• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Chinesische Philosophie: Laotse, Daodejing, "Nicht-Handeln"?

Nicht-Handeln bedeutet in diesem Sinn, die Dinge, die auf dich zukommen, einfach anzunehmen, ihnen keinen Widerstand entgegenzusetzen, das zu tun, was von außen gefordert wird und was ganz leicht und spontan als deine Reaktion auf eine Aktion "wie von selbst" geschieht.



Es deckt sich vieles mit dem, was ich über das SELBST erfahren habe und über die Sichtweisen der Welt.

Ich danke herzlichst für den Link!
 
Werbung:
Wu-Wei bedeutet "nichts tuend", wobei damit nicht das eigentlich passive Element gemeint ist, sondern ein Leben ohne Aufwand, das sich treiben lassen ("go with the flow") und ein sich Angleichen an die eigene und einen umgebende Natur.

Es bedeutet daher auch zu wissen, wann man handeln sollte und wann nicht. Das Ziel ist einen Zustand zu erreichen, der durch eine perfekte Ausgeglichenheit und die Anpassung an das Tao gekennzeichnet ist. Dieser Zustand verleiht dann auch eine weiche und nicht sichtbare Kraft über die Dinge.

All dies läuft wohl auf den Zustand der vollkommenen Harmonie mit sich und der Welt hinaus. Ein Leben das nicht gegen die eigene Person stattfindet und auch nicht gegen die Natur als solche.
 
AW: Chinesische Philosophie: Laotse, Daodejing, "Nicht-Handeln"?

Vielleicht ist mit Wu Wei ja auch gewaltloses Handeln gemeint. Man würde allen Dingen ihren natürlichen Verlauf lassen - zumindest den Menschen.
 
AW: Chinesische Philosophie: Laotse, Daodejing, "Nicht-Handeln"?

Wu Wei = absichtsloses Handeln.

Gewaltloses Handeln hätte die Absicht keine Gewalt zu verursachen. Das ist in meinen Augen etwas anderes, da es eine Absicht verfolgt.
 
AW: Chinesische Philosophie: Laotse, Daodejing, "Nicht-Handeln"?

"Wu Wei" laesst sich unteranderem sogar mit "Nichts Sein" uebersetzen. Es laesst viele Interpretationsmoeglichkeiten zu.

netten Gruss
Jing
 
AW: Chinesische Philosophie: Laotse, Daodejing, "Nicht-Handeln"?

In der indischen Philosophie steht auch immer wieder geschrieben:
"Der Mensch soll überhaupt nicht handeln."

Es wird dort folgendermaßen erklärt:

Es ist also so, dass letztendlich jegliches Handeln (schlechte wie gute Taten) die Seele an die Materie und somit an Geburt, Leid und Tod kettet.
Nicht-Handeln bedeutet: eine Seele hat erkannt, dass sie selbst gar nicht der Handelnde ist, sondern dass sie immer nur der Ausführende und Erfahrende ist. Wenn eine Seele in dieses Bewusstseinsstadium tritt, dann tranzendiert sie alle Handlungen, die ihre materielle Hülle, gezwungen von übergeordneten Kräften, begeht. Tranzendieren bedeutet, sie weiß, dass alle Handlungen nach Gottes universalem Plan ablaufen, und dass sie selbst nicht den geringsten Einfluss auf diese Handlungen hat. Um es mit anderen Worten auszudrücken: Die Seele hat das Spiel durchschaut - befindet sich aber weiterhin innerhalb des Geschehens, in das sie nicht eingreifen kann! In so einem Fall wird alles Handeln zum eigentlichen Nicht-Handeln, und das Gesetz von "Aktio-Ratio" wird für diese Seele gewissermaßen außer Kraft gesetzt.


Sonnenscheingrüße
Jade
 
AW: Chinesische Philosophie: Laotse, Daodejing, "Nicht-Handeln"?

In der indischen Philosophie steht auch immer wieder geschrieben:
"Der Mensch soll überhaupt nicht handeln."

Es wird dort folgendermaßen erklärt:

Es ist also so, dass letztendlich jegliches Handeln (schlechte wie gute Taten) die Seele an die Materie und somit an Geburt, Leid und Tod kettet.
Nicht-Handeln bedeutet: eine Seele hat erkannt, dass sie selbst gar nicht der Handelnde ist, sondern dass sie immer nur der Ausführende und Erfahrende ist. Wenn eine Seele in dieses Bewusstseinsstadium tritt, dann tranzendiert sie alle Handlungen, die ihre materielle Hülle, gezwungen von übergeordneten Kräften, begeht. Tranzendieren bedeutet, sie weiß, dass alle Handlungen nach Gottes universalem Plan ablaufen, und dass sie selbst nicht den geringsten Einfluss auf diese Handlungen hat. Um es mit anderen Worten auszudrücken: Die Seele hat das Spiel durchschaut - befindet sich aber weiterhin innerhalb des Geschehens, in das sie nicht eingreifen kann! In so einem Fall wird alles Handeln zum eigentlichen Nicht-Handeln, und das Gesetz von "Aktio-Ratio" wird für diese Seele gewissermaßen außer Kraft gesetzt.


Sonnenscheingrüße
Jade

Eine sehr schöne Erläuterung zu Thema! Ich habe auch noch eine:

„Wer aber versteht, das innere Wesen der Natur sich zu eigen zu machen und sich treiben zu lassen von dem Wandel der Urkräfte, um dort zu wandern, wo es keine Grenzen gibt, der ist von keinem Außending mehr abhängig.“

…schreibt Dschaung Dse im 1. Kapitel seines gleichnamigen Buches „Der Vogel Rokh und die Wachtel”. Die Übersetzungen sind hier von Richard Wilhelm. Zu diesem Abschnitt passt, finde ich, das Kapitel „Der alte Eichbaum”, in dem es heißt:

„Der Zimmermann Stein wanderte nach Tsi. Als er nach Kü Yüan kam, sah er einen Eichbaum am Erdaltar, so groß, dass sein Stamm einen Ochsen verdecken konnte; er maß hundert Fuß im Umfang und war fast so hoch wie ein Berg. In einer Höhe von zehn Klafter erst verzweigte er sich in etwa zehn Äste, deren jeder ausgehöhlt ein Boot gegeben hätte. Er galt als eine Sehenswürdigkeit in der ganzen Gegend. Der Meister Zimmermann sah sich nicht nach ihm um, sondern ging seines Weges weiter, ohne innezuhalten. Sein Geselle aber sah sich satt an ihm; dann lief er zu Meister Stein und sprach: „Seit ich die Axt in die Hand genommen, um Euch nachzufolgen, Meister, habe ich noch nie ein so schönes Holz erblickt. Ihr aber fandet es nicht der Mühe wert, es anzusehen, sondern gingt weiter, ohne innehalten: weshalb?”

beste Grüße
Jing
 
AW: Chinesische Philosophie: Laotse, Daodejing, "Nicht-Handeln"?

Jing,

was hat Meister Stein denn darauf geantwortet?

*ganzneugierigguckt*
 
Werbung:
AW: Chinesische Philosophie: Laotse, Daodejing, "Nicht-Handeln"?

Hallo Schwarze Jade,
der Meister antwortet recht theatralisch, dass man aufgrund seiner Beschaffenheit nichts aus ihm herstellen könnte: ein Boot würde untergehen, Geräte würden zerbrechen, Pfeiler würden wurmstichig werden usw.. „Aus dem Baum lässt sich nichts machen; man kann ihn zu nichts gebrauchen: darum hat er es auf ein so hohes Alter bringen können.“
In der folgenden Nacht hat der Meister einen Traum von dem Baum, indem der Baum zu ihm spricht und sagt, er sei nicht zu vergleichen mit anderen Bäumen. Durch deren Nützlichsein brächten die ja nur ihr Leben in Gefahr. Er selbst habe sich Mühe gegeben völlig nutzlos zu sein. „Nimm an, ich wäre zu irgend etwas nütze, hätte ich dann wohl diese Größe erreicht? Und außerdem, du und ich, wir sind beide Geschöpfe. Wie sollte ein Geschöpf dazu kommen, das andere von oben her beurteilen zu wollen!“
Am nächsten Morgen fragt auch noch der Geselle den Meister, warum der Baum denn dann am Erdaltar stehen würde, wenn er doch nutzlos sei. Der Meister meint, er solle den Mund halten! Der Baum sei mit Absicht dort gewachsen, damit ihn keiner Schaden zufüge, und außerdem sei sein Nutzen eh ganz verschieden von anderen Bäumen, sodass die gewöhnlichen Maßstäbe hier nichts nützen würden.

An der Stelle endet die Parabel. Der Anfang ist übrigens das Zitat von mir. Jetzt ist sie halbwegs komplett.:)

Viele Grüße
J.
 
Zurück
Oben