• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Eu Verfassung

In meinem doitschen Dorf wird doitsch gesprochen und die doitsche Fahne gehißt, und in deinem deitschen Dorf wird deitsch gesprochen und die deitsche Fahne gehißt, das soll so sein und so bleiben. Von Dorf zu Dorf werden dann Handelszölle ausgehandelt, wobei man sich nicht einigen kann, ob das auf doitsch oder deitsch geschieht, und wer den Kohl anders zubereitet als ich, gehört nicht zu meiner Kultur und darum gibts manchmal Krieg.

Oder wie soll ich die Anti-Europäer verstehen?
 
Werbung:
Ein interessanter link zum Thema:
Wir gratulieren den französischen Stimmbürgern zu ihrer Entscheidung. Damit wurde heute erstmals seit der Epoche der Merowinger wieder eine sinnvolle politische Entscheidung in Frankreich getroffen — vielleicht kommt das ja in Zukunft sogar öfters vor?

Zur Verwunderung einiger Leser, wieso wir die EU-Verfassung ablehnen: die Gründe finden Sie z.B. in diesem alten Beitrag.

Außerdem ist es denunziatorisch zu behaupten, daß links- und rechtsradikale Motive hier entscheidend waren. Das mag für gut sichtbare Randgruppen gelten, aber 55% mobilisiert man damit nicht — auch nicht in Frankreich. Könnte es nicht einfach sein, daß die Wähler klug genug sind, eine obrigkeitsstaatliche Verfassung für illegitim zu halten? Diese Möglichkeit kommt leider in politischen Kommentaren nicht vor, schon gar nicht in den Kommentaren der politischen Klasse selbst.

Und ja: ein Europa, das eine Freihandelszone mit gemeinsamer Währung plus freier Mobilität für Arbeit und Kapital ist, entspricht genau meiner Idealvorstellung. Verteidigungspolitik als reines öffentliches Gut mit enormen Kostenvorteilen bei zentraler Bereitstellung könnte man auch noch an die europäische Ebene delegieren. Alles andere hat in Brüssel nicht entschieden zu werden.

Text, 'alter Beitrag' und lesenswerte Diskussion auf
http://www.statler-and-waldorf.de/?p=514
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
dissident schrieb:
mit der verfassung sehe ich zum beispiel das problem, dass es kein Vetrag oder Abkommen ist- auf welche die EU ja praktisch gebaut ist, sondern eine echte Verfassung die nunmahl auf die Kreation eines singularen Staates hindeuted, und somit die nationale Souveränität, deswegen auch die Unterdrückung der Kulturen.

Das ist nicht richtig. Es handelt sich in der Tat um einen Verfassungsvertrag. Hat rein rechtlich gesehen nichts mit einer Verfassung zu tun, so weit ich weiß. In ihrem gegenwärtigen rechtlichen Zustand könnte sich die EU gar keine richtige Verfasung geben.

Es würde mich auch interessieren, worin du die Gefahr der "unterdrückung" von Kulturen siehst. Ethnische Minderheiten, von den Katalanen bis zu den Sorben, von den Frießen bis zu den Bretonen oder was auch immer, waren doch in den letzten Jahren eher im Aufwind. Warum sollte sich das unter einer zusammenwachsenden EU ändern?
Die EU mag manche Gefahren bergen, überbordender Bürokratismus, Selbstblockade durch unsinnige wirtschaftliche Zielsetzungen, eine "erzwungene" gemeinsame Außenpolitik, aber Unterdrückung von Kultur rechne ich nicht dazu.
 
Robin schrieb:
Ethnische Minderheiten, von den Katalanen bis zu den Sorben, von den Frießen bis zu den Bretonen oder was auch immer, waren doch in den letzten Jahren eher im Aufwind.
Minderheiten? Katalanen, Valencianer und Basken sind ja wohl in Spanien keine Minderheiten? Die EU braucht eben noch viel mehr Nationalstaaten, um ein Bundesstaat zu werden! Weg mit den künstlichen Grenzen, die nach dem Zweiten Weltkrieg gezogen wurden! Für ein freies, völkisch und sprachlich selbstbestimmtes, ethnopluralistisch geordnetes demokratisches Europa!

- so und so weiter könnte man auch argumentieren.
 
Gaius schrieb:
Minderheiten? Katalanen, Valencianer und Basken sind ja wohl in Spanien keine Minderheiten? Die EU braucht eben noch viel mehr Nationalstaaten, um ein Bundesstaat zu werden! Weg mit den künstlichen Grenzen, die nach dem Zweiten Weltkrieg gezogen wurden! Für ein freies, völkisch und sprachlich selbstbestimmtes, ethnopluralistisch geordnetes demokratisches Europa!

- so und so weiter könnte man auch argumentieren.

Sind keine Minderheiten? Sind sie also Mehrheiten? Das ist doch das Gegenteil von Minderheiten oder gibt es noch was dazwischen...?

Aber ist auch egal, ich bin da kein Experte, habe aber den Eindruck, dass wenn man den kulturellen Minderheiten die Freiheit gibt, sie dann schon von allein das Interesse an der Fortführung der Kultur verlieren. Wenn also kein Gegendruck da ist, dann fehlen den Institutionen plötzlich der Zulauf der Jugend usw.
Das ist eben die Kehrseite der Demokratie: Wollen die Leute, dass ihre Sprachen und Sitten erhalten bleiben, müssen sie selbstwas dafür tun. Ich glaube nicht, dass die EU ihnen da Steine in den Weg legt, aber es ist auch nicht deren Aufgabe, von oben zu regeln, wie sich Kultur zu erhalten habe. Man muss die Kulturen sich selbst überlassen. Kultur ist immer das, was gerade entststeht.
Die Unterdrückung der Basken, Korsen oder was auch immer hat natürlich ihre eigene geschichte, da bin ich nicht kompetent. Aber völkisch, sprachlich, ethnisch, diese ganzen Worte sind mir schon suspekt. Löst man die einen Grenzen auf, erhält man nur neue, die aber auch nicht überzeugen.
 
ich denke, dass die unterdrückung der kulturen und ethischen gemeinschaften wohl weniger ein direkter effekt der Eu sein wird, sondern eher ein unterschätzter Nebeneffekt. denn wenn man auf der ebene diskutiert, dass die EU potentiell zu der Kreation eines einzigen national Staates hinstrebt, dann ist die EU Verfassung der ertse Schritt zur Einheitlichkeit. Unabhängig ob die Grenzung später neu gesetzt werden oder ob sie so bleiben wie sie sind, so bekommen die verschiedenen Kulturen ein gesamtliches Gesetz. Aber Kulturen haben ihre eigenen individuellen Normen, Sitten, Bräuche und Wehrtschätzungen. Und wenn selbst das eigene- also jedes nationale Land- in Konflikt gerät die verschiedenen Kulturen unter ein Gesetz zu bekommen- dann wie will ein Gesetzbuch alle Länder mit ihren diversen Kulturen kontrollieren?
Ich finde nunml dass vieles in der EU auf eben so eine Kreation hindeutet. Flagge, Hymne etc, und nun ist es natürlich nicht der EU oder eine Frage der Authorität um Kulturen zu präsavieren. Das macht jede Kultur selber, und hat auch ihre eigene Wege. Wenn jedoch jetzt irgendwelche Höhlenvölker in Italien immer noch in Höhlen leben, weil sie von der Globalisation nichts mitbekommen wollen, dann wären sie potentiell von einem gemeinsamen Staatem sehr bedroht. Denn das Ziel der EU ist es sowieso nur stärker zu werden um mehr globalen Erfolg mit der globalen Konkurrenz führen zu können. Also werden sie garantiert nicht darauf verzichten alle best möglichen Stellen in ihrem Nationalstaat irggendwie zu verwenden- und speziell das 'UNNÜTZLICH GENÜTZE LAND' wird dann unter ihre Fitiche geraten. Also könnte es doch bestimmt eine chance geben, dass diese Höhlen Völker ihren Platz räumen müssten. Das ist eine Methode wie die Aufflösong oder wirtschaftlich- die INSOLVENZ- dieser Kultur sich auswirken könnte. Oder kann sich keiner diese Schlagzeile vorstellen?- HÖHLENVOLK IN ITALIEN UNTER INSOLVENZVERTRAG- USE (United States of Europe) BRACHT LAND FÜR ATOMKRAFTWERKE!
 
Robin schrieb:
habe aber den Eindruck, dass wenn man den kulturellen Minderheiten die Freiheit gibt, sie dann schon von allein das Interesse an der Fortführung der Kultur verlieren. Wenn also kein Gegendruck da ist, dann fehlen den Institutionen plötzlich der Zulauf der Jugend usw.
Das ist eben die Kehrseite der Demokratie: Wollen die Leute, dass ihre Sprachen und Sitten erhalten bleiben, müssen sie selbstwas dafür tun. Ich glaube nicht, dass die EU ihnen da Steine in den Weg legt, aber es ist auch nicht deren Aufgabe, von oben zu regeln, wie sich Kultur zu erhalten habe. .


Als Beispiel dafür, wie staatlich geförderte Minderheitenpolitik durch Überförderung " verkommt", mag die Sorben - und Wendenpolitk in der ehemaligen DDR gelten.
Ich habe vor kurzem mit einer Sorbin gesprochen, die mir versicherte, dass nur noch im häuslichen Rückzugsgebiet bei einfachen alltäglichen Themen sorbisch gesprochen wird .
Dasselbe Phänomen kann man im Engadin bei den ladinisch Sprechenden beobachten.

Hier in Österreich gibt es drei Minderheitengruppen: Kroaten, Slowenen und ganz wenige Ungarn.

Am aktivsten in ihrer Politik sind die Slowenen Kärntens, die allerdings nach dem ersten Weltkrieg mehrheitlich für den Verbleib bei der damals entstandenen Republik Österreich stimmten. Also: bei dieser Volksgruppe sieht man ganz deutlich, dass sie eine lebendige Sprachgruppe sind, die aber bekennende Österreicher sind.
Natürlich kommt es vor, dass auch slowenische Jugendliche nicht das eigene slowenische Gymnasium in Klagenfurt besuchen, aber dass es ein solches gibt, dass in der Volksschule slowenischer Muttersprachenunterricht bei einer gewissen Schüleranzahl erfolgt , zeigt deutlich, Robin, dass Deine These, Minderheiten müssen von sich aus lebendig bleiben, zu stimmen scheint. Allerdings sorgen auch die "Mannen Haiders", dass genügend "Gegendruck" gemacht wird, etwa wird die oder wurde zumindest die Angst vor der "roten slowenischen Katz" vonm Kärnter Heimatbund kräftig geschürt.

frdl.Grüße

Marianne

Etwas Anekdotisches: Wenn man in Südkärnten urlaubt , z.B. in Bleiberg, passiert es in den Geschäften immer wieder, dass man glaubt, man hört irgendwie eigenartig. Da wird munter deutsch/ kärnterisch mit slowenisch im selben Satz durcheinandergemixt, dass uns "Unwissenden" der Mund offern bleibt.

Marianne
 
Werbung:
Robin schrieb:
ich bin da kein Experte, habe aber den Eindruck, dass wenn man den kulturellen Minderheiten die Freiheit gibt, sie dann schon von allein das Interesse an der Fortführung der Kultur verlieren.
Ich bin da auch kein Experte, möchte aber mal am Beispiel des Katalanischen (oh, Verzeihung, Català) das Gegenteil illustrieren. Woran sich auch zeigt, daß man in diesem Falle eben nicht wirklich von einer 'Minderheit' sprechen kann. So, und nun ist Valencianisch noch ein weiterer Dialekt des Katalanischen, und mancher Bürgermeister der Region wünscht sich dann Valencianisch als Amtssprache usf.

Die EU legt da in der Tat keiner autonomiebestrebten Region kulturelle Steine in den Weg, im Gegenteil; die Frage ist immer nur, wo die Grenzen der Vielfalt gezogen werden sollen und wer das wie wünscht. Zur Zeit hat die EU bereits 20 offizielle Amtssprachen.

Neues Sprachgesetz
Politisches Ziel ist die "Normalisierung" des Katalanischen, das heißt sein Gebrauch in allen Bereichen. Das neue Gesetz von 1998 (Llei de Normalització Linguística) soll den Erhalt der Sprache sichern und macht Vorgaben für Schulwesen, Universität, Verwaltung, aber auch für Wirtschaft, Rechtswesen und Medien. Regionales Fernsehen und private Radiostationen müssen nun 50 Prozent ihres Programms auf katalanisch senden, die Quote für Musikstücke beträgt 25 Prozent. Behördenangestellter kann nur werden, wer Català beherrscht. Wesentlich strenger als die alte Fassung von 1983 beinhaltet das Gesetz sogar Sanktionen gegen Verstöße. Kritiker sehen in diesem Gesetz eine Zwangsmaßnahme, die gegenüber Spanischsprachigen genauso ungerecht und diskriminierend ist, wie die Maßnahmen der Franco-Diktatur gegen das Katalanische. Immerhin ist fast die Hälfte der Bevölkerung Kataloniens nichtkatalanischen Ursprungs. Zahlreiche Leserbriefe spanischsprachiger Tageszeitungen spiegeln diese Haltung wieder. Jordi Pujol, langjähriger Regierungschef der autonomen Gemeinschaft Katalonien, sieht das anders. Immer wieder betont er die Wichtigkeit der eigenen, lange Zeit verfolgten, Sprache:

"Ein Volk ist eine Frage der Mentalität, der Sprache, des Gefühls. Es ist eine Tatsache der Geschichte und der geschichtlichen Berufung, und es ist eine Tatsache der geistigen Gemeinschaft. Es ist schließlich ein Akt des Willens. In unserem Fall ist es auch, und ganz wesentlich, eine Tatsache der Sprache."
http://www.planet-wissen.de/pw/Artikel,,,,,,,E304D5AF132E5E11E0340003BA5E0905,,,,,,,,,,,,,,,.html
Es scheint dann aber nicht so zu sein, daß diese gleiche Wichtigkeit oder Berechtigung auch anderen Bevölkerungsgruppen zugesprochen würde:
Der Sprachpolitik-Bericht für 2001 ist auf Katalanisch, Englisch und auf Kastilisch verfasst und enthält die Richtlinien, Ziele und Forderungen der Sprachpolitik Kataloniens, sowie detaillierte Informationen zur Situation und Handhabung der Sprachenfrage in allen Bereichen des öffentlichen Lebens, wie beispielsweise Medien, Justiz oder Ausbildung.

Der Bericht enthält auch Aktivitäten in Katalonien im Rahmen des Europäischen Jahr der Sprachen. Darin wird vor allem das Anliegen hervorgehoben, dem Katalanischen den Status einer offiziellen Amtssprache der Europäischen Union zukommen zu lassen. Es wird der Standpunkt vertreten, dass Katalanisch keine Minderheitensprache sei und sich von anderen Minderheitensprachen wie z.B. dem Okzitanischen, dem Bretonischen, dem Baskischen, dem Friaulischen oder dem Walisischen, in vielen Aspekten unterscheide.
http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/rom2/sprachpolitik/spanien/katalanisch.htm
 
Zurück
Oben