Philosophisticus
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So ich habe heute diesen Artikel im Netz gefunden, und einiges Interessantes dabei gefunden, was ich noch nicht so kannte. Ich zitiere mal daraus ein paar Stellen (aber eventuell ist das für einige User hier nichts neues...):
"Hitler, Heidegger und Freud sowie die Ausgaben ihrer Werke zu vergleichen, mag manchem deplatziert erscheinen, lässt sich aber mit Hinweisen auf einige symptomatische Ähnlichkeiten und Kontraste rechtfertigen. Heidegger, wie Hitler 1889 geboren, hat Mein Kampf trotz einiger Vorbehalte mit großer Bewunderung gelesen. Das geht aus dem seit November 2014 der Forschung im Deutschen Literaturarchiv Marbach zugänglichen Briefwechsel zwischen Martin Heidegger und seinem Bruder Fritz hervor. Die in Siegen lehrende Philosophin und Heidegger-Forscherin Marion Heinz hat ihn eingesehen, darüber 2015 unter dem Titel Die geheimen Briefe in der Zeitschrift Hohe Luft (Heft 3/2015) einen Artikel veröffentlicht und im März 2015 in einem Gespräch mit Thomas Assheuer in der Zeit darüber informiert. Demnach legte Martin Heidegger im Dezember 1931 „dem Bruder nahe, sich mit Hitlers Mein Kampf auseinanderzusetzen“. Seine Empfehlung, so Marion Heinz weiter, „wird begleitet von einer Einschätzung Hitlers, die überaus positiv ist. Heidegger schätzt Hitler als die Person ein, die den besten politischen Instinkt besitzt und der allein zuzutrauen ist, das Abendland zu retten.“
Zitieren durfte die Wissenschaftlerin, wie sie erklärte, aus dem Brief nicht. Dazu bedarf es einer Genehmigung der Erben. Kürzlich erst, am 6. Mai 2016, hat das ein Artikel über Hitlers Buch von Rainer Blasius in der Frankfurter Allgemeinen Zeitungnachgeholt. Demnach schrieb Heidegger in dem Brief: „Ich wünsche sehr, dass Du Dich mit dem Hitler-Buch, das in den selbstbiographischen Anfangskapiteln schwach ist, auseinandersetztest. Dass dieser Mensch einen ungewöhnlichen und sicheren Instinkt hat und eben schon gehabt hat, wo wir alle noch benebelt waren, das darf kein Einsichtiger mehr bestreiten.
Bei allen fundamentalen Unterschieden bestehen weitere Affinität zwischen dem Philosophen und dem Politiker zumindest in ihrem Antisemitismus. Aber nicht nur damit sind sie Kontrastpersonen zu Freud, der mit ihnen ansonsten vor allem eines gemeinsam hat: Wie wenige andere prägte er das Denken des 20. Jahrhunderts und noch darüber hinaus."
Und weiter heißt es in dem Artikel:
" Die Rechte an diesen Texten sind 70 Jahre nach dem Tod der Autoren frei geworden.
Was das für die Wissenschaft bedeutet, lässt sich an dem Gegenbeispiel Heidegger ablesen. Die Rechte an seinem Werk werden erst 2046 frei. Wie es hier mit der „Freiheit der Forschung“ steht, hat die Heidegger-Forscherin Marion Heinz in dem bereits zitierten Gespräch mit Thomas Assheuer beklagt: „Die Freiheit der Forschung ist in diesem Fall privatrechtlich auf die Einsichtnahme eingeschränkt. Die Publikation der Forschungsergebnisse dagegen ist, sofern sie mit Belegen aus den Briefen versehen werden, auf die Genehmigung der Familie angewiesen.“ Für ein derart restriktives Verhalten gebe es auch andere Beispiele, aber im „Fall von Heidegger gibt es eine besondere Provokation: Die Forschung bemüht sich seit Jahrzehnten, die Wahrheit über seinen Einsatz für den Nationalsozialismus ans Licht zu bringen und damit die Irreführungen der Öffentlichkeit durch Heidegger selbst aufzudecken. Dass die Publikation solcher Ergebnisse durch die Familie verhindert werden kann und auch – wie im Falle von Sidonie Kellerers Forschungen über Die Zeit des Weltbildes – verhindert werden, das ist schwer erträglich.“
Trotz solcher Hindernisse ist die wissenschaftliche Edition von Heideggers „Gesamtwerk“ weit fortgeschritten. Sie umfasst geplante 102 Bände, der (zeitlich) erste erschien 1975, als der Philosoph noch lebte. Die Ausgabe ist noch nicht abgeschlossen, unter anderen fehlt der Band mit seinem Hauptwerk Sein und Zeit, aber die meisten Bände liegen inzwischen vor."
Also man muss noch im Grunde bis 2046 warten -immerhin "nur" noch ca. 30 Jahre "Wartezeit"- bis man das meiste dann einsehen kann. Insofern braucht man da noch ein bisschen Geduld bis dahin..Ich persönlich hoffe natürlich das noch zu erleben..
Quelle: literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=22026
Anmerkung: Ich habe hier mal diesen neuen Thread aufgemacht, da ich nicht möchte dass die Heidegger Diskussion im Metaphysik-Thread oder im Böse -Thread weiter behandelt wird, sondern in diesem hier speziell zugeschnitten auf Heidegger und die Politik.
Was ersichtlich an dem Zitat wird, ist , dass Heidegger Hitlers Buch "Mein Kampf" positiv gelesen hat und seinem Bruder weiter empfohlen hat zur Lektüre. Im Artikel heißt es ja: "Heidegger schätzt Hitler als die Person ein, die den besten politischen Instinkt besitzt und der allein zuzutrauen ist, das Abendland zu retten."
Gut dann ist das so bei Heidegger gewesen. Ich hatte aber den Eindruck, dass sich dieses Bild in den 1940 er Jahren veränderte also zu Zeiten des Krieges und hatte da einen etwas anderen Eindruck bekommen durch die Lektüre der Schwarzen Hefte. Und Heidegger Hitler später anders bewertete.
Man muss allerdings bis 2046 warten- also 70 Jahre nach Heideggers Tod, bis man einiges mehr einsehen kann bzw. bis einiges dann veröffentlicht werden kann. Insofern ist die "Freiheit der Forschung" in der Tat hier durch die familiären Erben eingeschränkt. "Die Wahrheit über seinen Einsatz für den Nationalsozialismus" lässt vermutlich erst später ein Gesamtbild zu (also erst ab 2046).
Mein Heidegger -Bild ist jedenfalls durch den zitierten Artikel jetzt differenzierter geworden und die politische Seite eben nach wie vor problematisch. Dennoch bin ich nach wie vor der Meinung , dass man mit Heidegger philosophisch was anfangen kann (besonders dem von Sein und Zeit) und eben nicht alles bei ihm ideologisch aufgeladen ist usw..
Ich habe hier aber den Artikel nicht den anderen vorenthalten wollen. Soweit nochmal zu Heidegger -Diskussion aus den anderen beiden Threads, die ich aber lieber hier gern weiterführen als dort und das nun extra so eingerichtet habe. Ich würde mir aber bitte eine sachliche Diskussion hier wünschen, die anhand der "Fakten" ausgeht und weniger Polemik (am besten gar keine natürlich), die meist nicht fundiert ist meiner Erfahrung nach.
Ich bin jedenfalls gespannt, was andere dazu sagen werden (wobei ich vermutlich doch auch mit Polemik bezüglich Heidegger rechnen muss, aber vielleicht fällt die diesmal etwas "geringfügiger" aus, naja mal sehen.... Ein "sachliches" Feedback ist jedenfalls zu diesem Thema eher bevorzugt und gern gesehen.
"Hitler, Heidegger und Freud sowie die Ausgaben ihrer Werke zu vergleichen, mag manchem deplatziert erscheinen, lässt sich aber mit Hinweisen auf einige symptomatische Ähnlichkeiten und Kontraste rechtfertigen. Heidegger, wie Hitler 1889 geboren, hat Mein Kampf trotz einiger Vorbehalte mit großer Bewunderung gelesen. Das geht aus dem seit November 2014 der Forschung im Deutschen Literaturarchiv Marbach zugänglichen Briefwechsel zwischen Martin Heidegger und seinem Bruder Fritz hervor. Die in Siegen lehrende Philosophin und Heidegger-Forscherin Marion Heinz hat ihn eingesehen, darüber 2015 unter dem Titel Die geheimen Briefe in der Zeitschrift Hohe Luft (Heft 3/2015) einen Artikel veröffentlicht und im März 2015 in einem Gespräch mit Thomas Assheuer in der Zeit darüber informiert. Demnach legte Martin Heidegger im Dezember 1931 „dem Bruder nahe, sich mit Hitlers Mein Kampf auseinanderzusetzen“. Seine Empfehlung, so Marion Heinz weiter, „wird begleitet von einer Einschätzung Hitlers, die überaus positiv ist. Heidegger schätzt Hitler als die Person ein, die den besten politischen Instinkt besitzt und der allein zuzutrauen ist, das Abendland zu retten.“
Zitieren durfte die Wissenschaftlerin, wie sie erklärte, aus dem Brief nicht. Dazu bedarf es einer Genehmigung der Erben. Kürzlich erst, am 6. Mai 2016, hat das ein Artikel über Hitlers Buch von Rainer Blasius in der Frankfurter Allgemeinen Zeitungnachgeholt. Demnach schrieb Heidegger in dem Brief: „Ich wünsche sehr, dass Du Dich mit dem Hitler-Buch, das in den selbstbiographischen Anfangskapiteln schwach ist, auseinandersetztest. Dass dieser Mensch einen ungewöhnlichen und sicheren Instinkt hat und eben schon gehabt hat, wo wir alle noch benebelt waren, das darf kein Einsichtiger mehr bestreiten.
Bei allen fundamentalen Unterschieden bestehen weitere Affinität zwischen dem Philosophen und dem Politiker zumindest in ihrem Antisemitismus. Aber nicht nur damit sind sie Kontrastpersonen zu Freud, der mit ihnen ansonsten vor allem eines gemeinsam hat: Wie wenige andere prägte er das Denken des 20. Jahrhunderts und noch darüber hinaus."
Und weiter heißt es in dem Artikel:
" Die Rechte an diesen Texten sind 70 Jahre nach dem Tod der Autoren frei geworden.
Was das für die Wissenschaft bedeutet, lässt sich an dem Gegenbeispiel Heidegger ablesen. Die Rechte an seinem Werk werden erst 2046 frei. Wie es hier mit der „Freiheit der Forschung“ steht, hat die Heidegger-Forscherin Marion Heinz in dem bereits zitierten Gespräch mit Thomas Assheuer beklagt: „Die Freiheit der Forschung ist in diesem Fall privatrechtlich auf die Einsichtnahme eingeschränkt. Die Publikation der Forschungsergebnisse dagegen ist, sofern sie mit Belegen aus den Briefen versehen werden, auf die Genehmigung der Familie angewiesen.“ Für ein derart restriktives Verhalten gebe es auch andere Beispiele, aber im „Fall von Heidegger gibt es eine besondere Provokation: Die Forschung bemüht sich seit Jahrzehnten, die Wahrheit über seinen Einsatz für den Nationalsozialismus ans Licht zu bringen und damit die Irreführungen der Öffentlichkeit durch Heidegger selbst aufzudecken. Dass die Publikation solcher Ergebnisse durch die Familie verhindert werden kann und auch – wie im Falle von Sidonie Kellerers Forschungen über Die Zeit des Weltbildes – verhindert werden, das ist schwer erträglich.“
Trotz solcher Hindernisse ist die wissenschaftliche Edition von Heideggers „Gesamtwerk“ weit fortgeschritten. Sie umfasst geplante 102 Bände, der (zeitlich) erste erschien 1975, als der Philosoph noch lebte. Die Ausgabe ist noch nicht abgeschlossen, unter anderen fehlt der Band mit seinem Hauptwerk Sein und Zeit, aber die meisten Bände liegen inzwischen vor."
Also man muss noch im Grunde bis 2046 warten -immerhin "nur" noch ca. 30 Jahre "Wartezeit"- bis man das meiste dann einsehen kann. Insofern braucht man da noch ein bisschen Geduld bis dahin..Ich persönlich hoffe natürlich das noch zu erleben..
Quelle: literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=22026
Anmerkung: Ich habe hier mal diesen neuen Thread aufgemacht, da ich nicht möchte dass die Heidegger Diskussion im Metaphysik-Thread oder im Böse -Thread weiter behandelt wird, sondern in diesem hier speziell zugeschnitten auf Heidegger und die Politik.
Was ersichtlich an dem Zitat wird, ist , dass Heidegger Hitlers Buch "Mein Kampf" positiv gelesen hat und seinem Bruder weiter empfohlen hat zur Lektüre. Im Artikel heißt es ja: "Heidegger schätzt Hitler als die Person ein, die den besten politischen Instinkt besitzt und der allein zuzutrauen ist, das Abendland zu retten."
Gut dann ist das so bei Heidegger gewesen. Ich hatte aber den Eindruck, dass sich dieses Bild in den 1940 er Jahren veränderte also zu Zeiten des Krieges und hatte da einen etwas anderen Eindruck bekommen durch die Lektüre der Schwarzen Hefte. Und Heidegger Hitler später anders bewertete.
Man muss allerdings bis 2046 warten- also 70 Jahre nach Heideggers Tod, bis man einiges mehr einsehen kann bzw. bis einiges dann veröffentlicht werden kann. Insofern ist die "Freiheit der Forschung" in der Tat hier durch die familiären Erben eingeschränkt. "Die Wahrheit über seinen Einsatz für den Nationalsozialismus" lässt vermutlich erst später ein Gesamtbild zu (also erst ab 2046).
Mein Heidegger -Bild ist jedenfalls durch den zitierten Artikel jetzt differenzierter geworden und die politische Seite eben nach wie vor problematisch. Dennoch bin ich nach wie vor der Meinung , dass man mit Heidegger philosophisch was anfangen kann (besonders dem von Sein und Zeit) und eben nicht alles bei ihm ideologisch aufgeladen ist usw..
Ich habe hier aber den Artikel nicht den anderen vorenthalten wollen. Soweit nochmal zu Heidegger -Diskussion aus den anderen beiden Threads, die ich aber lieber hier gern weiterführen als dort und das nun extra so eingerichtet habe. Ich würde mir aber bitte eine sachliche Diskussion hier wünschen, die anhand der "Fakten" ausgeht und weniger Polemik (am besten gar keine natürlich), die meist nicht fundiert ist meiner Erfahrung nach.
Ich bin jedenfalls gespannt, was andere dazu sagen werden (wobei ich vermutlich doch auch mit Polemik bezüglich Heidegger rechnen muss, aber vielleicht fällt die diesmal etwas "geringfügiger" aus, naja mal sehen.... Ein "sachliches" Feedback ist jedenfalls zu diesem Thema eher bevorzugt und gern gesehen.