ANGST - ein rein menschliches Gefühl?

[andi.hexe]

Im Prinzip ja,

doch die Gefahr erkannt ist die Gefahr gebannt, so meinst du es oder?

Ja Angst entsteht aus Erfahrungen von einem selbst und Erfahrungen anderer.

Lg Andi

 

[Binchen]

angst und erwatung

@wirrlicht

nun ganz einfach!
dein fisch bsp.
du isst ihn einmal, zweimal dreimal und erst nac h einigen versuchen lässt du es!!
deine "erfahrung" hat dir da nicht geholfen, denn du hast jedesmal gereiert und es wieder versucht??
hier hattest du zwar keine angst aber das ist ja egal.
worauf ich hinaus will ist - deine erwartung war stärker wie deine erfahrung!
du hast erwartet beim nächsten fisch gehts gut! - war aber nicht so und du musstest wieder spucken!
hättest du von vorherein auf deine erfahrung gehört bzw. vertraut hättest du den fisch nicht gegessen!

du siehst ERWARTUNG bestimmt nicht nur angst sondern unser ganzes leben.

dauernd erwarte ich was und je grösser meine erwartung um so "schlimmer" wirds!

bsp:
viele menschen erwarten bei schlangen, dass sie glibbrig, schleimig usw. sind bis sie sie mal wirklich in der hand haben.
dann sind sie angenehm überrascht das es so gar nicht ist.

abend essen mit freunden:
du gibst dir mühe mit dem essen richtes alles her und erwatest das dies zu kenntnis genommen wird!
lob man dich ist alles ok - sagt niemand was bis sauer - je nach dem wie groß deine erwartung war was sie sagen würden, ist auch deine wut wenn sie nicht sagen.

hochzeitstag/ oder freunschaftsextratag oder ...
du erwartest das dein schatzt ihn weiss denn er ist dir wichtig.
kommt er mit blümchen ist ok - vergisst er ihn dann.....

nur beispiele zum verdeutlichen, sie müssen nicht auf dich zutreffen! wollt nur klarmachen wie uns erwartungen blockieren können!

hättest du bei allen beispielen nichts erwartet und bekommst dann ein lob, freut dich das viel mehr.

so nun auch bei der angst!
du hast erwartungen wie etwas passieren könnte oder wie ekelig es sein könnte - erfahrung hast du doch oft gar nicht!

flugzeugphobieker! angast abzustürzen - du willst doch nicht sagen das die alle damit schon erfahrungen gemacht haben

aber sie erwarten das es abstürzen könnte!

verstehst du!

erfahrungen haben dich auch nicht abgehalten es immer wieder mit fisch zu probieren!!

frauen die immer an den gleichen typ mann geraten!
sie wissen aus erfahrung das der so ist wie der andere doch ...

erfahrungen sind ok wenn wir sie auch mal beherzigen würden, doch tut es kaum einer!
aber wir erwarten jede sekunde was neues oder altes!


gruss binchen

 

[wirrlicht]

Original geschrieben von andi.hexe
doch die Gefahr erkannt ist die Gefahr gebannt, so meinst du es oder?

So ähnlich, aber nicht ganz. Kann's immer am besten am eigenen Beispiel erklären. Voriges Wochenende habe ich mich einer Situation gestellt, der ich viele Jahre lang aus Angst ausgewichen bin. Mir war die Angst bekannt, meine Reaktion darauf und die Ursache wenigstens ungefähr. In diesem Fall: ich konnte den Gedanken, daß ein anderer Mensch - noch dazu jemand, den ich mag - meine Wohnung betritt, nicht ertragen. Viel Drumrumgeschichte, aber die spielt hier keine Rolle. Wie auch immer: mit meinem Freund hatte ich schon länger darüber gesprochen und er hatte immer sehr viel Geduld. Letztes Wochenende hatte ich ihm als "Termin" für seinen ersten Besuch in meiner Wohnung genannt. Er kam also an (500 km sind ja kein Pappenstiel) - und die erste Nacht mußte er im Auto übernachten, während ich fast gelähmt vor Angst in meiner Wohnung saß. Ich wollte aber nicht nachgeben, also biß ich heulend die Zähne zusammen und ließ ihn am nächsten Tag rein.

Lange Rede kurzer Sinn: ich hab's überlebt, wenn auch ziemlich zerrupft und völlig erschöpft.

Also - Gefahr schon seit langem erkannt. Gebannt erst nach viel Mühe und dem Willen, der Angst nicht zu erlauben, richtungweisend zu sein. So ungefähr jedenfalls

LG, wirrlicht

 

[wirrlicht]

Re: angst und erwatung

Nee Binchen, sehe ich nicht ganz so wie du.

Original geschrieben von Binchen
du hast erwartet beim nächsten fisch gehts gut! - war aber nicht so und du musstest wieder spucken!
hättest du von vorherein auf deine erfahrung gehört bzw. vertraut hättest du den fisch nicht gegessen!

Hätte ich nicht weiterprobiert wüßte ich dafür nicht, daß ich Meeresfrüchte ausgezeichnet vertrage, ebenso Süßwasserfische

du siehst ERWARTUNG bestimmt nicht nur angst sondern unser ganzes leben.

dauernd erwarte ich was und je grösser meine erwartung um so "schlimmer" wirds!

Mein Leben wird keineswegs nur von Erwartungen besimmt - auch wenn Erwartungen einen Teil ausmachen. Aber stimmt schon: es gibt Dinge, von denen ich - warum auch immer - "erwarte" daß sie so und so passieren. Und dann passiert's oft genug auch noch so... sich selbst erfüllende Prophezeihung - *örks!*

so nun auch bei der angst!
du hast erwartungen wie etwas passieren könnte oder wie ekelig es sein könnte - erfahrung hast du doch oft gar nicht!

flugzeugphobieker! angast abzustürzen - du willst doch nicht sagen das die alle damit schon erfahrungen gemacht haben

aber sie erwarten das es abstürzen könnte!

verstehst du!

Ja ich verstehe. Aber ich denke nicht, daß ein Mensch mit Flugangst abgestürzt sein muß oder daß man generell Angst nur dort entwickeln kann wo man Erfahrungen gemacht hat - Angst kann man auf vielfältige Weise entwickeln.

Ich kenne Menschen mit Flugangst, um bei Deinem Beispiel zu bleiben. Es sind sehr oft Menschen, die es gewohnt sind, immer "die Kontrolle" über die Situation, in der sie sich befinden, selbst in Händen zu haben. Angst vor dem Absturz: nun ja, man sieht was nach einem Absturz übrig bleibt, ja deutlich im Fernsehen, wenn sowas passiert ist. Das übrige: frag mal einen Menschen mit Flugangst, woran er denkt. Er wird Dir sagen, daß er während eines Fluges nicht aussteigen kann. Daß im Flugzeug enger, begrenzter Raum ist. Daß er keine "Handlungsfähigkeit" im Flugzeug hat. Daß die Vorstellung, unter dem Sitz sei etwas Metall und 10.000 m Luft, nicht ertragen kann.

frauen die immer an den gleichen typ mann geraten!
sie wissen aus erfahrung das der so ist wie der andere doch ...

erfahrungen sind ok wenn wir sie auch mal beherzigen würden, doch tut es kaum einer!

Du vermischst da etwas, Binchen. Frauen geraten z.B. immer wieder an prügelnde Männer - solange sie sich nicht darüber klar werden, was sie mit ihnen assoziieren und warum sie das zulassen. Oder anders ausgedrückt: die menschliche Psyche ist nun mal so gemacht, daß wir Erfahrungen fast zwanghaft wiederholen, selbst fiese, schmerzhafte - SOLANGE wir nicht die Ursache dafür herausfinden und diese als schädlich für uns erkennen. Schwierig zu erklären. Im Grunde geht's um Konditionierung - fast immer sind Frauen die prügelnde Männer suchen, auch Frauen die bereits von Pappa geprügelt worden sind (wenn nicht noch schlimmeres). So abartig es klingt: Geborgenheit, "Sicherheit" (überlebensnotwendig für kleine Kinder) werden mit diesem Sicherheitsgefühl untrennbar verknüpft - später erinnern sich die Frauen nicht mehr daran, leiden darunter, daß sie immer "an die Falschen" geraten ohne zu erkennen, daß sie im Grunde genau "an die Richtigen" geraten sind: nämlich an die Richtigen, um zu lernen, sich von ihnen freizustrampeln. Als Kind konnten sie das nicht, als Erwachsene schon.

Ich kann's heute nicht besser erklären, vielleicht verstehst Du's ja auch so?

aber wir erwarten jede sekunde was neues oder altes!

Wenn wir davon ausgehen, daß unser Leben in festen Bahnen verlaufen soll - dann vielleicht. Ich kann's nicht ganz nachvollziehen - ich "erwarte" eigentlich nicht viel. Hoffen schon, fürchten auch. "Erwarten" - eher selten.

LG, wirrlicht

 

[Binchen]

nun hier stellt sich die frage was für dich der begriff ERWARTUNG bedeutet!
scheinbar was andere sie für mich!?

Wenn wir davon ausgehen, daß unser Leben in festen Bahnen verlaufen soll - dann vielleicht. Ich kann's nicht ganz nachvollziehen - ich "erwarte" eigentlich nicht viel. Hoffen schon, fürchten auch. "Erwarten" - eher selten.

schau hoffen und fürchten sind fur mich auch erwartungen.

erwartungen wäre der oberbegriff und darunter kommen dann
hoffnung
furcht
angst
liebe
usw.

bsp.
ich hoffe es wird besser mit imn/ihr, weil ...
ich befürchte es wird nichts weil.....
ich habe angst das zu tun weil ... passieren könnte
nun ein super satz:
ich liebeihn und hoffe, dass er mich liebt

gleich zwei auf einen steich

hinter jeder aussage steckt eine erwartung - in meinen augen!

aber wenn du keine erwatungen hast, na dann ist ja supi
ich würd mal sagen das erleichtert das leben ungmein!

gruss binchen

 

[andi.hexe]

Wirrlicht,

du hast den ersten Schritt getan und wenn auch erschöpft und zerrupft hast du dich deiner Angst gestellt - Kompliment.

Auch hier ist in dir ein Erwarten, doch das steckt tiefer als das was du sehen willst. Doch du bist auf einen meiner Meinung nach sehr guten Weg.

Geh auf die Ursache zu und nicht auf das Folgende. Das Übel liegt in der Wurzel, dort ist deine Angst.

Doch sorry, will dir nicht in dein Leben dreinreden, es ist deins und deine Entscheidung und Erfahrung. Flog mir nur so aus den Fingern.

Liebe Grüße Andi

 

[wirrlicht]

Original geschrieben von andi.hexe
du hast den ersten Schritt getan und wenn auch erschöpft und zerrupft hast du dich deiner Angst gestellt - Kompliment.

Du bist ja süß


Wär schon schlimm, wenn ich nach über 15 Jahren intensiver Therapien nicht fähig wäre, vorwärtszukommen... genaugenommen bin ich eigentlich mehr beim "Feinschliff", meine Schritte mache ich schon lange.

Deshalb aber bin ich eben auch der Meinung, daß menschliche Ängste in den seltensten Fällen "angeboren" sind - wenn uns etwas "angeboren" ist (darunter verstehe ich das, was bei den Tieren stärker ausgeprägt der gute alte Instinkt ist) dann wird das eher Vorsicht gegenüber Unbekanntem sein - das macht Sinn und dient dem Überleben. Alles andere was wir so allgemein als Ängste haben muß seinen Ursprung in Erlebtem haben (dazu zähle ich auch Märchen von bösen Hexen, die kleine Kinder dazu bringt nicht alleine in den Keller zu wollen u.ä.) Diese erlernten Ängste können grundsätzlich aufgelöst werden wenn es gelingt, deren Ursprung ausfindig zu machen - zugegeben sehr oft verdammt schwer zu bewerkstelligen.

@Binchen: stimmt, vielleicht definieren wir "Erwartung" verschieden. Wenn ich heute Schiß vor einer schweren Bandscheiben-OP habe, dann erwarte ich keineswegs, danach gelähmt zu sein. Ich weiß aber, daß eine Beschädigung der Nerven die in der Wirbelsäule verlaufen beschädigt werden KÖNNTEN - und fürchte mich entsprechend.

"Erwarten" - man erwartet Dinge, wenn man entsprechend sich wiederholende Erfahrungen macht. Ich erwarte, daß morgens die Trambahn kommt, weil ich das nicht anders gewöhnt bin - und bin irritiert wenn das nicht passiert. In meinem Leben gab's bisher nicht allzuviel Bleibendes/sich Wiederholendes. Wenn ich überhaupt etwas "erwarte" dann vielleicht das, daß Leben äußerst anfällig sind für unvorhergesehende Ereignisse und Richtungsänderungen. Aber ich HOFFE, daß mein jetziges Leben möglichst lange Kontinuität aufweisen wird.

Verstehst Du?

LG, wirrlicht

 

[andi.hexe]

Klasse,

das mit dem Feinschliff ist genial. Super, weiter so und du wirst zum Diamanten.

Ganz liebe Grüße von Andi