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Gedanken, Worte und Werke

Zeilinger

Well-Known Member
Registriert
22. Mai 2004
Beiträge
16.501
Hallo alle Philosophen und philosophisch Interessierte (ca. 3 Minuten Lesezeit für den Eingangsthread)!

Die Worte "Gedanken, Worte und Werke" stammen ursprünglich aus der Bibel (jedenfalls habe ich keine ältere Quelle gefunden). Sie wurden dort im Zusammenhang mit Schuldbekenntnissen erwähnt. Wenn wir davon ausgehen, dass es im Christentum im wesentlichen 18 Gebote (Regeln, Empfehlungen) gibt (Die Zehn Gebote, die 7 Tod- oder Hauptsünden und das Gebot der Liebe) kann man also - differenziert und sensibel gesehen - 54 Mal sündigen, wobei nach meinem Empfinden die getanen Sünden (also die Werke) die schwerwiegendsten sind.

Wenn man bedenkt, dass von diesen 54 Geboten ursprünglich nur 5 (nämlich die ersten 4 der 10 Gebote und das Gebot der Nächstenliebe) positiv formuliert wurden und man, um gründlich zu sein, vor jedem Gedanken, Wort und Werk nachdenken soll, ob man auch nicht auf dem falschen Weg ist, könnte man schon verzweifeln.

Man kann diese 3 Worte, nämlich, "Gedanken, Wort und Werke" aber auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Man kann sagen, Gedanken und Worte können maximal lässliche Sünden sein und die einzige Sünde, die man wirklich nicht wieder gut machen kann, ist der Verstoß gegen das 5. Gebot und das auch nur dann, wenn man es tatsächlich in der Tat (also als - destruktives - Werk) durchgeführt hat.

Man muss "Gedanken, Worte und Werke" gar nicht ethisch bzw. sittlich sehen. Man kann sagen, jedes Projekt existierte zuerst einmal in Gedanken, wurde dann eventuell in Worte gekleidet (diskutiert) und frühestens dann kommt es zur Verwirklichung, sprich Tat. Jeder Mensch hat eigentlich die Freiheit, seine Gedanken und Ideen eben im Gedanken- und Ideenstatus bzw. im Diskussionsstadium zu belassen. So gesehen ist mMn der Wortfolge "Gedanken, Worte und Werke" jeder Schrecken genommen.

Was haltet Ihr davon ?

Es grüßt Euch herzlich

Zeili
 
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AW: Gedanken, Worte und Werke

Hallo,

Die Worte "Gedanken, Worte und Werke" stammen ursprünglich aus der Bibel (jedenfalls habe ich keine ältere Quelle gefunden). Sie wurden dort im Zusammenhang mit Schuldbekenntnissen erwähnt.

Ein Homer hat auch schon sein Werk durch Worte erschaffen und sich Gedanken darüber gemacht- diese Begrifflichkeiten gab es auch schon vor der Bibel

Man kann diese 3 Worte, nämlich, "Gedanken, Wort und Werke" aber auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Man kann sagen, Gedanken und Worte können maximal lässliche Sünden sein und die einzige Sünde, die man wirklich nicht wieder gut machen kann, ist der Verstoß gegen das 5. Gebot und das auch nur dann, wenn man es tatsächlich in der Tat (also als - destruktives - Werk) durchgeführt hat.

Wieso sind Gedanken und Worte Sünden (oder "Schrecken")? Der Zusammenhang erschließt sich für mich nicht

Der mittalalterlichen Theologie zufolge gab es zwei Todsünden: Die "desperatio", heißt die Verzweiflung, das Warten auf die Strafe Gottes und die "praesumptio", ein zu viel an Hoffnung (auf Vergebbarkeit von Sünden). Schuldbekenntnisse gehen mit Reue und Beichte einher und sind Teil des "Läuterungswegs", nicht der Sünde.
Übertragen auf "Gedanken, Worte und Werke" heißt das, alle drei sind notwendig, um sich entweder nicht zu versündigen, oder aber die Beichte und Reue anzutreten.

Liebe Grüße

Tailor
 
AW: Gedanken, Worte und Werke

Hallo,

Ein Homer hat auch schon sein Werk durch Worte erschaffen und sich Gedanken darüber gemacht- diese Begrifflichkeiten gab es auch schon vor der Bibel
Auch im Zusammenhang.

Wieso sind Gedanken und Worte Sünden (oder "Schrecken")? Der Zusammenhang erschließt sich für mich nicht
Nicht generell, Tailor, aber im Zusammenhang mit der christlichen Moral (Ethik): Ich kann in
Gedanken stehlen,
in Worten (indem ich es ankündige, bzw. damit drohe) oder eben
in Werken (dadurch, dass ich es tatsächlich tue).​
Das war aber jetzt bitte kein persönliches Geständnis.

Der mittalalterlichen Theologie zufolge gab es zwei Todsünden: Die "desperatio", heißt die Verzweiflung, das Warten auf die Strafe Gottes und die "praesumptio", ein zu viel an Hoffnung (auf Vergebbarkeit von Sünden).
Da gibt es auch Meinungen, nachdem es die 7 Todsünden (Hauptsünden) bereits seit dem 7. Jahrhundert nach Christus gibt.

Schuldbekenntnisse gehen mit Reue und Beichte einher und sind Teil des "Läuterungswegs", nicht der Sünde.
Würde ich auch so sehen.

Übertragen auf "Gedanken, Worte und Werke" heißt das, alle drei sind notwendig, um sich entweder nicht zu versündigen, oder aber die Beichte und Reue anzutreten.
Eine Frage der Sensibilität.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Gedanken, Worte und Werke

frage: wo in der bibel kommt diese formulierung vor? ich kenn sie nur aus dem schuldbekenntnis.

die aufdröselung in "gedanken, worte und werke" ist gute moralphilosophische tradition: ich kann in gedanken unmoralisch sein (gesinnungsethik à la kant), ich kann in worten unmoralisch sein (speech act theory) und ich meine werke können unmoralisch sein (konsequentialismus, utilitarismus).
 
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