AW: Bambi für Tom Cruise
Salem schrieb:
Also mir ging er ja mit seiner Dankesrede ziemlich auf den Wecker.
Nein, warum? Genau solche Reden wird man von allen amerikanischen Oberschülern hören, sobald sie einen Preis bekommen. Herr Cruise tat da nur, was sich geziemt. Ein europäischer Künstler hätte die Gelegenheit möglicherweise genutzt, die Verlogenheit der Veranstaltung bloßzustellen - und hätte sogar den gleichen Applaus bekommen. Man hätte dann auch seine "linke" Attitude lobend hervorgehoben.
lilith schrieb:
Es war mE nichts weiter als ein Hinweis darauf, wer zur Klasse der Akteure gehört, und wer zu den Re-Akteuren.
Frau Loren war sichtlich peinlich berührt, solchen "Ehrenpreis" für ihr "Lebenswerk" entgegennehmen zu müssen - mein Gott, sie hat in einer Handvoll Filmen ihr Gesicht, ihre Brüste und ihre Haltung wirkungsvoll verkauft, was kann sie denn dafür, daß sie so fotogen war und ist - aber es wurde so deutlich, daß sie nicht mehr im Geschäft ist.
Als "Schauspielerin" war sie sicherlich ähnlich eindrucksvoll wie Tom Cruise. Die Katholikin ist mir aber symphatischer!
Auf jeden Fall hat dieser "Bambi" gezeigt, daß Tom Cruise der "Macher" ist und niemand sonst.
Marina schrieb:
Ein guter Schauspieler ist er allemal, vielleicht sollte man sich den Film trotzdem erst mal ansehen, bevor man ein endgültiges Urteil fällt.
Ich denke, "Weltstar" trifft es besser als "guter Schauspieler", selbstverständlich versteht Mr. Cruise sein Handwerk und wir können entweder dumm rumsitzen oder davon lernen, sofern wir auf die Bühne gehen wollen. Soweit ich das beurteilen kann, gäbe es jedoch noch bessere Lehrmeister des Schauspiels als Tom Cruise, gerade im amerikanischen Kino - Harvey Keitel zum Beispiel, oder Christopher Walken.
Marina schrieb:
Ich habe nur trotz der einleitenden Lobeshymnen von Schirrmacher auch nicht kapiert, wieso er für "Mut" ausgezeichnet wurde. Bedarf es wirklich des Mutes, die Rolle eines hier sehr anerkannten Widerstandskämpfers (der im übrigen durchaus ein Nationaler war und m. E. allgemein zu unkritisch beleuchtet wird) zu spielen? Oder gehört Mut dazu, ein Scientologe (also Anhänger einer totalitären Ideologie) zu sein und gegen den Faschismus aufzutreten? Das würde ich eher als unehrlich (oder sollte man freundlicherweise "paradox" sagen?) bezeichnen. Wie auch immer, der Sohn von Stauffenberg wollte nicht, das er diese Rolle spielt und würde in dem Zusammenhang wohl nicht von Mut sprechen..
(Der Stauffenberg-Film fehlt gerade noch - Hitler-Attentat im Weichzeichner, alles identifiziert sich mit dem "Widerstand" und Deutsch-Nationales hat es nie gegeben, außer ehrlich, aufrecht, und treu. So treu, wie man andernorts zu Stars and Stripes steht? Nicht, daß ich Hollywood einen solchen Lehrfilm über die deutsche Vergangenheit nicht zutraue. Im Allgemeinen weiß man da sehr genau zwischen Patriotismus und Verblendung zu unterscheiden!)
"Mutig" war vorerst wohl doch das "Bambi"-Kommittee, das Herrn Cruise auszeichnete, obwohl er Mitglied einer mehr oder weniger verbotenen Sekte ist. Was Schirrmacher im Fernseh sagt (oder in der FAZ schreibt) - geschenkt. Auch der historische Hintergrund ist egal; Mr. Cruise ist an einem Karrierepunkt angekommen, wo das Nazi-Melodram fällig ist (nach all den obligatorischen nationalistischen Weltrettungs-Epen. Brav, Tom!)
Es geht doch eigentlich darum, daß deutsche Sicherheitsdienste ihm zunächst verweigerten, an Originalschauplätzen zu drehen, später nahm Politik das unter Verweis auf seine "Religionszugehörigkeit" auf - dann aber konnte man keine rechtsstaatlichen Argumente finden, die die Verweigerung der Drehgenehmigung rechtfertigen würden.
Und dann wird er öffentlich abgefeiert. Wofür denn!
Ich meine, hier wäre eine klarere Haltung erforderlich:
Entweder, man verbietet Scientologen ihr öffentliches Erscheinen, so wie das Innenministerium es verstärkt praktiziert, dann kann es aber keine Fernsehpreise für solche geben;
Oder man fragt nicht nach Glauben, Überzeugung, Ideologie des Preiswürdigen, sondern nach seiner Leistung, was die liberalere Haltung wäre. Aber:
Wer aber soll die Leistung (des Mr. Cruise z.B.) letztlich beurteilen?
Das Bambi-Kommittee?