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Soziale Nachteile und vorurteile

Hallo Polit Ass,

danke für Deine Aufklärung, bezüglich des Umganges mit Blinden.
Mein Vorurteile Blinden gegenüber und dem Zusammenleben mit diesen:
Bei Blinden muß alles penibel an seinem Platz stehen,
diese Vorstellung ist für mich schon sehr abschreckend.

Zum Glück für Sehbehinderte, wird im öffentlichen Leben mehr auf sie geachtet.
ZB. Blindenleitwege und Medikamente mit Blindenschrift.

Trotzdem dürften die Sehbehinderten eine Scheu davor haben, sich am öffentlichen Leben zu beteiligen, da ich kaum Menschen mit Blindenstock sehe.

LG

Triskell
 
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Ich kann Salems Erfahrungen im Umgang mit Behinderten nur bestätigen.
Mehrmals versuchte ich alten, körperbehinderten Menschen aus dem Bus zu helfen, erntete aber nur Beschimpfungen.
Ob es der zu hoch gehaltene Rollator war, der beim Aussteigen aus dem Bus behinderte, oder ob es meine angebotene Hilfe beim Überqueren der Straße betraf, irgendwie kam mein Hilfsangebot nie so richtig rüber.
Festgestellt habe ich allerdings, dass geistig Behinderte jeder Art von Helfen positiv eingestellt sind, während die körperlich Behinderten es als einen Eingriff in ihre Privatsphäre sehen.
Wenn ich morgens mit dem Bus fahre, steigt meistens an der nächsten Haltestelle ein Mann ein, der max. 50 ist, und aufgrund eines operierten Kehlkopftumors nicht mehr verständlich reden kann.
Da ich mitbekam, dass er dem Busfahrer das Fahrziel akustisch nicht rüberbringen konnte, übernahm ich eines Morgens die Aufgabe (ok, das unaufgefordert) und nannte dem Busfahrer die Haltestelle, an der dieser Mann immer ausstieg. Mag ja sein, dass dieser Mann an diesem Morgen irgendwoanders hinwollte, aber ich konnte und wollte mir an diesem Morgen nicht die Diskussion zwischen einem Kehlkopflosen und einem Angstellten im öffentlichen Dienst antun, und erkläre daher dem Busfahrer, dass der Mann für gewöhnlich bis zur Haltestelle......... führe und auch dementsprechend eine Fahrkarte bräuchte.
Ich werde sowas nie wieder machen, denn der Mann giftete mich während der ganzen Fahrt nur an, und vermittelte mir damit das Gefühl, ihn herablassend und seine Behinderung außer Acht lassend, behandelt zu haben.
Auf der anderen Seite fiel er mir seit Monaten nur dadurch auf, dass er, wenn er den Bus betrat, demonstrativ seine Hand auf das Loch an seinem Hals hielt, und alle Insassen mit krächzender "Stimme" begrüßte. Für mich kam es immer so rüber, als wenn er deutlich machen wollte, dass er behindert ist, und daher einen Bonus erwartete.
Dasselbe erlebte ich mit alten Menschen, denen ich, samt ihrem Rollator, aus dem Bus helfen wollte. Nur die wenigsten von ihnen wollen aktive Hilfe. Oft denke ich, dass sie ihre Rollatoren als Zeichen bzw. Signum des Altseins vor sich her schieben, egal, ob sie das Ding brauchen oder nicht.
Geistig Behinderte reagieren auf Hilfe völlig anders und normal. Sie nehmen sie gerne und als selbstverständlich an.
Natürlich spielt es eine Rolle,ob man behindert geboren wird, oder es erst im Laufe eines Lebens wird. Die Akzeptanz der eigenen Schwäche ist es, die Hilfe auch as Hilfe gelten lässt, was bei geistig Behinderten anders ist, weil sie meist mit dieser Behinderung geboren wurden, und es nicht anderes kennen, als Hilfe als etwas Normales hinzunehmen.

Rhona
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo!

Ich habe meinen Zivildienst mit Behinderten abgeleistet. Meine Erfahrungen waren eher positiv. Die jungen Menschen steckten allerdings in der AUsbildung und besaßen noch eine Zukunft.
Ich nehme an, dass heute ein Großteil von ihnen arbeitslos ist. Denn einige der Berufe waren damals schon fast veraltet (technische Zeichner, Feinmechaniker etc.). EIne Fortbildung für Behinderte ist sicher noch weniger aussichtsreich wie für Nichtbehinderte.

Das krasseste Negativbeispiel für eine Behinderte erlebte ich im Studium. EIne Kommilitonin, ROllstuhlfahrerin, identifizierte sich komplett über ihre Behinderung. UNd witterte überall Verschwörungen. Bei einem Projekt, als es um Gen- und Zellforschung ging, fühlte sie sich sofort an Euthanasie erinnerte und startete mit Bekannten Guerillia-Störaktionen. Hierbei zeite sie sich absolut differenzierungsresistent. Man könnte sagen: Sie war eine Art Internet-Troll des richtigen Lebens ;)

Das Thema Normalität/Ausnahme ist natürlich paradox im Alltag zu behandeln. Denn die Ausnahme besteht schon darin, dass etwas explizit als normal behandelt werden soll. Normalität kann aber nie etwas sein, dass aus dem Rahmen fällt.
Man kann also Behinderte nicht normal behandeln. Es sei denn, sie sind zufällig fester Bestandteil des persönlichen Umfeldes. SOlange ich mit Behinderten während meines Zivildienstes zu tun hatte, war das normal. Das bringt mir aber nichts in Situationen, wie sie Rhona beschreibt.
Beide Seiten sollten sich klar sein, dass ein Aufeinandertreffen nicht normal ist. Es besteht immer eine Unsicherheit bezüglich dann richtigen Verhaltens. Es ist dann viel normaler (und damit entspannter) es als Ausnahme zu sehen - als die Ausnahme künstlich zur Normalität zu stilisieren.

Bei Blinden wird das Problem dadurch verschärft, dass man sich über die gegenseitige Wahrnehmung im Unklaren ist. Was kann er/sie sehen? Erkennt man mich, z.B. ander Stimme? Ist aktive Mithilfe (STraße) nützlich oder entmündigt sie? Soll ich einen Sitzplatz anbieten (wieso eigentlich? Im Sitzen sieht man ja nicht besser...)? Usw.
 
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Polit Ass schrieb:
Salem:
Man kann nicht alle Menschen in einen Topf werfen es gibt immer solche und solche!!! :schmollen

Hallo Polit Ass!!!
Nicht schmollen, sondern mich erklären lassen.
Ich habe nicht alle in einen Topf geschmissen sondern habe gesagt "sehr viele" was nicht heißt alle und was erst recht nicht heißt das dies für jede Behinderung gleich gilt.
Ich bin mir schon bewußt das es solche und solche gibt.
Aaaaber ich habe meiner Erfahrungen wiedergegeben und da haben sich leider die Negativerfahrungen was meine Höflichkeit gegenüber (fremden)gehandicapten Menschen betrifft mehr gehäuft wie die positiven Erfahrungen. Das ist nun mal so und wenn ich Rhonas Beitrag lese, stelle ich fest das es mir wohl nicht allein so ging. Aber wahrscheinlich liegt das ja auch wieder nur an uns, weil wir die Behinderten nicht so behandeln wie viele andere, die einfach ignorant weitergehen. Tut mir leid aber bei sowas werd ich stinksauer. Und wenn du richtig gelesen hättest, hättest du auch wahrgenommen das ich auch die anderen der "solchen" kenne. Nur sind das eben keine Fremden sondern Menschen mit denen ich viel Zeit verbringe. Da ist nunmal vieles anders oder nicht? Diese mir bekannten Menschen nehmen gerne meine Hilfe an.
Ich hätte vielleicht etwas näher erläutern sollen, noch etwas mehr schreiben, das kann schon sein, aber es wird ja hier im Forum schon so laut nach "kurzen" Beiträgen geschrien das man schon gar keine Lust mehr hat ins Detail zu gehen. Wer mehr wissen möchte kann ja fragen.

aufgebrachte Grüße
Sal
 
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