AW: TV Duell Merkel - Steinmeier
Lustig, wie ich scilla mal zustimmen kann, wo er bloß kommentiert:
scilla schrieb:
ich habe es nicht gesehen
es hat mich tatsächlich auch nicht interessiert
die Bilanz der Koalition ist nicht gut
es wurde die Mehrheit im Bundesrat, die lange Zeit bestanden hat, nicht genutzt,
um grundlegende Gesetzestexte zu verabschieden
es gab die Finanzkrise und keiner aus der Regierung war in der Lage, eine Grundsatzrede zu halten,
statt dessen wurden unvorstellbare Geldsummen riskiert
auch im Bereich Internet hat die Koalition bisher versagt
das Hartz4-Problem wird nicht erwähnt
und die aktuelle Situation mit dem Afghanistan Krieg wird ignoriert
FAZIT
beide Parteien werden bei der Wahl nach unten abfahren
- wirklich - soweit kann ich ganz zustimmen -
aber wie dann kommentarbedürfiges, wenn nicht diskussionsunwürdiges abgelassen wird.
scilla schrieb:
vielleicht waren auch die Journalisten scheiße
Das zum Beispiel bedarf kaum der Erwähnung. Frau Illner, die die Gegenveranstaltung mit Westerwelle, Künast und Gysi moderierte, schien mir wacher, hatte sie doch drei Schüler bzw. Weiterbildungswillige bzw. so arbeitswütige Nachwüchsige als Schützenhilfe.
Da die Bundespolitik und deren öffentlich-rechtliche Darstellung uns also langweilt, wenden wir uns einmal mehr den vermeintlich rechthaberischen Thesen scillas zu.
die Gastarbeiter- und Arbeiter-Kinder dürfen in der Ausbildung nicht weiter diskriminiert werden
Sehr schön! Eine Steilvorlage gegen die Bildungs- vulgo Integrationspolitik der SPD/GAL, die deswegen erst Gesetze erlassen muß. Richtig ist: eine weltweit einheitliche Umgangssprache, in der sich Auszubildende und Ausbilder sachlich verständigen können. Hier böte das Englische sich an.
die blonde Volkstümelei muss einer Kultur weichen,
welche ihre Stärke aus allen Bevölkerungsteilen zu ziehen versucht
(der Rock'n Roll - der Jazz - die Weltmusik - die Tanzmusik - die Chormusik muss in den öffentlich rechtlichen Medien die Retortenprodukte ablösen)
Nein. Eine schöne Almmusik (das ist unbegleiteter, mehrstimmiger Gesang oder auch ein solistischer Vortrag auf der Okarina) muß auch als solche erhalten werden, solange jemand diese Tradition pflegen will. Man muß nicht alles vermischen. Die Chinesen, die Beethoven spielen, vermischen ja schließlich auch nix - die repräsentieren die Weltgeltung deutscher Kultur, *lol*.
die geographische Denkweise muss das kurzfristige Denken der Sozialwissenschaftler und Techniker in seine Schranken weisen
Warum muß sie das? Der Geograph kann aus sehr kurzfristigen, zufälligen Beobachtungen Hypothesen über langfristige, hunderte von Millionen Jahren dauernde Vorgänge in der Vergangenheit stellen. Egal, was ein Soziologe ihm dazu kommentiert: die nötigen Instrumente hat ihm ein Techniker bereitgestellt.
die Demokratie muss eine Diskussionskultur leben,
die jeden dazu einlädt, etwas zu sagen
und dadurch das Thema LANGSAM auf für alle verständliche Art und Weise entwickelt
Das hat sich noch bis in die hintersten Ecken der CDU und der SPD herumgesprochen. Also labert das gesamte Volk in seiner ihm eigentümlichen Kompetenz über alles und jedes alle Fragen zu Tode, während die (manchmal dringliche) Entscheidung immer auf morgen vertagt wird. Weil man sich ja eben noch nicht ganz sicher ist, was jetzt das Richtige wäre. (Die Unsicherheit besteht zurecht: aber man muß entscheiden. Aber wofür? Nochmal die Fragen aufrollen. Ah! Neuer Konsens. Sagt jemand: das stimmt doch nicht, weil. Etc. DAS ist dann langsam, bis es wirklich jeder begriffen hat - okay, das kann man auch wollen. Läuft derzeit sogar im Prime-Segment der Politik und wird von niemandem beklagt, oder?
die Finanzierungssteuern müssen bis auf den unverzichtbaren Rest durch Lenkungssteuern ersetzt werden
Unsinn! Die von Dir so genannten "Finanzierungssteuern" sind bereits Lenkungssteuern, es erübrigt sich jede Diskussion über die Wirksamkeit solcher Maßnahmen. Neu verhandelt werden muß der Auftrag, den der Steuerzahler dem Steuerempfänger erteilt - dafür müßte aber der Steuerzahler befragt werden, wofür er denn sein Geld eingesetzt sehen will.
Genau hier ist das gegenwärtige System so undurchsichtig, wie scilla aus seiner anfänglichen Ironie herauskippt.
der anonyme Weltmarkt muss zurückgedrängt, der bilaterale fair trade zur Norm gemacht werden
Das heißt: Preisabsprachen zwischen Handelspartnern, die sich moralisch oder sonstwie verständigt haben. Das ist gang und gäbe, nicht nur bei Aldi. Welcher Idiot bietet denn seine Produkte zu Weltmarktpreisen an?
Aktiengesellschaften müssen als Unternehmensform vom Staat benachteiligt werden
Gegenwärtig geht die Diskussion noch darum, wie man aus Anlagegewinnen Staatskapital schöpfen kann, die Instrumente heißen Einkommen-, Vermögen- Erbschaft-, Abgeltung-, Grund-Steuer etc.. Vielleicht könnte man dem noch eine Sondersteuer auf Kollektiveigentum hinzufügen. - Dem Arbeitnehmer, der bei Firma X nicht nur sein Geld verdient, sondern sogar qua Aktien Miteigentümer der Firma ist, wird dann nicht nur die Einkommensteuer erhoben: nein, er muß für sein bißchen Teilhabe büßen.
die Sektorentheorie muss in eine KAPITAL-Entwicklungstheorie uminterpretiert werden
(also nicht mehr die Finanzdienstleistungen als vierten Sektor, sondern die Umwelt, danach Soziales, Recht, Wissenschaft, Kunst)
Hier staunt der Betrachter: daß die Sektoren-Theorie sich ernsthaft aktualisieren ließe, war ihm neu. Sicher: die Rofstoffe, mit denen dieses Land was gewinnen kann, haben sich geändert; früher Kohle, heute Fremdsprachenkompetenz oder ähnliches. Einer Kapital-Entwicklungstheorie hingegen stünde er offen gegenüber, wüßte aber nicht, welche Erkenntnisse die brächte, die über die Marxschen Analysen hinausgingen - sieht er deren Ertrag doch gerade durch die Vergeblichkeit staatlichen Eingriffs bestätigt.
Freundlicher Gruß,
Thorsten
