Eine christliche Politik gibt es nicht. Politik hat den Interessen des Landes zu dienen, nicht einer religiösen Weltanschauung. Dies ist die hiesige Fehleinschätzung von der Politik von Bush. Er ist zwar, zumindest macht er den Eindruck, ein überzeugter Christ, stellt jedoch die echten oder vermeintlichen Interessen seines Landes in den Vordergrund und setzt diese konsequent durch. Er macht damit nichts anderes wie die meisten Länder der Welt. Dass die USA es besser können, liegt an ihrem militärischen Potential.
Das ist eben typisch Deutsch, wir werden uns noch in hundert Jahren darüber unterhalten, ob der Iraqukrieg gerechtfertigt war oder nicht, während andere sich pragmatisch auf die geschaffenen Realität einstellen und daraus das Beste zu machen versuchen. Die Hunde bellen, die Karawane zieht weiter.
Die "Frieden um jeden Preis Fraktion" hat in der Welt nur immer den Hitlers, Saddams, Stalins usw. die Existenz garantiert und, wie man sieht, Massenmord im Sudan nicht verhindert. Krieg hat sich am Ende in der Geschichte immer aus seinem Ergebnis heraus gerechtfertigt. Wenn dieses Ergebnis im Iraqu in einigen Jahren für die Bevölkerung positiv ist, wird sich um die Frage nach dessen Rechtfertigung niemand mehr kümmern.
Der Sturz von Diktatoren wie Saddam rechtfertigt immer die Anwendung von Gewalt, in diesem Punkt hat Bush richtig gehandelt.
Im übrigen hat die deutsche Politik in diesem Punkt unserem Land schwer geschadet. Unser Verhältnis zu USA, England und Italien ist schlecht, die Kurden im Norden werfen uns Unterstützung von Saddam vor. Natürlich wäre ich auch dagegen gewesen, Deutsche Soldaten mitzuschicken. Es wäre jedoch möglich gewesen, einen etwas neutraleren Standpunkt einzunehmen. Der missglückte Versuch, aktiv eine massive Anti-USA-Front aufzubauen und sich zum Weltführer in Moral aufzuspielen, war unnötig, schädlich und völlig wirkungslos. Genau das, was man hier Bush vorwirft, nämlich mit einer moralischen Keule durch die Welt zu laufen und den besseren Teil der Menschheit zu spielen, hat unsere Politik selbst veranstaltet, allerdings mit schlechterem Ergebnis.
Schon merkwürdig, die gleichen Leute, die vehement auf die USA einschlagen, verstummen, wenn es um den Sudan geht, Kanzler Schröder seinen Freund Putin in Tschetschenien ohne massive Kritik Krieg führen lässt oder man netter Gast bei Gaddafi ist, diesen auch noch nach Berlin einlädt. Letzterer ist immerhin für einen Sprengstoffanschlag in Berlin und auf ein Zivilflugzeug verantwortlich. Aus diesem Gesamtbild habe ich eher den Eindruck, dass Schröder den Anti-amerikanismus bei uns instrumentalisiert hat, um daraus innenpolitischen Nutzen zu ziehen. Grosse Ansprüche an politische Moral passt weder zu Bush noch zu Schröder.
Etwas mehr Zurückhaltung und ein stärkerer Blick, was unserem Land nützt, täte unserer Aussenpolitik gut, da könnten wir uns von den USA eine Scheibe abschneiden.
Das gleiche Engagement, das manche im Iraqukrieg zeigen, würde ich mir für den Tschetschenienkonflikt und Nordkorea wünschen. Erst dann sind diese Leute für mich glaubwürdig und zeigen, dass es sich nicht um die zeitgeistige Anti-USA-Welle handelt sondern um global Friedensbewegte. Allerdings habe ich da mit einem Blick auf die Gruppen und Grüppchen, die sich in dem Punkt versammelt haben, erhebliche Zweifel. Autonome und Rechtsaussen Hand in Hand, der selbe Gegner vereint ganz erstaunliche Gegensätze.