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Jesus

Gisbert Zalich schrieb:
Ein Freund (Christ) aus meinem näheren Bekanntenkreis hatte mir vor kurzem die Zeugen Jehovas als "nicht christlich" bezeichnet. Ich empfand diese Bewertung als Abwertung (der Zeugen) und unglaublich arrogant. Auch unter den Christen dieses Beharke: Ich bin aber besser als du, ich bin Jesus' Freund, du nicht... Wo ist da der Geist der "Feindes"liebe?
Vor cirka 5 Jahren hörte ich das erste Mal, dass die Kinder der "Zeugen Jehovas" kein fremdes Blut bekommen (dürfen) - das gehe so weit, dass ein verunglücktes Kind (dass normalerweise ja noch kein eigenes Blut gespendet hat) stirbt. Vor ca 2 Jahren kamen die Zeugen Jehovas wieder einmal an meine Wohnungstür, um mich zu "bekehren". Ich sprach sie geradeheraus auf ihre "Blutmoral" an - sie antworteten mir lapidar: Gott will es eben so. Seitdem weiß ich mit jeder Faser meines Körpers, dass ihr Gott sicher nicht mein Gott ist. Ich bin mir aber nicht sicher, ob sie (die Zeugen Jehovas) sich inzwischen von diesem Dogma nicht abgewandt haben. Sollte das der Fall sein, sind sie natürlich auch für mich wieder diskutabel.

Gysi, ich habe mich nie als Paradechristen bezeichnet und Du solltest mich bitte auch nicht als solchen betrachten. Ich habe mit drei von den 10 Geboten und mit einem bis zwei der sieben Todsünden (Du verstehst, dass ich da in der Öffentlichkeit nicht näher ins Detail gehe) immer wieder Probleme.

Nach wie vor suche ich eine Moral (Ethik, Gesetzlichkeit, Religion, wie Du es immer nennen willst) nach der 4 Fünftel der Menschheit auch wirklich leben können; das restliche Fünftel würde sich mit der Zeit etwas einsam vorkommen und sich dem Rest anpassen (dann dürfte ja niemand mehr meckern, oder ?). Eine unabdingbare Voraussetzung dafür wäre natürlich eine Kompromissbereitschaft aller derzeitigen Moralisten (irgendeinen Überbegriff muss ich da einmal nehmen).

Diese neue Moral muss man dann mMn nicht Christentum nennen; man darf aber nicht vergessen, dass jeder von irgendeiner Gesetzlichkeit ausgehen muss. Niemand kann einen Luftsprung machen, wenn er auf keinem Boden steht und je kompakter dieser Boden ist, desto höher wird er springen können.

Danke für's lange Lesen.

Zeili
 
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Zeilinger schrieb:
Diese neue Moral muss man dann mMn nicht Christentum nennen; man darf aber nicht vergessen, dass jeder von irgendeiner Gesetzlichkeit ausgehen muss.
Wow! Das liest sich gut. Sind die Menschenrechte (als UNO-Charta festgeschrieben) nicht so eine Moral?
Ich bin Jesus-Anhänger, aber natürlich kein Christ. Die Lehre der Nächstenliebe sollte man sich durchaus ein wenig näher anschauen, konkretisieren und nach ihr leben, soweit das geht und sinnvoll ist. Es ist intelligent, sie ins Herz zu lassen! Die Konsequenz ist die Überwindung des Christentums.

Gysi
 
Zeilinger schrieb:
Ob man Jesus-Anhänger und Christ-Sein so ohne weiteres auseinanderdividieren kann, halte ich für zweifelhaft. Ansonsten freue ich mich über unsere geistig-seelische Annäherung.
Wir nähern uns im Verständnis. Ich war vor 3 Monaten bestimmt nicht anders. Jesus lehrte die Nächstenliebe. Deswegen ist er doch kein Gott. Er ist für sein Engagement ans Kreuz genagelt worden, und hatte die Kreuzigung überlebt. Alles andere ergibt für mich keinen Sinn. Jesus lehrte, dass die notwendigen Gesetzesregelungen nicht immer von oben diktiert empfangen werden müssen, sondern auch von jedem aus sich heraus gewollt! So kann man - ich schrieb an anderer Stelle schon darüber - das Konzept der Nächstenliebe als einen Beitrag zur Aufhebung der Entfremdung der Menschen von der Natur sehen. Oder biblisch formuliert: Wer an die Nächstenliebe glaubt - und sich bemüht, sie zu leben - der trägt was zur Befreiung des Menschen von seiner "Erbsünde" bei! Die Vergöttlichung Jesus' durch Paulus hatte diese Botschaft verschüttet: Seitdem heißt es: Wer an die Vergöttlichung glaubt, der überlebt das Jüngste Gericht! Paulus spricht die egoistischen Wünsche nach einem ewigen Leben an - und danach giert die christliche Welt! Die Nächstenliebe steht nur noch als hohles Wort da, das allenfalls von Gott in seiner Gnade - für den Glauben - empfangen werden kann. Aber ich glabe, dass der Mensch sich diese Qualität des Gemeinschaftsverhaltens erst erarbeiten muss! Das real existierende Christentum ist der Botschaft der Nächstenliebe nichts als ein riesengroßer Klotz am Bein! Versteht doch bitte alle, dass Jesus der Botschafter der Nächstenliebe war, kein Gott oder so was - nur ein Mensch mit einer Vision - sonst "nichts". Seine Vergöttlichtung hatte diese Botschaft vergiftet. Jede Vergöttlichung (im Paket mit Höllenstrafe bei Nichtglauben) ist teuflischer Natur. Verzeih mir bitte, Zeili, wenn ich dir jetzt seelischen Ärger bereite. Ich will dich nicht ärgern, ich meine es nur ernst.

Gysi
 
Gisbert Zalich schrieb:
Jede Vergöttlichung (im Paket mit Höllenstrafe bei Nichtglauben) ist teuflischer Natur. Verzeih mir bitte, Zeili, wenn ich dir jetzt seelischen Ärger bereite. Ich will dich nicht ärgern, ich meine es nur ernst.
Ich bin nicht verärgert, höchstens etwas missmutig. Unterscheidest Du zwischen Vergöttlichung und Vergötterung ?

Zeili
 
Zeilinger schrieb:
Ich bin nicht verärgert, höchstens etwas missmutig. Unterscheidest Du zwischen Vergöttlichung und Vergötterung ?
Na, die Beatles hatten wir vergöttert, Jesus ist durch Paulus vergöttlicht worden. Die Vergötterung der Beatles hatte sie zu besonderen Menschen gemacht. Die Vergöttlichung Jesus' ihn zu einem Gott. Und diese Vergöttlichung ist von den Gläubigen akzeptiert worden, weil sie glaubten, dadurch das ewige Leben zu bekommen. Und schon ging es in diesem christlichen Glauben nicht mehr um die Nächstenliebe, sondern um ein sehr egoistisches Ziel. Für die Nächstenliebe zu beten, schafft keine Nächstenliebe. Wir müssen ihre Bedingungen und sie selbser schon höchstselbst erarbeiten.

Gysi
 
Rudi schrieb:
Dietrich Bonhoeffer (1906-1945), von dem kein einziges Buch existiert, allerdings zahlreiche Briefe (z.B. „Widerstand und Ergebung“) und eine bedeutende Biografie von Bethge ist für mich einer der bedeutendsten theologischen Aufklärer.

Von Bonhoeffer gibt es durchaus Bücher! Zum Beispiel Nachfolge, das er noch vollenden konnte, außerdem noch die Ethik, die er aber leider nicht mehr vollenden konnte. Beide Bücher sind hochinteressant!
 
Erstaunlich bei Jesus so viele Beiträge und bei Derrida so wenig.

erstaunlich, ich würde mich nicht trauen so viel über Jesus zu schreiben, weil die Bibel ist für mich weit schwerer zu verstehen ist als einige Texte von Derrida... ja, so sind die Philosophen
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Jesus

was ich sagen kann, ist, dass gysi recht hat, wenn sie meint, dass es egoistisch ist, wenn man nächstenliebe nur um ewiges leben zu bekommen ausübt.
wer nächstenliebe aus purem egoismus lebt, soll es lassen, da gott nur den fröhlichen geber annimmt und nicht den, der aus zwang gibt.

so ist es das höchste ziel bei gott zu sein, gemeinschaft mit ihm zu leben, und sei es in der hölle, das ist nebensächlich.
 
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