Mit diesem neuen Thread soll möglichst das im Forum Allg. Politik über den „Politischen Diskussionsstil“ geführte Gespräch thematisch erweitert fortgesetzt werden.
Medienkratie = Herrschaft der Medien, nicht zu verwechseln mit Mediokratie = Herrschaft der Mittelmäßigkeit, auch wenn beide deckungsgleich sein können. –
Die moderne Gesellschaft mutiert zur Mediengesellschaft und Politiker, gerade sie, beugen sich ihren Gesetzen. Noch vor etwa 20 Jahren wäre es solch knorrigen Gestalten wie Franz-Josef Strauß (CSU) oder Herbert Wehner (SPD) niemals eingefallen, sich nach den Vorstellungen der Print- und elektronischen Medien zu richten, aber heute drängen sie alle, wenn Kamera und Mikrophon oder Interviewer locken. Ist doch schlimmer als die schärfste Kritik totgeschwiegen zu werden – denn das ist der politische Tod.
Welches sind nun die Gesetze der Medienkratie? – Ich versuche, sie in Kurzthesen darzustellen - schon um diese Eröffnung knapp zu halten – dennoch hoffend, dass sie der Diskussion für würdig befunden werden. Ihrer bedürftig sind sie allemal.
1. Politische Kultur und Medienkultur vermischen sich. Typisch dafür ist etwa die ZDF-Serie Kanzleramt, bei der Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und politischen Vorgängen nicht zufällig sondern gewollt waren.
2. Da alle Medien stets auch dem entertainment dienen, wird die politische Information zum Infotainment. Charakteristisch ist dafür die Sendung der Sabine Christiansen, die eine weitaus höhere Einschaltquote erzielt als die spannendste Bundestagssitzung.
3. Menschen lassen sich medial leichter darstellen als Parteiprogramme, also führt die Mediatisierung zu Personalisierung. – Nicht die Partei mit ihren Zielen und Wegen sondern „auf den Kanzler kommt es an“.
4. Wenn die Person selbst in den Mittelpunkt der politischen Auseinandersetzung gerückt wird, muss sie auch als Privatmensch der Öffentlichkeit vorgeführt werden. So beteuert Karin, dass Edi Stoiber ein treusorgender Ehemann und liebevoller Großvater sei und Doris versichert (als Ehefrau Nr.4) , dass „der Gerd“ ein sehr toleranter Mensch sei, der gut zuhören könne.
5. Höhepunkt der Verprivatisierung des höchst Politischen sind die Fernsehduelle. (Allein das Wort schon: Duell, als ob es darauf ankäme, wer der stärkste ist und nicht wer das bessere Programm hat, den besten Weg zeigen kann.) Nicht der vorgestellte Inhalt ist wahlausschlaggebend, sondern wie der Kandidat „ankommt“. Da kann schon die Blusenfarbe der Kandidatin eine Rolle spielen wie seine Krawatte. – Die Liebeserklärung an die Ehefrau vor einem Millionenpublikum ist dann nur noch das Sahnehäuptchen auf der Showtorte.
Noch manches gibt es zu ergänzen; aber das mag im Laufe der Diskussion erfolgen - Ziesemann
Medienkratie = Herrschaft der Medien, nicht zu verwechseln mit Mediokratie = Herrschaft der Mittelmäßigkeit, auch wenn beide deckungsgleich sein können. –
Die moderne Gesellschaft mutiert zur Mediengesellschaft und Politiker, gerade sie, beugen sich ihren Gesetzen. Noch vor etwa 20 Jahren wäre es solch knorrigen Gestalten wie Franz-Josef Strauß (CSU) oder Herbert Wehner (SPD) niemals eingefallen, sich nach den Vorstellungen der Print- und elektronischen Medien zu richten, aber heute drängen sie alle, wenn Kamera und Mikrophon oder Interviewer locken. Ist doch schlimmer als die schärfste Kritik totgeschwiegen zu werden – denn das ist der politische Tod.
Welches sind nun die Gesetze der Medienkratie? – Ich versuche, sie in Kurzthesen darzustellen - schon um diese Eröffnung knapp zu halten – dennoch hoffend, dass sie der Diskussion für würdig befunden werden. Ihrer bedürftig sind sie allemal.
1. Politische Kultur und Medienkultur vermischen sich. Typisch dafür ist etwa die ZDF-Serie Kanzleramt, bei der Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und politischen Vorgängen nicht zufällig sondern gewollt waren.
2. Da alle Medien stets auch dem entertainment dienen, wird die politische Information zum Infotainment. Charakteristisch ist dafür die Sendung der Sabine Christiansen, die eine weitaus höhere Einschaltquote erzielt als die spannendste Bundestagssitzung.
3. Menschen lassen sich medial leichter darstellen als Parteiprogramme, also führt die Mediatisierung zu Personalisierung. – Nicht die Partei mit ihren Zielen und Wegen sondern „auf den Kanzler kommt es an“.
4. Wenn die Person selbst in den Mittelpunkt der politischen Auseinandersetzung gerückt wird, muss sie auch als Privatmensch der Öffentlichkeit vorgeführt werden. So beteuert Karin, dass Edi Stoiber ein treusorgender Ehemann und liebevoller Großvater sei und Doris versichert (als Ehefrau Nr.4) , dass „der Gerd“ ein sehr toleranter Mensch sei, der gut zuhören könne.
5. Höhepunkt der Verprivatisierung des höchst Politischen sind die Fernsehduelle. (Allein das Wort schon: Duell, als ob es darauf ankäme, wer der stärkste ist und nicht wer das bessere Programm hat, den besten Weg zeigen kann.) Nicht der vorgestellte Inhalt ist wahlausschlaggebend, sondern wie der Kandidat „ankommt“. Da kann schon die Blusenfarbe der Kandidatin eine Rolle spielen wie seine Krawatte. – Die Liebeserklärung an die Ehefrau vor einem Millionenpublikum ist dann nur noch das Sahnehäuptchen auf der Showtorte.
Noch manches gibt es zu ergänzen; aber das mag im Laufe der Diskussion erfolgen - Ziesemann