• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Das Parfüm

Z

zwetsche

Guest
Hallo allerseits!

Ich war gestern abend nach langer Zeit mal wieder im Kino und habe mir "Das Parfüm" angeschaut. Lehnt sich fast zu 100 % an den Inhalt des Buchs an. Schon gut gemacht der Film und ich habe das Gefühl, daß sich Süskind auch irgendwann einmal mit der Frage der Entstehung von Ursachen der Kriminalität ("Geborener Verbrecher " usw.) eingehender befaßt haben muss. Der Film ist düster, eigentlich in einer seltsamen Mischung aus Spannung und moderatem Tempo gehalten und deprimierend realistisch ob der Lebensverhältnisse im 18. Jh. inszeniert. Die Schauspieler -allen voran der Hauptdarsteller - sind mE. ziemlich gut ausgewählt worden.

Und es handelt sich um einen erkennbar europäischen Film. Ich wage den Tip, daß der Film in den USA kein großer Erfolg wird.

Gruß
Zwetsche
 
Werbung:
AW: Das Parfüm

Lieber zwetsche,

habe den Film noch nicht gesehen - fast hätte ich es nicht gewagt, vor Angst er könnte den Eindruck den ich vom Buch behalten habe, verderben. Gestern habe ich aber Tom Tykwer zur Entstehung des Filmes berichten gehört - und das hat mich zutiefst beeindruckt.
Man soll doch nicht vergessen, dass das eine Meisterleistung ist: Geruchsempfindungen (denn die stehen im Mittelpunkt des Buches), durch optische Effekte widerzugeben.
Eben darauf bin ich sehr neugierig - man sagt allgemein, dass ihm dies gelungen sei.

Einige Worte noch zu Patrick Süßkind: weniger bekannt ist ein anderes seiner Werke, "Der Kontrabaß", vor "Das Parfüm" geschrieben, m.E. auch sehr lesenswert.
Beeindruckt bin ich auch von der Persönlichkeit Süßkinds, der als große Ausnahme abseits des Medienrummels sich aufhält. Tom Tykwer konnte auch nicht berichten, ob der Autor den Film schon gesehen hätte - meint dazu, wenn das geschehen sein sollte, dann sicherlich sehr im Verborgenen, um nicht wahrgenommen zu werden.

Grüße von Miriam
 
AW: Das Parfüm

Lieber zwetsche,

habe den Film noch nicht gesehen - fast hätte ich es nicht gewagt, vor Angst er könnte den Eindruck den ich vom Buch behalten habe, verderben. Gestern habe ich aber Tom Tykwer zur Entstehung des Filmes berichten gehört - und das hat mich zutiefst beeindruckt.
Man soll doch nicht vergessen, dass das eine Meisterleistung ist: Geruchsempfindungen (denn die stehen im Mittelpunkt des Buches), durch optische Effekte widerzugeben.
Eben darauf bin ich sehr neugierig - man sagt allgemein, dass ihm dies gelungen sei.

Einige Worte noch zu Patrick Süßkind: weniger bekannt ist ein anderes seiner Werke, "Der Kontrabaß", vor "Das Parfüm" geschrieben, m.E. auch sehr lesenswert.
Beeindruckt bin ich auch von der Persönlichkeit Süßkinds, der als große Ausnahme abseits des Medienrummels sich aufhält. Tom Tykwer konnte auch nicht berichten, ob der Autor den Film schon gesehen hätte - meint dazu, wenn das geschehen sein sollte, dann sicherlich sehr im Verborgenen, um nicht wahrgenommen zu werden.

Grüße von Miriam

Hallo Miriam,

ich glaube, wenn Du das Buch magst, kannst Du Dir den Film getrost anschauen. Das, was man dem Film vielleicht am ehesten vorwerfen kann, ist, daß er sich möglicherweise sogar zu sehr am Buch orientiert, vielleicht etwas zu ehrfürchtig und dadurch etwas Spannung verschenkt. Aber meine Güte, es soll ja auch kein Thriller a´la "die hard" sein und ich als Frankreich-Fan bin allein durch die Bilder auf meine Kosten gekommen, auch wenn die von mir heiß geliebte Auvergne (Plomb du Cantal) nur kurz ins Bild gesetzt ist.

Zudem habe ich mir ohnehin abgewöhnt, Filme zu sehr mit Büchern zu vergleichen. Es sind einfach zwei völig unterschiedliche Welten, ich finde, Filme werden oft sehr vorschnell kritisiert (aber das Buch soll ja andererseits auch seinen "Vorteil" behalten, wer würde sonst noch lesen?). Insgesamt freue ich mich oft über europäische Produktionen, da diese grds. nicht so pathetisch sind wie US - Filme (die im Kino gezeigte Werbung für WTC macht mir jedenfalls keinen sonderlichen Geschmack auf mehr).

Viele liebe Grüße
Zwetsche
 
AW: Das Parfüm

Danke für deinen Bericht Zwetsche!
Klingt sehr interessant. Ich hatte auf jeden Fall vor ihn mir auch anzusehen.
Allerdings mag ich Kino nicht so sehr, da ist es mir mit dem falschen Publikum meist zu unruhig.
Ich werde ihn mir wohl später auf DVD ansehen.

LG
Sal
 
AW: Das Parfüm

Danke für deinen Bericht Zwetsche!
Klingt sehr interessant. Ich hatte auf jeden Fall vor ihn mir auch anzusehen.
Allerdings mag ich Kino nicht so sehr, da ist es mir mit dem falschen Publikum meist zu unruhig.
Ich werde ihn mir wohl später auf DVD ansehen.

LG
Sal

Ich liebe auch DVDs lieber. Genau das selbe Urteil muss ich über das Kino fällen. Leider habe ichauch keine guten Worte über den Film gehört oder gesehen.
 
AW: Das Parfüm

Ich liebe auch DVDs lieber. Genau das selbe Urteil muss ich über das Kino fällen. Leider habe ichauch keine guten Worte über den Film gehört oder gesehen.

Sehe ich genau umgekehrt. Ich gehe auch nicht oft ins Kino, aber für mich bedeuten deratige Einrichtungen immer noch ein Stück Lebensqualität, gerade wenn es sich um kleine Kinos handelt, die es ohnehin schon schwer genug haben. Aber ich bin auch etwas altmodisch.

Die Kritiken, die ich über den Film gelesen habe, waren sehr unterschiedlich.

Gruß
Zwetsche
 
AW: Das Parfüm

Sehe ich genau umgekehrt. Ich gehe auch nicht oft ins Kino, aber für mich bedeuten deratige Einrichtungen immer noch ein Stück Lebensqualität, gerade wenn es sich um kleine Kinos handelt, die es ohnehin schon schwer genug haben. Aber ich bin auch etwas altmodisch.

Die Kritiken, die ich über den Film gelesen habe, waren sehr unterschiedlich.

Gruß
Zwetsche

Da hastdu recht. Wen es kleine Kinos sind. Aber sie sterben langsam aus. Es ist aber auch mit den großen Kinos so. Bei uns in Hamburg verschwindet gerade wieder ein Kino. Es kommt ein Geschäftshaus hinein.
 
AW: Das Parfüm

Hallo Zwetsche

Habe mir den Film am WE angeschaut und teile deine Meinung. Die Lebensumstände und -verhältnisse des 18. Jh. fand ich hervorragend dargestellt und Paris (auch, wenn in Barcelona gedreht) und Grasse und die Provence überhaupt, sehr schön und eindrücklich in Szene gesetzt. Ben Whishaw spielt Jean-Baptiste Grenouille überzeugend, vielleicht eine Spur (oder sogar mehr als nur Spur?) zu harmlos. Aber alle Rollen sind trotzdem gut besetzt. Das Mirabellen-Mädchen war einfach hinreissend!
Manche Szene war mir (hauptsächlich zu Beginn) zu naturalistisch, aber das ist mein Magenproblem *lol*.
Es ist endlich wieder ein Film, der trotz gelesenem Buch nicht enttäuscht, fast im Gegenteil gar hilft, die Eindrücke des Buches zu vertiefen, weil die eigene Phantasie beim Lesen nicht reichte. Ich denke da vor allem z.B. an das "Erschnüffeln" der Mädchendüfte... wie konzentriert und passioniert er dabei vorging, verstand ich wirklich erst jetzt im Film.

Zwei Sachen haben mir überhaupt nicht gefallen. Die erste Szene mit Parfumeur Baldini fand ich (trotz dem extrem ausgeprägten Geruchsinn von Jean-Baptiste) unglaubwürdig, weil alles zu schnell und überhastet passiert, das bessere Parfum "Amor et Psyche" ist einfach unmöglich schnell da.
Und dann die Musik, die die Morde bzw. die Konservierung der Düfte begleitet. Ich las im Vorfeld, dass Tom Tykwer gerade auf diese Klänge besonders stolz sei, weil er dabei mitwirkte. Bei allem Verständnis, das ich für Grenouille fähig bin aufzubringen, diese himmlischen Klänge waren mir einfach des Guten zu viel. Man kann doch nicht Morde mit einer solchen Musik veharmlosen... Ich verstehe zwar, dass Tykwer wohl eher dabei an die Gemütsregungen von Grenouille dachte, aber er hätte sich vielleicht doch überlegen sollen, dass er damit das Publikum (oder nur mich?) eher negativ erreicht. Vielleicht siehst du das als Musiker anders, täte mich schon interessieren.
 
AW: Das Parfüm

Und dann die Musik, die die Morde bzw. die Konservierung der Düfte begleitet. Ich las im Vorfeld, dass Tom Tykwer gerade auf diese Klänge besonders stolz sei, weil er dabei mitwirkte. Bei allem Verständnis, das ich für Grenouille fähig bin aufzubringen, diese himmlischen Klänge waren mir einfach des Guten zu viel. Man kann doch nicht Morde mit einer solchen Musik veharmlosen... Ich verstehe zwar, dass Tykwer wohl eher dabei an die Gemütsregungen von Grenouille dachte, aber er hätte sich vielleicht doch überlegen sollen, dass er damit das Publikum (oder nur mich?) eher negativ erreicht. Vielleicht siehst du das als Musiker anders, täte mich schon interessieren.

Hallo Celine,

freut mich bzw. beruhigt mich, daß der Film Dir gefallen hat, ich hatte schon Angst von enttäuschten Usern ob meiner positiven Kritik in die Pfanne gehauen zu werden (Na ja, kann ja noch kommen!).

Die Musik: Schwer zu sagen.
Ja, perfekt war die Musik vielleicht in der ein oder anderen Szene nicht gewählt, vielleicht fehlte dem Komponisten auch die zündende musikalische Idee. Und die Filmmusik ist in der Tat extrem wichtig (Was wären z.B. "High Noon" oder "Herr der Ringe" oder gar "Spiel mir das Lied vom Tod" ohne die Musik?)

Die Musik aber, als sich G. der Herberge nähert, fand ich z.B. eigentlich nicht übel.Vielleicht war die Musik insgesamt ein Grund, warum dem Film gerade gegen Ende vielleicht etwas die Spannung fehlte. Aber der Regisseur hat sich - finde ich jedenfalls - doch eher für eine sagen wir mal lyrische Ausrichtung entschieden, als für einen blutrünstigen Thriller. Das Leiden der Opfer wird ja eher rudimentär gezeigt, denn es findet bis auf eine Ausnahme praktisch kein längerer Überlebenskampf statt. Bis auf das Anfangs-und das Endopfer sind die Toten ja lediglich "Rohstoff" zum Herstellen des Parfüms, zum anderen ist die Gemütsverfassung des G. ja nicht die eines getriebenen Werwolfs, er ist nicht mit seiner Tat geschweige denn Reue beschäftigt, sondern schwelgt im Duft der jeweiligen Jungfrau (von ein paar praktischen Störungen abgesehen). Deshalb vielleicht die "unpassende" Musik, die aber doch wieder passt, wenn man den Film nicht als Thriller begreift. Aber eigentlich wird mir das erst jetzt klar, im Film hat mich das vielleicht auch etwas gestört und manche Szene kam mir dadurch auch zu lang vor.

Aber das ist das Problem der möglichst originalgetreuen Umsetzung. Genauso haben mich etwas die letzten zwei grotesken Szenen im Film gestört, so dick aufgetragen wie sie waren. Aber mal ehrlich, sie taten es schon im Buch.

Viele Grüße nach Frankreich
Zwetsche
 
Werbung:
AW: Das Parfüm

Guten Abend Zwetsche, und ein Hallo... nach wohin eigentlich?

Danke schön, für deine interessante Antwort und Eindrücke.

Hallo Celine,

freut mich bzw. beruhigt mich, daß der Film Dir gefallen hat, ich hatte schon Angst von enttäuschten Usern ob meiner positiven Kritik in die Pfanne gehauen zu werden (Na ja, kann ja noch kommen!).

Ach was, sie werden uns schon nicht den Kopf abbeissen. Ich hab jetzt eh vor, weiter zu meckern...

Die Musik: Schwer zu sagen.
Ja, perfekt war die Musik vielleicht in der ein oder anderen Szene nicht gewählt, vielleicht fehlte dem Komponisten auch die zündende musikalische Idee. Und die Filmmusik ist in der Tat extrem wichtig (Was wären z.B. "High Noon" oder "Herr der Ringe" oder gar "Spiel mir das Lied vom Tod" ohne die Musik?)

Die Musik aber, als sich G. der Herberge nähert, fand ich z.B. eigentlich nicht übel.Vielleicht war die Musik insgesamt ein Grund, warum dem Film gerade gegen Ende vielleicht etwas die Spannung fehlte. Aber der Regisseur hat sich - finde ich jedenfalls - doch eher für eine sagen wir mal lyrische Ausrichtung entschieden, als für einen blutrünstigen Thriller. Das Leiden der Opfer wird ja eher rudimentär gezeigt, denn es findet bis auf eine Ausnahme praktisch kein längerer Überlebenskampf statt. Bis auf das Anfangs-und das Endopfer sind die Toten ja lediglich "Rohstoff" zum Herstellen des Parfüms, zum anderen ist die Gemütsverfassung des G. ja nicht die eines getriebenen Werwolfs, er ist nicht mit seiner Tat geschweige denn Reue beschäftigt, sondern schwelgt im Duft der jeweiligen Jungfrau (von ein paar praktischen Störungen abgesehen). Deshalb vielleicht die "unpassende" Musik, die aber doch wieder passt, wenn man den Film nicht als Thriller begreift. Aber eigentlich wird mir das erst jetzt klar, im Film hat mich das vielleicht auch etwas gestört und manche Szene kam mir dadurch auch zu lang vor.

Bin ganz deiner Meinung. Die Musik erfüllt im Film eine wichtige Funktion, sie transportiert Gefühle, schliesslich will uns doch der Regisseur irgendwie "Wirklichkeit" vermitteln, uns in eine fiktive Wirklichkeit entführen, nicht?
Du hast mich vielleicht etwas falsch verstanden, ich wünschte mir keinesfalls einen blutrünstigen Thriller, aber eine lyrische Geschichte kann ich darin auch nicht gerade sehen.
Es ist die Geschichte eines Mörders und nicht eine der Opfer, deshalb auch ihre etwas rudimentäre Behandlung, das geht ja in Ordnung. Diese Sicht ist interessant und der Film ist eigentlich auch auf dem Nichtvorhandensein der normalen menschlichen Gefühle bei Grenouille aufgebaut...bis auf seine Passion bzw. Obsession.
Wenn aber schon die Erzähler-Stimme (was ich gut und angenehm fand) unaufgeregt und eher monoton daher kommt, sollte doch die Musik für einen Ausgleich gerade dort sorgen, wo die Obsession ins Spiel kommt. Da fehlte mir auch bei Grenouille eine gewisse Leidenschaft bzw. das Psychopathologische, er kam mir manchmal höchstens etwas hastig vor. Und wie du sagst, der Musik fehlte es oft an Spannung.
Was ich aber explizit meinte war das Sterben. Dass G. ohne Mitgefühl tötet, ist natürlich gewollt, muss so sein, aber das Sterben kommt so leichtfüssig, wie unbekümmert, ohne eine Gesichtsregung auf der Leinwand und ohne eine musikalische Regung. G. musste doch angespannt gewesen sein, wenn es seine Obsession war, die Musik vermittelt aber ungeniert nur eine Verherrlichung des Todes. Nicht mal eine Geige (hätte ja nicht die 1. sein müssen) heult irgendwo für das Opfer. Nur himmlische Melodien... Sorry, aber das fand ich irgendwie pervers. Gut, vielleicht war das die Absicht von T. Tykwer, dieses Gefühl zu vermitteln..., aber das störte mich gewaltig und das monierte ich in meinem vorhergehenden Beitrag vielleicht etwas unklar.

Genauso haben mich etwas die letzten zwei grotesken Szenen im Film gestört, so dick aufgetragen wie sie waren. Aber mal ehrlich, sie taten es schon im Buch.

*lol* Du meinst die Körperinstallation, die wie von Spencer Tunick wirkte?
Die Szene war eindeutig ohne jegliche Spannung, ohne jede Leidenschaft und viiiiiiiiel zu lang! Ich amüsierte mich zwar dabei, als endlich meine Konzentration auf den Bischof belohnt wurde, hatte aber immer noch unendlich viel Zeit, mich zu echauffieren, dass wieder mal Frauenkörper in allen Lagen ungehemmt gezeigt werden, während Männer nur diskret auf dem "Bauch" liegend oder seitlich von hinten zu sehen waren. Soll ich das der Aesthetik wegen als richtig abbuchen? Eine militant emanzipierte Journalistin würde dafür Tykwer in der Luft zerreissen *looool*. Und die zwei Tränen entschädigten für die Länge der Szene keinesfalls!
"Wir haben dich zum Fressen gern" fand ich dagegen sehr gelungen. Eigentlich sehr diskret und doch klar genug auch für die, die das Buch nicht kennen...gibt es die überhaupt?

Wäre schön, es würde sich noch jemand zu uns gesellen, um vielleicht noch andere Aspekte oder Perspektive zu bieten. Fürchte, mir fällt da nicht mehr viel ein.

Einen schönen Abend noch oder einen schönen Tag... je nach dem.
C.
 
Zurück
Oben