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Nützlichkeit, Werte

Walter

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3. Oktober 2002
Beiträge
5.018
Hinter der Fassade Ordnung und Organisation herrscht ethisches Chaos; es verrät sich in der vollkommenen Abwesenheit aller Übereinstimmung der Bedeutung von gut und Böse und in der Selbstverständlichkeit, mit der man alles soziale und wirtschaftliche Streben dem Nützlichkeitsprinzip unterwirft.

Gelesen? Von wem stammt der Text? Und vor allem: wann wurde er geschrieben?
Ich möchte meine kleine Rosstäuschung aufdecken: das Zitat stammt aus einem Artikel im Standard, ist von Leopold Weiss und wurde in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts geschrieben. Ich habe nur die Zeit geändert und ein Wort weggelassen das heute nicht mehr so oft gebraucht wird.

Kam irgendjemand auf die Idee der Text sei ein aktueller Text? Sind die Zwanziger Jahre unserer Zeit ähnlich? Trifft die Aussage zu? Warum? Warum nicht?
 
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lieber walter,der es gibt wenig änderungen im un am der menschlichen natur! folglich wiederholt sich vieles, es ist nur (mit dem voranschreiten der zivilisation) anders verpackt.
 
Natürlich, trotzdem passt nicht jeder Text in jede Zeit. Aber was sagst Du zu der Aussage an sich?
 
was soll ich sagen?ist zwar ein wenig hard ausgedrückt,aber schon irgendwie richtig! sorry da muß man aber vorsichtig ran an solchen aussagen!
 
ich erlebe das zwar auch so, möchte aber nicht definitiv sagen das das so sei,bedenkt man auch noch die kurturellen unterschiede der völker untereinander,welche bedeutung hat diese aussage dann?trifft diese aussage überall zu?
in berlin ja!
 
@walter

Hinter der Fassade Ordnung und Organisation herrscht ethisches Chaos; es verrät sich in der vollkommenen Abwesenheit aller Übereinstimmung der Bedeutung von gut und Böse und in der Selbstverständlichkeit, mit der man alles soziale und wirtschaftliche Streben dem Nützlichkeitsprinzip unterwirft.
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"Gut und Böse" unterliegen im Grunde auch einem Nützlichkeitsprinzip. Was den Menschen nicht gut tut, wird gemeinhin als "Böse" anerkannt. Was der Gemeinschaft nicht gut tut, wird gemeinhin als "böse" anerkannt. Tragisch ist nur, dass diese Kategorien für viele noch ins Metaphysische verschoben sind.
Nun gibt es aber genügend Schlitzohren, die sich einen sch***dreck um "das Böse" kümmern und ihren eigenen Vorteil suchen, wenn´s sich eben herstellen läßt. Eigentlich zu recht...
Auf den "unmoralischen" Menschen wird gerne mit Empörung gezeigt, um die Mängel der gesellschaftlichen Kontrolle zu verdecken. Die Menschen setzen stattdesen auf "Moral".

"Der Mensch ist gar nicht gut
drum hau ihm auf den Hut
hast du ihm auf den Hut gehaut
denn wird er - vielleicht - gut!" (Bertholt Brecht, Dreigroschenoper)

"Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!" (Lenin)

In diesem Fall: Auf diese beiden Herren setze ich!

Gisbert
 
Gut und Böse sind doch nur 2 verschiedene seiten der selben münze. gäbe es kein gut gäbe es auch kein "böse". bei diesen begriffen ist es deshalb immer schwer ein gültige übereinkunft zu treffen, da sich ja keine reale definition von gut und böse finden lässt. zum beispiel: ein mann, gutsituiert stiehlt ein brot.
ist böse oder? immerhin hat er was gestohlen
ein junge, arm stiehlt ein brot, weil er sonst verhungert.
ist das böse? er hat ja was gestohlen, also müsste er böse sein
geh'n wir einen schritt weiter:
ein mann tötet einen andern. er ist böse, er ist ein mörder.
ein mann tötet einen anderen. er ist gut, denn er ist nun veteran, der sein heimatland liebt.
komisch oder?
@gisbert:
und für wen tötet der Vaterlandsliebende? für die kontrolle!
haut man ihm auf den hut wird er dann besser? oder weiß er dann immer noch nicht was er falsch gemacht hhat? hat er was falsch gemacht? :confused:
ich glaube ich mag lenin zu recht nicht
 
NützlichkeitsPrinzip?

Ist ein zu schwacher Begriff! Ich würde sagen: materialistisches Gewinnstreben verbunden mit einem ausgeprägten Egoismus charakterisierte sicher nicht nur das soziale und wirtschaftliche Leben der zwanziger Jahre - hätte man sich für andere Werte interessiert, hätte man vielleicht das Dritte Reich verhindern können - , sondern auch das anderer Zeiträume. Der ethische Konsens war begonnen mit der Neuzeit schon längst ausgehöhlt. Immer da, wo der Mensch sich zum Maß aller Dinge macht, entsteht Vergleichbares und nimmt mit jeder neuen Generation überproportional an Wirkung zu. Hinzu kam der verlorene Krieg der die Menschen bedrückte, Millionen von Toten, Hungernot unter der Zivilbevölkerung, hohe den wirtschaftlichen Aufschwung bremsende Reparaturzahlungen, außerdem ein politisches Klima, das mehrheitlich in der Mitte von bequemer Kurzsichtigkeit und dem Bemühen um Machterhalt und an den linken und rechten Flügeln durch parteiliches Machtstreben und schließlich auch durch Mord und Totschlag geprägt war. So beklagte sich im Jahre 1922 - einen Tag nach der Ermordung seines verdienten Außenministers Rathenau - der Reichskanzler Joseph Wirth in seiner berühmten Reichstagsrede "Der Feind steht rechts!" darüber, dass man anstelle die ohnehin sehr, sehr schwierige Position der deutschen Regierung gegenüber den Siegermächten in jeder Hinsicht zu stärken, keine Gelegenheit auslasse, um diese zu verspotten und zwar aus den Reihen der Reichtagsparteien: " Wie weit die Vergiftung in Deutschland geht, will ich einmal an einem Beispiel zeigen.... Reinhold Wulle, Mitglied des Reichstages. ... sagt uns, ... die wir deshalb die Politik [gemeint sind die Verhandlungen über die Reparationszahlungen] machen, damit wir der Entente gefallen und dadurch eine Anstellung haben:... und daß das ganze System zum Teufel gejagt werden muß,...Wo ist ein Wort gefallen im Laufe des Jahres von Ihrer Seite [an die Deutschnationalen gewendet] gegen das Treiben derjenigen, die die Mordatmosphaäre in Deutschland tatsächlich geschaffen haben? Da wundern Sie sich über die Verwilderung der Sitten, die damit eingetreten ist. ... Wollen wir aus dieser Athmosphäre - und das ist es doch, worauf es allein ankommt - wieder heraus, ... dann muss das System des politischen Mordes endlich enden, das die politische Ohnmacht eines Volkes offenbart....Ich war vorhin beim Kirchgang Zeuge des Aufmarsches der großen Massen zur DEmonstration im Lustgarten. ... Es war eine Ruhe; aber mögen sich die Kreise in Deutschland durch diese äußere Ruhe nicht täuschen lassen. In der Tiefe droht ein Vulkan!...Ich muss hier ... wiederholen, ... daß in einem so wahnwitzigen Entscheidungskampf, den so viele von Ihnen gewissenlos herbeiführen, uns unsere Pflicht dahin führt, wo die großen Scharen des arbeitenden Volkes stehen. ... Ich würde mich freuen, wenn gerade in den Kreisen, die bisher unserer Politik feindlich gegenüberstanden, ein Verständnis dafür vorhanden wäre, daß gewisse Linien unser Politik unter keinen Umständen verlassen werden dürfen....In jeder Stunde Demokratie! Aber nicht Demokratie, die auf den Tisch schlägt und sagt: wir sind an der Macht! - nein, sondern jene Demokratie, die geduldig in jeder Lage für das eigene unglückliche Vaterland eine Förderung der Freiheit sucht!"(Text aus dem "Lesebuch zur Deutschen Geschichte. Dortmund 1984. Bd. III, S.122-129.)

manfred
 
......kleine Rosstäuschung..... . Ich habe nur die Zeit geändert und ein Wort weggelassen das heute nicht mehr so oft gebraucht wird.




hi.mitnand.....das kleine beispiel zeigt,wie flexibel der sprachkörper sein kann,wenn an ihm aus welchen absichten auch immer manipuliert wird. sprache ist ein lebewesen: sie fließt, hat quasi stoffwechsel (assimilation von fremd-und lehnwörtern), altert, stirbt,kann unterschiedliche ebenen mit sinn füllen.wer philosophie treibt,hat laufend mit diesen phainoumena zu tun.philosophie ist die kunst der assoziation zum all-thema SEIN.lg,werner
 
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Der Versuch einer Deutung

Hinter der Fassade Ordnung und Organisation herrscht ethisches Chaos;
…. Nach welchen ethischen Grundsätzen? Aus dem Chaos entsteht eine neue Ordnung

es verrät sich in der vollkommenen Abwesenheit aller Übereinstimmung
…. Die vollkommene Abwesenheit würde bedeuten alles ist in sich zerstritten oder es sind Millionen von gleichwertigen Meinungen im Umlauf

der Bedeutung von gut und Böse
Ist eine Sache der Wertigkeit die wird wieder bestimmt von der vorherrschenden Ideologie, Ereignissen, Zeitgeschehen, Einflüssen. Dem permanenten Wandel von Gut und Böse

und in der Selbstverständlichkeit,
diese Selbstverständlichkeit liegt im natürlichen Bedürfnis zu bewerten und abgrenzen. (Überschaubare Dinge geben Sicherheit)

mit der man alles soziale und wirtschaftliche Streben dem Nützlichkeitsprinzip unterwirft. Wem, wie? Zu welchem Zweck soll das Streben nutzen? Was hat es für einen Sinn? Für ein Ziel . Von Wem wird die Nützlichkeit für die Allgemeinheit festgestellt?

Der Text ist sehr allgemein gehalten, es fehlt der Bezug … ist es Gesellschaftskritik? Kritik an Umgangsformen? Beschreibung der Tagespolitik , Kunst,
 
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