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Deutsche in den Kongo?

Claus

New Member
Registriert
5. August 2005
Beiträge
3.673
Deutsche in den Kongo?

und wenn es nur 500 Mann sind,
ich bin dagegen.
Mit einer Ausnahme:
Evakuierung von Europäern aus dem Krisengebiet.

Kongo steht exemplarisch für Afrika.
ein reiches Land, von den Kolonialmächten in geordneten verhältnissen übergeben,
durch Korruption und Bandenkriege ins Chaos gestürzt,
drogenabhängige Kindersoldaten im Dienst der warlords,

was sollen wir uns dort einmischen,
solange keine Bedrohung für Europa ersichtlich ist (außer vielleicht der Asylantenflut)?

fragt Claus
 
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Na klar, ich bin erstmal dafür. Zunächst geht es ja nicht um kriegerische Einmischung, sondern lediglich um die Absicherung der ersten freien und unabhängigen Wahlen im Kongo seit 40 Jahren; da die kongolesische Regierung es offenbar nicht allein schafft, für Sicherheit zu sorgen, halte ich europäische Unterstützung hier für gerechtfertigt, gerade im Interesse der Stabilisierung der gesamten Region.

Der Einsatz der Bundeswehr geschieht außerdem im Rahmen eines UN-Mandats; es wäre nun höchst widersprüchlich, wenn die Bundesregierung ankündigt, Deutschland wolle in der internationalen Politik mehr Verantwortung übernehmen, sich dann aber bei der ersten sinnvollen Gelegenheit zurückhält.

Näheres zur komplizierten Situation der Wahlen in der DR Kongo:
http://www.hss.de/downloads/Kongo__Sonderbericht_Wahlen_2006_2.pdf

Grüße, Gaius
 
Zitat von Gaius:
wenn die Bundesregierung ankündigt, Deutschland wolle in der internationalen Politik mehr Verantwortung übernehmen, sich dann aber bei der ersten sinnvollen Gelegenheit zurückhält.

Mit dieser einschränkung (Betonung auf sinnvoll) ist es richtig.

optimistische Variante:
da die UN truppe ohnehin nur in der Hauptsadt etwas ausrichten kann, werden (vielleicht) wenigstens dort die Wahlen einigermaßen geordnet verlaufen.

aber:
Dann wird die Verliererpartei (besser: das Sammelsurium aller Verlierer) das Ergebnis anfechten mit der Begründung der Manipulation mit Hilfe der UNO-Soldaten, vor allem aber gegen die Europäer wird sich der Haß richten.

Das Land könnte nur mit einer riesigen Übermacht der UNO befriedet werden, die Besatzung müßte solange bleiben, bis die Macht der warlords gebrochen ist.
Das ist utopisch.
Ich vermute:
auch wenn die Wahlen ordentlich verlaufen, das Land kommt nicht zur Ruhe.
Irgendwann ziehen wir uns zurück, mit hohen Verlusten,
so wie die Amis damals in Somalia.

pessimistische Grüße von Claus
 
Nein, zumindest keine Soldaten, ich denke, Europa hat Probleme genug. Ein paar Manager, um Geschäfte mit dem Kongo zu machen, ja. Einen Handelsattaché, falls nicht ohnehin schon einer dort ist, ja.

Liebe Grüße

Zeili
 
Wenn die Deutschen dort ohnehin nur für ihre eigene gesicherte Evakuierung zuständig sind, dann können die auch gleich zu Hause bleiben.
*rum motz*

Viele Grüße
Bernd
 
Bernd schrieb:
Wenn die Deutschen dort ohnehin nur für ihre eigene gesicherte Evakuierung zuständig sind, dann können die auch gleich zu Hause bleiben.
*rum motz*

Viele Grüße
Bernd

es gibt doch aber dort viele europäische Diplomaten, Geschäftsleute und, nicht zu vergessen, Hilfsorganisationen

und die werden immer zuerst die Opfer des Pöbels und der aufgehetzten Menge.

Holt sie raus und dann: Klappe zu, so leid es mir für die vielen einheimischen tut, die dann von den Mordbrennern abgeschlachtet werden.

Aber wenn sich unsere Jungs da einmischen, egal wer dann gewinnt, man wird sie beschuldigen, schon weil sie Europäer sind...
meint Claus
 
Zeilinger schrieb:
Ein paar Manager, um Geschäfte mit dem Kongo zu machen, ja. Einen Handelsattaché, falls nicht ohnehin schon einer dort ist, ja.
Und worum ging es doch gleich bei der ganzen Schlächterei? Nicht etwa um bloße Stammeskriege, sondern um Zugriff auf und Kontrolle über die Ressourcen an Diamanten, Gold, Coltan, Erdöl, Erdgas... klar kann ein Manager da jederzeit hinfahren, um mit den sogenannten Warlords, die das Gemetzel zu verantworten haben, Geschäfte zu machen, an denen das Blut von 4 Millionen Menschen klebt und damit den Krieg im Kongo indirekt weiterfinanzieren.

Hier noch ein ausführlicherer link zu Aufgabe, Risiken und Nebenwirkungen der UN-Mission.

Sicher, zu übertriebenem Optimismus besteht wenig Anlaß, und der deutsche Ohnemichel könnte so eine undankbare Aufgabe wie die Begleitung freier und unabhängiger Wahlen auch ganz den wesentlich schlechter ausgebildeten und ausgerüsteten Soldaten überlassen, die die UN bevorzugt in Bangla Desh und Pakistan rekrutieren - dann sollte er aber auch nicht meckern, wenn dort weiterhin unhaltbare Zustände herrschen, er hätte ja wenig zu deren Beseitigung getan, als Sonntagsreden zu halten.

Meint Gaius.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ja, Gaius. Mich würde wirklich mal interessieren, wie viele Missionare und Geschäftemacher dort ihre blutige Spur hinterlassen. Das sind m.E. die eigentlichen Unruhestifter, wie überall.

Viele Grüße und einen entspannten Abend wünscht
Bernd
 
Tja, Bernd, das führt uns zu der Frage, wer verantwortlich ist, wenn da einer erschossen wird: der Schütze, der, der ihm die Waffe in die Hand gegeben hat, oder der, der die Waffe hergestellt hat...

...und in diesem Falle wäre dann in letzter Konsequenz jeder mit dran schuld, der ein Handy oder einen Computer benutzt.

Rohstoffbedarf und -handel halte ich nun für nichts Illegitimes, nur sollte es doch möglich sein, letzteren unter einigermaßen menschenwürdigen Bedingungen zu betreiben (ich sage mal ganz naiv, beim Kohlebergbau im Rheinland ging's ja auch.) Nur sind dafür funktionierende (rechts-)staatliche Kontrollorgane vonnöten, und zu genau deren Etablierung sieht sich diese UN-Mission als ein unabdingbarer Schritt - und ich sehe beim besten Willen nicht, warum Deutschland auf dieser Ebene nicht seinen Beitrag leisten sollte.

Ebenfalls viele Grüße, Gaius
 
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Ich bin strikt gegen einen militärischen Einsatz im Kongo. -

Wenn man wissen will, ob ein solches Engagement gerechtfertigt ist, empfiehlt es sich, die Kriterien von Clausewitz anzulegen:

Ziel: Ist erkennbar, welches langfristiges strategisch-politisches Ziel verfolgt wird?
Zweck: Was wird taktisch-konkret mit dem Einsatz beabsichtigt?
Mittel Reichen die Mittel, um Ziel und Zweck zu erreichen?

Ich meine, auf alle drei Fragen muss mit Nein geantwortet werden. Bei den Mitteln wird die EU wahrscheinlich sogar noch um Transportunterstützung der USA bitten müssen.

Der ganze Kongo ist nicht die Knochen eines einzigen deutschen Schützen wert - frei (und etwas kühn übertrieben) nach Bismarck.

Ziesemann
 
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