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Moral und Recht

Walter

Administrator
Teammitglied
Registriert
3. Oktober 2002
Beiträge
5.016
Während des Themas "Mallorca-Rolf" bei dem es um den Missbrauch von Sozialleistungen geht
https://www.denkforum.at/forum/showthread.php?s=&threadid=964
wurde auch kurz über Moral gesprochen in dem Sinne dass etwas zwar erlaubt sein aber trotzdem unmoralisch sein kann, etwa das Ausnützen von Gesetzeslücken.

Wie seht ihr nun das Verhältnis von Recht zu Moral? Welche Fälle könnt ihr euch vorstellen in denen ihr euer Moralempfinden höher stellen würdet als geltende Gesetze?
 
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Wer sich aus Eigeninteressen (Raub, Mord u.ä.) gegen das Gesetz stellt, also ohne das Motiv, es ändern zu wollen, der ist ein Verbrecher.

Wer sich aus moralischen Gründen gegen das Gesetz stellt, also mit der Absicht, es zu ändern, der ist ein Revolutionär.

Wer sich aus moralischen Gründen gegen das Gesetz stellt, ohne die Absicht, es zu ändern, der ist ein Überzeugungstäter.

Wer sich aus einem Null-Bock-Motiv gegen Gesetze stellt, ohne moralische Inhalte, der ist asozial.


Die Moral, die ich höher als das Recht einschätzen würde, sehe ich in den Menschenrechten festgeschrieben. Und - für Deutschland - im Grundgesetz. "Moral" ist natürlich mein eigenes, inneres "Ja" oder "Nein" zu den Dingen um mich herum. Aber ich bin mit unserem Grundgesetz einverstanden.

Einmal hatte ich mich gegen den deutschen Staat gestellt: Gehorsamsverweigerung bei einer Reserveübung der Bundeswehr. Das war 1981. Da war Europa noch als atomare Pufferzone im Falle eines neuen Weltkrieges zwischen den USA und den UdSSR gedacht. Und Reagan rüstete auf. Die BRD zog mit. Damit konnte ich nicht einverstanden sein...;)

Gysi
 
Hallo Walter, hallo miteinander

Original geschrieben von walter
Wie seht ihr nun das Verhältnis von Recht zu Moral? Welche Fälle könnt ihr euch vorstellen in denen ihr euer Moralempfinden höher stellen würdet als geltende Gesetze?

Naja...was ist Moral? Ob "etwas" moralisch gut oder abwertend ist, wird auch nur durch die gesellschaftlichen Glaubenssätze festgelegt....und diese Glaubensvorstellungen sind von Land/Kultur zu Land/Kultur verschieden. Was unsere Grosseltern noch moralisch völlig unakzeptabel fanden, ist heute gesellschaftlich akzeptiert.

Wenn Gesetze wirklich "gerecht" sein wollten, dann müsste für jede Situation das Gesetz neu angepasst werden. Hinter jeder Situation stecken Menschen mit ihren individuellen Vorgeschichten und kein "Fall" ist identisch. Das gleiche Gesetz kann je nach "Fall" einmal "ge-recht" und das andere Mal "un-gerecht" sein für die Betroffenen.

Für mich stellt sich eigentlich eher die Frage, ob ich mir im Spiegel noch selbst in die Augen sehen kann, wenn ich eine Entscheidung getroffen habe und danach gehandelt habe. Bin ich bereit auch die Konsequenzen zu tragen, gegen "das Recht" zu verstossen, wenn mein innerstes Empfinden mir sagt "pfeiff auf das Gesetz" und hör auf dein eigenes Innerste? Was stimmt für MICH?

Denn nur ich lebe mit meinen Entscheidungen und Handlungen weiter ... dem Richter ist doch mein "inneres Umgehen" damit völlig egal. Der klopf mal kurz mit seinem Hämmerchen auf den Tisch und vergessen...

Nutze ich das Gesetz aus, um mich daran z.B. zu berreichern und fühle mich rundum wohl in meiner Haut...ok!

Für mich zählt mein innerstes Empfinden zu einer Handlung und mein Bild morgens im Spiegel, vor dem ich nie davon rennen kann.

liebe grüsse
rhyannon
 
Situationen in denen das Leben akut gefährdet ist, zählt weder Moral noch Gesetz. Moral ist Luxus welchen wir uns leisten.

Gisbert… Wie würdest du diese Aussagen in deine Glaubensgrundsätze einordnen?
 
Moral als selbst gewählte Grenze innerer Freiheit
Moral als Wohlfühlindikator (In den Spiegel sehen können)
Moral als sadistisches Manipulationsinstrument (Im Falle sexueller Doppelmoral)
 
Original geschrieben von -Akelei-
Situationen in denen das Leben akut gefährdet ist, zählt weder Moral noch Gesetz. Moral ist Luxus welchen wir uns leisten.
Gisbert… Wie würdest du diese Aussagen in deine Glaubensgrundsätze einordnen?
Den ersten Satz würde ich meinen Grundsätzen dazusetzen. Mit einem kleinen Beispiel vielleicht? ;)
 
Ok ein Beispiel…Ich habe schon einige Extremsituationen erlebt. Einmal es ist schon sehr lange her, befand ich mich in einem Land dessen Sprache ich nicht besonders gut verstand in einem dieser großen Erdbeben. Ich hatte echt Todesangst. Da kannst du dich nicht verstecken und nicht davonlaufen. Du kannst absolut nichts tun. Mir wurde bewusst um aus dieser Situation zu entkommen hätte ich alles getan. Es hat mich irgendwie erschreckt, Die Bereitschaft sich über alles hinwegzusetzen. Ich bin zum Beispiel das verhängte Ausgehverbot umgangen um zum Flughafen zu gelangen. Ich habe die Militärstreife und den Sicherheitsdienst mehr als ignoriert um meine Freundin für die ich Verantwortung hatte rauszuholen. Ich habe ein Auto organisiert in das ich nie eingestiegen wäre, den Fahrer genötigt (Meine sehr wertvolle Uhr eingetauscht damit sich dieser Drogen besorgen konnte, ohne Drogen kein Flugzeug. Seltsamer weise funktionieren diese Dinge in solchen Situationen) um uns zum Flughafen zu bringen. Ich habe für meine Freundin Bananen und Cola geklaut. Ich hätte Millionen Dollar versprochen um aus dieser Situation zu entkommen. Mit Sicherheit jemandem KO geschlagen oder mich prostituiert. Davon ist kein einziges Wort übertrieben.
 
Extremsituationen

O.k., Akelei. Ich denke, den eigenen Hintern zu retten, ist (moralisch) immer erlaubt. Es mag manchen Gesetzen eines Ausnahmezustandes widersprechen, aber gewiss nicht der Moral. :)
 
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Original geschrieben von -Akelei-
Es ist ein Hintern den es sich zu retten lohnt.
Oh, glaube ich dir, unbesehen... (ähmm...) Und wenn der anhängende Rest die Rettung auch verdient - was gibt es dann dagegen zu sagen? :p

Gysi
 
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