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Ehe als Vereinnahmung

Hallo zusammen,


Es ist ja um die Ehe gegangen. Natürlich können Männer zu Huren gehen oder gleichgeschlechtlich unterwegs sein ohne verheiratet zu sein. Verheiratete Männer tun das auch. Sie sollten aber nicht. Es ist Betrug. Manche Frauen verzeihen. Ob sie es vergessen, ist wieder eine andere Frage. Es gibt die Eifersucht und Rachsucht und es ist dadurch schon so manches größere Unglück geschehen

Suche, darf ich mal fragen wie ich das obige verstehen soll?
Ist es kein Betrug, wenn man ohne Trauschein, aber in einer "festen" Beziehung fremdgeht?
Jeder definiert Beziehung, Fremdgehen und Betrug anders. Auch in einer Beziehung ohne Trauschein gilt bei dem einen oder anderen so eine Art Treuegebot. Oder meintest du jetzt nur die Singles? Es gibt ja auch Männer, die zwar nicht verheiratet aber eben auch keine Singles sind. Deshalb meine Frage.

Für mich haben sich mit der Hochzeit lediglich zwei Dinge geändert:
Mein Nachname
Dinge im Formalbereich wie z.B. Steuer, mein Mann ist nicht mehr nur "anerkannter" Vater seiner Kinder die vorehelich geboren wurden, sondern er hat jetzt alle Rechte auf seiner Seite falls mir was passiert.

Ich fühle und fühlte mich nie eingeengt, das kann aber daran liegen, dass wir nun schon länger beruflich bedingt eine Wochenendehe/Familie führen.
Jeder von uns hat viel Platz und Zeit für sich.
Würde man versuchen mir das zu nehmen, wäre es egal ob ich verheiratet bin oder nicht, dann würde ich mich eingeengt fühlen.
Für viele ist es glaube ich Kopfsache, es wird sich gern eingeredet, vllt. auch von anderen, dass man nun nicht mehr "frei" ist, dass man Dauerkompromisse schliessen muss. Es folgt also ein selbsterzeugter Druck oder/und Druck von außen (Familie, Gesellschaft) Wie immer liegt es an einem selbst, ob ich mich diesem Druck füge, egal ob mit oder ohne Trauschein. Es liegt an mir ob ich Kompromisse schliessen möchte oder ob ich das mache weil ich denke ich muss bzw. es wird erwartet und "gehört sich so"
Sicher gehe ich auch Kompromisse ein, aber in meiner Ehe nicht mehr oder weniger wie in einer anderen Art der Beziehung oder wie in anderen Situationen im Leben.

Allem voran steht aber, denke ich, die Liebe die man für jemanden empfindet.
Tue ich etwas gern und von Herzen, so ist es meiner Meinung nach keine Selbstaufgabe und auch kein Kompromiss.

Es gibt so viele Beispiele im Leben, wo es wirklich keinen Unterschied macht ob man verheiratet ist oder nicht.
Wird mein Partner krank und ich muss aufhören zu arbeiten, so tue ich das für den Menschen und nicht davon geleitet ob ich mich durch einen Ring dazu verpflichtet fühlen müsste.
Partnerschaft und partnerschaftliches Denken ist das A&O.
Die Ehe kann das Sahnehäubchen sein muss es aber nicht.

Der einzige Nachteil der mir bis jetzt entstanden ist durch unsere Ehe, ist der das ich "seine" Familie mitgeheiratet habe. Aber auch da habe ich jetzt mit den Jahren gelernt, mich dem Druck seiner Geschwister und den Erwartungen seiner Eltern zu entziehen. Diese Leute sind und waren der einzigste Anlass mal zu denken, dass ich ohne Ehe nicht den Druck hätte mit ihnen auskommen zu müssen. Ab dem Zeitpunkt der Heirat, gehörte ich zu den Menschen aus deren Sicht dazu, mit allen so genannten Rechten und Pflichten, ohne das ich das überhaupt jemals wollte.
Nach langer Übung schaffe ich es aber immer mehr mich von diesen Leuten und deren Druck zu befreien und ER ist es mir wert die Mühe auf mich zu nehmen.

Grüssle
Sal
 
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Betrachte ich die Ehe im Wandel der Zeit, muß die Ehe als ein Versuch, anfangs "romantische" Gefühle in einem gesellschaftlichen Regelwerk zu verfestigen, unweigerlich schief gehen. Betrachte ich Gefühle als etwas lebendiges, von vielen Faktoren beeinflussbares, sind sie eine trügerische Grundlage für eine Eheschließung und sie eignen sich wenig, durch Institutionalisierung selbiger eine Selbstverständlichkeit oder gar einen Rechtsanspruch auf sie abzuleiten.

Ehrlicher wäre es wohl, die Ehe als Entscheidung für eine Lebens- und Versorgungsgemeinschaft auf der Grundlage gemeinsamer Perspektiven zu schließen, in der Gefühle, insbesondere die immer wieder beschworene Liebe, sich verändern dürfen. Sich für eine Lebensgemeinschaft zu entscheiden, in der die anfangs romantische und leidenschaftliche Verliebtheit sich verändern darf hin zu einer Liebe, die mehr durch Vertrautheit, Freundschaft und Nähe genährt wird.

Die Unfreiheit entsteht wohl nicht durch die Institution der Ehe als solche, so lange sie freiwillig und bewusst vor dem Hintergrund ehrlicher Inhalte geschlossen wird. Immerhin ist jede Ehe auch ohne allzu großen formalen Aufwand wieder aufzulösen. Die Unfreiheit entsteht in unserer Haltung und Vorstellung, eine immerwährende romantische und erotische Liebe als Grundlage für eine lebenslange Ehe oder PartnerInnenschaft anzunehmen. Die Unfreiheit entsteht vor dem Bild in unseren Köpfen, was in einer "guten Ehe" erlaubt oder verboten ist, der selbstverständlichen Annahme von Regeln und Tabus, und einer Aufgabe, individuellen Denkens und Fühlens.

So mögen der Wunsch, eine Familie um sich zu scharen, Kinder groß zu ziehen, Altersvorsorge und das behagliche Gefühl, gemeinsam alt zu werden, eine Ehe ehrlicher rechtfertigen, als der Anspruch auf eine ewig gleichbleibende Liebe.

Vor dem Hintergrund, daß Gefühle und auch die Liebe sich verändern dürfen, fällt es mir schwer, von Betrug zu sprechen, wenn sich jemand zu seiner Liebe bekennt, sich auch zu Verantwortung und den gemeinsamen Inhalten einer Lebensgemeinschaften bekennt, aber im Laufe der Zeit veränderte Gefühle und unbefriedigte Bedürfnisse außerhalb der Ehe sucht.

Ehe wird erst zu einem Gefängnis durch den Satz " ... wenn Du mich wirklich liebst, dann ... verzichtest Du". Wenn überhaupt von Betrug zu sprechen ist, würde ich mich selbst betrügen, wenn ich Gefühle oder Bedürfnisse verleugne, weil diese in einer "guten Ehe" nicht vorgesehen sind. Die individuelle Freiheit liegt wohl in der bewussten Entscheidung, meine außerehelichen Wünsche und Bedürfnisse zu leben oder sie im Reich der Phantasie zu belassen.

Verdrängte Bedürfnisse und Gefühle aber gefährden auf Dauer die eigene Psychohygiene und auch die Ehe viel mehr als dies eine ausgelebte Phantasie außerhalb der Ehe je tun könnte.
 
Salem schrieb:
Hallo zusammen,




Suche, darf ich mal fragen wie ich das obige verstehen soll?
Ist es kein Betrug, wenn man ohne Trauschein, aber in einer "festen" Beziehung fremdgeht?
Jeder definiert Beziehung, Fremdgehen und Betrug anders. Auch in einer Beziehung ohne Trauschein gilt bei dem einen oder anderen so eine Art Treuegebot. Oder meintest du jetzt nur die Singles? Es gibt ja auch Männer, die zwar nicht verheiratet aber eben auch keine Singles sind. Deshalb meine Frage.

Natürlich gilt das auch für eine Beziehung ohne Trauschein.

Ich gehe mit Deinen Ansichten so ziemlich konform. Auch ich könnte mir eine Beziehung ohne Ehe vorstellen. Es gelten dafür dieselben ethischen Regeln.

Liebe Grüße

suche
 
Hallo Forum, dies ist mein erster Beitrag, und ich bin sicher, daß es nicht mein letzter sein wird, denn das Forum hats wirklich "in sich"...

Salem hat geschrieben..
Der einzige Nachteil der mir bis jetzt entstanden ist durch unsere Ehe, ist der das ich "seine" Familie mitgeheiratet habe. Aber auch da habe ich jetzt mit den Jahren gelernt, mich dem Druck seiner Geschwister und den Erwartungen seiner Eltern zu entziehen. Diese Leute sind und waren der einzigste Anlass mal zu denken, dass ich ohne Ehe nicht den Druck hätte mit ihnen auskommen zu müssen. Ab dem Zeitpunkt der Heirat, gehörte ich zu den Menschen aus deren Sicht dazu, mit allen so genannten Rechten und Pflichten, ohne das ich das überhaupt jemals wollte.
Nach langer Übung schaffe ich es aber immer mehr mich von diesen Leuten und deren Druck zu befreien und ER ist es mir wert die Mühe auf mich zu nehmen.
Ich hole mal ein bisschen aus...
Im alter von 24 Jahren haben meine Frau und ich geheiratet, wir haben uns damals ca. 2,5 Jahre gekannt, und sind nun 23 Jahre verheiratet, haben 2 Kinder im alter von 20 und 10 Jahren.
Die Gründe warum ich damals geheiratet habe waren, dass ich meine Frau sehr geliebt habe, ich mir vorstellen konnte mit ihr für immer zusammenzuleben, da ich gespürt habe - sie hält zu mir, egal was passiert.
Meine Frau und ihre Fam. ist gläubig (röm. kath) - ich nicht.
Ich kann mich noch an die Verlobungsfeier erinnern, als ihr Vater Sinngemäss zu mir sagte, ...jetzt gehörst Du zu uns, Du bist unser Sohn.

Wenn ich heute darüber nachdenke habe bei dieser Aussage folgendes verstanden:
Du wirst der Mann unserer Tochter, der Vater ihrer Kinder weil sie es so will, mit uns hat das nicht viel zu tun.

Mir wurde Schwindelig, ich bekam Herzklopfen, denn ihre Eltern und ich hatten so gut wie nichts gemeinsames, ich konnte mit ihnen und ihrer Einstellung und Lebensweise rein gar nichts anfangen. Offen gesagt, wäre mir die Einstellung der Eltern meiner Frau zur Heirat ihrer Tochter wirklich bewusst gewesen, ...ich glaube ich hätte nicht geheiratet, jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt. Ausserdem waren da noch die gesamten Verwandten (allein der Vater meiner Frau hat 9 Geschwister....).
Die ersten 3-4 Jahre waren der reinste Horror, sie versuchten sich ständig in alles mögliche einzumischen, und meinten es natürlich immer nur zum Besten für uns, dann noch dazu die verschiedenen familiären Verpflichtungen, wie Grosstante Annas Geburtstag, oder Onkel Fritz Hochzeitstag....da muss man überall hingehen denn das gehört dazu. Oder Opa braucht Hilfe beim streichen des Zaunes, und das jetzt sofort.....usw...
Ich denke ihr versteht was ich meine.

Das Ganze hatte aber auch seine guten Seiten, denn wenn wir mal Hilfe brauchten war auch immer jemand da, und zwar wirklich bereitwillig.
Oder man hat uns gerne mal unseren damals 3 jährigen Sohn für ein paar Tage abgenommen, sodass wir mal paar Tage wegfahren konnten.
Allerdings fühlte ich mich irgendwie wie ein Spielball, und meine Frau ist da eher so der Typ der alles annimmt und versucht das beste aus jeder Situation zu machen, und wenn das nicht geht dann "Schluckt" sie es runter.

Es gab dann mal eine grössere Meinungsverschiedenheit zwischen uns und ihren Eltern, weil die Eltern gar so enttäuscht waren wegen einer Reaktion unsererseits, und sie waren der Meinung ich hätte diese initiert. Mit anderen Worten, wir handelten nicht so wie sie es sich vorgestellt haben.

Danach, als wir wieder zu Hause waren haben meine Frau und ich darüber gesprochen, und kamen zu der Überzeugung, daß wir eine eigene Familie sind, wir ein eigenes Leben führen, das Ihre Eltern nicht verstehen müssen, sondern nur akzeptieren, und wir uns diesen Druck der Familie nicht mehr auszusetzen brauchen.
Dies taten wir beim nächsten Besuch Kund, - es war ein fürchterliches Gespräch. Wir wollten anhand von Beispielen die Eltern überzeugen, - wir waren Chancenlos, sie konnten (heute weiss ich sie wollten) uns in keiner Weise verstehen.
Doch eines brachten wir rüber.
"Wir sind eine eigene Familie, wir handeln wie wir wollen, auch dann wenns Euch nicht gefällt, ihr könnt das akzeptieren oder auch nicht, ab jetzt ist es so".

Um zu einem Ende zu kommen, möchte ich sagen wie ich heute Denke:

Eine große Familie mit Verwandten hat wirklich sehr viele Vorteile, aber auch Nachteile.
Das wichtigste ist, dass man als Ehepaar zueinander hält, auch wenn die restliche Familie (oder sonst wer) das verhalten nicht akzeptieren kann oder will. Miteinander reden, reden, reden und nochmals reden, die Dinge klar aussprechen, die Zweifel die man hat nennen..usw. Noch heute lernen meine Frau und ich voneinander, und beide sehen wir sehr oft wie verschieden wir eigentlich sind.

Sogar heute ist es so, dass ihre Eltern mich nicht als "ihren Sohn" sehen, aber ich bin mittlerweilen gerne geduldet, und das reicht mir.

Warum ich das schreibe ?
Ich glaube man ist im alter von 20-25 Jahren noch nicht in der Lage die Tragweite einer Eheschliessung, oder einem Versprechens für immer zusammen sein zu wollen (man muss ja nicht heiraten) abschätzen oder auch nur erahnen. Aber durch das Versprechen (die Moralische Bindung) hält man vielleicht eher die ersten schwierigen Jahre durch, man lernt während dieser Zeit sehr viel, und hört hoffentlich nie auf zu lernen.

Schöne Grüsse
Wayfinder
 
Dankeschön Wayfinder.

Ich glaube man ist im alter von 20-25 Jahren noch nicht in der Lage die Tragweite einer Eheschliessung, oder einem Versprechens für immer zusammen sein zu wollen (man muss ja nicht heiraten) abschätzen oder auch nur erahnen. Aber durch das Versprechen (die Moralische Bindung) hält man vielleicht eher die ersten schwierigen Jahre durch, man lernt während dieser Zeit sehr viel, und hört hoffentlich nie auf zu lernen.
Das sehe ich ähnlich. Ich finde generell die Möglichkeit mit 18 zu heiraten ok und würde es meinen Kindern auch nicht „verbieten“, aber ich meine, in so ganz jungen Jahren ist die Ehe unnötig und begrenzend. Ein höheres Eintrittsalter festzulegen, macht aber m.E. keinen Sinn, da bereits jetzt die „18“ hier als ein Termin festgelegt wurde, an dem sich die jungen Menschen automatisch, mit der Eheschließung (!) wieder ein Stück mehr erwachsen sehen. Automatisch. Das verleitet einige dazu deshalb "gleich" zu heiraten...das Kind will m.E. immer so sein, wie die großen. Verschiebt man es nach oben, verschiebt man nur mein erstes Grummeln.

Ich finde diese „festen Institutionen“ im leben eines Menschen, nicht gut, die ihn automatisch erwachsen werden lassen. Warum?, weil man sich dahinter versteckt, seine persönliche Entwicklung an solchen Kilometermarken der Gesellschaft misst. Einerseits verstecken, andererseits erzeugt es für die ca. 28-40-Jährigen einen ungeheuren Druck, "endlich zu heiraten". Druck der Leben beschränkt, Druck der zu Fehlentscheidungen drängt. Druck der den Körper in schädliche Dauer-Anspannung versetzt. Es gibt noch mehr davon in unserem Leben. Manche sind genau umgekehrter Meinung, sie befürworten sotwas wie „Komunion/Konfirmation/Jugendweihe...“, ich nicht. Wenn jemand darüber reden will, gerne.

Was mir auffällt ist, du sagst es hat viele Vorteile und viele Nachteile, eine so große Schwiegerfamilie „mit“ zu heiraten. Das ist eine gute Umschreibung vieler solcher gesellschaftlichen Spielchen. Ich trete in einen Club ein, zahle Beiträge, leiste Stunden und passe mich zu einem Mindestmaß an die Gepflogenheiten an und dafür bekomme ich eine Gemeinschaft, Abwechslung und/oder speziellere Vorteile. Der Vergleich zu einem Sportverein, Interessenverband, einer Partei, Glaubensgemeinschaft, Stadtrat usw. hinkt sicher, aber damit nähern wir uns einer meiner Ausgangsfragen. Vielleicht ist es eine Grundsatzentscheidung, die jeder Mensch treffen kann, soweit es ihm bewusst ist:

Will ich solchen Kränzchen, in denen ich einen Teil meiner Freiheit gegen einen Vorteil eintausche, beitreten oder nicht.

Ich persönlich halte nichts davon, bin selbst aus der Kirche und sämtlichen Sport- oder Interessengruppen ausgetreten, in die ich mehr oder weniger hineingedrängt wurde. Die Grundsatzentscheidung geht weiter. Ich meine, es ist notwendig, sich im Klaren zu sein, ob man im Leben wirklich ständig Kompromisse eingehen muss oder nicht. Gelernt haben wir „du must“, die Unüberschaubarkeit des Lebens scheint uns darin zu bestätigen, und ich hab es auch anfangs überhaupt nicht verstanden, warum Kompromisse nicht so oft notwendig sein sollten, wie ich dachte, aber langsam wird´s. Ich mache heute weniger Kompromisse.

@ Zeilinger und Suche...tut mir leid, so lange trotz meines Versprechens nüx geantwortet zu haben, manchmal finde ich einfach keinen Anfang und knülle das Papier immer wieder zusammen.

Viele Grüße
Bernd
 
Hallo!

Bernd schrieb:
Einerseits verstecken, andererseits erzeugt es für die ca. 28-40-Jährigen einen ungeheuren Druck, "endlich zu heiraten". Druck der Leben beschränkt, Druck der zu Fehlentscheidungen drängt. Druck der den Körper in schädliche Dauer-Anspannung versetzt. Es gibt noch mehr davon in unserem Leben. Manche sind genau umgekehrter Meinung, sie befürworten sotwas wie „Komunion/Konfirmation/Jugendweihe...“, ich nicht. Wenn jemand darüber reden will, gerne.


Wayfinder schrieb:
Ich glaube man ist im alter von 20-25 Jahren noch nicht in der Lage die Tragweite einer Eheschliessung, oder einem Versprechens für immer zusammen sein zu wollen (man muss ja nicht heiraten) abschätzen oder auch nur erahnen.

Darf ich mal fragen, ob ihr von den heutigen jungen Menschen ausgeht, oder von der eigenen Erfahrung als ihr euch vor Jahren in diesem Alter befunden habt? Die Frage ist durchaus ernst gemeint, mich würde nämlich interessieren, wie es vor 20-30 Jahren so war. Hat die Ehe da nicht eine ganz andere Rolle gespielt? War der Druck, von dem Bernd z.B. schreibt da nicht größer?
Ich stelle es mir so vor, man hatte gefälligst unter die Haube zu kommen, weil Familie und Gesellschaft diesen Druck ausübte. Nicht verheiratet gewesen zu sein war, besonders für Frauen, verpöhnt. Wurde nicht vielfach aus anderen Motiven geheiratet, als aus Liebe (gesicherte Versorgung usw.)? Waren nicht da die Vereinnahmungen und Kompromisse viel größer wie heute?
Wie gesagt, ich weiß es nicht, ich stelle es mir nur so vor und deshalb frage ich euch.

Heute ist dies doch alles gar nicht nötig. Die Frauen gehen arbeiten, sind abgesichert, uneheliche Kinder genießen trotzdem Sicherheit bei anerkannter Vaterschaft und die Gesellschaft juckt es doch auch nicht mehr wirklich ob man verheiratet ist oder nicht. Blieben allenfalls noch manche Verwandten, die versuchen könnten Druck auszuüben. Wir können Hotelzimmer buchen ohne dem Wirt darlegen zu müssen, dass man verheiratet ist und wir kriegen Wohnungen ohne das es den Vermieter interessiert ob man einen Trauschein hat. (<-- Dies hat mir meine Omi erzählt, die ist aber schon um die 80)
Man kann fast sagen, es gibt nur noch zwei Gründe zum Heiraten, die Liebe und für manche die Steuerersparnis (wobei ich hoffe das niemand ausschließlich der Steuer wegen heiratet).

Was die Tragweite des Versprechens angeht, so kann ich nur sagen, ich melde mich in 30 Jahren nochmals dazu. :reden:
Ich denke aber, den jungen Menschen von heute ist es doch bewußt, eben weil die Jungen von heute viel weiter sind, als es die Jungen vor 20-40 Jahren waren. Vielleicht wollen deshalb ja auch soviele diese Bindung gar nicht eingehen?

Liebe Grüße
Sal
 
Von Bernd:

Die Grundsatzentscheidung geht weiter. Ich meine, es ist notwendig, sich im Klaren zu sein, ob man im Leben wirklich ständig Kompromisse eingehen muss oder nicht. Gelernt haben wir „du must“, die Unüberschaubarkeit des Lebens scheint uns darin zu bestätigen, und ich hab es auch anfangs überhaupt nicht verstanden, warum Kompromisse nicht so oft notwendig sein sollten, wie ich dachte, aber langsam wird´s. Ich mache heute weniger Kompromisse.

Ich bin sehr lange Kompromisse eingegangen. Eines Tages wollte ich nicht mehr. Ich habe dadurch materielle Güter verloren. Da ich aber einen Beruf hatte und außerdem Glück bei der Wohnungssuche geht es mir heute besser als vorher. Ich habe das erste Mal aus Liebe geheiratet und auch das zweite Mal. Die Schwiegermutter aus erster Ehe war nicht ganz angenehm, da sie am liebsten ihren einzigen Sohn bei sich gehabt hätte und in meiner jetzigen Ehe ist die Schwiegermutter samt großer Familie weit weg. Das zweite Mal habe ich es auch besser gemacht, indem ich meine Wünsche für ein erfülltes Leben angemeldet hatte. Ganz ohne Kompromisse ist es auch da nicht abgegangen, doch sind sie erträglich. Die Zweisamkeit erfordert Kompromisse. Man kann es drehen wie man will. Nur soll man die Möglichkeit haben sich selbst treu zu bleiben, um sich weiter entwickeln zu können.
Ich darf nicht in der Arbeit für den anderen auf meine Bedürfnisse vergessen müssen. Gewisse Freiheiten musste ich mir auch erkämpfen.

Trotzdem die Zukunft liegt immer in den Sternen. Die Liebe hat man nicht gepachtet, weder der Mann noch die Frau. Die Liebe muss jeden Tag erneuert und gelebt werden. Manchmal stirbt die Liebe, ganz einfach so.
Das ist sehr traurig, aber diese Trauer muss dann auch gelebt werden. Die Zeit heilt Wunden, heißt es so schön. Und eines Tages scheint wieder die Sonne. Leichter gesagt als getan.


Liebe Grüße an alle

suche :umarm:
 
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Hallo nochmal!
Darf ich mal fragen, ob ihr von den heutigen jungen Menschen ausgeht, oder von der eigenen Erfahrung als ihr euch vor Jahren in diesem Alter befunden habt? Die Frage ist durchaus ernst gemeint, mich würde nämlich interessieren, wie es vor 20-30 Jahren so war. Hat die Ehe da nicht eine ganz andere Rolle gespielt? War der Druck, von dem Bernd z.B. schreibt da nicht größer?
Ich stelle es mir so vor, man hatte gefälligst unter die Haube zu kommen, weil Familie und Gesellschaft diesen Druck ausübte.

Ich glaube nicht, dass die Zeit (heute oder damals) eine entscheidende Rolle spielt, sondern eher wie die beiden die nachdenken zu heiraten erzogen wurden, bzw. aufgewachsen sind.

Ich gehe mal davon aus, dass die beiden sich lieben.

Wenn es zwei sind bei denen bisher Religion keine grosse Rolle gespielt hat, dann werden diese beiden wohl eher aus reinen Vernunftgründen heiraten oder auch nicht.

Sind sie Religiös, dann wird es wohl völlig klar sein dass sie heiraten werden.

Ist nur einer der beiden religiös (so war es bei mir), dann wird einer der beiden irgend wann "nachgeben" (mir fällt kein besseres Wort ein).

Doch in jedem Fall ist man Bestandteil der Familie des Partners, und die hat immer in irgend einer Form Einfluss auf das zukünftige leben.
Ich meine, dass jeder Mensch wenn er unter Menschen sein will, nimmt und gibt, ...es gibt halt viele die viel mehr nehmen als sie geben, und auch umgekehrt. Das in der "neuen" Familie genau so wie im sonstigen leben.

Das wichtigste ist meiner Meinung nach wie "klar und wahr" man sich innerhalb dieser Gemeinschaft positioniert. Das positionieren ist eine ziemlich schwierige Sache und braucht seine Zeit.

Liebe Grüße
Wayfinder
 
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