• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Benedikt im Türkenland

persephone

New Member
Registriert
11. Oktober 2006
Beiträge
454
Habe heute in der Zeitung die Bilder von den Massenprotesten in der Türkei gesehen. 25.000 Menschen auf der Straße bei Protesten gegen den Papst-Besuch. 25.000 Menschen...

Ein Mensch sagt etwas Islamkritisches und 25.000 Leute brüllen auf der Straße?
Das kann doch nicht ihr Ernst sein? Wegen eines dummen Zitates?

Haben die Leute nichts besseres zu tun? Woher haben die das Geld und die Zeit? (habe dort auch sehr professional gemachte Plakate gesehen (Benedikt als Kreuzritter, Koran-Zitate, oder Sprüche wie "Jesus nicht Sohn Gottes sondern Prophet des Islam", etc.)
Ich kann mir nicht vorstellen, daß es ihnen das wirklich wert ist.

Und warum müssen die Leute überhaupt ihre Religion verteidigen?
Was für eine Religion ist das denn, die 25.000 wütende Menschen braucht?

Irgendwie drängt sich mir immer mehr der Verdacht auf, daß diese Ganze Westen-vs.-Islam-Geschichte inszeniert ist.

Ich meine die Moslems werden sicher aufgestachelt, und der Papst? Der denunziert zuerst Mohammed und behauptet dann, völkerverbindend wirken zu wollen?

Das ist doch alles lächerlich, so dumm ist der Papst doch nicht, das muß alles inszeniert sein.
Ich befürchte, irgendjemand bastelt gerade am nächsten Weltkrieg...

Was denkt ihr darüber, liebe Forianer.
 
Werbung:
AW: Benedikt im Türkenland

Ich denke, dass es lächerlich ist.
Ich denke nicht, dass es inszeniert ist.
Ich denke nicht, dass der Papst dumm ist.
Ich denke nicht, dass seine Aussagen skandalös sind.
Ich denke aber, dass er wirklichkeitsfremd ist und nun laviert.
Ich denke. dass die 25 000 sich instrumentalisieren lassen.
Ich denke, dass das alles zu verstehen ist, wenn man forscht, wie eine global durch Medien vernetzte, konfliktträchtige Welt kommuniziert. Die Theorie sozialer Systeme gibt hier Anhaltspunkte, die das Mediensystem als eigendynamisches, selbstreferentielles System beschreibt, dass sich unter dem Einfluss globaler, religiös gefärbter Konflikte aufheizt.
Ich denke, dass mit dem dritten Weltkrieg kannste vergessen.
 
AW: Benedikt im Türkenland

Ich denke, dass das alles zu verstehen ist, wenn man forscht, wie eine global durch Medien vernetzte, konfliktträchtige Welt kommuniziert. [/QUOTE]

ja robin,
die kommunikation ist das wesentliche moment , welches konflikte schafft und löst. eine botschaft ist nicht das was ich sage, sondern das was mein gegenüber versteht.
ein blöder witz, aber eigentlich gar nicht blöde:

Großer Aufruhr im Wald! Es geht das Gerücht um, der Bär habe eine Todesliste. Alle fragen sich wer denn nun da drauf steht.
Als erster nimmt der Hirsch allen Mut zusammen und geht zum Bären und Fragt ihn: "Sag mal Bär, steh ich auch auf deiner Liste?"

"Ja" sagt der Bär "auch dein Name steht auf der Liste."

Voll Angst dreht sich der Hirsch um und geht. Und wirklich, nach 2 Tagen wird der Hirsch tot aufgefunden.
Die Angst bei den Waldbewohnern steigt immer mehr und die Gerüchteküche um die Frage, wer denn nun auf der Liste stehe, brodelt. Der Keiler ist der erste dem der Geduldsfaden reißt und der den Bär aufsucht um ihn zu fragen, ob er auch auf der Liste stehen würde.

"Ja" antwortet der Bär "auch du stehst auf der Liste".

Verängstigt verabschiedet sich der Keiler vom Bären. Und auch ihn fand Man nach 2 Tagen tot auf.
Nun bricht die Panik bei den Waldbewohnern aus. Nur der Hase traut sich noch den Bären aufzusuchen.
"Bär, steh ich auch auf der Liste?"
Ja, auch du stehst auf der Liste"
"Kannst du mich da streichen?"
"Ja klar, kein Problem" *

**Kommunikation ist alles!!!*


benediktvonmeinerlistestreichenderweise ;-)
dex
 
AW: Benedikt im Türkenland

coole parabel, dextra!:reden:

zu dem thema türkei-besuch möchte ich auch einmal auf die schwierige lage der dortigen christlichen minderheiten hinweisen, die durch den ach so laizistischen staat in ihrer relgionsausübung massiv behindert werden!

zum beispiel habe ich von einem kloster gehört, dass bald geschlossen werden muss, weil es nicht vom staat unterstützt wird und nicht anerkannte konfessionen kein öffentliches eigentum besitzen dürfen. somit lebt es nur noch von kläglichen privaten spenden.

was mich allerdings bald noch mehr aufregt, ist die tatsache, dass der katholische leitwolf (ach ne!, leithund) sich zum oberhirten der ganzen christlichen welt aufspielt und das in zunehmenden maßen.
die dortigen konfessionen, ungleich älter als die katholische kirche unterstehen nicht ihr, sondern wenn nicht sich selbst dem patriarchen von konstantinopel, also istanbul.

es ist eine ironie der geschichte, dass ausgerechnet zur schweren zeit der katholischen kirche das jahrhundertealte schisma von den päpsten der moderne so schnell übergangen wird!
 
AW: Benedikt im Türkenland

Für mich stellt sich der Besuch des Papstes - auf den Spuren des Christentums in der Türkey - eher so dar, dass Rom nicht den Dialog mit dem Islam sucht, sondern die röm.-kath. Kirche stärken möchte.

was mich allerdings bald noch mehr aufregt, ist die tatsache, dass der katholische leitwolf (ach ne!, leithund) sich zum oberhirten der ganzen christlichen welt aufspielt und das in zunehmenden maßen.
die dortigen konfessionen, ungleich älter als die katholische kirche unterstehen nicht ihr, sondern wenn nicht sich selbst dem patriarchen von konstantinopel, also istanbul.

es ist eine ironie der geschichte, dass ausgerechnet zur schweren zeit der katholischen kirche das jahrhundertealte schisma von den päpsten der moderne so schnell übergangen wird!

Wie sich die Bilder gleichen.

Deutschland mit Berlin und Österreich mit Wien, waren 1945 durch die alliierten Siegermächte in Sektoren geteilt worden, wobei ich das Wort Sektoren mit Sekten/Konfessionen in Verbindung bringen möchte.
Während Österreich bereits früh die Chance der Wiedervereinigung nutzte, beharrten die beiden deutschen Staaten darauf, dass eine Wiedervereinigung nur unter jeweils ihren Bedingungen herbeigeführt werden könne. Zu groß war, sowohl für Adenauer, als auch für die Bischofskonferenz, das gemeinsame Feindbild Kommunismus, obwohl der Wanderrabbi Joshua, als der erste wahre Kommunist betrachtet werden kann.
In dem kath. Lager lebte es sich zusehends immer besser, bis es dem Brudervolk im sozialistischem Volk zu bunt wurde und auf der Straße lauthals verkündete: „Wir sind ein Volk!“
Jetzt kam Bewegung in die Sache und nahm seinen unaufhaltsamen Lauf. Die beiden beteiligten Regierungen standen dem Szenario fassungs- und hilflos gegenüber und wussten nicht wie sie die Lage am sinnvollsten meistern sollten. (Das Ergebnis ist hinlänglich bekannt.)

Da der „Leitwolf in Rom“, wie er oben schön bezeichnet wurde, solch einem Aufstand nicht befürchten muß, wiegt er sich weiter in Sicherheit und wird eine Wiedervereinigung der Kirchen, nur zu den von ihm vorgegebenen Bedingungen zustimmen.

Die erste und wichtigste Forderung an alle Gläubigen wird sein: „Ihr sollst keine fremdem Führer neben mir dulden; und alle weiteren Punkte werden danach von mir – dank meiner Unfehlbarkeit – festgelegt.

Mit freundlichen Grüßen
Jan Amos
 
AW: Benedikt im Türkenland

darüber könnte man auch einen schönen thread gestalten, über die geschichte der katholischen kirche und ihre stellung heute!

würd ich aber in das hoffentlich kommende geschichtsunterforum stellen.
 
AW: Benedikt im Türkenland

Der Islam ist nunmal knappe 600 Jahre jünger als das Christentum. Bevor man über den Islam und seine Anhänger husst, sollte man besser erstmal darüber nachdenken, wie ideologisch fortgeschritten chrstliche Hardliner um 1400 herum waren...
 
AW: Benedikt im Türkenland

Der Islam ist nunmal knappe 600 Jahre jünger als das Christentum. Bevor man über den Islam und seine Anhänger husst, sollte man besser erstmal darüber nachdenken, wie ideologisch fortgeschritten chrstliche Hardliner um 1400 herum waren...

hallo, nitromethan!

du hast nicht ganz unrecht, wenn du drauf hinweist, dass der islam in der religionsentwicklung hinter dem christentum zurückliegt. aber nicht jede religion entwickelt sich gleich oder ähnlich. dafür gibt es zuviele parameter, die sie beeinflussen, z.b. die ideologie der religion, der geographische entstehungsraum. der religionszustand in einem anders entwickelten system (heut in zeiten der globalisierung), die wirtschaftlichen umstände der ausüber, ...!
 
AW: Benedikt im Türkenland

Natürlich leben wir jetzt global betrachtet in einer anderen Zeit, allerdings muss Aufklärung in der Menschenseele stattfinden, und kann nicht von äusseren Einflüssen so leicht induziert werden. Der Islam hat diese Entwicklung noch vor sich - klar wird sie nicht noch 600 jahre brauchen, aber möglicherweise noch 60.
 
Werbung:
AW: Benedikt im Türkenland

Um aufs eigentliche Thema zurückzukommen:

Benedikt war im Türkenland und was ist passiert???

Nichts! Zumindest nicht das, was sich fanatische Muslime oder Papstkritiker erhofften. Genau das Gegenteil traf ein. Die türkischen Medien lobten Benedikt als großen Vermittler zwischen den Religionen und wahren Pontifex.
Selbst vom vor Wochen noch tobenden Mob, der durch die Straßen zog und Kreuze verbrannte, ist nichts mehr zu hören.

Natürlich bin ich nicht so naiv zu glauben, dass von nun an Konflikte zwischen dem Islam und dem Christentum ein Ende hätten, aber ich glaube, dass die islamisten Führer in Zukunft etwas sensibler agieren müssen, wenn sie die Massen mal wieder auf die "Blutspur der Christen" hetzen wollen.

Rhona
 
Zurück
Oben