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Zu nächtlicher Stunde

Nachteule

New Member
Registriert
30. August 2004
Beiträge
240
Zu nächtlicher Stunde will ich Euch ein „Hallo" senden und mich kurz vorstellen; die Erklärung meines Nicknamens ist zum einen selbstredend, ich bin schon immer ein richtiger Nachtmensch gewesen, - hätte fast geschrieben, dass mir das die liebste Tageszeit ist, aber das wäre natürlich Unsinn :)

Der zweite Anlass, mich Nachteule zu nennen, ist in dem tierischen Symbol begründet, schreibt man der Eule doch gewissermaßen Weisheit zu. Hatte kurz mit dem Gedanken gespielt, mich „Sophia" zu nennen in Anlehnung an die griechische Übersetzung von „Philosophie" (philein = lieben, Sophia = Weisheit; Philosophie = Liebe zur Weisheit). Letztendlich hielt ich es doch zu vermessen, mich „Sophia" zu nennen, aber ich sehe es schon als ein erstrebenswertes Ziel an, Weisheit zu erlangen. Es ist eine lebenslange Aufgabe, doch ich arbeite daran... - und ich denke, dass der Austausch mit Euch mich einiges auf dem Wege weiterbringen wird.

In diesem Sinne freue ich mich auf gute Kommunikation.

Gruß
Nachteule Helga
 
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Huhu!

schöner Name
aber
Du solltest wissen
daß


aus dem Mittelalter eine Fabel überliefert ist,
in der die Eule für das Böse und Männliche steht
und die Nachtigall für das Gute und Weibliche

original mittelalterlich im www.
fh-augsburg.de/~harsch/anglica/Chronology/13thC/Owl/owl_text.html

Übersetzung auf englisch im www.
soton.ac.uk/~wpwt/trans/owl/owltrans.htm

die deutsche Übersetzung gibt es theoretisch als Buch,
praktisch aber wohl nur in den Bibliotheken der Anglizistik/Germanistik Institute


...........................
Eine Eule und eine Nachtigall streiten sich im England des 13. Jahrhunderts darüber, wer von beiden der bessere und nützlichere Vogel sei. Am Ende gewinnt die Nachtigall, die Eule droht mit Gewalt. Da schaltet sich ein Zaunkönig ein und ermahnt beide, den König und die Justiz, zu achten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Scilla,
vielen Dank für Deinen Hinweis, - das ist das erste Mal, dass ich von der Eule als Repräsentantin des „Bösen und Männlichen“ erfahre. Besonders erbaulich finde ich diese Vorstellung nicht, vor allem nicht diese Kombination (böse-männlich - finde ich unsinnig!).
Mir gefallen die bekannteren Assoziationen zum Wort „Eule“ besser, die sich - basierend auf die griech. Mythologie - auf die Weisheit beziehen.
Besonders ansprechend ist die Eule im Namen des sagenumwobenen „Till Eulenspiegel“:

Till, der meist mit einem Spiegel in der Hand und einer Eule auf der Schulter abgebildet wird. Die Eule als Symbol seiner Klugheit und der Spiegel als Symbol seines Anliegens, nämlich der damals herrschenden Klasse den Spiegel der Erkenntnis vorzuhalten.
Die Geschichten des Till Eulenspiegel machen sich in amüsanter und doch kritischer Weise über die damalige Gesellschaft lustig.


Aber auch in der Philosophie taucht die Eule als Symbolfigur auf:

Georg Wilhelm Friedrich Hegel, einer der einflussreichsten Philosophen, lebte in der Zeit von 1770 - 1831. Er verfasste 1821 die ”Grundlinien der Philosophie des Rechts”, und zog, um seine Thesen zu unterstreichen, die Eule der Minerva (Göttin Athene) als Sinnbild heran.
Er verglich die Philosophie mit eben dieser Eule. Denn Eulen beginnen erst in der Abenddämmerung ihren Flug; er vertritt die Meinung, dass auch die Philosophie erst zum Tragen kommt, wenn der Abend der Ereignisse, sprich Geschichte, erreicht ist.
Ein Philosoph habe immer erst die Möglichkeit, Abläufe des Zeitgeschehens zu analysieren, nachdem sie Vergangenheit geworden sind. Die Philosophie komme zum Belehren immer zu spät.


Ist es nicht wirklich so? - man kann das Leben doch meist nur rückwärts verstehen.
Lb. Gruß
Nachteule Helga
 
Nachteule schrieb:
.
Ein Philosoph habe immer erst die Möglichkeit, Abläufe des Zeitgeschehens zu analysieren, nachdem sie Vergangenheit geworden sind. Die Philosophie komme zum Belehren immer zu spät.[/I]

Ist es nicht wirklich so? - man kann das Leben doch meist nur rückwärts verstehen.
Lb. Gruß
Nachteule Helga


Kann man das Leben als indviduellen Vollzug und die Geschichte als sozialen Vollzug überhaupt verstehen, liebe weise Eule? Ist es nicht eher so, dass wir halbwegs froh sein müssen, für uns schlüssige Erklärungen all des Unerklärlichen zu finden?

LBG :blume1: :blume1: :blume1:
Marianne

Marianne
 
Hallo Marianne,

mein Schluss-Satz entstammte zur Hälfte einem Zitat des Philosophen „Sören Kierkegaard“, der es so formulierte: „Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, aber leben muss man es vorwärts.“
Ich stimme mit Dir überein, dass wir halbwegs froh sein müssen, für uns schlüssige Erklärungen des Unerklärlichen zu finden. Aber das wenigstens sollten wir tun!
Denn wie anders könnten wir aus begangenen Fehlern lernen, wenn wir nicht versuchten, das Ursache-Wirkung-Prinzip zu ergründen. Es gilt, den Versuch zu unternehmen, das Geschehene zu reflektieren und daraus zu lernen, wobei ich mir im Klaren darüber bin, dass diese Analyse immer nur eingebettet sein kann in die momentane Verständnisfähigkeit, die sich täglich verändern kann. Ein Sprichwort lautet.

Am Abend wird man klug für den vergang’nen Tag,
doch niemals klug genug für den, der kommen mag.

Daraus aber die Quintessenz zu ziehen, dass es eh ausweglos sei, das Leben zu verstehen, ist sicher falsch. Darüber haben wir beide (und andere) bereits in meinem Thread „dass diese Furcht zu irren, schon der Irrtum selbst ist“ philosophiert, also ist es doch besser, das Leben zu analysieren und Rückschlüsse daraus zu ziehen, selbst auf die Gefahr hin, sich zu irren.

Ich denke, dass es zu keiner Zeit möglich ist, die Gesamtwahrheit eines Lebens (verwoben mit denen der Mitwelt) wirklich zu verstehen, sondern immer nur bruchstückhaft, manches fügt sich mitunter wie ein Puzzle zusammen. Nach dem Tode, so nehme ich an, ist es unserem Bewusstsein vergönnt, das „Große Ganze“ zu erkennen, bis dahin bleibt uns nur die Suche nach den Teilwahrheiten mittels unseres subjektiven Verständnisses, der jeweiligen Entwicklungsstufe entsprechend.
Wir können diesen Prozess des Verstehenwollens nicht selbst beeinflussen, sondern sind darauf angewiesen, dass die Wahrheit uns findet.
Ein deutscher Schriftsteller, den ich sehr verehre, formuliert es so:

“ Eine Wahrheit kann erst wirken, wenn der Empfänger für sie reif ist. Nicht an den Wahrheiten liegt es daher, wenn die Menschen noch so voller Unweisheit sind.“
(Christian Morgenstern).

In diesem Sinne bleibe ich weiterhin eine Pilgerin auf der Suche nach Weisheit als lebenslange Aufgabe, wie ich es in meinem Vorstellungs-Text bereits erwähnte.


Gruß
Nachteule Helga
 
Nachteulen flattern durch die Nacht
auf ihren flauschig-leisen Schwingen.
Wir Forengäste lauschen voller Andacht:
Was wird uns die *Nachteule* Neues bringen?
Geistig erregendes, menschlich bewegendes?
*Nachteule*: lasse deine Gedanken zu uns springen.
LG, spF :zauberer1
 
spitzeFeder schrieb:
Nachteulen flattern durch die Nacht
auf ihren flauschig-leisen Schwingen.
Wir Forengäste lauschen voller Andacht:
Was wird uns die *Nachteule* Neues bringen?
Geistig erregendes, menschlich bewegendes?
*Nachteule*: lasse deine Gedanken zu uns springen.
LG, spF :zauberer1
Diese spitzeFeder ringt mir immer wieder Respekt ab.

Perzi
 
Feder und Schwert

Hallo liebe „spitzeFeder“.

Sei bedankt für die wohlklingenden Verse, die Du mir gewidmet hast, und leider, leider habe ich sie erst heute entdeckt durch Zeilis Lob, wodurch ich Deinen Beitrag gelesen habe. (Es gab in der vergangenen Woche einen 50.Geburtstag in der Familie vorzubereiten und zu feiern, so dass ich nicht viel im Forum sein konnte). Aber auch mit dieser zeitlichen Verzögerung hat mich Dein Reim noch sehr erfreut, und ich möchte mich kurz revanchieren, indem ich Dir die Gedanken aufschreibe, die mir von dem Tag an in den Sinn kamen, seit ich beim Stöbern in den Forenseiten auf Deine Dichtungen bzw. auf Deinen Namen gestoßen.
Spontan war mir eine kleine Geschichte eingefallen, die ich nun nur in etwa nacherzählen kann, weiß aber, dass sie geschrieben wurde von Rainer Maria Rilke, sie heißt:
Feder und Schwert. (o.ä.)​

Die Szene des Geschehens wird gebildet durch das Zimmer eines Edelmannes (mag sein, ein König gar), an der Wand gelehnt ein großes, blitzendes Schwert, das allen Dingen im Raum mächtige Ehrfurcht einflösst. Lediglich eine kleine Feder auf dem Tisch, gelehnt an ein Tintenfass, will partout keinen Respekt vor dem imposanten Schwert aufbringen, worüber dieses sehr erbost ist. Die kecke Feder jedoch weist darauf hin, dass sie beide schließlich verwandt seien, die Sonne spiegelt sich in dem großen mächtigen Edelstahl gleichmaßen hell wie in der kleinen Federspitze. Das amüsierte das Schwert doch sehr, verglich die sog. Verwandtschaft mit einer Maus, die sich mit einem Elefanten gleichsetze, nur weil sie beide vier Beine haben. Das Schwert protzt damit, wie furchtbar es unter den Feinden wütet, wie es mutig und tollkühn bald hier und bald dorthin springt, während die kleine Feder nur voll Monotonie kratzend über das Papier geführt wird.
Die kleine Feder lässt sich nicht einschüchtern, im Gegenteil sie bietet dem Schwert eine Wette an, dass es nicht auf die Größe und Stärke ankommt, dass es auch andere Werte gibt, die das unscheinbare Kleine wichtig macht.

Das Schwert lacht höhnisch, lässt sich aber auf das kühne Angebot der Feder ein. Fortan wartet das Schwert auf das Trommeln und Trompeten, das die Schlacht ankündigt, damit es seine Stärke unter Beweis stellen kann.
Eines Tages betritt der Herr den Raum, das Schwert erbebt vor Freude, doch dem Herrn folgt ein weiterer, sehr würdig aussehender Mann mit einem Blatt Papier in der Hand. Auf dem Tisch lag die Feder, sie wird vom Herrn ergriffen und mit schwungvoller Hand über das Papier geführt. „ Der Friedensvertrag ist unterzeichnet“ sagt der Herr lächelnd zu seinem Gegenüber und gemeinsam verlassen die beiden den Raum. Die Feder blinzelt hinüber zum Schwert, das still in der Ecke steht „Ziehst du nicht zum Kampf, liebes Schwert?“ Aber dieses prahlte nie mehr.

Lb. spitzeFeder,
diese kleine Geschichte habe ich für Dich aufgeschrieben und ich hoffe, dass Du ein wenig Freude hast an dem Triumph Deines selbstbewussten Verwandten. :)

Bis bald mal. Man hört/liest sich.
Gruß Nachteule
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo liebe *Nachteule* ,
ja, zu: Feder und Schwert ...
-da habe ich schon vor 3 Jahren (in einem anderen Forum)
etwas passendes (melancholisches) geschrieben:


*//**/*//**/*/*/**/*//*/**/**/**/*/*/**/**/**//*/**
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Es reitet der alte Ritter Eisengrau
müde und traurig durch die Nacht.
Es ist ihm im Gemüt so flau,
weil ihm das Schicksal mit aller Macht
recht deutlich auf einen and´ren Weg verwies,
weil er den vorgegeb´nen Pfad verließ.
Sein Seelenliebchen muß er lassen,
doch will er nicht die Ursach´ hassen.
Das Schwert und Wort,
das er so mächtig konnte führen,
das tat ihm hier vor Ort
gar nimmermehr berühren.
So reitet er ins Ungewisse,
bar aller seiner Lieben, ledig.
Ein höh´res Schicksal
sei seiner Seele gnädig.

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Danke für dein Anerkennen meiner Poesie, liebe Grüße, spF
 
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... und als D´raufgabe noch was zum Nachdenken:

Ja, die einen stehen im Dunkeln
und die andern stehen im Licht,
ich höre schon so manch "Neutralen" munkeln:
Nicht jeder Böse, auch mancher Gute sei ein Wicht.
Und aus diesem Grunde hat uns
so mancher lang und breit belogen
und aus seinem weiten Munde
mit Zauber und Verwirrtheit uns betrogen.
 
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