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Der Neid - verwerfliche Vorstufe zum Hass oder sozialpolitische Notwendigkeit?

Neid ist nach seiner Natur denen eigen, die etwas nicht haben oder nicht erreicht haben, denen also, die zwar streben und doch ihr Ziel nicht erreicht haben. Neid wird nicht aufkommen, wenn ein Mensch nach einer Sache oder einem Besitz nicht strebt, denn er wird dieses erreichte „Gut“ nicht als erstrebenswert betrachten und damit auch keinerlei Neid verspüren.

Neid ist somit das Gefühl der Versager und dient denen, die etwas wollen, es aber nicht erreicht haben, als Begründung für die Unrechtmäßigkeit des Erfolges anderer. Es dient dazu, das eigene Versagen zu relativieren und sich vom peinigenden Gefühl des Versagens selbst zu befreien.

Damit ist der Neid in erster Linie eine Rechtfertigung und ein Vorwand für sich selbst und in dieser Funktion ist es auch die Vorstufe für das weitere und nachhaltige Versagen des Neidischen, denn der Neid führt in der Regel nicht zu einer Motivation etwas besser zu machen, zur Selbstkritik und zur Verbesserung der eigenen Fähigkeiten. Der Neidische verharrt vielmehr in seiner negativen Haltung und projiziert sein Versagen auf denjenigen, der das Gewünschte erreicht hat.

Erst wenn der Neid in die positive Richtung dreht, sich am Erreichen des Zieles orientiert und damit zur Selbstkritik und Motivation führt, erst dann verliert der Neid seine selbstzerstörerische Wirkung und verwandelt sich in Ansporn, Motivation und letztlich den Willen, mehr zu tun, sich zu verbessern und weiter an gesteckten Ziele zu arbeiten. Diese Form des „Neides“, die eigentlich kein Neid mehr ist, ist die tragende Kraft des menschlichen Strebens, des Strebens nach gesteckten Zielen und dem Erreichen von Dingen, die für unmöglich gehalten werden. Diesem Streben haben wir viele Erfindungen und Errungenschaften zu verdanken.

Dem Neid verdanken wir Kriege, Morde und Intrigen, Selbstzerstörung und vergiftete Gefühle, die allesamt für die Gesellschaft nichts einbringen. Somit lautet meine Antwort auch: nein, der Neid in seiner ursprünglichen Form ist keine sozialpolitische Notwendigkeit, aber durchaus eine Vorstufe zum Hass.
 
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AW: Der Neid - verwerfliche Vorstufe zum Hass oder sozialpolitische Notwendigkeit?

Hallo Zeili,

habe noch ein Zitat zum Thema Neid gefunden,
welches mir persönlich zusagt und mit welchem ich mich auch jederzeit gerne zu identifizieren vermag:

< Dem Neid wirst du entgehen,
wenn du verstehst,
dich im Stillen zu freuen.
>

von Seneca, römischer Philosoph, Dramatiker, Naturforscher, Staatsmann und Stoiker.

Bernies Sage
 
AW: Der Neid - verwerfliche Vorstufe zum Hass oder sozialpolitische Notwendigkeit?

Hallo Zeili,

habe noch ein Zitat zum Thema Neid gefunden,
welches mir persönlich zusagt und mit welchem ich mich auch jederzeit gerne zu identifizieren vermag:

< Dem Neid wirst du entgehen,
wenn du verstehst,
dich im Stillen zu freuen.
>

von Seneca, römischer Philosoph, Dramatiker, Naturforscher, Staatsmann und Stoiker.

Bernies Sage
Gefällt mir auch, Bernies Sage.

Zeili
 
Der Neid gönnt dem Teufel nicht die Hitze in der Hölle.
Autor unbekannt

Ein interessanter psychoanalytischer Ansatz. Neid hat etwas Ungewolltes an sich: das worum wir den Anderen beneiden, wollen wir selbst garnicht haben.
Es geht also eher darum, dass wir wollen, dass der andere es nicht hat. Aus dem Grund ist Neid nicht egoistisch, denn er schaut keineswegs nur auf sich selbst - er ist viel mehr altruistisch, weil er ständig auf den Anderen schaut.
 
Was denkt Ihr über den Neid,
Kenn ich nicht und wurde auch so erzogen.
Neid ist für mich die Sehnsucht nach etwas, das sich andere leisten, um andere zu beeindrucken. Das war mir aber schon immer egal.
Wer mit seinem Besitz etwas darstellen will, der soll das tun. Wer das nötig hat, ist armselig.
Wer anderen etwas neidet, ist nur zu dumm zum leben.

Ja, Neid KANN eine Vorstufe zum Hass sein, wenn man Menschen hasst, die viel Geld für Dinge ausgeben, die eh viel zu teuer sind und die Status über Stil stellen.

mfg
 
Neid ist für mich die Sehnsucht nach etwas, das sich andere leisten, um andere zu beeindrucken. Das war mir aber schon immer egal.
Wer mit seinem Besitz etwas darstellen will, der soll das tun. Wer das nötig hat, ist armselig.
Wer anderen etwas neidet, ist nur zu dumm zum leben.

Hier passt gut, was Nietzsche unter Ressentiment bezeichnet: man sieht lieber den anderen arm als sich selbst reich; und lieber alle klein als manche groß. Niemand darf dann bewundernswert, strahlend sein; alle sind nur dann beruhigt, wenn nichts mehr hervorsticht.
 
Da Neid auch bei Primaten und wohl auch bei Hunden zu beobachten ist (über den klassischen Futterneid hinausgehend), empfinde ich ihn grundsätzlich als Evolutionär. Philosophische Notwendigkeit als Maß des Messens für (... ja was? ...) uneigennütziges Teilen, Geben? Meine Devise, seit Kindheit an "Im Teilen liegt der Genuss". Ganz anders, laut meiner Eltern, meine ältere Schwester, war mir nie aufgefallen. Irgendwann im TV gesehen: Ein Ehepaar, auf Kinder verzichtet um sich den Traum vom Porsche zu erfüllen, darüber weinend. Fahren nur nachts damit, mit Sturmhauben! Nur nicht gesehen werden, keinen Neid erzeugen. Ist das die Umkehrung von Neid oder krankhaft? Konrad Lorenz Theorie zur Paarfindung: Schönstes Nest oder buntestes Gefieder beim Graugänserich werden vom Weibchen bevorzugt. Genau die Errungenschaften, die vordergründig zu Neid führen. Geistiger oder materieller Reichtum. Werden wir also beneidet, weil die/der beneidenswerte einen Schlag hat beim bevorzugten, Ernährung der Brut sichernden Mann oder der vermehrungswürdigst erscheinenden Frau? Ließen französische Adlige, vor der zahnmedizinisch fundierten Zahnimplantation, untertänigen jungen Männern mit nicht vom Zuckergenuss zerstörten Zähnen, selbige aus purem Neid herausbrechen und bei sich selbst inserieren? Irrwitzigerweise funktionierte das in seltenen Fällen sogar, zeigt, welch ein starkes Immunsystem der eine oder andere "Survivor of the fittest" des Mittelalters besaß ...
Finde, ohne Neid hätten wir nicht das, was wir Fortschritt nennen. Weiterentwicklung, und auch soziales Verhalten. Im Tierreich bleibt das Rudelmitglied, welches nicht mehr zur Nahrungsbeschaffung beitragen kann, auf der Strecke. Vielleicht ist unser Verhalten, auch dem kranken Stammesangehörigen das Überleben zu ermöglichen, der Antagonist zum Neid, das oben thematisierte Maß des Messens. Dann ist der Neid nämlich viel mehr als nur eine der Sieben Todsünden. Dann brauchen wir nur, jeder für sich, ihn kultivieren.
 
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Hier passt gut, was Nietzsche unter Ressentiment bezeichnet: man sieht lieber den anderen arm als sich selbst reich; und lieber alle klein als manche groß. Niemand darf dann bewundernswert, strahlend sein; alle sind nur dann beruhigt, wenn nichts mehr hervorsticht.
Ich finde ja grundsätzlich, dass es besser ist Menschen wegen ihrer Persönlichkeit zu "bewundern" als ihren Besitz. ;)

mfg
 
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