AW: Das Parfüm
Guten Abend Zwetsche, und ein Hallo... nach wohin eigentlich?
Danke schön, für deine interessante Antwort und Eindrücke.
Hallo Celine,
freut mich bzw. beruhigt mich, daß der Film Dir gefallen hat, ich hatte schon Angst von enttäuschten Usern ob meiner positiven Kritik in die Pfanne gehauen zu werden (Na ja, kann ja noch kommen!).
Ach was, sie werden uns schon nicht den Kopf abbeissen. Ich hab jetzt eh vor, weiter zu meckern...
Die Musik: Schwer zu sagen.
Ja, perfekt war die Musik vielleicht in der ein oder anderen Szene nicht gewählt, vielleicht fehlte dem Komponisten auch die zündende musikalische Idee. Und die Filmmusik ist in der Tat extrem wichtig (Was wären z.B. "High Noon" oder "Herr der Ringe" oder gar "Spiel mir das Lied vom Tod" ohne die Musik?)
Die Musik aber, als sich G. der Herberge nähert, fand ich z.B. eigentlich nicht übel.Vielleicht war die Musik insgesamt ein Grund, warum dem Film gerade gegen Ende vielleicht etwas die Spannung fehlte. Aber der Regisseur hat sich - finde ich jedenfalls - doch eher für eine sagen wir mal lyrische Ausrichtung entschieden, als für einen blutrünstigen Thriller. Das Leiden der Opfer wird ja eher rudimentär gezeigt, denn es findet bis auf eine Ausnahme praktisch kein längerer Überlebenskampf statt. Bis auf das Anfangs-und das Endopfer sind die Toten ja lediglich "Rohstoff" zum Herstellen des Parfüms, zum anderen ist die Gemütsverfassung des G. ja nicht die eines getriebenen Werwolfs, er ist nicht mit seiner Tat geschweige denn Reue beschäftigt, sondern schwelgt im Duft der jeweiligen Jungfrau (von ein paar praktischen Störungen abgesehen). Deshalb vielleicht die "unpassende" Musik, die aber doch wieder passt, wenn man den Film nicht als Thriller begreift. Aber eigentlich wird mir das erst jetzt klar, im Film hat mich das vielleicht auch etwas gestört und manche Szene kam mir dadurch auch zu lang vor.
Bin ganz deiner Meinung. Die Musik erfüllt im Film eine wichtige Funktion, sie transportiert Gefühle, schliesslich will uns doch der Regisseur irgendwie "Wirklichkeit" vermitteln, uns in eine fiktive Wirklichkeit entführen, nicht?
Du hast mich vielleicht etwas falsch verstanden, ich wünschte mir keinesfalls einen blutrünstigen Thriller, aber eine lyrische Geschichte kann ich darin auch nicht gerade sehen.
Es ist die Geschichte eines Mörders und nicht eine der Opfer, deshalb auch ihre etwas rudimentäre Behandlung, das geht ja in Ordnung. Diese Sicht ist interessant und der Film ist eigentlich auch auf dem Nichtvorhandensein der normalen menschlichen Gefühle bei Grenouille aufgebaut...bis auf seine Passion bzw. Obsession.
Wenn aber schon die Erzähler-Stimme (was ich gut und angenehm fand) unaufgeregt und eher monoton daher kommt, sollte doch die Musik für einen Ausgleich gerade dort sorgen, wo die Obsession ins Spiel kommt. Da fehlte mir auch bei Grenouille eine gewisse Leidenschaft bzw. das Psychopathologische, er kam mir manchmal höchstens etwas hastig vor. Und wie du sagst, der Musik fehlte es oft an Spannung.
Was ich aber explizit meinte war das Sterben. Dass G. ohne Mitgefühl tötet, ist natürlich gewollt, muss so sein, aber das Sterben kommt so leichtfüssig, wie unbekümmert, ohne eine Gesichtsregung auf der Leinwand und ohne eine musikalische Regung. G. musste doch angespannt gewesen sein, wenn es seine Obsession war, die Musik vermittelt aber ungeniert nur eine Verherrlichung des Todes. Nicht mal eine Geige (hätte ja nicht die 1. sein müssen) heult irgendwo für das Opfer. Nur himmlische Melodien... Sorry, aber das fand ich irgendwie pervers. Gut, vielleicht war das die Absicht von T. Tykwer, dieses Gefühl zu vermitteln..., aber das störte mich gewaltig und das monierte ich in meinem vorhergehenden Beitrag vielleicht etwas unklar.
Genauso haben mich etwas die letzten zwei grotesken Szenen im Film gestört, so dick aufgetragen wie sie waren. Aber mal ehrlich, sie taten es schon im Buch.
*lol* Du meinst die Körperinstallation, die wie von Spencer Tunick wirkte?
Die Szene war eindeutig ohne jegliche Spannung, ohne jede Leidenschaft und viiiiiiiiel zu lang! Ich amüsierte mich zwar dabei, als endlich meine Konzentration auf den Bischof belohnt wurde, hatte aber immer noch unendlich viel Zeit, mich zu echauffieren, dass wieder mal Frauenkörper in allen Lagen ungehemmt gezeigt werden, während Männer nur diskret auf dem "Bauch" liegend oder seitlich von hinten zu sehen waren. Soll ich das der Aesthetik wegen als richtig abbuchen? Eine militant emanzipierte Journalistin würde dafür Tykwer in der Luft zerreissen *looool*. Und die zwei Tränen entschädigten für die Länge der Szene keinesfalls!
"Wir haben dich zum Fressen gern" fand ich dagegen sehr gelungen. Eigentlich sehr diskret und doch klar genug auch für die, die das Buch nicht kennen...gibt es die überhaupt?
Wäre schön, es würde sich noch jemand zu uns gesellen, um vielleicht noch andere Aspekte oder Perspektive zu bieten. Fürchte, mir fällt da nicht mehr viel ein.
Einen schönen Abend noch oder einen schönen Tag... je nach dem.
C.