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"Ich im Internet"

sibel

Well-Known Member
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16. Februar 2005
Beiträge
4.135
Der Spiegel dieser Woche hat ein außerordentlich interessantes Titelthema:

Ich im Internet-Wie sich die Menschheit online entblößt

(...) Im Internet sind die Nutzer neuerdings auch die Akteure.Sie schaffen sich ihre Inhalte selbst-und entblättern dabei ihre Seele,ihren Alltag und manchmal ihren Körper.Experten prophezeien gravierende Folgen für Politik,Wirtschaft und Gesellschaft.(...)

Wie seht ihr das?
 
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sibel schrieb:
Der Spiegel dieser Woche hat ein außerordentlich interessantes Titelthema:

Ich im Internet-Wie sich die Menschheit online entblößt

(...) Im Internet sind die Nutzer neuerdings auch die Akteure.Sie schaffen sich ihre Inhalte selbst-und entblättern dabei ihre Seele,ihren Alltag und manchmal ihren Körper.Experten prophezeien gravierende Folgen für Politik,Wirtschaft und Gesellschaft.(...)

Wie seht ihr das?


Mir kommt vor - rein schlagzeilenmäßig, dass vieles vom Behaupteten bei uns hier auch sichtbar wird.

Wir schaffen uns unsere Inhalte selbst:

Das geht von der nüchternen Themenvorgabe - auf die die Diskutantengruppe, die sich dann mehr oder weniger sachlich im Thema festbeißt.

Das Ende dieser Spanne sehe ich im Nonsens zum Rankingaufbessernthread, in dem diese Vorgaben rein aus Spaß am Wortspiel oft ungeahnte - skuril verschlungene Wege nimmt.


Na ja: das mit der Seele entblättern trifft hier - mMn - nicht so zu, wenigstens nicht so direkt - , sich selbst und andere Suchende teilweise ausgenommen -.
Wnn wir hier übereinander etwas erfahren, geht das eher auf der Interpretationsebene: wir erfahren das von Mituser, was wir erfahren wollen oder auch können.

Na * ggrr* den Körper haben ja auch einige entblättert - aber züchtig - sogar ich war bekleidet.


Über die prohezeihten Flgen kann ich nur spekulieren - bin aber gerne mit dabei, wenn`s los geht.


Ich merke nur eines: von Menschen, die mir vom Virtuellen her ( Schreibstil ) sympathisch sind, übernehme ich lieber Gedankengänge, setze mich auch eher mit diesen auseinander. Das ist politisch ausbeutbar.



Marianne
 
Die Lüge bekommt Konkurrenz durch alternative Formen der Information und andere Wahrheiten stehen zur Verfügung, wobei diese Wahrheiten im Grunde auch nur Lügen oder im besten Falle subjektivierte Wahrheiten sind.

Für das Individuum besteht die Gefahr der Informationsflut, die durch eine entsprechende Selektion der Informationsquellen erledigt wird.

Für Wirtschaft und Politik besteht die weitaus größere Gefahr, dass man nicht mehr über die normalen Kommunikationswege verfügt, durch die sich die Masse so trefflich beeinflussen lässt. Hier muss man also kreativ werden und als Nachrichtensender zum Beispiel einen Weblog unterhalten ohne zu sagen, wer der eigentliche Betreiber ist.

Wer seine Antworten im Internet sucht, wird lernen zu schweigen und sich dann der Meinung anschließen, die man allgemein die „herrschende Meinung“ nennt. Und da bekommen wir sie wieder in den Griff, die Masse.

Am Ende bleibt die Klassengesellschaft, denn wer die Mittel und die Wege hat, der wird auch mit dem Internet seinen Frieden schließen und die Masse am Ende noch intensiver in den Griff bekommen ... und noch billiger als jemals zuvor.

Eigenes Denken könnte helfen, doch das lässt sich ja nicht so einfach ergooogeln und ist so anstrengend.

Es wird sich nichts ändern.

Du kannst heute deine nackten Brüste ins Internet stellen und keinen interessiert es, weil überall nackte Busen erscheinen. Der Datenüberfluss führt zur Abstumpfung der Sinne und zur Degeneration der Individualität. Das wurde an entsprechender Stelle schon so erkannt.

Also keine Sorge: panem et circenses.
 
Wenn man an die Flut öffentlicher Tagebücher denkt (Blog),an das zur Schau stellen privater Fotos und Videos ,drängt sich einem doch die Frage auf,warum das gemacht wird?
Liegt es daran,daß man mit ein paar oft dürren Worten der digitalen Welt zeigen kann,daß man existiert?
Warum sind gerade solche Menschen ,die im RL eindeutig als introvertiert gelten,bereit ,sich fast schon exhibitionistisch der staunenden Öffentlichkeit zu präsentieren?

Soziologisch ein erstaunliches Phämomen.

Macht das www selbstbewußter,weil ein direktes Gegenüber fehlt?
Macht das www selbstbewußter,weil man spielend eine neue Identität aufbauen kann,sich neu erfinden kann?

Fragen über Fragen...


Du kannst heute deine nackten Brüste ins Internet stellen und keinen interessiert es, weil überall nackte Busen erscheinen.
Wirklich???? :D
 
Wenn man an die Flut öffentlicher Tagebücher denkt (Blog),an das zur Schau stellen privater Fotos und Videos ,drängt sich einem doch die Frage auf,warum das gemacht wird?

Es gibt viele Blogs, aber von einer Flut zu reden halte ich gewagt. So ist auch die ganze These gewagt, denn im Sinne einer statistischen Betrachtung wird sie kaum standhalten. Ich denke, dass Menschen, die auch sonst etwas zu sagen haben, sich nun in einem neuen Medium ausdrücken. Das hat den Vorteil, dass man eventuell von mehr Menschen „gehört“ wird und somit einen größeren Einfluss ausüben kann.

Ob das nun neu ist oder ob es in der Tat Leute sind, die sich auch sonst mitteilen, kann ich kaum beurteilen. Mir erscheint das Medium Internet jedoch so wie alles um den Computer herum: hier glaubt man es. Wer im Freundeskreis etwas sagt, wird oft überhört, aber was im Internet steht, das ist doch irgendwie offizieller.

Nein, ich glaube nicht, dass es da so viele Internet-Exhibitionisten gibt, die nicht auch in ihrem normalen Leben zu dieser Haltung neigen. Natürlich kann es schon sein, dass der eine oder andere sich durch eine gewisse Anonymität ermutigt sieht, mehr von sich zu geben, das ist ja auch hier im Forum so, zumindest bei denen, die in ihrem Profil nur blabla angeben. Diese Menschen verstecken sich aber auch sonst und trauen sich nicht zu ihrer Meinung zu stehen.

Abgesehen davon gab es immer schon einen „Underground“ und „Schattenwelten“ in denen sich Menschen freier ausgedrückt haben. Nur diese waren eben nur den Insidern zugänglich. So ist es aber auch heute noch, denn von den Millionen Internetseiten kennt ja der einzelne auch nur die, die er ausdrücklich gesucht hat, oder die ihm empfohlen wurden. Und da sind wir wieder bei der selektiven Suche nach Informationen.

Wer früher die FAZ nicht gelesen hat und den Spiegel als Bibel hatte, der wird auch heute nicht die FAZ lesen. Es ist nur vieles etwas transparenter geworden.
 
sibel schrieb:
Der Spiegel dieser Woche hat ein außerordentlich interessantes Titelthema:

Ich im Internet-Wie sich die Menschheit online entblößt

(...) Im Internet sind die Nutzer neuerdings auch die Akteure.Sie schaffen sich ihre Inhalte selbst-und entblättern dabei ihre Seele,ihren Alltag und manchmal ihren Körper.Experten prophezeien gravierende Folgen für Politik,Wirtschaft und Gesellschaft.(...)

Wie seht ihr das?
Hoffentlich, Sibel, gibt es durch die Internet-User Folgen für die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft - oder bist Du etwa mit allem zufrieden, so wie es ist ??

Ich glaube übrigens, dass das Internet auch die schönen Künste beeinflusst, ob zum Vor- oder Nachteil, mögen unsere surfenden Maler- und LyrikerInnen entscheiden.

Liebe Grüße

Zeili
 
Hallo sibel.

Was ich gut finde, ist, dass sich durch das Netz viele aus ihrem anonymen Leiden heraustrauen und Hilfe in Suizidforen, Selbsthilfeforen, medizinischen Foren und allerlei vergleichbarem suchen. Dem ein oder anderen kann auf diese Art wirklich ein erster Anschub gegeben werden, sich entweder professionelle Hilfe zu holen, Angst vor unbekanntem zu mildern oder sich in Eigenregie zu helfen bzw. Gleichgesinnte zu treffen, auch Kontakte für das richtige Leben zu knüpfen oder das eigene Leiden in seiner Dimension etwas einordnen zu können. Dort bin ich im Wissen um die kritischen Stimmen von einer positiven Entwicklung überrascht.

Die Tagebücher sind m.E. eine Form des Selbstausdruckes. Problematisch empfinde ich, dass die Menschen im netz sehr dazu neigen sich und ihre Werke bewerten zu lassen (schönstes Baby, schönstes Auto, schönstes Tatoo...), das scheint mir absolut kontraproduktiv und bedient die eingepflanzten Hebelchen. Bei Tagebucheintragungen im weitesten Sinne auf positive Rückmeldungen zu hoffen und allg. sein Leben bewerten zu lassen, das ist m.E. wirklich gefährlich, weil es die Abhängigkeit von äußerem weiter vertieft.

Dass es Menschen geben wird, die diese Daten sammeln und Vorteile daraus schlagen wollen, i.S.v. Erpressung oder Kategorisierung, daran wird wohl keiner zweifeln, aber das läuft längst, auch in diesem Forum hier oder wenn wir zum Telefonhörer greifen. Der Sinn des ganzen wird sich allerdings gegen null bewegen, da das Auswerten der Daten und deren wirklicher Nutzen m.E. weit niedriger ist, als die Befürchtungen des einzelnen. Für einen Menschen, der sehr außengelenkt ist, kann es jedoch sehr wohl gefährlich werden, da beißt sich die Katze in ihr Schwänzchen.

Generell wird ein uniformes Massen-ICH immer Wege suchen, sich nach außen darzustellen und aus der Masse zu erheben. Dass es hier das netz nutzt, ist m.E. nur logisch. Das ICH brauch Namen und Formen, um zu existieren. Vielleicht hilft dir das, liebe Sibel, das Problem soziologisch durchzuwalken.

Liebe Grüße
Bernd
 
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Zeilinger schrieb:
Hoffentlich, Sibel, gibt es durch die Internet-User Folgen für die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft
Die gibt es tatsächlich ja schon.Man geht davon aus,daß durch die Bereitstellung von Wissen (z.b. bei Wikipedia) das Expertentum langsam ausstirbt,denn jeder kann durch das Internet von diesem Wissen partizipieren,ohne z.B. das jeweilige Fach studiert zu haben.Dadurch fällt die einfache Orientierung an klassischen Autoritäten weg .

(...) man nimmt Politikern nicht mehr ihr Besser-Wissen ab.Auch bei Anwälten und Medizinern ist die Erosion ihrer Autorität unendlich weit fortgeschritten.Für Ärzte ist das eine Katastrophe:Ihre Patienten sind auf einmal bestens informiert,fragen und fordern.
Überhaupt sind alle,die mit Wissen umgehen,diesem Erosionsprozess ausgesetzt.An die Stelle von Autorität tritt dieses eigentümliche,breitgestreute,selbstkontrolierte Netzwerkwissen(...)
Zitat:Spiegel


So gesehen ,eine gute Entwicklung,oder?

Welche Folgen erhoffst du dir denn?
 
Das Internet scheint 'ne prima Möglichkeit, sich "unsterblich" zu machen.

Jeder heimliche Kämmerlein-Philosoph kann seine Ergüsse und welterschütternden Erkenntnisse via Blog, Homepage oder Forum veröffentlichen, sich einbilden, daß ein gesichtsloses, riesiges Publikum das liest und so ein Fortleben des Sich-Entblößenden auch nach dessen Ableben gesichert wäre.

Fast so gut wie ein Auftritt in "Deutschland sucht den Superstar", weniger schweißtreibend auf jeden Fall - und auch weniger zeitaufwändig als das Verfassen von Texten, die kein Verlag je drucken will.



Ich find's gut. :clown2:
 
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ich persönlich finde es gut, wenn das einzelne individuum die möglichkeit hat, sich auszudrücken - auf welche art auch immer.
dass das dann auswirkungen auf die gesellschaft, die wirtschaft und auch die politik hat, ist durchaus möglich und wie ich meine, auch erwünscht.
schön ist es auch, wenn sich gleichgesinnte treffen und austauschen können.
das bestärkt den/die einzelne/n ungemein.

aus meiner sicht ist es sehr erfreulich, wenn der einzelne mensch in seiner gesamtheit bestätigung findet und dadurch erstarkt. (an sich eine vormals religiöse aufgabe, die jedoch nie erfüllt wurde *sarkastisch_lach*)
starke einzelwesen können nicht mehr so leicht manipuliert werden wie ehedem - so meine hoffnung.

schönen abend
kathi
 
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