• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Habe die Ehre, Herr Piefke!

FritzR

Active Member
Registriert
6. Oktober 2008
Beiträge
2.809
Heute im hiesigen Blättle gefunden:

Habe die Ehre, Herr Piefke!

Nach 150 Jahren bekommt Preußens Hofkapellmeister ein Denkmal


Wien. Warum Gänserndorf und nicht gleich Wien, das nur 20 Kilometer entfernt liegt? Es sind historische Gründe, die den Standort Denkmals bestimmen. Die preußische Armee hatte am 3. Juli 1866 die Osterreicher bei Königgrätz (Böhmen) vernichtend geschlagen. 62 000 Soldaten König Wilhelms I. marschierten anschließend Richtung Wien und schlugen vor den Toren der Stadt ihr Lager auf.

Reichskanzler Bismarck wollte aus taktischen Gründen dem österreichischen Kaiser Franz Joseph I. die Schmach eines Triumphzugs durch Wien ersparen und setzte sich damit sogar gegen seinen eigenen König durch. Also fand die Siegesparade am 3.1. Juli in Gänserndorl statt. Voran marschierte eine Militärkapelle, dirigiert vom Königlichen Musikdirektor Johann Gottfried Piefke. dieser Gelegenheit durfte er sein neuestes Werk, den "Königgrätzer Marsch", uraufführen. Doch wie kam es, dass Piefke zum Paten des Spottnamens wurde, den die Osterreicher bis heute allen Deutschen verpassen?

Als Quelle sehen Historiker eine infame Lügenpropaganda, die katholische Kreise am Habsburger Hof gegen die verhassten protestantischen Preußen in Umlauf gebracht hatten. Demnach sei der Hofkapellmeister in Wien bel mehreren Anlässen laut, präpotent und arrogant gegen die Osterreicher aufgetreten.

Dabei hatte Piefke die Kaiserstadt nie treten, er zog mit seinem Musikkorps unmittelbar nach der Siegesparade in Gänserndorf wieder ab. Auch galt Piefke als ein ehrenwerter Mann, keine der ihm von den Wienern angedichteten schlechten Charaktereigenschaften ist überliefert. Er starb, hochdekoriert, 1884 im Alter von 69 Jahren in Frankfurt an der Oder. Seine Märsche, allen voran "Preußens Gloria und auch der "Königgrätzer“ werden noch heute von Militärkapellen in aller Welt gespielt. Erst jetzt, 143 Jahre nach Königgrätz, gibt es den Versuch einer Rehabilitierung: Im Zentrum Gänserndorfs wurde jetzt vor der Stadtbücherei ein Denkmal für Johann Gottfried Piefke enthüllt. Heißt es in Zukunft: Habe die Ehre, Herr Piefke?

Als Fremdenverkehrs-Gag will Robert Pintz, Vizebürgermeister und Kulturreferent des Marchfeldstädtchens die Geste nicht verstanden wissen. " Wir erwarten nicht, dass jetzt Scharen von deutschen Touristen kommen", versichert er. Er hoffe, das Denkmal möge sein Gänserndorf als Kulturstadt aufwerten und die Osterreicher zum Nachdenken anregen. "Ich selbst habe diese Piefke-Geschichte erst vor zwei Jahren genauer nachgelesen", gibt der Vizebürgermeister offen zu. Das Schimpfwort "Piefke" ist ihm eher peinlich, "ich habe es noch nie benutzt".

Die Idee für das Denkmal hatte – ein Piefke. Christoph Theiler ist zwar Bayer, aber solche Feinheiten kümmern die Osterreicher wenig. Der 50-Jährige kam 1982 als Musikstudent nach Wien und lebt hier als Komponist und Multimediakünstler. Als er dem Ursprung des Spottnamens nachging, "hatte ich die Idee, Piefke in irgendeiner Form zu würdigen". Bei den Kulturbehörden des Bundeslandes Niederösterreich und der Stadt Gänserndorf habe er Unterstützung gefunden. Nun wollte der Komponist Theiler dem "Berufskollegen " Piefke keine Bronzestatue errichten. Er entschied sich für eine Klangskulptur: Sie besteht aus einer knapp drei Meter hohen, halbrunden Stahlplatte, an der eine Metallscheibe mit einer Federstahlzunge montiert ist.

Eher amüsiert reagiert Theiler mittlerweile, wenn man ihn einen "Piefke" nennt. Als Bayer versteht er die Osterreicher besser als Berliner oder Norddeutsche. Theiler erlaubt sich sogar den Spaß, sein Denkmal-Projekt als "ein Kulturmanöver" zu propagieren – in Anspielung auf die militärische Schmach bei Königgrätz. Doch Vorsicht, mit satirischen Gegenschlägen ist zu rechnen. Und sei es mit großer Verspätung: Als die Osterreicher die Deutschen 1978 in Cordoba aus der Fußball-WM kickten, jubelten sie über die "Rache für Königgrätz". Doch kann die Mischung aus Spott und Feindseligkeit auch nach hinten losgehen: Die TV-Serie "Piefke-Saga" oder die Hasstiraden gegen den Regiestar Claus Paymann, den Piefke am Wiener Burgtheater, haben mehr über die Befindlichkeiten der Osterreicher verraten als über die Charaktereigenschaften der Deutschen.
Rudolf Gruber

http://images.google.de/imgres?imgu...es?q=G%C3%A4nserndorf+Piefke&gbv=2&hl=de&sa=X

Bei Piefkedenkmal.at anklicken.

Gruß ins Össiland
FR
SUUM CUIQUE
 
Werbung:
AW: Habe die Ehre, Herr Piefke!

Erst jetzt, 143 Jahre nach Königgrätz, gibt es den Versuch einer Rehabilitierung: Im Zentrum Gänserndorfs wurde jetzt vor der Stadtbücherei ein Denkmal für Johann Gottfried Piefke enthüllt. Heißt es in Zukunft: Habe die Ehre, Herr Piefke?
Ist schon möglich; 143 Jahre sind spät, aber doch. Wir Österreicher sind eben - wie wohl die meisten Völker - damals auch nicht gerne besiegt worden.

Die Idee für das Denkmal hatte – ein Piefke. Christoph Theiler ist zwar Bayer, aber solche Feinheiten kümmern die Osterreicher wenig. Der 50-Jährige kam 1982 als Musikstudent nach Wien und lebt hier als Komponist und Multimediakünstler.
Bei den - inzwischen vielen - Menschen, die nicht dort sterben, wo sie geboren wurden, müssen wir wohl zwischen einer Stammheimat und einer Wahlheimat unterscheiden. Ich kenne zwei Menschen, einer davon ist ein Promi (Ludwig Hirsch, kenne ich aber nicht persönlich), die im 3.(!) Lebensjahr von ihrem Geburtsort wegzogen sind (weggezogen wurden) und sich selbst gar nicht mehr als Geburtsortler fühlen; was die Dankbarkeit gegenüber ihrer Stammheimat betrifft, muss man wohl auch genauer nachfragen, ob sie ihrer Wahlheimat (bzw. die neue Heimat, die ihnen ihre Eltern ausgesucht haben) nicht mehr verdanken. Wenn Herr Christoph Theiler 50 Jahre alt ist, wurde er 1959 geboren, als kam er im Alter von 23 Jahren nach Wien. Es erhebt sich die - zugegeben hypothetische - Frage, ob er woanders auch ein Komponist geworden wäre.

Das gilt natürlich sinngemäß auch für Menschen, die von Österreich weggezogen sind und ihre großen Leistungen in ihrer Wahlheimat erbrachten.

. . .
Gruß ins Össiland
FR
SUUM CUIQUE
Gruß zurück - und auf gute Zusammenarbeit.

Zeili
 
AW: Habe die Ehre, Herr Piefke!

Gruß zurück - und auf gute Zusammenarbeit.
Zeili

Danke, greife ich gerne auf!

Das hier aber könnte missverstanden werden:

Zitat von FritzR
Erst jetzt, 143 Jahre nach Königgrätz, gibt es den Versuch einer Rehabilitierung: Im Zentrum Gänserndorfs wurde jetzt vor der Stadtbücherei ein Denkmal für Johann Gottfried Piefke enthüllt. Heißt es in Zukunft: Habe die Ehre, Herr Piefke?


Der obige Text stammt nicht von mir.
Ich zitiere einen Artikel.

Gruß Fritz
 
AW: Habe die Ehre, Herr Piefke!

Das hier aber könnte missverstanden werden:

Zitat von FritzR
Erst jetzt, 143 Jahre nach Königgrätz, gibt es den Versuch einer Rehabilitierung: Im Zentrum Gänserndorfs wurde jetzt vor der Stadtbücherei ein Denkmal für Johann Gottfried Piefke enthüllt. Heißt es in Zukunft: Habe die Ehre, Herr Piefke?


Der obige Text stammt nicht von mir.
Ich zitiere einen Artikel.

Gruß Fritz
Okay, alles klar.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Habe die Ehre, Herr Piefke!

Das hat mich animiert in Wikipedia unter Piefke nachzulesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Piefke
Also gibt es noch eine zweite Theorie. Diese war mir bekannt ich las sie einst in der FAZ. Die Gänserndorfer Theorie ist mir neu. Mit dem gleichen Recht dürfte also auch in Düppeln (wo immer das ist) eine Piefke-Statue errichtet werden...
 
AW: Habe die Ehre, Herr Piefke!

Na ja, ist ja auch ziemlich egal. Jedenfalls bekommen die Gänserndorfer jetzt eine Piefke-Statue. Eine grosse Eisen-Gans hätte es zwar auch getan, doch solange sie sich nicht auch noch in "Piefkehausen" umbenennen wollen, soll es mir recht sein. Vielleicht erhoffen sie sich dadurch auch mehr Touristen.
 
Werbung:
AW: Habe die Ehre, Herr Piefke!

Ist es nicht eigentlich egal, wie die Machthaber das Stück Land nannten/nennen, in dem sie sich vom Volke aushalten ließen/lassen.. Ich sehe keinen Sinn darinnen, mir über dem Wort Deutschland, Österreich oder Piefke den Kopf zu zerbrechen oder davon Ableitungen zu treffen und daran herum zu denken. Es sind unterschiedliche Gegenden mit unterschiedlichen Menschen, die sich nach und nach annähern, mehr ist es doch nicht.

Erst indem die Menschen diese alten Geschichten ewig erinnern und ewig an alten Geschichten festhalten, wird doch die Fede aufrecht erhalten. Warum sonst, gibt es brennende Tempel und so viele Tote in Gebieten wie dem Balkan. Die haben ausgezeichnete Totengräber. Die altes gern bewahren würden, in ihren „Gotteshäusern“, mit ihren Uniformen und mit ihrem Wahn sich mit einem Wort zu identifizieren. Ich bin? Ich bin dies oder das? Ja bin ich vielleicht ein Nashorn, wenn mir das jemand lange genug sagt?

Ich meine, wir sollten die, die diese Sachen ewig aufwärmen wollen einäschern, nicht uns gegenseitig. Kaisersemmeln schmecken mir ebenso wie Brötchen, es ist wirklich bald überall der selbe Teig. Ich sehe keinen Sinn mehr in Nationalität und Religion. Im „du bist Schreiner“ und „ich bin Bürgermeister“. Wie ist denn ein Schreiner und wie ist denn ein Bürgermeister...sind es nicht deine eigenen Gedanken, mit denen du mit deinen Piefkewortspielchen spielst? Es war eure Dummheit Führern zu folgen und euch gegenseitig umzubringen und euer Land zu beanspruchen und neues dazu. Und das seit Jahrhunderten. Um euch vor dem neuen zu beschützen. Nation und Rasse, Religion und Eigentum, Beruf...das sind eure Identifikationen...eure Dummheiten...die neueste Dummheit ist das „große ganze“, die höhere Aufgabe....Neu?...nein, nur mit neuem Etikett....man muss daran nicht bis zum Untergang festhalten.

Briefke
 
Zurück
Oben