AW: Anschluss
Die Erklärungen einiger Vorschreiber, dass sich die Arbeiter, viele Arbeitslose, durch den Anschluß eine Verbesserung der Lebenssituation, mit Arbeit und Brot erhofft haben, ist nur ein Teil der Wahrheit.
Das österreichische Beamtentum ist schon seit josephinischer Zeit (Joseph II. Österreichischer Kaiser ab 1780) zum vorauseilenden Gehorsam erzogen worden. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Vorauskommandos der SS und der Gestapo noch vor dem Einmarsch bereits ausgefertigte Listen, wer Jude, Halbjude etc., wer Aktiver Sozialdemokrat oder Kommunist war, vorgelegt bekamen.
Gestern in einer Kultursendung des ORF wurde gezeigt, dass auch in der Wiener Staatsoper schon alles für die Eliminierung "undeutschen Blutes" aus dem Ensemble des Staatsoper und bei den Philharmonikern vorbereitet war.
Das hat niemand gemacht, der um seine Grundbedürfnisse kämpfen mußte. Das waren Mitläufer und kriminelle, die sich Karrieresprünge erwarteten, die sich durch "Arisierungen" fremdes Wirtschaftsgut unter den Nagel gerissen haben etc. Also es waren genug Mittäter unter den Östereichern des Jahres 1938.
Um so unverständlicher war gestern der Auftritt des Dr. Otto Habsburg, der im Parlament bei einer Gedenksitzung zur Besetzung Österreichs durch Deutschland davon gesprochen hat, dass Österreich wie kein anderes Land Opfer von Nazi-Deutschland war, aber niemals Mittäter. (Ich frage mich, wer den eingeladen hat)
Gut, dass der Verteidigungsminister Darabos dieser Peinlichkeit deutlich widersprochen hat.
- der Oldtimer
Oldtimer,
nun, wenn wir da die Teile zusammensetzen kommen wir wahrscheinlich der Wahrheit näher.
Dass sich der Österreicher eher immer passiv verhält - tut er auch heute noch - ist an sich gar nichts neues. Er war und ist zum Teil noch Untertan, auch wenn das niemand gerne hört. Aber die Passivität ist in jedem Fall vorhanden.
Sicherlich hast du da einen Aspekt angeschnitten, der wahrer gar nicht sein könnte. Ist auch vollkommen logisch, in sich schlüssig.
Wenn irgendwo heute ein Unglück passiert wie z.B. zur Zeit in Norddeutschland wg. des Wetters, so finde ich es einen sehr weisen Entschluss die Gegend abzuriegeln, wie gesagt wurde, damit den Dieben nicht Vorschub geleistet wird, bzw. sie zu hindern.
Damals war halt niemand da, der sie hinderte. Und ja, sie erhofften sich sicherlich viel und wollten so "dienlich wie nur irgend möglich" sein, davon gehe ich auch aus. Aber als Prozentsatz des Volkes würde ich es eher mit maximal 25 % ansetzen. Und eventuell noch 5 % Kriminelle.
Der Rest des normalen Volkes, vor allem in den Städten, dachte anders.
Das weiß ich aus sehr vielen Erzählungen.
Mein Großvater war jedenfalls sehr froh nicht einrücken zu müssen, da er Familie hatte und seine Frau verstorben war. Aber auf dem Land sah es sowieso anders aus als in der Stadt auch bezgl. der Nazis.
Und wenn ich mich recht erinnere hielt ja Schuschnig eine Ansprache im Radio, in der er sagte, dass es jetzt praktisch so kommen müsse - mein Großvater erzählte mir jedenfalls, dass er da weinte und es ihn erschütterte.
Er wollte kein "besetztes" Österreich, wie er es mir damals versuchte zu erklären.
Mein Großvater verstarb 97-jährig im Jahre 1971. Er erlebte auch die Kaiserzeiten.
sartchi