• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Bürgergeld

Bürgergeld ja/nein


  • Umfrageteilnehmer
    6
  • Umfrage geschlossen .

MartinL

Well-Known Member
Registriert
4. Juli 2022
Beiträge
2.643
Die Union hat das Modell Bürgergeld der Regierung durch seine Mehrheit im Bundesrat gestoppt.



Was haltet ihr vom Bürgergeld?



Ich halte weder vom Bürgergeld, noch von Hartz IV etwas.
 
Werbung:
So wie mir sich Bürgergeld darstellt, ist es solch einer "Hysterie" nicht wert.
Es ändert sich aus meiner Perspektive nicht so viel wie damals Hartz 4 Veränderungen schaffte. Eigentlich ändert es fast gar nichts.
 
So wie mir sich Bürgergeld darstellt, ist es solch einer "Hysterie" nicht wert.
Es ändert sich aus meiner Perspektive nicht so viel wie damals Hartz 4 Veränderungen schaffte. Eigentlich ändert es fast gar nichts.

Ich war selbst ein paar Jahre auf Hartz 4 (bin es aber seit fast einem Jahr nicht mehr).
Allerdings habe ich in dieser Zeit Vollzeit gearbeitet, sogar mehr als jetzt, wenngleich "ehrenamtlich". Für eine charitative Organisation (Templerorden), ich war der Küchenchef dort und habe für Bedürftige gekocht. Solange ich dies tat, ließen mich die Ämter auch in Ruhe, trotz Terminen. Ich spielte mit offenen Karten und sagte: Wir können dies nur tun, wenn es Empfänger von Hartz 4 wie mich gibt. Wir halten Euch die Menschen, die durch alle Netze fallen, vom Leib. Wenn wir sie nicht versorgen, müsst ihr es tun - und das kommt euch weit teurer. Und wenn sie keiner versorgt, dann machen sie andere, kriminelle Dinge. Denn es gibt sie nun einmal.

Es ist im Grunde nur so eine Wischi-Waschi-Lösung - typisch Deutschland - dabei heraus gekommen, die im Grunde keine Veränderung darstellt.
Ich kann da eigentlich nur ein "50€ mehr" erkennen, und mehr nicht.
Die ursprünglich angedachten Ziele waren viel weitreichender, aber dazu scheint niemand bereit zu sein.

Während meiner Zeit beim Templerorden sah es eigentlich so aus:
Private Organisationen wie der Templerorden, die Tafel u.a. können sich sozialversicherungspflichtige Mitarbeiter nicht oder nur in begrenztem Umfang leisten. Dennoch leisten sie wichtige soziale Arbeit, die den sozialen Frieden einer Stadt sichert. Denn auch wenn alle wegsehen: Es gibt die Obdachlosen, oft aus anderen Ländern, die hier gestrandet sind und bleiben. Es sollte sie nicht geben und man sollte sie abschieben, aber es ist nun einmal so, wie es ist. In München wird die Notversorgung dieser Menschen mit warmem Essen ausschließlich von privaten, meist religiösen Organisationen geleistet. Das Material, die Ausstattung und die Energie können diese NGOs i.d.R. noch stemmen oder es stammt aus Spenden.
Die Mitarbeiter können sie aber nicht offiziell bezahlen, und das ist die Krux.

Ein solcher Aufwand, und dies ggf. 365 Tage im Jahr, lässt sich aber nicht allein mit Ehrenamtlern stemmen. Denn wer 40 Std. in der Woche arbeitet, der kann nicht weitere 40 Std. kochen. Und mit hier mal ein paar Stunden am WE und da mal ein paar Stunden abends - wenn dies überhaupt jemand tun kann und dazu bereit ist - lässt sich so etwas nicht organisieren. Man bekommt andere Dinge nicht hin: Die Mindestqualität, die Hygiene und nicht zuletzt die Kontinuität.

Anders sähe es aus, wenn jemand, der auf Hartz 4 ist, eine Art zusätzliches Bonusprogramm machen dürfte. Er ist auf Hartz 4, arbeitet aber nachweislich und belegbar für eine charitative Organisation, vllt. nicht voll, sondern nur 20-30 Std. und bekommt dafür dann eben auch eine (kleine, zusätzliche) Vergütung. Dafür gäbe es schon Menschen, die das gern tun würden. Ein bisschen Asche mehr, dafür kommt man unter Menschen, und den einen oder anderen geldwerten Vorteil gibt es auch, der sich durch diese Art Arbeit zwangsläufig ergibt.
Nur scheint für solche Modelle niemand bereit zu sein.
 
Ich war selbst schon in dieser "Hartz 4 - Falle".
In gewisser Weise kann man das nur nachvollziehen, wenn man das selbst erlebt hat.

Als Empfänger von Hartz 4 ist man schnell sozial isoliert. Ausgehen kann man nicht, dafür reicht die Kohle nicht. Man kann vllt. 1x im Monat in der Kneipe mal 3 Bier trinken, aber mehr kann man sich nicht leisten. Man kann aber auch niemanden bei sich zuhaus einladen, denn wenn Gäste kommen, dann kann man sie nicht bewirten. Man krebst mit elementaren Dingen herum, ein 6-Pack Bier, Kaffee, Kuchen ...
Kluge Freunde wissen das.
Sie kommen vorbei und bringen ihr Bier mit.
Aber wer hat schon kluge Freunde?

Also schließt man sich mit anderen Leidensgenossen zusammen. Jeder schmeisst etwas in die Runde, das funktioniert in diesen Kreisen durchaus, andererseits sitzt man ständig mit denselben Losern zusammen, der man selbst ist und hört ständig dieselben, deprimierenden Geschichten.
Man kommt aus diesem Teufelskreis irgendwie nicht heraus, auch wenn man noch Energie versprüht.

Das Amt sitzt Dir im Nacken: Arbeitssuche.
Okay, für mich sah das gar nicht einmal so schlecht aus. Der neue, potentielle Arbeitgeber will dann aber Aktionen von mir sehen, 3 Tage (kostenlose) Probearbeit, die das Amt nicht unterstützt. Die - für mich buchstäblich vom Munde abzutragenden Fahrtkosten (50€ in diesem Fall) will der potentielle Arbeitgeber nicht übernehmen, das Amt aber auch nicht. Und 50€ sind viel, wenn Du nichts hast.
Ich habe noch einen gewissen Bestand an Arbeitskleidung ... zu wenig für den Anfang.
Ich frage das Amt an, könnt ihr mich da unterstützen?
Man bietet mir 100€ an, natürlich zurück zu zahlen.

Fuck off, was soll ich denn mit 100€? Das sind gerade mal 3 Kochjacken ... ich lehne ab. So einen Bockmist brauche ich auch nicht, dann ziehe ich das irgendwie anders durch.
Im Anschluss geht mir das Amt auf den Sack, warum ich das nicht angenommen habe.
Und als ich dann endlich Arbeit hatte:
Das Amt pfändet mich um mehr als 1.000 Euro, wegen einer Zeitdifferenz von nur 14 Tagen. Hä? Zahle ich jetzt noch ...

In diesem Zusammenhang könnte ich noch eine Reihe anderer Stories erzählen, aber lass mal gut sein.
Akteure, die gegeneinander arbeiten, ich will arbeiten, kann oder darf es nicht, dies, das jenes ... und immer gibt es einen, der Dir den einen oder anderen Knüppel zwischen die Beine wirft, obwohl Du genau das tust, was alle von Dir haben wollen: Du suchst Arbeit, und zwar die, die Du auch machen willst und ganz offiziell.
 
Kann der Sozialstaat Schicksal verhindern?
Das Schicksal 'verhintern' kann nur die 'Schickimiki-Szene'! :)
Die Union hat das Modell Bürgergeld der Regierung durch seine Mehrheit im Bundesrat gestoppt.

Was haltet ihr vom Bürgergeld?

Ich halte weder vom Bürgergeld, noch von Hartz IV etwas.
Ähmm.. ....Du bist doch dann nicht etwa für ein "Würgergeld statt einem Bürgergeld" ? :verwirrt1:verwirrt1
 
Zuletzt bearbeitet:
Kann der Sozialstaat Schicksal verhindern?

Schicksale kann niemand verhindern. Allein diese Fragestellung ... nun, geschenkt.
Der Sozialstaat soll aber Schicksale zumindest abmildern, denn das ist seine Aufgabe.

Nach meiner eigenen Erfahrung ist es schwer, sich aus einem sozialen Loch, in das man einst geraten, wieder zu befreien - selbst wenn man Gas gibt und das will. Man hat mit verschiedenen Organisationen und Behörden zu tun, die sich genau das auf die Fahnen geschrieben haben, aber sie kochen alle auch ihr eigenes Süppchen.
Sie werden Dir helfen, aber nur bis zu einem gewissen Punkt, darüber hinaus halten sie Dich in Abhängigkeiten. Denn Deine völlige Befreiung liegt nicht in ihrem Interesse, denn auch ihr System, ihre Sozpäds, ihre Berater wollen bezahlt werden. In gewisser Weise geht es nicht um Dein Wohlergehen, sondern um ihr Wohlergehen.
Die sozialen Organisationen sind eine große Geldmaschine, die am Laufen gehalten werden will. Es geht nicht um Dich oder andere Betroffene, sondern um sie. Sie verdienen Geld und stellen Arbeitsplätze für gutbezahlte Mitarbeiter - und Du bist der Klient, der das, indirekt, finanziert.

Ich selbst habe eine Art soziale Arbeit gemacht und als Koch für Bedürftige gearbeitet. Wir haben die Menschen am untersten Ende versorgt ... an ihrer Not ändert es aber nichts. Vielmehr stabilisierten wir ihren Status Quo: Die Menschen sind Obdachlose, meist aus anderen, osteuropäischen Ländern, sie leben unter der Brücke und kommen jeden Tag zum Essen ... Tag für Tag ... jeden Tag ... Woche für Woche ... Monat für Monat.
Und irgendwann Jahr für Jahr ...
Oder anders: Wir stabilisieren ihren Zustand, ändern an diesem aber nichts.
Man könnte auch sagen: Wir zementieren die Verhältnisse, wie sie sind. Es mag besser sein, als es noch schlechter werden zu lassen, mir persönlich ist das aber zu wenig.

Mir ist das zu wenig und ich halte das für kontraproduktiv. Wir sollen nicht den armseligen Zustand herunter gekommener Menschen stabilisieren, sondern wir sollen sie zurück bringen in ein Leben, das sie verdienen: Mit einer menschenwürdigen Arbeit und einem menschenwürdigen Leben.

Ich habe Menschen gesehen, die waren derartig herunter gekommen ... man fragt sich, wie man sie überhaupt wieder in ein sauberes Leben bringen kann. Man müsste ihnen eine Art Zwangsprogramm aufbürden, Anfangs zumindest, mit einer Situation an Auflagen ... um dann, wenn man darüber nachdenkt, bei einer Art System von "KZ" zu landen: Du kommst hier erst nach einer Dusche herein, Deine Sachen werden vernichtet, Du bekommst neue, saubere Anstaltskleidung, hier kein Alkohol ... wo bist Du also dann? In einer Art Anstalt, oder?

Ich war selbst schon ziemlich weit unten, wenn auch nie so eine Art Penner.
Ich habe Jahre gebraucht, mich daraus befreien zu wollen und arbeite noch daran - trotz bezahlter Arbeit. Ich gebe seit Jahren Vollgas, und dennoch kann es, Sozialstaat hin- oder her, Einbrüche für mich geben (und sie werden kommen).
Derzeit habe ich einen ordentlichen Job. Ich habe mir ein Zwischenzeugnis ausstellen lassen, und es ist das beste Zeugnis, was ich je hatte. Man bestätigt mir eine "stets sehr große Einsatzfreude und Eigeninitiative", "äußerste Zuverlässigkeit", "hervorragendes Organisationstalent", "Anerkennung und Schätzung durch Vorgesetzte und KollegInnnen" sowie "sehr Beliebtheit bei unseren gehandicapten Mitarbeiten durch Hilfsbereitschaft und freundliches Wesen" sowie "vorbildhaftes Verhalten".
Besser geht's nicht, möchte ich meinen.

Dennoch krebse ich herum, und werde mir in diese Stadt auf dauer nicht einmal die kleinste und bescheidenste Wohnung leisten können. Was denn nun? Was will man denn noch von mir?
 
Werbung:
Ist das Bürgergeld besser und warum nicht?
Das sogenannte Bürgergeld ist faktisch nur eine neue Wortschöpfung für Harz 4,
wie z.B. Sondervermögen anstatt Schulden, oder Diäten anstatt hohe Vergütung.

Im Prinzip ist es fast das gleiche, wie das Bedingungslose Grundeinkommen.
Ich denke mal, eine Familie mit 4 Kindern, hat am Ende einiges mehr
an Einkommen als ein durchschnittlicher Arbeiter mit 4 Kindern!?

Eine Frechheit ist das sehr hohe Schonvermögen.
Für eine Einzelperson sind das 60 000 Euros! o_O

Außerdem würde der Arbeitsminister Heil mit dem Bürgergeld viel Unheil anrichten.
Deutschland würde in kurzer Zeit, mit vielen Armutsmigranten überströmt werden.
Weil die neuen Neubürger noch nie Geld in das Sozialsystem einbezahlt haben,
müsste man das Bürgergeld umbenennen, passend wäre „Zuwanderungsgeld“. :rolleyes:
 
Zurück
Oben