AW: Was (er)schafft Religion?
@Tailor:
Erstmal ein banales Beispiel; Wenn ich jemandem aus Kalkül und bei klarem Verstand ein Messer in den Rücken ramme, wird das gemeinhin als Mord bezeichnet (eine letale Verletzung vorausgesetzt, natürlich). Wenn andererseits ein Wahnsinniger mit einem Messer auf mich zugelaufen kommt und ich erschieße ihn aus Angst (gehen wir mal davon aus, ich hätte gerade eine Schusswaffe zur Hand), ist das zwar eine "Tötung", aber kein Mord. In diesem Fall würde mich wahrscheinlich die Justiz wie auch die Gesellschaft von Schuld freisprechen. Genauso siehts in der Bibel aus. Töten = okay, Morden = schlecht. Um zum Krieg oder zu "gottbefohlenen Tötungen" zu kommen: einen Feind in einem fairen Kampf zu besiegen ist nunmal kein Mord. Alles, was darüber hinausgeht, sind Kriegsverbrechen. Natürlich hatten die vor 2000 bzw 3000 Jahren noch keine Genfer Konvention oder auch einen Ritterkodex, aber im Wesentlichen gabs vermutlich schon Ansätze sogenannter "zivilisierter Kriegsführung".
Dein Erschaffen hab ich leider auch missverstanden, wie Zeilinger. Die nahezu grenzenlosen Interpretationsmöglichkeiten von heiligen Schriften möchte ich nicht bestreiten, unter anderem ist das ja ein Erfolgsgeheimnis, weil es Platz für viele Menschen bietet. Gruppierungen streiten zwar untereinander, aber sie wollen doch eine große Religion darstellen, wann immer Größe wichtig erscheint. Allerdings würde ich mich nicht zu sehr auf die Interpretationsmöglichkeiten versteifen, im Grunde kann ich so gut wie alles anders interpretieren als es logisch erscheint, wenn ich nur konsequent (oder fanatisch) genug bin.
Ich sehe durchaus die positiven Schöpfungen, besonders der Kirche, alleine die Caritas rechtfertigt heute vielleicht schon ihre Existenz. Das ändert aber nichts an meiner Meinung, dass der Schaden, den religiöse Fanatiker angerichtet haben und immer noch anrichten, wahrscheinlich nie wieder gut gemacht werden kann. Natürlich würde ich deswegen nicht behaupten, das Religion per se etwas Schlechtes ist. Ich kann dem urchristlichen Gedankengut einiges abgewinnen. Ich halte nur die Menschen, die die sich als geistige Führer verstehen, für Deppen, Ignoranten und/oder Faschisten. Drastisch gesprochen. 1:1 auf den Islam übertragbar.
