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Die Freiheit unseres Geistes

Miriam

New Member
Registriert
26. Juni 2005
Beiträge
9.722
Ich möchte hier eine Diskussion anregen über die Freiheit aber auch über die Begrenztheit unseres Geistes. Dies sollte sich hauptsächlich auf die höchst eigene, individuelle Freiheit unseres Geistes beziehen, und nicht auf die Geistesfreiheit als allgemeines Phänomen, so wie diese Umwandlung des Denkens in der Zeit der Aufklärung stattfand.
Denkanstoß für dieses Thema war mir der Gedankenaustausch einiger Benutzer, unter anderen zwischen Louiz und Gysi, in Thread „Ist die Religion wirklich was Gutes?“

Es scheint mir immer wieder, dass ein großer Widerspruch besteht zwischen dem was unser Geist als Beweis seiner Freiheit, fast könnte man sogar sagen seiner Unbegrenztheit erreichen kann, und dem was wir eigentlich in die Tat umsetzen. In unserem kleinen Dasein, stoßen wir so oft an die Grenzen unseres Denkens und dessen was wir dabei in Fakten konkret umzusetzen im Stande sind, doch läuft dies parallel ab zur Möglichkeit die wir doch auch besitzen die Grenzen unserer Existenz zu verlassen. Wir besitzen zum Beispiel die Fähigkeit uns das Unendliche als Raum wenigstens annähernd vorzustellen, und auch in der kleinsten Zeiteinheit können wir uns die Unendlichkeit der Zeit vergegenwärtigen.

Wenn wir uns unsere eigene Person als einen Raum vorstellen, dann sind wir sogar fähig wahrzunehmen, dass dieser vermeintlich einzige Raum eigentlich mit Türen ausgestattet ist, wir müssen sie nur aufschließen und entdecken noch andere Räume, die etwas verborgener, hinter dem zentrale Raum sich befinden. Wir sind sicher nicht fähig alles zu identifizieren was sich in diesen Räumlichkeiten finden lässt, aber eine Annäherung daran ist uns möglich. Oder wenigstens stellen wir uns Fragen in Bezug auf das hier entdeckte. Wir werden sie sicherlich nicht alle beantworten können.
Solche geheime Türen zu öffnen, dazu gehört manchmal auch Mut. Denn nicht alles was da so im Verborgenem sich befindet, findet auch unsere Zustimmung.

Diese Möglichkeit der fast unendlichen geistigen Freiheit empfinden wir eher als Kontrast zu unserer Unfreiheit, an die wir auch oft stoßen, so wie wir auch eine Ruhephase unseres Körpers eher wahrnehmen als Kehrseite einer Aktivität.
Sie ist verankert in uns selbst, diese Fähigkeit des Geistes sich zu befreien, sich frei zu bewegen, doch sind es auch äußere Umstände von denen wir nicht ganz unabhängig sind. Und oft entfalten wir unsere innere geistige Freiheit, eben unter einer von außen aufgezwungener Unfreiheit.
 
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Miriam schrieb:
Ich möchte hier eine Diskussion anregen über die Freiheit aber auch über die Begrenztheit unseres Geistes. Dies sollte sich hauptsächlich auf die höchst eigene, individuelle Freiheit unseres Geistes beziehen, und nicht auf die Geistesfreiheit als allgemeines Phänomen, so wie diese Umwandlung des Denkens in der Zeit der Aufklärung stattfand.
Denkanstoß . . . .
Wie frei bzw. begrenzt wir in unserem Denken sind, hängt mE auch stark mit unserem Willen zusammen. Wenn ich - an was auch immer - intensiv denken will, wird mir das auch gegen starke äußere Einflüsse gelingen.

Gleichzeitig fällt mir die Redewendung: "ich musste sofort an XYZ denken" ein. Insofern kann man natürlich nicht mehr von einer Freiheit des Geistes sprechen - XYZ hat uns irgendwann so stark beeindruckt, dass wir in bestimmten Situationen daran denken, ohne es zu wollen.

Es gibt natürlich die Sehnsucht, immer an das zu denken, was wir wollen, gleichzeitig ist es aber kaum vorstellbar, dass es einen Menschen gibt, der unter keinem äußeren Einfluss bzw. Sachzwang steht.

Ich hoffe, ein kleines bisschen zur Erörterung Deines Themas beigetragen zu haben.

Liebe Grüße

Zeili
 
Ich glaube, dass der Mensch erst frei im Denken sein kann, wenn er seine eigene Begrenztheit anerkannt hat und darauf verzichtet, diese zu nutzen.

Üblicherweise reagiert der Mensch jeden Tag im gleichen Muster auf äußere Reize und Anforderungen. Erst der Freidenker schafft es aus diesem Muster auszutreten und einmal anders zu reagieren.

Den Menschenverstand halte ich grundsätzlich für begrenzt, ganz gleich in welcher Größenordnung und Richtung.

Das Abstrakte, nicht Denkbare und Fremde kommt als Zufall oder Einfall ins Gehirn der Menschen, also von einer Quelle außerhalb des menschlichen Verstandes.
 
Hallo Zeili und Niemand,

ich versuche mal über Eure Beiträge hier laut nachzudenken.

Zeilinger schrieb:
Wie frei bzw. begrenzt wir in unserem Denken sind, hängt mE auch stark mit unserem Willen zusammen. Wenn ich - an was auch immer - intensiv denken will, wird mir das auch gegen starke äußere Einflüsse gelingen.

Ist unser Geist und seine Freiheit tatsächlich von unserem Willen so stark abhängig? M. E. spielen da auch ganz andere Faktoren mit, die unseren Willen nur zum Teil und nur bedingt unterworfen sind. Zum Beispiel die Angst, die eine gewaltige Bremse sein kann und uns darin hindert uns auf etwas einzulassen - und das findet nicht nur in reellen, faktischen Gegebenheiten statt, sondern auch in der Welt unserer Gedanken, also auf geistiger Ebene.
Seltsamer Weise habe ich es früher erlebt, als ich noch unter einem totalitären, stark repressiven System lebte, dass da Menschen eher ihre Sehnsucht nach Freiheit auf der geistigen Ebene auslebten.

Zeilinger schrieb:
Es gibt natürlich die Sehnsucht, immer an das zu denken, was wir wollen, gleichzeitig ist es aber kaum vorstellbar, dass es einen Menschen gibt, der unter keinem äußeren Einfluss bzw. Sachzwang steht.

Ich denke, dass das was wir als geistige Ebene bezeichnen, sich auch unter äusserlichen Einflüssen bildet, und nicht nur ein Ergebnis unserer Persönlichkeitsstruktur sein kann. Für mich persönlich ist das auch richtig, denn da findet ganz sicher eine individuelle und auch freie Wahl statt, dessen was wir in uns aufnehmen und das uns prägt. Die Selektion die wir da treffen, ist tatsächlich ein freier Akt.
Was ich nicht so sehr vestehe, ist wieso unser Geist, der so viele Möglichkeiten hätte diese nicht nutzt, sondern sich eher Normen und gesellschaftlichen Zwängen unterwirft.

Niemand schrieb:
Ich glaube, dass der Mensch erst frei im Denken sein kann, wenn er seine eigene Begrenztheit anerkannt hat und darauf verzichtet, diese zu nutzen.

Üblicherweise reagiert der Mensch jeden Tag im gleichen Muster auf äußere Reize und Anforderungen. Erst der Freidenker schafft es aus diesem Muster auszutreten und einmal anders zu reagieren.

Das Überwinden dieser Grenzen die man fesstellen muss, ist tatsächlich auch nach meiner Auffassung die Bedingung sich zu befreien. Doch wieder stellt sich für mich die Frage: warum nutzen wir nur selten diese Gelegenheit? Wie auch in der Antwort an Zeili, würde ich auch hier sagen, dass es die Angst ist sich einzulassen auf dieses Abenteuer das unser Geist ist. Ich erwähnte in meinem ersten Beitrag wie weit uns der Geist führen kann, welche Grenzen dadurch überwunden werden können. Doch hat man nicht auch Angst vor so einer Reise?

Niemand schrieb:
Den Menschenverstand halte ich grundsätzlich für begrenzt, ganz gleich in welcher Größenordnung und Richtung.

Dein Gedanke trifft sich in etwa mit dem was ich oben versuche auszudrücken: das Überwinden der Grenzen. Und das scheint nicht so einfach zu sein. Aber kommt das Abstrakte tatsächlich als Zufall ins menschliche Gehirn? Ich weiss es nicht, denn irgenwie besteht auch die Fähigkeit abstrakt zu denken - und so wird der Mensch vielleicht mehr oder weniger unbewusst danach suchen.
 
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Der Geist und somit das denken ist in einen gewissen Spektrum frei. Dieses Spektrum gibt uns die Gesellschaft vor. Die Gesellschaft zwingt uns ein Bildnis über alles auf und in diesem Bildnis können wir frei denken. Aber das Bildnis leben wir. Früh lernt man dieses Bildnis schon. Als kind durch das Elternhaus, als Schulkind und Jugendlicher durch Schule und Freunde und als Erwachsener gibt man dieses Bildnis wirder weiter. Die Mitmenschen machen dich zudem was du bist. hab ich mal irgendwo gelesen und dieses stimmt. Die Mitmenschen machen sich ein bildnis von dir und du nimmst es an. Dieses geschieht meist unterschwällig, ist aber zuerkennen wenn man sich selber in verschiedenen Situationen beobachtet. In der Clique einer der immer für jeden Spaß zuhaben ist , im Elternhaus und in der Schule der schüchterne introvertierte Jugendliche. Das bin ich und hier sieht man schön wie ich die Bildnisser der Schule, der eltern und der Freunde übernommen hab und sie in den situationen auslebe. Es gibt also den wirklich freien Geist, frei von jeglichen Bildnissen gibt es somit nicht. Also ist der Geist in seinem da sein, in seinem Handel und Denken eingeschränkt und in dieser Einschränkung frei.
 
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