AW: requiescere
Hallo liebe Foris,
durch Miriams Tipp habe ich mal in diesen Thread geschaut.
Ich habe heute eine schöne Radiosendung gehört zum Thema "Wertschätzung".
Anfangs konnte ich mit dem Begriff wenig anfangen, er erschloss sich mir erst im Laufe der Sendung.
Es ging zunächst darum, dass vor allem in den industriellen Ländern, ein massiver Werteverlust zu verzeichnen ist. Die Menschen rennen durch ihren Tag hindurch dem Geld hinterher, und wer keins hat ist nix wert. Fühlt sich auch "unwert". Beim rennen und arbeiten vergeht die Zeit immer schneller, niemand hat mehr Zeit für Muße, für einen Gemüsegarten, für positive Gedanken und Tätigkeiten.
Wo es aber im Großen keine Wertschätzung und Achtung gibt für andere Menschen, für Dinge, für die Natur, für sich selbst, rächt sich das. Zwischen Menschen herrscht Feindschaft und Krieg, Dinge werden nicht geachtet, sondern mutwillig zersört, die Erde mit ihrem Ökosystem wird zerstört und der Einzelne fühlt sich zerissen und depressiv.
Aber im Kleinen kann man gegensteuern.
"Wertschätzung" beginnt in einem selbst. Es bedeutet zunächst einmal, sich selbst gegenüber achtsam und behutsam zu sein. Seine eigenen Gefühle wahrzunehmen, anzunehmen und zu achten. Sich gut zu ernähren und sich dem Stress der Zeit immer wieder zu entziehen. Die Stille zu suchen - in sich. - requiescere, Fidelitas!*lach*
Wertschätzung anderen gegenüber bedeutet, ehrlich zu sein, zuhören zu können und das Positive im Gegenüber zu suchen. Wertschätzung der Natur gegenüber hieße z.B. für den Einzelnen, im Naturkreislauf zu wirtschaften....
Naja, und soweiter und sofort, was wir alle wissen...
Was mich aber auch so faszinierte an der Sendung, war, das die Frau - sie hat darüber ein Buch geschrieben - sagte: "Ich bin eine Juwelensammlerin.
Ich sammle sie überall und ständig, den ganzen Tag hindurch. Ich sammle sie, was meine Blicke in die Natur betrifft, ich sammle sie im Zugehen auf andere Menschen, die ich, selbst wenn sie noch so sehr rennen und sich verbiegen, als jeden Einzelnen wertschätze. Und indem sich ihnen meine Wertschätzung mitteilt, blühen sie auf. - Da, wieder ein Juwel!
Ich sammle die Juwelen in meinen inneren Gedanken. Indem ich mich weiterentwickle, und seinen es nur winzigkleine Schritte, lobe ich mich ungeheuer. Denn diese Entwicklung ist unbezahlbar: man kann sie nirgends kaufen. Nur ich allein kann sie machen.
So finde ich täglich so viele Juwelen, und das baut mich auf.
Denn jemand der täglich Juwelen findet, ist reich."
Ein anderer sagte: "Und wenn mich meinetwegen ein Vetreter an der Tür mit seiner Umständlichkeit unendlich nervt und ich zornig werde, weiß ich, dass nicht der Vertreter mich zornig macht. Es ist ja "mein" Gefühl. Das Gefühl steckt
in mir drin, ein dritter würde vielleicht ganz anderes bei diesem Menschen reagieren. Der Mensch/ der Vetreter, der mich zornig macht, ist ja nur der Spiegel für meine Gefühle, die ich damit loswerde, indem ich sie als Grund diesem anderen Menschen aufhalse. - Deshalb gibt es im Grunde keinen Grund, ihm zornig zu sein. Ich sollte mein Gefühl anschauen und mich fragen: Warum werde ICH so zornig?
Und wenn ich dabei entdecke, dass ich ihn eigentlich verachte, weil er so langsam und umständlich ist und in meinen Augen
nur ein Verteter, der
mir meine kostbare Zeit stielt - tja, damit muss ich dann leben.
Mit dem Wissen, dass ich manchmal ganz schön überheblich bin."
"Wieder ein Juwel im eigenen Bewusstsein mehr," sagte die Frau. "Und es ist wichtig, diese eigenen Gefühle und Erkenntnisse positiv anzunehmen, denn nur dadurch, durch innere Liebe zu uns selbst, wird sich unsere Einstellung ändern. Es reicht nicht zu sagen: Jetzt will ich mich aber ändern! - Ändern geht erst, wenn die Einstellung die man hat, zuerst angenommen ist. 'Ich bin überheblich. Tja, so ist das mit mir.'
Oder: 'Ich bin fürchterlich eilig immer, weil ich so sehr hinter Konventionen hinterherlaufe, dass ich immer alles perfekt erledigen muss.' Dann kommt die Änderung von selbst. Man muss sich gar nicht mehr drum bemühen."
Na, ich fand jedenfalls, es war eine sehr schöne Sendung, in der für mich noch viel mehr drinsteckte, als ich jetzt geschrieben habe.
Gut, vieles kenne ich schon aus Büchern wie Louis L.Hay, oder Fromm habe ich immer gerne gelesen.
Aber so ein kleiner Auffrischungskurs tut doch immer gut.
Liebe Grüße,
und dass wir alle, unsere Stille und Wertschätzung an den unseren Orten finden mögen. Und in uns selbst.
Viele Juwelen!
Anjoli
Einen kurzen Text zur Radiosendung - leider sehr unergiebig und sachlich - die Sendung war viiiiel besser, findet Ihr unter:
www.wdr5.de
Zeitplan Dienstagnachmittag, heute, 15-16 Uhr.
Allerdings ein sehr schönes Literaturverzeichnis!