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Deutschland - ein reiches Land ?

Claus

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Registriert
5. August 2005
Beiträge
3.673
D wird als eins der reichsten Länder gehandelt.

ist das richtig?

http://www.staatsverschuldung-online.de/

Die ausgeuferten Staatsschulden des öffentlichen Gesamthaushalts in Deutschland sind seit Jahrzehnten - abgesehen von der Verwendung der UMTS-Lizenzerlöse zur Schuldentilgung - wirtschaftlich nicht getilgt worden. Fällige Tilgungsausgaben wurden und werden mit neuen Krediten refinanziert. Darüber hinaus wurde und wird der Schuldenberg (Stand Ende 2005 rd. 1,52 Billionen EUR) zur vollen bzw. anteiligen Deckung der von ihm selbst verursachten wachsenden Zinseszinslasten um die jährliche Neuverschuldung erhöht

Welches von den armen Ländern, denen der deutsche Steuerzahler Schuldenerlaß auf Schuldenelaß gewährt, hinterläßt den kommenden Generationen einen ähnlichen Schuldenberg?

Nee, Leute, reiche Länder, das sind die, die uns das Öl zu Wucherpreisen verkaufen,
deren Bodenschätze noch nicht gehoben sind.
Wir sind bettelarm, obwohl wir die reichsten „Armen“ der Welt haben,
ein Präkariat zum vorzeigen

meint Claus
 
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AW: Deutschland - ein reiches Land ?

hallo, claus, da bin ich wieder, um dich zu nerven:clown2:

nein, im ernst, deine themen sind sehr interessant, wie dieses hier.
du bist also überzeugt, deutschland ist ein armes land!

haste recht, allerdings würde ich das nicht auf finanzieller oder materieller ebene sehen. ich hab mal einen beitrag gesehen, wo eine inderin nach deutschland gekommen ist, ich glaub nach brandenburg.
sie war erstaunt, auf was für einen hohen lebensstandardniveau man noch meckern kann, hat dies in deutschland, wo der einfache hartz-iv-empfänger dasselbe niveau wie die obere mittelschicht in indien besitzt, so erfasst.

und dann sagte sie selber, als sie einen ausflug in die provinz zu verlassenen braunkohletagebauten machte, ihr fiel der unterschied plötzlich auf. die arbeitslosen, die hier häufig anzutreffen sind, haben schon seit der wende (16 jahren) keine arbeit mehr. sie besitzen keine motivation, sähen keinen lebenssinn (die meisten).
das wäre der unterschied zu den unterschichten in indien, weil diese dort einen täglichen kampf ums überleben führen müssten. sie hätten eine motivation.

also wenn man deutschland in einem solchen zusammenhang sieht, würde ich auch sagen, es ist motivationslos, zunehmend geistig verarmt.
 
AW: Deutschland - ein reiches Land ?

nein, psbvn, du nervst nicht.
Du hast zutreffend ergänzt, was ich vergessen hatte:

die Armut an Motivation.

Die preußischen Tugenden, die haben jetzt unsere Nachbarn in Polen.

Gruß von Claus
 
AW: Deutschland - ein reiches Land ?

Welche Tugenden haben denn die? Geld auf alle erdenklichen Arten machen, bis man nicht mehr schlafen kann und nen Herzinfarkt bekommt und seine Frau mit Klunkern behängen kann?, bevor sie einen verlässt, wegen einem, der diese Tugenden abschütteln konnte? Wenn Tugenden fehlen sollten, dann ist es auch die, die Wertschöpfung des Landes sinnvoll und wenigstens mit dem Anschein eines schlechten Gewissens zu verteilen. Und wenn das Gewissen schon nicht plagt, dann doch vielleicht die Angst vor einer Zuspitzung der sozialen Lage, mit der Folge von wachsender Kriminalität und Unruhen.

Der Geist fehlt hier. Was soll da „noch mehr Ehrgeiz“ bewirken? Sollen die, die arbeiten, 60 Stunden und die, die keine haben 60 Stunden im Ehrenamt arbeiten?

Ich würde gern mal diskutieren, ob diese „Zeiten knapper Kassen“ nicht eigentlich ein Märchen sind.

Wirklich arm finde ich einen Geist, der neuerdings wieder Klassenunterschiede vollmundig ausposaunt. Ich hab darauf schon öfter hingewiesen, dass es mir vorkommt, alsob Klassenunterschiede wieder mit etwas belegt werden, was es dem einzelnen ermöglicht, sich mit „seiner Klasse“ zu identifizieren. Ich wies auf die scheinbar gezielte Reanimierung des Dienstmädchentums und faktische Zwangsarbeit hin, wies auf Äußerungen der Kanzlerin zur Begünstigung von Hauspersonal hin, auf Fernsehsendungen, in denen das Leben des Personals wieder romantisch bestückt wird. Was ist hier arm.

Armut an Motivation? Das unterstellen wir seltsamer Weise nur den Ärmsten, den Verzweifelten und denen, die jeden Tag Überstunden leisten müssen, weil sie sonst gekündigt bekommen. Den Ärmsten zwingen wir Jobs auf, die sie demütigen, den „unmotivierten Arbeitenden“ saugen wir auch noch den letzten Tropfen Blut aus.

Für die Staatsverschuldung ist der Staat verantwortlich. Hier wieder mit dem motivationslosen Bürger zu kommen, ist doch wirklich arm. Die Arbeitnehmer sind nicht aus Faulheit in den letzten Jahren weniger krankgeschrieben und behandeln sich mit Medikamenten lieber selbst. Sie wissen worum es geht.

Viele Grüße
Bernd
 
AW: Deutschland - ein reiches Land ?

nee, Bernd, sie arbeiten in der deutschen Landwirtschaft,
sammeln gut brauchbare Dinge von deutschen Sperrmüllsammelplätzen,
um sie aufzupolieren und in Pl wieder zu verkaufen (*)
nicht um ihre frauen mit Klunkern zu behängen, sondern um sich die „Grundsicherung“ zu verschaffen,
die der deutsche Präkarier in der sozialen Hängematte von den Steuern derer bekommt,
die
>>> die jeden Tag Überstunden leisten müssen, weil sie sonst gekündigt bekommen<<<

Für die Staatsverschuldung ist der Staat verantwortlich. Hier wieder mit dem motivationslosen Bürger zu kommen, ist doch wirklich arm.

ein dreistelliger Milliardenbetrag wird jedes Jahr in entsprechende Sozialtöpfe gepumpt,
sicher nicht nur aus Menschenfreundlichkeit,
wohl auch aus Angst vor der revolution derjenigen, die jetzt nur noch zur Arbeitslosendemonstration gehen:

mein Beitrag Nr.23 in
https://www.denkforum.at/threads/3949&page=2

Gruß von Claus

(*)
zum Beispiel hat hier ein Sozialhilfeempfänger seinen alten noch funktionierenden Kühlschrank für 10 Euro an die Polen verkauft, weil mal wieder ein neuer Kühlschrank vom Sozialamt fällig war.
Als er in der Kneipe den anderen Präkarianern davon erzählt hat, hat ein Genosse von ihm die Story dem Lokalreporter verkauft und so ist die Sache öffentlich geworden
(aber ohne Konsequenzen)
 
AW: Deutschland - ein reiches Land ?

Sollen die, die arbeiten, 60 Stunden und die, die keine haben 60 Stunden im Ehrenamt arbeiten?

Bernd,
60 Stunden sind bei einem Selbständigen die Regel,
bei einem Arbeitnehmer (ohne Ausgleich) wohl eher selten,
jedenfalls seltener als die 28 Stunden- Woche bei VW,
wo es gegen die Aufstockung auf 35 Stunden heftige Proteste gab.

Aber die 35 Stunden Woche und 31 bezahlten Urlaubstage sind in D die Regel.
Ich glaube, selbst in der "reichen Schweiz" schüttelt man den Kopf über solche Zustände.

Und im Ehrenamt?
ja, das tut man doch freiwillig und aus Spaß, rund um die Uhr, wenn 's sein muß...
oder?

fragt Claus
 
AW: Deutschland - ein reiches Land ?

auch wenn's sich jetzt hart anhört und klingt wie von einem verwöhnten, reichen bengel gesagt: Armut ist nicht nur schuld der andern. einige dieser hartz-iv-empfänger haben selber eine große mitschuld an ihrer misere (nicht die mehrheit, aber auch nich wenige).
so z.b. seh ich meinen banknachbarn vor mir, mit dem ich ganz gut klarkomme.
doch wenn ich ihn frage, was er nach dem abi machen wöllte, antwortet er nur: "Weiß nicht. vielleicht selbstständiger programmierer."

ich will jetzt den ganzen armen, obwohl motivierten leuten nicht zu nahe treten. aber unter ihnen gibt es einige, die ihren fall selbstständig verursacht haben.
dass denjenigen leuten vom staat nicht genügend geholfen wird, glaube ich ist dem system der freien marktwirtschaft, des kapitalismus geschuldet.

dessen maxime: Wer will, kann und glück hat, schafft auch.

wer nicht will oder nicht kann oder kein glück hat, bleibt liegen
 
AW: Deutschland - ein reiches Land ?

weil mal wieder ein neuer Kühlschrank vom Sozialamt fällig war.

lieber Claus, aber trotzdem

es liegen (exakt) Lichtjahre, seit die Sozialämter,
so oft Du es auch anführst, die Leute begünstigten :zauberer1
 
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AW: Deutschland - ein reiches Land ?

von Claus:die der deutsche Präkarier in der sozialen Hängematte von den Steuern derer bekommt,
die
>>> die jeden Tag Überstunden leisten müssen, weil sie sonst gekündigt bekommen

Hallo Claus.
Soziale Hängematte. Ich weiß nicht auf welchem Kenntnisstand diese Wortgruppe beruht, sicher nicht aus einer Zeit, nach der Verschärfung des SGB. Das ist einfach unsachlich. Bei Bedarf kann ich mal ein paar Sachen aus dem SGB II raussuchen. Wenn wir die „Neiddebatte“ bei manchen Großverdienern unsachlich finden, dann müssen wir ebenso mit dem „Neid“ auf Soziempfänger umgehen.

60 Stunden sind bei einem Selbständigen die Regel,
bei einem Arbeitnehmer (ohne Ausgleich) wohl eher selten,
jedenfalls seltener als die 28 Stunden- Woche bei VW,
wo es gegen die Aufstockung auf 35 Stunden heftige Proteste gab.
Ach Claus, 60 Stunden kommen zusammen, wenn man all das, wo man „seine“ Arbeitnehmer glauben lässt, dass man „dienstlich unterwegs“ sei, mit einrechnet. Aber hier brauche ich wohl nicht mit den Augen zu zwinkern, wie so mancher auf diese Zahlen kommt. Die wenigsten ackern wirklich so viel. Wenn doch, bitteschön, manche haben dabei auch eine ganz andere Motivation, -- Macht, Anerkennung, Geldhäufen. Ein Arbeitnehmer hat Angst und Druck und Konsumfreiheit als Motivation...also das sollten wir lieber mehrschichtig anschaun. Ich arbeite jedenfalls keine 60 Stunden. So gierig bin ich nicht. *schmunzel * Und wenn ich Samstags was mache, dann weil ich es gern tu, nicht weil ich muss. Müsste ich, würde ich es nicht tun. Versteht man das?

Das mit den 28/35 Wochenstunden, da geb ich dir Recht, da wollen wir nicht streiten.


Aber die 35 Stunden Woche und 31 bezahlten Urlaubstage sind in D die Regel.
Ja, das ist nur Propaganda. Es stimmt einfach nicht.

Und im Ehrenamt?
ja, das tut man doch freiwillig und aus Spaß, rund um die Uhr, wenn 's sein muß...
oder?
Wenn wir zwei das machen ok. Aber du kannst keinem Soziempfänger sagen, Arbeit gibt es nun mal nicht mehr für alle, das sei heute so und er solle sich doch im Ehrenamt nützlich machen. Ich weiß nicht, ob du den Unterschied verstehst. Wir haben alles (materielle) und schrubbeln dann im Ehrenamt noch unser Seelchen sauber. Aber ein Soziempfänger ist in einer ganz anderen Lage. Ich frage mich manchmal, warum ihr euch da nicht hineinversetzen könnt.

Die Gesellschaft hat dich als Sozibezieher ausgestoßen, viele ältere Menschen wissen, dass sie nie wieder was bekommen, ihre Lebensleistung wird mit Füßen getreten, sie werden zur Arbeit gezwungen, ein Bankier oder Ingeneur muss Laub zusammenkehren, eine Hotelfachfrau saubermachen und die Menschen sind handfesten Demütigungen ausgesetzt, werden eigentlich nur sinnlos beschäftigt. Sie müssen ihr Einkommen und Vermögen offen legen und verwertbares verkaufen, bis sie so arm sind, dass man ihnen gönnerhaft ein Almosen gibt, was an Bedingungen geknüpft ist.

Wenn du so einem Menschen sagst, Ehrenamt sei freiwillig und bringt ne Menge Spaß...also da möchte ich lieber nicht wissen, was in Köpfen vor sich geht, die nicht so helle sind wie ich dich eigentlich empfinde.

Naja. Bleibt noch offen, wer wegen der hohen Staatsverschuldung ein schlechtes Gewissen haben sollte, die die das zu verantworten haben oder die Armen (Drückeberger).

Brummelbernd
 
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