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aus gegebenem Anlass

hallo rhona,

Aber, Binchen, ist es nicht für die Kleinen das Größte für einen Tag mal "groß" zu sein?
natürlich ist das bestimmt für die kids super, ein gigantischer spielspass!

aber ihnen wird vorgegaugelt wie "easy" es ist eine arzt zu sein oder feuerwehrmann.
dem ist aber nicht so, es sind berufe die schwer sind und körperliche und geistige fähigkeiten voraussetzen.

und kinder glauben was man ihnen sagt und wenn sie nun mitkriegen das papa den ganzen tag nur toll spielt und ihn nicht mitnehmen will, was dann?

beispiel: eine horde von 6/7 jährige kamen zu meiner bekannten ins haus, ihr kind vorweg, sie wollten unbedingt an den pc einen code eingeben (vom überraschungsei).
die werbung zeigte zu dieser zeit, dass wenn du diesen code eingibst du toll spielen kannst, dabei zog es das kind vor den monitor direkt aktiv in das spiel.

ohne witz die kids glaubten dies und waren stink sauer weil wir den pc nicht anmachten und sie nicht in den monitor springen durften!!!
(dieses beispiel hab ich schon mal erzählt aber wo anders, falls es dir bekannt vorkommt:D )

ich mein die waren da schon 6 und 7 jahre alt!

kinder glauben ja so schon oft genug das erwachsensein ganz toll ist, weil man dann alles machen darf:rolleyes:

verstehst du nun meine besorgnis?
die wollen ihnen einen eindruck verschaffen und das als spiel, dass gefällt natürlich jedem kind, aber es spiegelt überhaupt nicht die wirklichkeit wieder, so ist zumindest mein eindruck, denn erzähl mir mal wie du einem vier jährigen beibringen willst was verantwortung ist?

lass das kind mal einen tag mit mama oder papa zur arbeit gehen, still daneben sitzend ohne spielsachen und aktion, dann merkt es gleich das sekretärin, kassiererin oder manager keine gaudi ist, ja selbst ärzte schimpfen über ihren papierkrieg was nicht heissen soll das diese jobs keinen spass machen, sie sind nur anstrengend und eben kein kinderspiel.

ich reg mich darüber auf das hier arbeit zum spiel deklariert wird und kinder einen total falschen eindruck bekommen, den sie ohnehin schon haben.
wie gesagt, es soll nicht heissen das man keinen spass habe kann in seinem beruf, aber er ist seltenst ein spiel oder?

lg binchen
 
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Klar, Binchen, aber Kinder suchen nun mal nach Abenteuern und Action!!
Ihnen wird, wenn du sie fragst, dahingehend viel zu wenig geboten. Basteln, singen, malen und bauen ist zwar schön, aber dennoch reizt sie die Welt der Großen.
Der Papi geht - hat er Arbeit - morgens aus dem Haus, kommt am Abend wieder. Egal, welchen Beruf er hat, die Kinder wissen, glauben, vermuten einfach, dass Papi was Sinnvolles tut. Sie wissen, dass sie es Papi momentan nie gleich machen können, weil sie Kinder sind, und Kinder eben nicht das tun dürfen, was Erwachsene tun. Damit haftet dem Beruf des Vaters erstmal schon was Abenteuerliches, Aufregendes und Geheimnisvolles an. Die Mami geht vielleicht etwas später aus dem Haus, oder ist schon am frühen Nachmittag wieder zurück, aber dennoch macht sie in der Zeit etwas, was Kindern vorenthalten wird. Wieder sind Abenteuer und Aufregendes angesagt.
Aber jeder verantwortungsvolle Vater, der evtl. Feuerwehrmann, Polizist oder Fernfahrer ist, wird seinen Kindern auch von den Gefahren erzählen, die sein Beruf mit sich bringt. Ebenso werden es Väter oder Mütter machen, die in med. Berufen oder anderen sind, an denen man das Wohlergehen der Gesellschaft oder des Einzelnen knüpft.
Auch Ärzte, Juristen oder andere Akademiker werden, sind sie ihren Kindern gegenüber offen und ehrlich, erzählen, dass sie manche Patienten nicht heilen konnten, manchen Mandanten nicht zum Freispruch oder zur gerechten Verurteilung verhelfen konnten. Dass sie Feuer nur unter Schwierigkeiten löschten und dass sie Kunden nicht zufrieden stellen konnten. Offenes Reden über sich und den Beruf, wird Kindern dabei helfen zu erkennen, dass jeder Beruf, ob Feuerwehrmann, Polizist oder Müllmann, seine Schattenseiten hat.
Ich kann nur von mir sprechen, aber ich weiß noch, dass ich irgendwie schockiert war, wenn meine Mutter vom Krankenhaus erzählte und von den Kindern, denen sie nicht helfen konnte. Das Gleiche empfand ich, wenn ich meinen Vater von unbefriedigenden und frustrierenden Erlebnissen innerhalb seines Berufs reden hörte.
Binchen, Kinder sind nicht dumm!! Sie verherrlichen in den ersten Lebensjahren ihre Eltern und deren Berufe, aber je älter sie werden, umso schneller werden sie lernen, dass weder Eltern, noch deren Berufe, das Optimale sind. Kinder mit der Realität vertraut zu machen - natürlich immer nur soweit, wie es dem jeweiligen Alter entspricht - halte ich für sehr sinnvoll.
Je eher sie lernen, dass Ärzte nicht alle Menschen heilen können, dass Feuer zwar immer zu löschen sind, aber beim Löschen auch der Feuerwehrmann oder derjenige, der im brennenden Haus sitzt, sterben können, dass Polizisten nicht die Supermänner sind, sondern dass sie Angst haben, bei ihrem Einsatz verletzt oder getötet werden zu können, umso besser und kritischer setzen sie sich mit dem entsprechenden Berufsbild auseinander.

Rhona
 
hallo rhona,

da stimm ich dir voll und ganz zu, wenn kinder es so beigebracht wird.

aber wenn ich es richtig verstanden habe ist es in diesem park eher ein hinein schnuppern und da glaube ich halt nicht das kinder es richtig auffassen.

kinder sind ganz und gar nicht dumm, aber sie leben lange zeit in einer anderen welt wie wir.

gut spassmachen wird es ihnen auf alle fälle und wenn sie dann noch begreifen, dass es eben nicht die realität ist, dann ist gut, dann hatten die kids einen action reichen abend und die eltern keinen geburtstagsstress.

lg binchen
 
Binchen schrieb:
hallo rhona,


kinder sind ganz und gar nicht dumm, aber sie leben lange zeit in einer anderen welt wie wir.


lg binchen
Binchen und Rhona
Wie gern würde ich als mehrfacher Vater und Großvater auf Eure langen Beiträge eingehen; seht es mir nach, dass ich es nicht schaffe. Aber ich stimme Euch weitgehend zu.
Das Zitat von Binchen scheint mir die wichtigste Aussage zu sein. Bis zu Beginn des 20. Jahrh. behandelte man die Kinder wie kleine Erwachsene; erst mit dem Buch von Maria Montessori "Das Jahrhundert des Kindes" endete diese Vorstellung. Beiläufig: Was als Jahrhundert des Kindes begann, endete als Jahrhundert der Greise.
Noch ein Beispiel für die andere Welt des Kindes: Bis zum Beginn der Pubertät, kann ein Kind zwar die Unwahrheit sagen, aber nicht lügen. - Das ist ein gewaltiger Unterschied!
Grüße Euch herzlich - Ziesemann
 
Also: Madamchen war heute mit Frau Mama zum Mittagessen bei uns.
Hier der ( nach Erinnerung aufgezeichnete) Bericht des "high lights.
Im Friseurladen haben sich die" Damen" die Haare gewaschen, Locken gedreht, gefönt . Dann oder halt irgendwann dazwischen haben sie sich Strähnchen reingefärbt....
Jede war mal Friseuse - mal Kunde - Und Spielgeld gab es auch - und eine Preisliste, nach der die einzelnen Leistungen zu bezahlen waren ---

einfach: spitze



Und so lasse ich meine großmütterlichen pädagogischen Bedenken weit hinter der gemeinsamen Freude mit dem Enkerl über eine gelungene Party


Marianne
 
Darüber, ob Kindern spielerisch die Arbeit der Eltern oder verschiedenen Berufsgruppen näher zu bringen ist, haben sich die Pädagogen schon vor 200 Jahren Gedanken gemacht.

Friedrich August Wilhelm Fröbel (1782 - 1852), ein weltweit bekannter und anerkannter Pädagoge, der u.a. das Wort "Kindergarten" prägte und die ersten Kindergärten gründete, schrieb dazu:

Wie teilt zuerst der Knabe und das Mädchen so innig gern die Arbeiten des Vaters und der Mutter, nicht in die spielenden und leichten, nein...die anstrengenden, Kraft und Mühe erfordernden möchte es mit den Eltern teilen.
Hier seid sorgsam und sinnig, Ihr Eltern! Ihr könnt hier mit einem Male den Tätigkeits- und Bildungstrieb eines Kindes wenigstens für lange vernichten, wenn Ihr die Hilfe als kindisch, unnütz, ja, vielleicht gar als hindernd und hemmend zurückweist.


Natürlich gab es zu Zeiten Fröbels oder Pestalozzis noch keine Erlebnisparks für Kinder, aber Binchens Bedenken, dass Kinder so u.U. einen falschen Eindruck der verschiedenen Berufe bekommen könnten, wurden damals schon ausgeräumt.

Rhona
 
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Ich hab gedacht ich schau mal wieder vorbei, und da die "Luft jetzt rein" ist, bleibe ich mal für eine Weile.


Ich habe für meine beiden bis auf eine Ausnahme immer zu hause gefeiert.
(Und werde dies noch ein paar Jahre tun)

2004 mussten wir den Kindergeburtstag beider Kids mal nach außen verlagern. Wir waren noch in der Hausbauphase und dementsprechend irgendwie heimatlos. Die alte Wohnung war schon auf ein Minimum leergeräumt und im Haus gab es noch keine Küche, so musste also eine Idee her.
Die Große wünschte sich einen Kindergeburtstag in einem Indoorspielplatz (so in etwa wie Baerliner es beschrieb), ich konnte damit gar nichts anfangen, ich mag diese Dinger einfach nicht. Laut, Schweißfußgeruch, schlechte Luft, teuer, alles -sogar die Pflanzen- aus Plastik. *bääääh*
Aber weil sie es sich so wünschte und weil ich auf McD. keine Lust hatte, haben wir so einen Kindergeburtstag dort gebucht. Sicher, die Kinder hatten Spaß und haben getobt, aber das gelbe vom Ei war es (m.M.n.) nicht.
Der Kleine wollte dann im August einen ebensolchen Geburtstag wie seine Schwester, ihn konnte ich aber zu einem Ausflug in den Wildpark überreden. Günstig, frische Luft, Außenspielplatz, Picknickmöglichkeit, damit konnte ich was anfangen. Leider war dieser Augusttag so sehr verregnet, dass wir in letzter Minute doch auf die Indoorhalle ausgewichen sind. Sicher war ich in dem Moment froh, dass es das gab.
Aber die Kinder wollten letztes Jahr nicht mehr sowas machen. Sie wollen auch nicht toppen, sondern sie wollten eine Kinderparty zu hause, mit Spielen, Kuchen und Pommes zum Abend, also wie die Jahre zuvor.
Sicher ist der Geburtstag ein besonderer Tag und bevor das von Rhona besagte Alter ansteht, sollte man auch ausgiebig feiern, denn irgendwann ist man nicht mehr dabei und es wird am Geb. nur noch "cool abgehangen"

Ich gebe zu, ich bin auch so eine Mutter, die das Rumgerödele zuhause irgendwie gern hat. (Oder alternativ gerne auch was in der Natur macht.)

Zu dem angesprochenen Kleine-Welt-für-Kinder-Zentrum:
Ich denke, dass dort in allererster Linie der Spaß im Vordergrund stehen wird, genauso wie das "Mutter-Vater-Kind", "Post", "Arzt" oder "Lehrer"-Spiel zu hause. Ich sehe aber -ähnlich wie Binchen- das ganze auch kritisch.
Zum einen ist es schön, wenn die Kinder erfahren, dass das Brot aus dem Backofen kommt (und nicht im Supermarkt wächst), dass bei einem Feuer die Feuerwehr hilft (und man nicht auf sich selbst verlassen ist) usw. Allerdings sollte es ein Zusatzangebot sein und den Kindern (u. Eltern) nicht als das Nonplusultra verkauft werden. Es liegt also wieder mal daran, "wie gehe ich als Elternteil mit diesem Angebot um?" Wenn man bei jedem Regentag lieber in so "eine Welt" verschwindet, anstatt die Kids "dicht" anzuziehen und mit ihnen im Wald rumzulungern, dann läuft wohl was verkehrt. Wenn man es als nicht alltägliche Ausweichmöglichkeit benutzt, um z.B. einen verregneten Geburtstag, ein Terminloses Wochenende o.ä. rumzubringen, dann finde ich es völlig ok. Das Alter spielt dabei ja auch noch mal eine Rolle, ein 4-Jähriger kann nuneinmal nicht das Wissen, die Anregungen, die Fragen aus so einem Angebot mitnehmen, wie es vielleicht ein 9-Jähriger tut. Das ist aber bei den "Ritter" und "Polizei"-Spielen zuhause nicht anders. Dem Kleinen gehts ums Raufen, vllt. ums Verkleiden, Spaß eben, den Großen beschäftigt es mehr und er möchte vielleicht mehr über die Ritterwelt u. Zeit erfahren. Dort kann man anknüpfen und dem Kind Wissen vermitteln, und das wird wohl auch bei den Spielen in so einer "Welt" der Fall sein. Also ablehnen kann ich es generell nicht. Ich kenne aber Leute, die verbringen 2-3 Nachmittage die Woche in solchen Spieleparadiesen, das empfinde ich als zu viel. Sie machen es "weil die Kinder sich da alleine bewegen können", "weil es eben so praktisch ist". Da finde ich wird zuviel Zeit verplempert, die die Kinder in der freien Natur (Bäume erklimmen, Pfützen sprengen, Spielplatz) besser und sinnvoller verbringen könnten.
Man sieht also, wie immer die Dosis machts. Und natürlich der Umgang mit diesen Angeboten. Stehe ich meinen Kindern danach Rede und Antwort -wie jetzt bei diesem v. Marianne angesprochenen Angebot sinnvoll erscheint- und beschäftige ich mich ebenfalls damit, so nehmen die Kinder auch was daraus mit, was durchaus wertvoll sein kann. Gebe ich sie dort nur ab um in der Cafeteria zu verschwinden, dann haben die Kinder eben einfach nur nen tollen Tag gehabt. Als Ausnahme ok, als Dauerangebot schwachsinnig.
Ich selber bevorzuge aber weiterhin die Natur und mein zuhause.

Und das "toppen" wollen, ist wieder ein ganz anderes Thema. Eins was m.M.n. mehr aus Elternkopf wie Kinderherz entspringt.

Liebe Grüsse
Sal
 
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