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Willensstärke

indiekult

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29. Mai 2012
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Willenskraft galt seit jeher als eines der größten menschlichen Errungenschaften. Für höhere Ideale einzustehen und unseren Willen dafür einzusetzen, ist neben dem abstrakten Denken unsere große Stärke. Es ist etwas, das uns zum Menschen macht, aber irgendwann kam diese Notion der “Willensstärke” aus der Mode.
In den 70ern und 80ern kam die “Selbstwertgefühls”-Bewegung auf uns zu und es zählte nichts weiter, als dass man sich gut fühlte und gut von sich dachte. Eine Gesellschaft, in der jeder ein hohes Selbstwertgefühl hätte, wäre eine gute Gesellschaft, lautete die Devise.
Doch so viele Dinge sprachen dagegen. Nicht nur entwickelte sich ein rasender Narzissmus in unserer Generation, auch waren die Leute nach unzähligen “Wir lieben uns alle”-Wellen und “Jeder ist großartig, selbst die Verlierer sind Gewinner” einfach nicht glücklicher als vorher.
Ein hohes Selbstbewusstsein ist also vielleicht nicht die Lösung für alles, aber was zeichnet uns dann aus?
Die Revolution der Selbstkontrolle

Der Wissenschaftler Roy Baumeister stellt in seinem Buch “Willpower” 2 überaus revolutionäre Thesen vor. Er ist der Ansicht, dass jene Eigenschaft, die Menschen auszeichnet, eine überragende Selbstkontrolle ist. Okay, das ist verständlich, aber was das Buch so revolutionär macht sind folgende Erkenntnisse der modernen Neurowissenschaft:

Willenskraft ist eine aufbrauchbare Ressource
Willenskraft lässt sich trainieren

Das sind jetzt mal ganz schön große Brocken. Eine aufbrauchbare Ressource? Was soll das heißen? Das Team rund um Baumeister kam nach endlosen Studien zur Erkenntnis, dass Willensstärke etwas ist, wovon wir nicht unbegrenzt viel haben. Wir besitzen sozusagen etwas wie einen Willenskraft-Speicher, und wenn der erstmal leer ist, dann treffen wir schlechte Entscheidungen, sind schnell genervt und können uns wirklich schwer zurückhalten, wenn wir zum Beispiel aufhören wollen, zu rauchen.
Was wirklich faszinierend ist, ist die Realisation, dass unsere Willensstärke fest mit unserem Glukose-Speicher verbunden ist. Das heißt, wenn unser Körper nicht ausreichend mit Glukose versorgt ist (Zucker versorgt den Körper zwar schneller mit dem Wunderstoff, ich rate aber, ähnlich wie Baumeister, eher zu langsam verarbeiteten Lebensmitteln, wie eiweiß- und fetthaltige Kost sowie Gemüse).

Die Welt kann also nach einem reichhaltigen Essen schon wieder richtig anders aussehen!
Aber wenn die Willensstärke einmal aufgebraucht ist, hilft oft nichts mehr, als eine gute Portion Schlaf.
Unzählige Studien, in denen Probanden vorher verschiedene Aufgaben gestellt wurden, die auf den Willensstärke-Speicher gingen (Emotionen bei Filmen zurückhalten, Entscheidungen treffen, Verlockungen widerstehen, …) kamen immer wieder auf das selbe Ergebnis. Die Gruppe, die vorher solche Aufgaben bestehen musste, schnitt konsequent schlechter bei Aufgaben ab, die die Willensstärke testeten, als jene, die zuvor keine “mentalen Liegestütze” machen mussten.

Aber die gute Nachricht? Wir können unsere Willensstärke trainieren! Es ist fast sowas wie ein Muskel, und obwohl wir ihn sozusagen für einen Tag erschöpfen können, haben wir die Möglichkeit, ihn mit der Zeit immer stärker zu machen.
Baumeister empfiehlt verschiedene Übungen, wie das konsequente Achten auf die Haltung oder linguistische Übungen (sprich in ganzen Sätzen, gewöhn dir “Ähm und Öhms” ab, etc.), aber andeutungsweise wird auch auf Meditation hingewiesen und ihre vielen Vorzüge. Und jeder Indieaner weiß, wie viel ich von Meditation halte, deshalb gibt es von mir die uneingeschränkte Empfehlung für das Willensstärketraining: Hinsetzen und aufmerksam sein.

Ein weiterer interessanter Punkt, den Baumeister in seinem wundervollen Buch anspricht, ist die Tendenz, dass wir bei Veränderungen besser funktionieren (sei es die Ernährung umstellen, das Rauchen oder Trinken aufgeben oder etwas anderes), wenn wir unsere Erfolge genauestens festhalten und alles überwachen.
Seiten wie Stickk.com oder Mint.com können dabei helfen. Die Devise ist aber: Mach es messbar!
Allein schon der Wahrheit ins Gesicht zu blicken kann also oft Wunder wirken.


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hope it helps!
Martin
(mehr auf Indiekult.com)
 
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Und wie lautet deine Frage, bitte?

Willenskraft galt seit jeher als eines der größten menschlichen Errungenschaften. Für höhere Ideale einzustehen und unseren Willen dafür einzusetzen, ist neben dem abstrakten Denken unsere große Stärke. Es ist etwas, das uns zum Menschen macht, aber irgendwann kam diese Notion der “Willensstärke” aus der Mode.

Heute reicht die nicht einmal mehr aus, um hier eine Frage zu stellen.
 
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