AW: Soja und Krebs
Hi an alle, vielen Dank an Hartnut und Muckel für eure Antworten.
Ich habe im Internet die Quelle, auf die sich die SZ bezieht, gefunden. Hier ist der fertige und redaktionell überarbeitete Artikel von mir, für die, die es interessiert (sorry, ich kann keine Zitate Markieren.)
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Aus dem "Rheinischen Merkur" (2/2008, 10.01.2008)
" Gesund, krebsvorbeugend: Das sind die häufigsten Attribute, die Soja zugewiesen werden und ihre Produkte auch hierzulande zum beliebten Nahrungsmittel machen. Die Hülsenfrucht, in Asien ein wichtiges Grundnahrungsmittel, ist reich an hochwertigem Eiweiß, an Mineral- und sekundären Pflanzenstoffen. Tofu, Miso, Sojasauce, Sojamilch – der Absatz an Sojaprodukten steigt weltweit, allein bei Sojamilch seit 2005 um rund 30 Prozent. Sojaeiweiß wird in der Säuglingsernährung verwendet, das kalorienarme und cholesterinfreie Tofu ersetzt immer häufiger Fleisch- und Wurstprodukte; Präparate auf Sojabasis sollen Beschwerden der Wechseljahre lindern. In der Tat leiden Frauen in asiatischen Ländern während der Menopause seltener unter Hitzewallungen und Osteoporose als europäische Frauen; Wissenschaftler führen das auf die sojahaltige Ernährung zurück.
Doch seit einigen Jahren wachsen die Bedenken gegen die Superbohne. Bisher fehlen belastbare Beweise, dass Sojapräparate gegen Hitzewallungen helfen oder das Leben verlängern. Es scheint, dass sie mehr Beschwerden verursachen als die bisher vor allem bekannte Soja-Allergie, an der etwa rund ein Prozent der deutschen Bevölkerung leidet. Immer mehr Ärzte bezweifeln, dass Soja tatsächlich so ungefährlich ist wie bislang angenommen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat vor kurzem eine Warnung herausgegeben: Die in der Sojapflanze enthaltenen Isoflavone können unter bestimmten Umständen krebserregend sein.
Isoflavone gehören zu der Gruppe der Flavonoide, zählen also zu den sekundären Pflanzenstoffen, das heißt, sie haben keinen Nährwert (im Gegensatz zu Fetten, Eiweißen oder Kohlenhydraten). Sie ähneln in Aufbau und Wirkung dem weiblichen Hormon Östrogen. Deswegen bezeichnet man sie auch als Phytoöstrogene. Bei den im Soja enthaltenen Phytoöstrogenen handelt es sich vor allem um die Isoflavone Daidzein, Genistein und Glycitein. Man kann sie über die Nahrung oder isoliert, beispielsweise über Präparate, aufnehmen. Die Bedenken der Wissenschaft richten sich gegen die isolierten Isoflavone. So haben Placebo-kontrollierte Studien keine hinreichenden Erkenntnisse erbracht, dass isolierte Isoflavone eine hilfreiche Wirkung bei Beschwerden in der Menopause haben.
Wissenschaftler konnten auch nicht bestätigen, dass Soja vorbeugend gegen Brust-, Darm- und Prostatakrebs wirkt. Zwar erkranken asiatische Frauen seltener an Brustkrebs als Frauen in Europa; aber das kann auch daran liegen, dass sie seltener rauchen, weniger Körpergewicht haben und über Seefisch und Seetang mehr Jod zu sich nehmen.
Bei isolierten Isoflavonen, wie sie in Sojapräparaten vorkommen, besteht neuerdings sogar der Verdacht, dass sie Krebs fördern können. Hoch dosiert können sie – jedenfalls bei Neugeborenen – die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen, zu Fruchtbarkeitsstörungen führen und das Brustdrüsengewebe verändern. Aktuelle Tierversuche zeigten, dass Sojahormone Krebszellen schneller wachsen ließen. Dazu reichten bereits Konzentrationen, wie sie in Soja-Extrakten üblich sind. Dies ist sehr bedenklich, denn ein Großteil der Frauen hat nach den Wechseljahren Mini-Tumore in der Brust, die sich aber unter normalen Umständen nur selten zu großen Tumoren auswachsen. Solange keine Langzeitstudien die Sicherheit von isoflavonhaltigen Präparaten bestätigen, rät das BfR Frauen in und nach der Menopause oder mit Brust- oder Gebärmutterhalskrebs, keine Sojapräparate einzunehmen.
Für die Säuglingsernährung schließt sich das Bundesinstitut für Risikobewertung der Empfehlung der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) an, dass Sojamilch kein Ersatz für Kuhmilchprodukte ist. „Da im kindlichen Blut nur geringe Mengen an Geschlechtshormonen zirkulieren, könnte das Gleichgewicht aus dem Lot kommen“, warnt der DGKJ-Vorsitzende Berthold Koletzko. Hinzu kommt, dass sich in Soja neben den Isoflavonen größere Mengen des Pflanzeninhaltsstoffes Phytat befinden, der die Aufnahme von Mineralstoffen und Spurenelementen beeinflussen kann.
Eltern sollten ihr Kind grundsätzlich nur nach ärztlicher Beratung mit Sojaprodukten ernähren – beispielsweise bei angeborenen Stoffwechselstörungen wie Milchzuckerunverträglichkeit oder Galaktosämie."
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