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Im Kinderbett

Janosch

Member
Registriert
23. Juni 2006
Beiträge
102
Das Kind liegt weich im Bett, die Augen auf –
gerissen ist das Band im Kopf, ein Loch:
unzählige in Papas Bauch und noch
ein letztes in die Brust, dann schweigt der Lauf.

Der Papa sackt zusammen, schwankt und fällt
aufs Kinderbett, auf seinen Sohn, bleibt still.
Der Herd noch an, ein Kessel pfeift ganz schrill.
Der Hund steppt rastlos Kreise, jault und bellt.

Ein Schlüssel klingt - vertrautes an der Tür:
die Diele knarzt, als Mama tritt herein,
es riecht nach Schrot und Flinte, Rot und Wein,
voll Scherben blinkt die Teppichbodenzier.

Das aufgeschlitzte Sofa ist verdreht,
sein weißes Futter aus dem Bauche quillt.
Von draußen zirpen Grillen. Leis und mild,
ins offne Fenster die Gardine weht.

Die Einrichtung zertrümmert und zerteilt,
auch in der Küche alles kreuz und quer.
Der Kessel pfeift der Mama hinterher,
als sie im Rausch ins Kinderzimmer eilt.

Im weichen Kinderbett der Papa liegt,
wie hingeschmissen, seine Augen leer.
Und alles rot - sie tut als wenn nichts wär,
indem sie sich an seine Wange schmiegt.

Da springt der Hund aufs Bett und zerrt und zieht
an Papas Bein: dort atmet was und schreit!
Die Mama weint, als sie das Kind befreit,
das sich verstört in ihre Arme flieht.
 
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