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hotel ruanda

Ö

öntschie

Guest
hotel rwanda

Der Völkermord der ruandischen Hutu an der ethnischen Minderheit der Tutsi im Jahre 1994 ist eine der schlimmsten humanitären Katastrophen nach dem Zweiten Weltkrieg, an der auch die Vereinten Nationen eine Mitschuld tragen. Über dieses emotionale Thema eine Dokumentation zu drehen, ist schon sehr schwierig.
Aber einen Kinofilm zu produzieren, der die heikle Gradwanderung zwischen Realitätsnähe und dieser emotionalen Aufladung bewältigt, ohne in eine reißerischer Aufmachung oder überzeichnete Schuldzuweisungen abzufallen, erscheint noch wesentlich schwerer zu erreichen.

Paul Rusesabagina (Don Cheadle), Manager eines exklusiven Hotels in Kigali, lebt mit den alltäglichen Problemen, die die Rassenunruhen in Ruanda mit sich bringen.
Er selbst ist Hutu und mit Tatiana (Sophie Okonedo), einer Tutsi, glücklich verheiratet.
Als der ruandische Präsident nach Abschluss eines Friedensvertrags mit den Tutsi angeblich von Tutsi-Rebellen ermordet wird, eskaliert die Lage im Land. Hutu Milizen ziehen durch die Straßen und ermorden wahllos Menschen, die sie für Tutsi halten.
Um seine eigene Familie in Sicherheit zu bringen, nimmt Paul sie und einige Tutsi-Nachbarn in das von Blauhelmen gesicherte Hotel mit.
Dort erfährt er vom kanadischen Colonel Oliver (Nick Nolte), dass bereits internationale Truppen auf dem Weg nach Ruanda sind.
Widerwillig gewährt Paul in der Zwischenzeit weiteren Flüchtlingen Unterschlupf im Hotel. Doch dann folgt die große Ernüchterung.
Die UN-Truppen haben lediglich die Aufgabe, die Touristen sicher aus dem Land zu bringen.
Zum Schutz der zivilen Bevölkerung sind keine Soldaten vorgesehen.
Es liegt an Paul, die inzwischen über 1.000 Personen in seinem Hotel vor den immer häufiger auftauchenden Hutu-Milizen und ihrer willkürlichen Gewalt zu schützen.


Was wie eine fiktive Heldenstory erscheint, ist zu ungefähr 90 Prozent die wahre Geschichte von Paul Rusesabagina, der mit seiner unermüdlichen Hingabe und seinem Einfallsreichtum insgesamt 1.268 Menschen in diesem Konflikt das Leben rettete.
Vor allem diese tiefe Menschlichkeit wird in „Hotel Ruanda“ von Terry George („Das Tribunal“) porträtiert.
Der Film will keine realitätsgetreue Darstellung der furchtbaren Massaker liefern.
Die unaussprechlichen Verbrechen, die die Milizen mit der Machete an ihren ehemaligen Nachbarn begingen und die mit dem Tod von über 800.000 Menschen endeten, werden nicht explizit gezeigt, bleiben aber immer im Hinterkopf des Zuschauers präsent.
Die Kamera fängt die Geschichte von Paul und Tatiana ein und verlässt dabei niemals ihren Standpunkt.
Durch diese persönliche Blickrichtung kann der Film subtil und einfühlsam die Vorfälle schildern, ohne direkte Schuldzuweisungen auszusprechen oder das Publikum durch die Darstellung schockierender Massaker abzustumpfen.
Die Einblendung der ständigen Hassreden des Hutu-Radiosenders reicht aus, eine Vorstellung des Ablaufs dieses Genozids zu erschaffen.

„Hotel Ruanda“ ist aufgrund seiner Themenstellung auch ein politischer Film.
Er zeichnet ein deutliches Bild des Versagens der Internationalen Gemeinschaft in dieser Krise.
Der Abzug der Blauhelmsoldaten aus der Region, durch welchen die Ausweitung der Massaker erst ermöglicht wurde, wird vor allem durch die Figur des Kameramanns Denglish (Joaquin Phoenix) kommentiert, der pointiert auch die Rolle der Medien und die Wirkung der schockierenden Bilder in der westlichen Welt präzisiert.
Gerade seine Aussagen stellen einen wichtigen Teil der Erkenntnis dieses Films dar.
Es wurde höchste Zeit, dass die Geschichte des ruandischen Völkermords einem breiten Publikum erzählt wird.
Durch einen Film, der die Aufmerksamkeit für dieses Thema potenzieren kann, erhofft sich das Team auch eine Sensibilisierung für aktuelle Krisen wie derzeit im Sudan.
Inzwischen sind Hauptdarsteller Don Cheadle und Sophie Okonedo für den Oscar nominiert worden und können dadurch mit weiterer Aufmerksamkeit für ihr Anliegen rechnen.

mein fazit: ein sehr interessanter, augen-öffnender und tapferer film !!
 
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Ja, Oentschie, der Film zeigt die noch junge Geschichte ergreifend, eindrücklich wie auch erschütternd, hauptsächlich, weil er die Geschichte eines ganz "normalen" Menschen schildert, der nie ein Held sein wollte, selbst höllische Angst hat und trotzdem nicht anders handeln kann. Ein Glück vielleicht auch, dass der Film keine politische Kontroverse anstrebt, sondern nur schlicht zeigt, wie wenig die Menschen aus der Geschichte zu lernen bereit sind, wie Hass geschürt wird, wie wenig "uns" Afrika im Grunde interessiert. Der ganze Wahnsinn des Genozids wird auf eine einfache, verständliche Art erzählt. Ohne Effekthascherei lässt der Regisseur den Zuschauer die ganze Bestialität der Geschehnisse eigentlich vorwiegend fühlen und doch nie vergessen, das macht den Film so glaubwürdig.
M.M.n. würde sich der Film bestens für Geschichtsunterricht eignen, wo man vorgängig den ganzen Hintergrund sowie auch die Folgen(!) besprechen könnte/müsste.
Uebrigens die DVD bietet Bonusmaterial, das sehenswert ist.

Oentschie, nur eine kleine Anmerkung zu deinem Beitrag: wenn du eine Filmbesprechung übernimmst, solltest du die Quelle angeben, manche Kritiker und Autoren würden da vielleicht nicht gelassen reagieren ;).
 
okay, danke céline werde ich machen...puh...diese unerfahrenheit :)

quelle: http://www.filmstarts.de/kritiken/Hotel Ruanda.html

diskussionsfähig wär der film, doch ob für den geschichtsunterricht geeignet...mhh...vielleicht müssten sich die schüler schon vorher über den geschichtlichen hintergrund informieren, denn die konfliktkonstellation ist meiner meinung nach nicht sofort erkennbar...zumindest für nicht vorbereitete zuschauer wie meine wenigkeit :baden:
-ö-

ps.: was genau ist das für bonusmaterial ??
 
öntschie schrieb:
diskussionsfähig wär der film, doch ob für den geschichtsunterricht geeignet...mhh...vielleicht müssten sich die schüler schon vorher über den geschichtlichen hintergrund informieren, denn die konfliktkonstellation ist meiner meinung nach nicht sofort erkennbar...

Ja, unbedingt, deshalb sage ich auch:

M.M.n. würde sich der Film bestens für Geschichtsunterricht eignen, wo man vorgängig den ganzen Hintergrund sowie auch die Folgen(!) besprechen könnte/müsste.

Die Diskussion hinterher ergäbe sich dann fast von selbst... und es lassen sich fast immer Parallelen zur Gegenwart ziehen.

Bin eh der Meinung, dass man bei solchen Filmen nicht unvorbereitet ins Kino gehen sollte, oder wenigstens hinterher die Fakten der verfilmten wahren Geschichten nachlesen sollte. Kennt man die Fakten mindestens in etwa, ist man kompetenter, den Film einigermassen beurteilen zu können.


ps.: was genau ist das für bonusmaterial ??

Ich kenne nur die englische Version, denke aber, sie unterscheidet sich kaum von der deutschen. Darauf ist ein Gespräch zw. Terry George und dem realen Herrn Rusesabagina (den Namen habe ich jetzt bei dir abschreiben müssen ;)), verschiedene Interviews, nicht nur mit den Hauptdarstellern, die ihre Gefühle während den Dreharbeiten vermitteln, auch der Komponist des Songs "Million voices" (ein Rapper, dessen Namen ich spontan nicht im Gedächtnis abrufen kann) kommt zu Wort. Es sind einige Sequenzen von den Dreharbeiten darauf und Infos dazu und auch Bilder der Gedenkstätte in Ruanda.

Wo ich schon den Namen Rusesabagina bei dir klaute und du mir echt interessiert scheinst, gab ich den Namen bei Google ein und fand ein "altes" Interview mit ihm. Es vermittelt auch schon viel so nebenbei, ohne dass du dich in Unkosten stürzen musst.

http://www.zeit.de/2005/07/Titel_2fInterview_Ruanda

Einen schönen Abend noch :winken3:
 
wow...super-interessant...ich danke sehr !!!:kuss1:


trotz diesen großen erfolgs durch den film, denke ich nicht, dass sich dieses thema lange in den köpfen der zuschauer und der allgemeinheit festsetzten wird...wobei ich nicht pessimistisch sondern realisitisch drauf blicken möchte...schließlich stopfen uns die medien jeden tag mit dutzend schrecklichen nachrichten und ereignissen voll (zb der erdrutsch auf den philippinen).

der film ist für mich nicht nur die geschichte der tutsis, die durch die macheten der hutus zur hälfte ausgelöscht wurden, sondern es ist auch eine geschichte über hoffnung und darüber, was ein mensch allein schaffen kann und was in solch einem "fall" hunderte menschen tun könnten, würden sie genauso handeln...

ich denke, der film hat zwei interessante ebenen...einmal den geschichtlichen & politisch/ religiösen hintergrund und zweitens die menschliche fähigkeit und das handeln als symbol der hoffnung...umso trauriger finde ich, dass (wie im interview zu lesen ist) gerade rusesabagina selbst sagt, er hätte den glauben in die menschen verloren, wo er doch das symbol der hoffnung schlechthin war !!

wie die menschen in ruanda jetzt mit dem mord an fast 1 000 000 tutsi und gemäßigten hutus umgehen kann man hier nachlesen:
http://www.zeit.de/2004/15/Ruanda

die rolle des westens zu dieser problematik wird hier gut portratiert:
http://www.zeit.de/2004/21/P-Ruanda

allerdings bin ich erstaunt, dass so einen guten film bisher anscheinend nur céline gesehen hat...oder möchten sich die anderen nicht an der meinungsdiskussion beteiligen
:confused:
 
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was mich vorallem erstaunt, sind die vielen fragen, wie rusesabagina es schaffe konnte, mit den milizen zu verhandeln...und er den überraschten interviwern dann mitteilen muss, dass er angefangen hat zu verhandeln, zu reden statt drauf loszuprügeln, wegzurennen oder sonstirgendetwas zu tun.
er hat einfach gesprochen (was für ihn als manager wahrscheinlich nichts außergewöhnliches war). es war seine einzige "waffe".
das die leute da ungläubig gucken, wo einmal jemand das in die tat umsetzt, was sie sonst immer selbst predigen : "diskussion statt schießerei, reden statt töten, verhandeln statt brutal handeln".
ich finde, dass der film diese möglichkeit der vernunfteinschaltung im anblick des todes wunderbar aufzeigt...auch wenn die guten beziehungen rusesabaginas überlebensnotwendig waren - das ist nicht abzustreiten...
aber schon wie er es geschafft hat, 25 tutsi vor den augen der miliz mit 2 h einreden und ein wenig geld vor dem augenblicklichen tod zu bewahren, hat viel mit mut aber noch mehr mit verstand zu tun...da gibt es nicht viel zu heroisieren, sondern zu beispielisieren - also sich ein beispiel daran nehmen...eher in den kleinen dingen des lebens , im alltag als jetzt in solch einer krassen situation...aber doch ist es das, was den umgang miteinander menschlicher macht...der mensch muss sich der kraft der sprache neben ihren tücken bewusst werden !!

oje, das war mal wieder ne exkursion in die ethik-stunde :reden:

übrigens: heute ist welt - muttersprachentag (o.s.ä.) :)
 
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