• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Vorherbestimmer Willer. Wie fühlt ihr euch bei dem Gedanke?

Der Mensch als Beobachter dieses Universums schafft sich sehr wohl seine eigene Zeit. Eine andere gibt es nicht. Als der moderne Mensch sich seiner selbst, seiner Endlichkeit bewusst wurde, ersann er als Struktur um die Spanne seines Lebens vergleichen, also messen zu können. Wenn wir Menschen in unserer Unfähigkeit unsere Welt wertzuschätzen, dereinst von der Oberfläche verschwunden sind, braucht niemand mehr Zeit. Unsere Nachfolger, Ratten und Insekten, werden sicher auch Regeln des Zusammenlebens entwickeln, doch Pünktlichkeit oder das Wissen um den exakten Sonnenuntergang werden durch natürliche Instinkte abgelöst.
Zur Frage, warum ein Vater die Zukunft seines Sohnes voraussehen wollte, gibt derzeit die Werbung eines Job-Portals Auskunft.
Sinngemäß sagt die Protagonistin, dass sie über dieses Portal "ihren" Job sucht und nicht den, den ihre Eltern für angemessen halten. Schon als Kind konnte ich es nicht ertragen wenn es Vaterseits hieß, dass diese oder jene Chance er gern gehabt hätte um eine ganz andere Gegenwart zu haben. Mein Streben nach künstlerischer Bildung wurde bis Punkt X (da bin ich mit 16 für einige Wochen nach Amsterdam abgehauen) als brotlose Kunst abgetan. Selbst als Vater sah ich mich immer in der Rolle des Neugierigen, eher gespannt wie und wohin sich die Kinder entwickelten. Was wäre denn Gott, wenn seine Schöpfung wie geplant verliefe? Gelangweilt, was sonst. Worüber könnte er noch Befriedigung empfinden wenn es keine Überraschungen gibt. Als Buchhalterseele samt Modelleisenbahnfimmel vegetierte er dahin, Schicksale, Weichen und Naturkonstanten kontrollierend. Bis er irgendwann von seinem "Ewigen Lebenspartner" verlassen würde. Erträgt ja kein Engel solche Monotonie.
In den letzten Wochen bin ich seltsamerweise mehrmals darauf angesprochen worden ob ich an Gott glaube, erst gestern von meiner Schwiegermutter die gerade dement wird. Meist sind es ältere Bekannte. Obwohl ich jedes mal nein sage, schaffe ich es jedoch immer, den Fragestellern auf meine Weise eine befriedigende Hoffnung auf das mitzugeben was nach dem körperlichen Tod kommt. Dazu bedarf es keines Gottes, keiner Religion oder Weltanschauung. Schlüssig finde ich den Gebrauch dieses "Hilfskonstrukt" nur in der Formulierung vom sonst kaum ernst zu nehmenden Prentice Mulford: Er postuliert "den Gott in uns". Genug geschwurbelt, werde noch schnell einige Jahre am Script für die Erde nach den Menschen feilen, Affen haben ja schon Humor, vielleicht kriege ich das bei den Nagern ja auch hin ...
 
Werbung:
Der Mensch als Beobachter dieses Universums schafft sich sehr wohl seine eigene Zeit
Wenn ich mir eine rein hypothetische Zeitlinie auf einen Blatt Papier zeichnen, so kann ich darin den Anfang und den Ende einer Sache beliebig festlegen. Das kannst du aber nicht von dir selbst behaupten, dein Anfang wurde durch vorherige Ereignisse bereits festgelegt, du hast dir nicht ausgesucht was vor dir war und nach dir sein wird, und das kann keiner, nicht einmal Gott weil es schlicht Paradox wäre. Wer auch immer den ersten Anfang gesetzt hat, von mir aus den Urknall, der kann sich nicht in der gleichen Zeit befinden wie wir es sind. Meine Gegenwart ist nur ein kleiner Punkt auf einer Zeitlinie, seine Gegenwart ist diese komplette Zeitlinie, er schaut darauf, wie ich auf dem Blatt Papier mit meiner selbst gezeichneten Zeitlinie.
Ich zitiere Prediger 3:15
Was geschieht, das ist schon längst gewesen, und was sein wird, ist auch schon längst gewesen; und Gott holt wieder hervor, was vergangen ist
Wenn ich glaube, dass meine bevorstehende Zeit auch Gott bevorstehen würde, so wäre er kein Schöpfer dieser Zeit und jemand höheres hätte sein Anfang festgelegt, nur das widerspricht genau dem, was man sich eigentlich unter einem Gott vorstellt.

Was wäre denn Gott, wenn seine Schöpfung wie geplant verliefe? Gelangweilt, was sonst. Worüber könnte er noch Befriedigung empfinden wenn es keine Überraschungen gibt
Langeweile empfinden wir vorallem deshalb, weil wir nicht alles wissen, aber es wissen wollen und unsere Zeit ist begrenzt. Wenn Gott nun alles weiß, kann er dann Langeweile empfinden um den entgegenzuwirken?
Dazu bedarf es keines Gottes, keiner Religion oder Weltanschauung.
Aber es bedarf trotzdem viel Glaube, wenn man nicht Unerklärliches als Unerklärlich akzeptieren möchte. Manche können es, und sie sterben sogar Glücklich. Ich jedoch kann es nicht. Ich stelle mir vor, wie mein einjähriger Sohn gekidnappt wird, und dass er nach all den Jahren immer noch sein Dasein für Unerklärlich akzeptiert, meine Existenz anzweifelt und garnicht nach mir sucht, dann wäre ich sehr sehr traurig über diese Tatsache. Selbst wenn ich meinem Vater (ich beziehe hier auf Gott) nicht vor meinen Augen habe, werde ich nach ihm suchen und versuchen ihn zu verstehen. Falls es ihn gibt, habe ich ihn zumindest nicht traurig gemacht, und wenn es nicht gibt, dann war mein Leben trotzdem mit Sinn und Hoffnung erfüllt.
 
"Zwei Lösungen" hat aber nichts mit der Zufälligkeit zu tun.
Richtig, niemand hat Gegenteiliges behauptet.
Aber "Zwei Lösungen" widerlegen schon, dass das, was "bei einer Formel rauskommt" immer eindeutig sein müsse.
Wer schonmal einen Zufallsgenerator programmiert hat, weiß dass vorher Daten gesammelt werden muss wie die Uhrzeit, Mausposition, CPU Temperatur usw. welches dann in einer Formel eingegeben wird um eine Zahl zu erhalten.
Naja, das macht der Generator dann schon selbst.
Aber ja, ein "echter Zufall" ist auch in einem Zufallsgenerator nicht zu finden.
Du kannst nicht dem Computer die Quadratwurzel von 1 rechnen lassen, und erwarten dass eine 50/50 Wahrscheinlichkeit bestimmt, ob das Ergebnis +1 oder -1 ist. Das Ergebniss ist immer eindeutig und zu 100% +1 und -1. Mit welchem du weiterrechnest entscheidest du / das Anwendungsgebiet
Ja, wobei dir hier aber nicht innerhalb der Mathematik sind, sondern in ihrer Anwendung.
Und, die Quadratwurzelfunktion besagt ja nicht, dass das Argument 1 sein müsse - man könnte auch 2 einfügen, 3, pi oder welche algebraische Zahl auch immer. Die möglichen Ergebnisse, die jene Formel liefert, sind also sehr, sehr breit gestreut.
Um hier nochmal auf Gott zurück zu kommen: Er kann nicht Daten "von außerhalb" entnehmen wie ein Computer, da außerhalb niemand mehr ist. Er wird jede Zahl selbst bestimmen müssen. Eine Indeterminisitische Welt ist für mich daher unmöglich, selbst wenn man es sich wünscht. Nur Geheimnisse ermöglichen eine Nicht-determinibare Sache, die trotz allem in einer deterministische Welt existieren muss.
(Den christlichen ) Gott als Argument für eine deterministische Welt herzunehmen halte ich nicht nur für logisch haltlos (da ja Gott selbst nur eine Annahme ist) sondern für paradox, das ja gerade das christliche Konzept von einem freien Willen ausgeht, der in einer deterministischen Welt ja nicht möglich sein kann. Auch für den Gott selbst ergibt sich hier ein Widerspruch, da auch er keinen freien Willen haben könne, da er ja zu dieser Welt gehört.
Und, selbst wenn man ihn nicht zu dieser Welt zugehörig zählt, wäre die Welt wiederum nichtdeterministisch, denn wenn sie "zufälligen" Einflüssen (wie Gottes freier Wille) ausgesetzt ist, sind die Ereignisse von jenen Zufällen abhängig.
Analog: Hätte man eine Zufallszahl, so wäre auch der Wert des Doppelten jener Zahl zufällig - auch wenn die mathematische Beziehung zwischen der Zufallszahl und dem Doppelten ihrer streng gesetzmäßig und somit gar nicht zufällig ist.
Warum sollte jemand der ein Glückspiel spielt, nicht das Ergebnis determinieren wollen, wenn er es könnte? Warum sollte ein Vater nicht die Zukunft von seinem Sohn weitestgehen vorhersehen wollen?
Worauf willst du mit diesen Fragen hinaus?
Ich gehe auch davon aus, dass eine vollständige Determinierung Vorraussetzungen dafür ist, genaue Aussagen über die Zukunft zu treffen und auch um damit seine Göttlichkeit zu beweisen.
Das mit der Voraussetzung für Aussagen über die Zukunft, ja. Aber dass damit eine Göttlichkeit Gottes bewiesen werden würde, sehe ich jetzt nicht.
Rein von der Logik her wäre der Gott nicht mehr Allwissend, wenn er über die Zukunft einen Art Orakel befragen würde.
Nö - er kann ja auch fragen, obwohl er die korrekte Antwort kennt. Ist nix dabei, macht jeder Lehrer so.
Aber ich denke, du hast gemeint er wäre nicht mehr allwissend, falls er über die Zukunft eine Art Orakel fragen müsste, um Informationen über sie zu erhalten. Dann ja.
Wenn es in seiner Entscheidung liegt etwas [noch] nicht wissen zu, denn müsste er wie wir in einer Zeit leben zwischen Anfang und Ende, mit dem Unterschied dass er sie selbst erschaffen haben muss. Es scheint für mich unmöglich zu sein, in einer selbst erschaffende Zeit zu existieren. In Offenbarung 22:13 steht: "Ich bin das Ạlpha und das Ọmega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende." Er ist nicht etwa zwischen Anfang und Ende, für ihn gibt es keine Vergangenheit und Zukunft, für ihm passiert alles gleichzeitig in einem Moment, doch für uns hat er die Zeit erschaffen, nur deshalb gibt es ein "war" und "wird".
Nun, das Universum laut Urknalltheorie "schafft" das sehr wohl. Ist auch kein Problem, das nachzuvollziehen, wenn man von der inzwischen als eindeutig falsifizierten Vorstellung ausgeht, dass Zeit der transzendente Hintergrund des bzw die Bühne für das Universum ist, sondern eine intrinsische, lokale Eigenschaft dessen.
 
Werbung:
Zurück
Oben