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Nicht mit zu hassen, mit zu lieben bin ich da !! ??

M

Marianne

Guest
Können wir diesen klassischen ethischen Anspruch wirklich erfüllen?

Für mich kann ich nur sagen, dass ich mich nicht gerne in das Procrustesbett allgemein verordneter Empathie pressen lasse.
Ich hasse genau so gerne wie ich liebe!
Erst in Kenntnis dieses Wissens über mich selbst, habe ich mitunter Zugang zu anderen Menschen.
Von vorne herein sind mir nur wenige Leuts sympathisch. Das erscheint mir als der ehrlichere Zugang zu einem Gespräch "nicht über Bäume", sondern über den angemessenen Umgang mit diesen beiden - meiner Meinung nach ambivalenten - Gefühlen.

Andrerseits: die Umkehr des Gedankens: Nicht mit zu lieben, mit zu hassen bin ich da,!?
Auch irgendwie merkwürdig - Oder?

Marianne
 
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Eine gute Frage, Marianne.

Wer aber masst sich an, diesen aus "Antigone" rausgerissenen Satz (wo er sich nicht auf die Menschheit bezieht) zum ethischen Anspruch zu machen? Schon in Bezug auf die Familie, wie es bei Antigone war, kann es problematisch sein. Deine Umkehrung aber bedeutet eher den im Charakter begründeten Hass, wie es Fromm (Die Antwort der Liebe) beschreibt, und nicht den reaktiven Hass (ebenfalls von ihm beschrieben). Und du weisst das :autsch: und stellst die Frage trotzdem, "fies!". Du sagst aber etwas, m.M.n., Wesentliches: "Von vorne herein sind mir nur wenige Leute sympathisch". Es heisst nicht, dass du sie hasst oder liebst, sie sind dir mehr oder weniger gleichgültig und das ist ja das eigentliche Pendant zu Hass. Auch ändert das nichts an deiner (meine begründete Annahme) durchwegs positiven und optimistischen Grundhaltung den Menschen gegenüber. "Ich hasse genau so gerne wie ich liebe." Den Satz könnte ich mit unterschreiben. Dabei weiss ich gar nicht richtig, was "Hass" bedeutet. Es ist eine Emotion, die ich mir erlaube, so zu benennen, wenn ich ohnmächtig irgendetwas gegenüber stehe, am Ende meines "Lateins", auch dann, wenn ich gar nicht verletzt wurde oder betroffen bin.
So bezieht sich aber der "Hass" nicht auf den Menschen, sondern höchstens auf seine jeweilige Handlung, Aeusserung usw. Den Menschen dahinter kann ich genauso gleichzeitig lieben, oder er kann mir auch gleichgültig sein, ich muss ihn nicht mal kennen, um ihn "hassen" zu können.
Glaube, diese emotional geleitete "Fähigkeit zu hassen" erlaubt es, mit etwas fertig zu werden, ohne wirklich zu hassen. Wird der Hass vom Charakter, Verstand oder gar von aussen diktiert, wird es erst problematisch. Aber darüber kann ich eigentlich nichts sagen. Verstehst du, was ich meine?
 
Liebe Cel -

Herrlich, wieder mit Dir in der altgewohnten Art: zwischen Zustimmung - Ergänzung - und Widerspruch zu diskutieren.

Und Du hast mich ja natürlich schon wieder in meinen Feigheitsfuß gebissen.BRAVO

Antigone - und die Kernaussage, wie ich sie halt verstehe - die Forderung, dass im Privaten die ( im Frommschen Sinne reaktive) Rache das, was wir hier in Europa ( in Kanada auch :) )unter Menschlichkeit so lieblich umschleiernd meinen, mit Herz und Hand ( = synonym für Tat) hintanzuhalten. Und dass wir unter diesem Gesichtspunkt den Hass, der aus dem Destruktivpotential im Charakter angelegter Verhaltenmustern zu nennen ist, in dieser Diskussion absolut vergessen müssen.
Und diesen Hass begehre ich natürlich nicht auszuleben.

Eigenlich begehre ich auch nicht - dauernd als Hasskotzbrocken durch mein Privatleben zu trampeln.
Aber ich möchte nicht, dass mir irgendeine Ideologie - Du merkst es ja schon, es geht ums Christentum befiehlt, was ich im Eröffnungsthread so feige hinter die menschliche Antigone versteckte, alle Menschen zu lieben und nur die Sünde zu hassen, wobei Sünde dann fast alles ist, was Lust und Freude bereitet. Na ja- kleine polemische Marianneübertreibung :)

Und genau da hast Du Recht - wenn Du mich darauf hinweist, dass ich fies :kuss3: bin.
Denn von vorne herein meinte ich natürlich die verordnete Liebe ( Christentum) und den verordneten Hass ( z.B. Kriegstreiberideologien) Und da begebe ich mich gar nicht in psychologische Gefilde, von der Ambivalenz dieses Grundgefühls zu reden. Mister Robin Luhmann könnte uns jetzt sogar soziologische Vorträge über das System Zwendung- Abwendung halten, deren konstituierende Eckpfeiler Hass und Liebe sind und in der Mitte " das donnernde Leben, eben" ( Biermann)
Und da will uns eine Ideo *lol* gie weismachen, dass wir nur lieben dürfen - aber um der ewigen Verdammnis willen keinen einzigen Hasshuster rauslassen dürften.
Ich muss hassen dürfen, um lieben zu können.

Ich danke Dir für Deine Antwort.

Marianne
 
Guten Morgen, Marianne

Ich glaube nicht, dass du durch Feigheit geleitet wurdest *lol* und auch solltest du das "fies" nicht so wörtlich nehmen, ich halte mich da in der Wortauswahl nie an die durch Duden vorgegebenen Bedeutungen, das weisst du ja, "fies" ist bei mir nicht automatisch negativ besetzt, viel eher benütze ich es, wenn ich belustigt annehme, jemanden "erwischt" zu haben. Ich mag das Wort sehr.

Marianne schrieb:
Aber ich möchte nicht, dass mir irgendeine Ideologie - Du merkst es ja schon, es geht ums Christentum befiehlt, was ich im Eröffnungsthread so feige hinter die menschliche Antigone versteckte, alle Menschen zu lieben und nur die Sünde zu hassen, wobei Sünde dann fast alles ist, was Lust und Freude bereitet. Na ja- kleine polemische Marianneübertreibung :)

Find ich überhaupt nicht übertrieben. Emotionen lassen sich nicht vorschreiben und auch nicht reglementieren (nachdem wir ja den Hass als Charakterzug und Grundhaltung ausgeschlossen haben). Man kann nicht alle Menschen lieben, sie verdienen es auch nicht, so viel Freiheit erlauben wir uns ja, nicht wahr?, zu entscheiden, wen wir lieben und wen wir links liegen lassen. Und das haben wir wohl gemeinsam: dem GegenüberIn offen entgegenzutreten und dann entscheiden. Erlaube mir sogar die Ungerechtigkeit, jemanden auf den ersten Blick sympathischer zu finden, und ihm automatisch mehr Kredit einzuräumen und umgekehrt, auch wenn ich weiss, es ist fies (dieses Mal negativ ;)). Ich bemühe mich echt um gerechtes Urteilen, aber es gelingt mir eben nicht immer.


Marianne schrieb:
Denn von vorne herein meinte ich natürlich die verordnete Liebe ( Christentum) und den verordneten Hass ( z.B. Kriegstreiberideologien) Und da begebe ich mich gar nicht in psychologische Gefilde, von der Ambivalenz dieses Grundgefühls zu reden. Mister Robin Luhmann (uiuiuiui, Marianne *looool*. Das Schlimmste daran ist, Robin hätte sogar wieder völlig recht)könnte uns jetzt sogar soziologische Vorträge über das System Zwendung- Abwendung halten, deren konstituierende Eckpfeiler Hass und Liebe sind und in der Mitte " das donnernde Leben, eben" ( Biermann)
Und da will uns eine Ideo *lol* gie weismachen, dass wir nur lieben dürfen - aber um der ewigen Verdammnis willen keinen einzigen Hasshuster rauslassen dürften.
Ich muss hassen dürfen, um lieben zu können.

Wir akzeptieren ja sehr viele Werte (wenn nicht sogar die meisten) des Christentums, nicht wahr? Aber von den Kirchen lasse ich mir nichts vorschreiben. Gerade sie sorgten und sorgen immer noch für sehr viel Leid, und Hass so verstanden, wie du es siehst, kann ja auch etwas Positives haben, finde ich. Man muss sich damit beschäftigen, versuchen zu ergründen, wieso warum und weshalb und so vielleicht sogar ein klein wenig zur Aenderung beitragen, oder eben zu sagen "so stimmt es für mich und kann deshalb auch nicht sooooo verkehrt sein, denn ich muss mich in meiner Haut wohlfühlen...".

Einen schönen Tag :fechten: + :sekt: + :umarm:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
ich halte mich da in der Wortauswahl nie an die durch Duden vorgegebenen Bedeutungen

"fies" bedeutet, sofern ich mich nicht irre, sexuell frustriert sein. :rolleyes:

Man kann nicht alle Menschen lieben, sie verdienen es auch nicht, so viel Freiheit erlauben wir uns ja, nicht wahr?, zu entscheiden, wen wir lieben und wen wir links liegen lassen.

Ich glaube das ist der Kernpunkt in diesem Problem, denn beim Lesen habe ich mir sofort die Fragen gestellt: "Müssen wir wirklich jemanden Werten? Muss ich es (womit auch immer) verdienen geliebt zu werden? (Wenn ja, dann womit? Gesellschaftlichen Erfolg? Ethik? Moral?)

alle Menschen zu lieben und nur die Sünde zu hassen, wobei Sünde dann fast alles ist, was Lust und Freude bereitet. Na ja- kleine polemische Marianneübertreibung

Hmm, das ist sofern richtig, dass man nicht die Menschen hassen muss, die etwas "schlimmes/falsches/böses/etc" machen, sondern DAS, was sie machen, was hierbei als "Sünde" definiert ist. Ich denke, da Hass ein emotionales Empfinden ist, setzt es auch einen Bedeutungsgrad für den "Hasser" voraus. Es ist ihm etwas wichtig, er sieht es, er beurteilt es als falsch/böse/etc :nein: und DESWEGEN diese Handlung oder Person, die es macht, hasst.
Aaaaaaaaaaaaaaaber, was ist wenn man diese Handlung ignoriert? Nicht akzeptieren, sondern emotional ignorieren. Ich denke diese "Gleichgültigkeit", dieses Egal-Gefühl (emotional!!!) kann dazu führen, dass man nicht mehr hassen kann! Wenn dir die Süden egal sind, gibt es für dich keine Sünden mehr! Wenn du nicht rauchst, exisiert für dich kein Rauchergesetz, der es dir verbietet, du musst dich dann nicht zusammenreisen oder durch verstand dich selbst zwingen nicht zu rauchen.


//PS: ich bin neu hier, hab ab und zu mal gelesen, also nicht wundern, dass ich so ein wenig unstruckturiert, unwissend, nicht korrekt etc micht ausdrücke oder irgendwas behaupte. Bin recht jung und lerne nocht eine Menge, ich bin also für jede Kritik offen und dankbar! :rolleyes:
 
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müssen wir nicht erst hass erfahren, um liebe geben zu können?
müssen wir nicht erst wissen was hass ist, um zu wissen was liebe ist?

was ist liebe?

ist es liebe wenn ich einen freund habe, den ich zeit der ersten klasse kenne und wir sind seitdem unzertrennliche freunde?
es ist nicht die liebe die ich gegenüber anderen menschen empfinde, das was man im allgemeinen als liebe bezeichnet, aber wenn zwischen hass und liebe, die ignoranz fehlt, wie bezeichnet man dann diese freundschaft?

hass ist für mich ablehnung, tiefste.
liebe, alles was mit zustimmung zusammenhängt. von freundschaft bis mehr.

mit allen befreundet, allen die hand geben und sich auf jeden menschen freuen, jeden lieben.
wo bleibt der hass?
wenn du nur liebst, wie willst du wissen was hass ist?
um einem kind liebe beizubringen, muss es hass erfahren, hass tut weh, liebe ist dann um so schöner, wer nur geliebt wird, weiß aber nicht was er hat, er kennt den schmerz nicht.

Nicht mit zu hassen, mit zu lieben bin ich da
ein schönes ziel, kann aber nur durch hass gelingen.
man kann selbst nur lieben, wenn man weiß was liebe ist.

mit dem "mit zu hassen", wird vll ein kollektiv hass angesprochen? genauso eine kollektive liebe? (kath. kirche, ( christentum und andere religionen ) )

in einer welt in der hass verbreitet ist, die überhand gewonnen hat, ist ein satz wie der obige sicher schön, ein versuch die welt friedlicher, lebens- und liebenswerter zu machen.

in einer welt voller liebe, ohne hass, kann man darin leben?
hass entsteht auch aus konkurrenzkampf, ein überlebenswichtiger punkt in allen gemeinschaften. ohne konkurrenz, legt sich jeder auf die faule haut, besteht kein streben nach anderen, "besseren" dingen, stillstand auf allen gleisen.

"liebe deinen nächsten wie dich selbst".
...der mensch ist egoistisch und eigenverliebt...
hasse deinen nächsten wie dich selbst.
hassen wir uns selbst, da wir andere lieben und diese lieben wie uns selbst, aber auch andere hassen?

"behandle die menschen, wie du von ihnen behandelt werden willst"
der satz bekommt gerade eine vollkommen neue bedeutung für mich, durch das thema.
wollen wir gehasst werden?
aber wissen wir was das gegenteil von hass ist ohne hass?

:confused: confused :confused:

ciao
 
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