Schauen wir doch auf das gerne als solches bezeichnete Extrem von Liebe, Selbstlosigkeit, etc...der Mutterliebe.
Die Mutterliebe bzw das mitunter augenscheinlich selbstopfernde Handeln einer Mutter ist keine bewusste Entscheidung,
sondern ein Instinkt, der mitnichten nur beim Menschen zu finden ist. Hormone drängen die Mutter dazu, manchmal
bis zur Selbstopferung. Im Tierreich bei manchen Spinnen ist die Selbstopferung der Mutter sogar der Usus.
Das heißt, die Mutter empfindet bei der Aufopferung Erfüllung bzw erfährt negative Gefühle (Schuld, Schmerz, etc)
wenn sie das nicht tut.
Die Entscheidung für die Erfüllung anstatt für Schuld, auch zum Preis von wasauchimmer, ist wohl kaum als selbstlos
zu bezeichnen. Auch die Entscheidung, beispielsweise in einer Notsituation das eigene Leben für sein Kind oder seine
Kinder zu lassen mag zwar zunächst selbstlos entscheiden, ist es aber bei näherer Betrachtung nicht. Ich spreche hier
jetzt nicht von einem instinktivem Eingreifen, wie man es so oft von Helfern hört (Ich habe nicht überlegt, sondern
einfach gehandelt), sondern von einem bewussten und überlegten Einsatz seines Lebens.
Hierbei ist die Alternative, das eigene Leben zu opfern nicht einfach das Weiterleben, sondern das Weiterleben mit
dem Wissen um seine Entscheidung gegen das Leben des Anderen und den Umgang damit. Je nachdem, welche der
beiden Möglichkeiten als die bessere erscheint, wird die Entscheidung ausfallen. Aber egal wie, sie fällt nach der
eigenen Neigung aus.
Insofern sind Egoismus-Altruismus künstliche Begriffe, die in der Realität nicht wirklich ihre Entsprechung finden.
Der eigentliche Knackpunkt ist der, dass man Altruismus nicht von Egoismus trennen kann, sondern dass ersterer
vielmehr eine Ausprägungsform von letzterem darstellt.
Abgesehen davon wäre die Frage zu stellen, wie sehr man eine Entscheidung, die man als bewusste Entscheidung erlebt, tatsächlich
auch selbst und bewusst gefällt hat.