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Ehrlichkeit als Kommunikationsmethode

AW: Ehrlichkeit als Kommunikationsmethode

Foggy,
aber auch der Satz ...

"Ehrlich mit sich selbst sein,
spricht für den Geschmack der Eigenempfindung im Rahmen des Vernunfts,
denke ich."

... wirkt noch reichlich vernebelt.

Wolltest du damit irgendetwas sagen ?


Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.


Du hast Recht, der Satz ist nicht philosophisch formuliert.
Zweiter Versuch: Ehrlich mit sich selbst sein, könnte auch eine Art von Kommunikation sein. Der Vernunft, als eigene koerzitive oder „moralische“ Instanz (z.B. Über-Ich) schränkt dieses Diskurs ein. Ich erfahre über mich nur das, was ich mir zulasse. Ich werte den ehrlichen Diskurs über mich als mögliche Gefahr oder Umstellung für Selbst und erzeuge daraus eine eigene Wirklichkeit, die nicht Teil des Diskurses war.
 
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AW: Ehrlichkeit als Kommunikationsmethode

....
Zweiter Versuch: Ehrlich mit sich selbst sein, könnte auch eine Art von Kommunikation sein. Der Vernunft, als eigene koerzitive oder „moralische“ Instanz (z.B. Über-Ich) schränkt dieses Diskurs ein. Ich erfahre über mich nur das, was ich mir zulasse. Ich werte den ehrlichen Diskurs über mich als mögliche Gefahr oder Umstellung für Selbst und erzeuge daraus eine eigene Wirklichkeit, die nicht Teil des Diskurses war.

Dritter (und letzter) Versuch:

Aufrichtigkeit ist eine Haltung sich selbst und anderen gegenüber, die Vertrauen ermöglicht. Dazu indirekt Meister Immanuel KANT:

"Ein Mensch, der nicht glaubt, was er einem anderen sagt, hat einen noch geringeren Wert, als wenn er bloß eine Sache ist."

Lüge heißt: etwas nicht sehen wollen, das man sieht; etwas nicht so sehen wollen, wie man(n)/frau es sieht. Dabei ist die gewöhnlichste Lüge die, mit der man(n)/frau sich selbst belügt.

Diese Aufrichtigkeit ist eine notwendige Bedingung für jedwede Art von DISKURS, der in Kontexten, wo es um Macht und Geld geht, also im global-digitalen Finanz-Kapitalis-mus, strukturell prinzipiell nicht möglich ist.​
 
AW: Ehrlichkeit als Kommunikationsmethode

Wie denkt ihr über Ehrlichkeit? Ist sie mehr als eine Kommunikationsmethode?
Hallo Foggy,

irgendwo hier gibt es einen Thread "Ist Wahrheit verhandelbar".
Meine These dazu ist, dass Wahrheit nie objektiv feststellbar ist, sondern immer eine Folge von Konvention und Aushandeln.
Ich denke, dass Problem in der Kommunikation ist, dass du nie wissen kannst, ob dein Gegenüber ehrlich ist - und du weißt noch nicht mal, ob er weiß, ob er ehrlich ist...
Und du weißt nicht, ob du selbst ehrlich bist. Denn um so etwas wie Wahrheit zu generieren, musst du zunächst die Realität in ihrer Komplexität reduzieren. Und dabei geschehen Fehler, bzw. sind Operationen von Urteilen und Vorlieben abhängig.
Ich denke, in der Alltagskommunikation sagt man vielleicht, jemand sei ehrlich, man meint aber eigentlich: Er MEINT es ehrlich.
Man vermeint also den WILLEN zu Ehrlichkeit zu erkennen.
Lauter Unsicherheitsfaktoren, die nur bestätigen, wie unsicher unsere Alltagskommunikation wird, sobald es um prekäre Inhalte geht...
 
AW: Ehrlichkeit als Kommunikationsmethode

Hallo Foggy,

irgendwo hier gibt es einen Thread "Ist Wahrheit verhandelbar".
Meine These dazu ist, dass Wahrheit nie objektiv feststellbar ist, sondern immer eine Folge von Konvention und Aushandeln.
....

:ironie: Das werde ich sofort den DISKURS-Philosophen K-O. APEL, J. HABERMAS, J. RAWLS und A. HONNETH mitteilen ...:schnl:
 
AW: Ehrlichkeit als Kommunikationsmethode

Hallo Foggy,

irgendwo hier gibt es einen Thread "Ist Wahrheit verhandelbar".
Meine These dazu ist, dass Wahrheit nie objektiv feststellbar ist, sondern immer eine Folge von Konvention und Aushandeln.


Na hör mal!
Wenn deine Frau dich fragt, ob du den Müll rausgebracht hast und du bejahst, kann sie das sehr leicht objektiv feststellen, indem sie nachguckt!
Aber das ist natürlich ein sehr einfacher Sachverhalt.
Warst du auf einem Riesenevent und sie fragt dich, wer alles da war, wird es schon schwieriger, aber auch da kannst du ehrlich sein, indem du antwortest, wen du getroffen und erkannt hast (oder an wen du dich erinnerst! :D). Jedenfalls ist es NICHT verhandelbar, wer da war und wer nicht!
Komplexer wird es da, wo es um Gefühle und Motivationen geht, weil da vieles sehr widersprüchlich sein kann. Aber auch da kann man ehrlich bleiben, indem man seine Aussage einschränkt auf "Soweit mir bewusst ist...."!
Im Klartext - subjektive Wahrheit, die sich auf persönlich wahrnehmbare Sachverhalte bezieht, ist feststell- und in Grenzen artikulierbar und natürlich auch mit der Wahrnehmung der Mitmenschen vergleich- und damit objektivierbar!
 
AW: Ehrlichkeit als Kommunikationsmethode


Dritter (und letzter) Versuch:

Aufrichtigkeit ist eine Haltung sich selbst und anderen gegenüber, die Vertrauen ermöglicht. Dazu indirekt Meister Immanuel KANT:

"Ein Mensch, der nicht glaubt, was er einem anderen sagt, hat einen noch geringeren Wert, als wenn er bloß eine Sache ist."

Lüge heißt: etwas nicht sehen wollen, das man sieht; etwas nicht so sehen wollen, wie man(n)/frau es sieht. Dabei ist die gewöhnlichste Lüge die, mit der man(n)/frau sich selbst belügt.

Diese Aufrichtigkeit ist eine notwendige Bedingung für jedwede Art von DISKURS, der in Kontexten, wo es um Macht und Geld geht, also im global-digitalen Finanz-Kapitalis-mus, strukturell prinzipiell nicht möglich ist.​


Aufrichtigkeit ist, deiner Meinung nach, dort nicht möglich, wo sie am meisten gebraucht wird, nämlich in der Wirklichkeit. Weiter, diese Haltung – Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit – ist ein kategorischer Imperativ nach Kant. Habe ich dich richtig verstanden?

Mir ist auch die etwas neuere Diskursethik zu eng geworden, nicht weil sie nicht das Potenzial hat, weitere Horizonte zu erschließen, sondern weil sie sehr an Moral gebunden ist, sogar eine eigene Moral generiert. Parallel dazu bringt Michel Foucault die Macht in Spiel der Diskursanalyse.

Ist überhaupt Ehrlichkeit ohne Moral und ohne Machtausübung überhaupt möglich? Es kann sein, dass Ehrlichkeit nur in einer einschränkenden Umgebung möglich ist, daher je nach Einschränkungsart eine eigene Form der Ehrlichkeit entsteht. In diesem Sinne ist Ehrlichkeit eine Kommunikationsart. Aber es könnte auch sein, dass Ehrlichkeit ein menschliches Bedürfnis ist, das durch Macht und Moral verformt ist.
 
AW: Ehrlichkeit als Kommunikationsmethode

1. Aufrichtigkeit ist, deiner Meinung nach, dort nicht möglich, wo sie am meisten gebraucht wird, nämlich in der Wirklichkeit.

2. Weiter, diese Haltung – Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit – ist ein kategorischer Imperativ nach Kant. Habe ich dich richtig verstanden?

3. Mir ist auch die etwas neuere Diskursethik zu eng geworden, nicht weil sie nicht das Potenzial hat, weitere Horizonte zu erschließen, sondern weil sie sehr an Moral gebunden ist, sogar eine eigene Moral generiert.

4. Parallel dazu bringt Michel Foucault die Macht in Spiel der Diskursanalyse.

5. Ist überhaupt Ehrlichkeit ohne Moral und ohne Machtausübung überhaupt möglich? Es kann sein, dass Ehrlichkeit nur in einer einschränkenden Umgebung möglich ist, daher je nach Einschränkungsart eine eigene Form der Ehrlichkeit entsteht. In diesem Sinne ist Ehrlichkeit eine Kommunikationsart.

6. Aber es könnte auch sein, dass Ehrlichkeit ein menschliches Bedürfnis ist, das durch Macht und Moral verformt ist.

Zu 1.:
Wenn mit Wirklichkeit die soziale Realität im global-digitalen Finanz-Kapitalis-mus gemeint ist, so ist Aufrichtigkeit/Wahrhaftigkeit dort wahrscheinlich eher hinderlich, wenn man(n)/frau beispielsweise Karriere machen will - innerhalb dieser sozialen Systeme ...
Ich verstehe Wirklichkeit aber umfassender als bloß die Realität in Sozial-Systemen ...bzw. Teil-Systemen der sozialen Gesellschaften, die im Ungeist des global-digitalen Finanz-Kapitalis-mus organisiert sind ...

Zu 2.:
Nein, :nein: denn der kategorische Imperativ ist Meister KANT's Grundgedanke im Rahmen seines Versuchs aus dem 18. Jahrhundert, die ETHIK im Rahmen seiner Kritik der Praktischen Vernunft auf ein philosophisches Fundament zu stellen ...und aus der Metaphysik der autoritären christlichen Religionen zu befreien ....

Als Haltungen gehören Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit eher in den psychologischen Kontext - als in den philosohischen Kontext einer vernünftigen Moral-Begründung im Rahmen einer ethischen Theorie ....

Zu 3.:
Ja, aber ist denn moralisches Handeln per se negativ, wenn es diskursethisch nicht nur abstrakt-theoretisch gefordert, sondern praktisch verwirklicht wird :dontknow:

Zu 4.:
Ja, aber schon Jürgen HABERMAS sprach seinerzeit vom "zwanglosen Zwang des besseren Arguments"...Was hat das mit Macht zu tun ....:dontknow:

Nach meiner unmaßgeblichen Position geht es in DISKURSEN weder um einen Konsens nach dem Motto: Friede, Freude, Eierkuchen ...noch um Macht-Ausübung ..... sondern um eine bestimmte Qualität von Kommunikation, die auf der wechselseitigen Anerkennung der DISKURS-TeilnehmerInnen beruht ....

Schon Meister HEGEL hatte die "Idee der wechselseitigen Anerkennung" betont, der in der Tat ein moralisches Fundament innewohnt.

Es handelt sich dabei, wie Axel HONNETH trefflich bemerkt hatte, neben dem Recht und der Solidarität um ein "Muster intersubjektiver Anerkennung", analog der Liebe ....

Zu 5.:
Ja, das kann sein ....:dontknow:

Zu 6.:
Ja, das vermute ich mit den Sozialphilosophen der Kritischen Theorie/Frankfurter Schule auch ....
 
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