr als das), damit verdient man sich nicht einfach so eine goldene Nase.

Sollte es da etwa noch mehr Stellen geben, die am Leiharbeiter verdienen?

ja, allen voran der Staat. Der tut das allerdings auch bei den Festangestellten, nur kriegt man davon als Angestellter nichts mit.

grüsse, barbara
 
AW: Leiharbeitsfirmen

Liebes Forum.

Sind Leiharbeitfirmen Menschenhändler?

Liebe Grüße
Bernd

Hallo Bernd,

ich habe beruflich häufig mit Leiharbeitsfirmen zu tun um kurzfristig Personal zu beschaffen.

Bei mir und meinen Kollegen laufen diese Firmen unter der Überschrift "Seelenverkäufer".

Andererseits denke ich das es besser ist eine temporäre Beschäftigung zu haben als gar keine. Aber da wo Abteilungen oder Betriebe von festbeschäftigten Mitarbeitern "befreit" und diese dann durch Zeitpersonal ersetzt werden, da hört für mich der "Spaß" auf.

Gruß
Phelim Brady
 
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AW: Leiharbeitsfirmen

Barbara, wie vereinbarst du denn deine Suche nach einem liebevollen Leben mit deiner tatsächlichen Beteiligung am Verleih von Menschen.

Ist das nicht so, alsob ich bis zum Bauch in der Jauche stehe und dabei Bücher lese über Reinheit der Seele? Klebt nicht der Geruch der Jauche an mir, egal wohin ich gehe? Das was du schreibst, sind in meinen Augen gängige Rechtfertigungen, um der Jauche einen gewissen Sinn zu geben, den Geruch „zu akzeptieren“. Im Grunde kann man sagen, dass sie guter Dünger ist und du kannst auch sagen, dass du sonst keinen anderen Job findest, als Menschen wie Ware an den Mann zu bringen, das will ich nicht kritisieren. Aber erwartest du allen Ernstes das man die Realität hinter diesen Denkprozessen (hier im Zerhacken von Interessensichtweisen) nicht erkennt? Ich weiß nicht, wie gut die Kartenleger und Therapeuten, die Familiensteller und die Yogaruppen heute sind...aber ich vermute, sie sind nicht gut genug, um so große Lebenslügen zu kaschieren.

Ich würde mich schämen.

Als nächsten Fakt will ich einwerfen (sofern das überhaupt interessiert), dass man manchmal Leiharbeiter nimmt, um bestreikte Geschäftsbetriebe aufrecht zu erhalten, um die Streikenden Festangestellten zu ersetzen. Leistet hier der Verleiher nicht auch einen Dienst dazu, das Machtverhältnis zwischen Arbeitgebern und Nehmern zu verschieben? Sticht der Verleiher, dann nicht den Streikenden, die ein legitimes Mittel einsetzen, ein Messer in den Rücken? Bekommt man die Hände noch rein oder ist ein neues Stück Seife notwendig?

Bernd
 
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