Gisbert Zalich schrieb:
Warum also kann der Mensch sich Gedanken machen über Gott und das Universum?, sage ich mal frei übersetzt. Braucht(e) der doch gar nicht zu seinem biologischen Erhalt.
Lieber Gisbert,
richtig, das sehe ich auch so, wenn er Mensch ein biologisch definierbares Wesen wäre. Hinsichtlich der Verständlichkeit des Artikels habe ich nur etwas mehr Übung. Ich wünschte mir auch, dass diese Wissenschaftler sich nicht in Fremdwörter flüchteten, sondern die deutsche Sprache zu verwendeten, die jeder einigermaßen Gebildete verstehen kann. Aber ich vertraue da deinem Interesse am Thema, dass du dich diesem trotzdem stellst. Du brauchst eigentlich nur einen Brockhaus oder etwas Ähnliches zum Nachschlagen. und Denn es lohnt sich den Artikel zu lesen und auf seinen Gehalt abzuklopfen, damit deutlich werden kann, was die Gehirnforschung tatsächlich für das Bild vom Menschen zu leisten im Stande ist.
Es geht ja in diesem Artikel darum, was weiß die Neurobiologie über die Erkenntnisfähigkeit des Menschen. Ich halte ja auf Grund der Empirie Erkenntnis für einen geistig-seelischen Prozess, der hinsichtlich der sinnlichen Wahrnehmung nicht ohne die Sinne abläuft und auch entsprechende Hirnfunktionen auslöst. Wie beide - Gehirn und Psyche - zusammenwirken, konnte ich bisher nicht beobachten. Und bleibe deshalb auf Vermutungen angewiesen.
Mich interessierte in diesem Zusammenhang, was weiß der Mann, was ich nicht weiß! Denn der Ruhm der Hirnforschung ist ja seit einiger Zeit in vieler Leute Munde!
Und da schreibt er folgendes:
„Was für unsere kognitiven Systeme unfaßbar ist, existiert nicht für uns. Die Grenzen des Wißbaren werden demnach durch die Beschränkungen der kognitiven Fähigkeiten unseres Gehirns gezogen.“
Er unterstellt dem Gehirn
kognitive Fähigkeiten, d.h. er meint, das Gehirn kann Erkenntnisse gewinnen. Wie, darauf geht er im ganzen Beitrag nicht ein! Aus dieser Behauptung schließt er aber, dass das Gehirn die Grenzen der Erkenntnisfähigkeit bestimme! Er begründet dies im weiteren dann so: Die Ergebnisse der Neurobiologie lieferten
"...zunehmend überzeugendere Beweise dafür, daß menschliche und tierische Gehirne sich fast nicht unterscheiden, daß ihre Entwicklung, ihr Aufbau und ihre Funktionen den gleichen Prinzipien gehorchen. Da wir,was tierische Gehirne betrifft, keinen Anlaß haben zu bezweifeln, daß alles Verhalten auf Hirnfunktionen beruht und somit den deterministischen Gesetzen physiko-chemischerProzesse unterworfen ist, muß die Behauptung der materiellen Bedingtheiten von Verhalten auch auf den Menschen zutreffen." ??????????
Hier wird eine evolutionär begründete Theorie als wahr vorausgesetzt und dann noch völlig unreflektiert auf den Menschen übertragen. Aus philosophischer Sicht ist sowohl seine Aussage hinsichtlich der Tiere fragwürdig und erst recht in Bezug auf den Menschen. Er entscheidet sich für ein angeblich beweisbares, wissenschaftliches Konzept, das sich auf neurobiologische Messverfahren stützt. Und dies tut er mit einer blauäugigen Selbstverständlichkeit, die auf der
„...kombinierten Anwendung von Meßinstrumenten und logischem Schließen,...“ beruht. Von einer gewissenhaften Behutsamkeit im Umgang mit Schlüssen und Messinstrumenten ist dieser Mann meilenweit entfernt. Im Klartext heißt es nichts anderes, als dass sein Wissen nicht auf beobachtbaren Fakten beruht, sondern Interpretation ist. Dies ist ja meine Kritik: Es ist diese grenzüberschreitende Naivität, mit der die Neurobiologie versucht einen angeblich neuen Beitrag mit unschlagbaren Beweisen zur Diskussion um das Menschenbild zu liefern.
Diese Naivität wird fortgesetzt, wenn man die Art der Erkenntniss über die die Neurobiologie angeblich verfügt, ansieht:
„die höheren kognitiven Leistungen komplexer Gehirne ...oft als psychische bezeichnete Phänomene [werden] zu objektivierbaren Verhaltensleistungen, die .... untersucht und beschrieben werden können.“
Keineswegs also werden psychische und geistige Phänomene direkt in den Blick genommen, sondern lediglich
erschlossen auf Grund eines bestimmten Verhaltens. Jedem wird aber einleuchten, das Verhalten unterschiedlich interpretiert werden kann, und so wiederum kein zuverlässiges Wissen über menschliches Erkennen gewonnen werden kann.
Kurz gefasst dieser Singer weiß im wesentlichen auch nicht mehr als ich, er versucht lediglich neuobiologische Erkenntnisse innerhalb eines eng definierten wissenschaftlichen Rahmens zu verstehen und zu interpretieren. Seine Aussage:
"Alles Wissen über das ein Gehirn verfügt, residiert in seiner funktionellen Architektur, in der spezifischen Verschaltung der vielen Milliarden Nervenzellen." ist daher so nicht zutreffend.
gruß manni