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Sinnkrise, Freitod und Ethik

EarlyBird

Well-Known Member
Registriert
1. Oktober 2009
Beiträge
28.942
Da ja nun der Thread über das Böse in der Welt leider geschlossen wurde, das letzte Thema mich aber wirklich interessiert, starte ich mal hier einen neuen Faden.
Schließlich gibt es ja ziemlich viele Menschen, die in ihrem Leben mal in eine mehr oder minder schwere Sinnkrise geraten und über Selbstmord nachdenken. Ist mir auch schon passiert!
Tod und Suizid sind ja doch in weiten Kreisen der Bevölkerung immer noch ein ziemliches Tabuthema, vermutlich macht es einfach Angst. Aber ich finde, in einem Denkforum ist man mit so einem Thema nicht überfordert!
Ist ja auch die Frage, wie man damit umgeht, wenn jemand Suizidgedanken äußert.
Und eine weitere interessante Frage wäre, wieso ist im Westen Selbstmord tabuisiert, während es z.B. in Japan scheint 's völlig normal ist?
Immerhin ist ein Selbstmordversuch bei uns nicht mehr strafbar - soweit ich mich erinnere, war das früher der Fall. Heute kommt man dafür evtl. noch in die Psychiatrie, bin allerdings nicht auf dem neuesten Stand.
Ist es wirklich verrückt/böse, wenn man das Leben nur noch als Qual empfindet, abtreten zu wollen?


Fragt sich

EarlyBird
 
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AW: Sinnkrise, Freitod und Ethik

Eine wesentliche Frage, die mir bei dem Thema noch kommt, ist: Wem gehört man eigentlich?
Gehört man sich selbst und darf deshalb auch gehen, wann man will oder gehört man dem Staat, in den man hineingeboren wurde?
Gehört man seinen Eltern, dem Partner, seinen Kindern?
Ok, wenn man - freiwillig - Kinder in die Welt setzt, hat man denen gegenüber eine Verpflichtung, finde ich.
Aber sonst?
 
AW: Sinnkrise, Freitod und Ethik

Es wird bei uns allgemein nicht als böse angesehen, sondern als krank, wenn man des Lebens müde ist.

Meine Meinung dazu: Unser Recht zu sterben...


Nun ja, meiner Erfahrung nach vermischt sich das. Wenn jemand lange krank ist, heißt es oft, er will sich drücken, er ist zu faul zum Arbeiten usw., vor allem, wenn man psychisch krank ist!
Außerdem kann ein Kranker ja auch richtig Terror auf seine Umgebung ausüben, indem er ständige Rücksichtnahme auf seine Befindlichkeit verlangt!
So schlimm es klingt, es gibt tatsächlich Fälle, da wünscht man sich insgeheim, jemand möge sich endlich vom Acker machen!
 
Ok, wenn man - freiwillig - Kinder in die Welt setzt, hat man denen gegenüber eine Verpflichtung, finde ich.

Lebensmüde sind Menschen eben oft auch deshalb, weil sie mit der Rolle in unserer Gesellschaft und deren Verpflichtungen nicht glücklich sind.

Wer wirklich an Suizid denkt, der fühlt sich nicht mehr - oder nur selten - verpflichtet dieser Welt in irgendeiner Weise zu entsprechen. Es ist meines Erachtens auch falsch jemanden aus Pflichtgefühl heraus daran hindern zu wollen, sich umzubringen. Der Wunsch nach Freitod kann nicht dadurch gemindert werden, indem man versucht die Verpflichtung des Einzelnen gegenüber der Gesellschaft oder sonst irgendwem klar zu machen. Dies würde derselben Wurzel wie die des Wunsches entspringen.

Der Wunsch zu sterben kann meines Erachtens nur überwunden werden mit dem Wunsch zu leben.
 
AW: Sinnkrise, Freitod und Ethik

Lebensmüde sind Menschen eben oft auch deshalb, weil sie mit der Rolle in unserer Gesellschaft und deren Verpflichtungen nicht glücklich sind.

Wer wirklich an Suizid denkt, der fühlt sich nicht mehr - oder nur selten - verpflichtet dieser Welt in irgendeiner Weise zu entsprechen.


Das glaube ich nicht! Vielmehr kann der Wunsch nach dem Tod sogar aus einem zu starken, überfordernden Pflichtgefühl resultieren! Ist wie üblich eine Gratwanderung - es ist irgendwie sinnlos, wenn es niemanden gibt, für den man wichtig ist und es ist furchtbar, wenn man ZU wichtig ist!


Es ist meines Erachtens auch falsch jemanden aus Pflichtgefühl heraus daran hindern zu wollen, sich umzubringen. Der Wunsch nach Freitod kann nicht dadurch gemindert werden, indem man versucht die Verpflichtung des Einzelnen gegenüber der Gesellschaft oder sonst irgendwem klar zu machen. Dies würde derselben Wurzel wie die des Wunsches entspringen.

Der Wunsch zu sterben kann meines Erachtens nur überwunden werden mit dem Wunsch zu leben.


Ja! Nur, wie wandelt man den Wunsch zu sterben in den Wunsch zu leben um? :confused: Ein Patentrezept gibt es da ja wohl auch nicht!
 
Außerdem kann ein Kranker ja auch richtig Terror auf seine Umgebung ausüben, indem er ständige Rücksichtnahme auf seine Befindlichkeit verlangt!

Ich weiß. Zu Unrecht aber wie ich meine. Sich aus freiem Antrieb um Kranke zu sorgen, ist ein Akt von besonderer Liebe. Im Tierreich stirbt der, der zu schwach ist, sich selbst zu erhalten.
Ich denke, der Kranke sollte sich dessen gewahr sein und dankbar für jede Hilfe sein. Rücksicht einzufordern, ist bis zu einem gewissen Grad verständlich, aber eine besondere Aufopferung zu verlangen, erachte ich als egoistisch.
 
AW: Sinnkrise, Freitod und Ethik

Ich weiß. Zu Unrecht aber wie ich meine. Sich aus freiem Antrieb um Kranke zu sorgen, ist ein Akt von besonderer Liebe. Im Tierreich stirbt der, der zu schwach ist, sich selbst zu erhalten.
Ich denke, der Kranke sollte sich dessen gewahr sein und dankbar für jede Hilfe sein. Rücksicht einzufordern, ist bis zu einem gewissen Grad verständlich, aber eine besondere Aufopferung zu verlangen, erachte ich als egoistisch.


Nun ja, richtig finde ich es auch nicht, aber irgendwo verständlich. Als Angehöriger bleibt einem da nichts anderes übrig, als zu lernen, wie man damit umgeht, ohne sich aufzugeben, aber auch ohne den Kranken unnötig zu brüskieren.
 
Das glaube ich nicht! Vielmehr kann der Wunsch nach dem Tod sogar aus einem zu starken, überfordernden Pflichtgefühl resultieren!

Ich stimme dir da zu. Aber was ich meinte, war, dass mit dem Gedanken zu sterben eben dieses Pflichtgefühl weicht. MitTod scheinen alle Verpflichtungen zu fallen.

Ja! Nur, wie wandelt man den Wunsch zu sterben in den Wunsch zu leben um? :confused: Ein Patentrezept gibt es da ja wohl auch nicht!

Für mich habe ich eines gefunden, das bis heute sehr gut wirkt. Aber ob das für alle Menschen wirksam wäre, weiß ich nicht.
 
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AW: Sinnkrise, Freitod und Ethik

...tja, das Thema Suizid ist bei meiner Arbeit weder selten noch tabuisiert aber
man muss aufpassen, dass man vor lauter Reden darüber und rationalem
Umgang das Gespür für Leben und Tod nicht verliert.

Selbstmordgedanken sind ganz normale Gedanken als geistiger Ausweg aus einer
Situation und können Helfen die Ruhe nicht zu verlieren um Alternativen zu
finden. Darüber Reden kann Helfen muss aber nicht sein. Der beste Umgang
mit Selbstmordgedanken ist wie bei vielen anderen destruktiven Gedanken auch
nicht festhalten und verkrampfen sondern ziehen lassen bis sie wieder vorbei
sind.

Anders ist es wenn jemand klare Suizidabsichten äußert und die Handlung
anmeldet. Darauf ist einzugehen mit dem Wissen, letztlich kann man niemanden
zum Leben zwingen, man kann versuchen Zeit zu gewinnen und ablenken bis
sich die Situation gewandelt hat. Aber auch hier ist es so, wer über seine
Selbstmordabsichten spricht, sie anmeldet und in Kenntnis setzt möchte
höchstwahrscheinlich Aufmerksamkeit und Zuwendung und führt die Tat nicht
aus.

Das tragische ist, viele erfolgreiche Suizide kommen völlig überraschend für
die Angehörigen ohne Vorwarnung oder Anzeichen. Jemand der wirklich die
feste Absicht hat sich das Leben zu nehmen spricht mit niemandem darüber,
das macht die Helfer hilflos und sie stehen vor vollendeter Tatsache.

Selbstmordgedanken hatte ich schon häufig und in meiner Jugend mehrere
Versuche es in die Tat umzusetzen aber es blieb immer beim erfolglosen
Versuch.
Einmal machte ich mich auf in einer besonders ausweglos erscheinenden
Situation, ist viele Jahre her, es war ein Sonntag, um von einer großen
Brücke zu springen, war fest entschlossen und auf dem Weg, sah dann
jedoch Mitmenschen wie sie im Garten saßen, das Auto wuschen oder mit
den Kindern spielten und konnte an meinem Vorhaben nicht mehr festhalten
und drehte wieder um.

gruß fluuu

PS: oje, bin in diesen Dialog geraten, da stellen sich einem ja die Haare auf.
Es gibt keinen Freitot, jeder Mensch der sich frühzeitig vom Leben verabschiedet
ist nicht frei, wer frei ist kann Leben.
 
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