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Schizophrenie-bio-chemische Störung oder sozial determiniert?

Céline schrieb:
Bei Borderline-Syndrom handelt es sich um eine Störung, die beinahe nie in einer Schizophrenie endet. Es treten Symptome von Neurose oder Psychose auf (oft abwechselnd), aber es fehlen die Phasen der Halluzinationen und auch die schizophrenen Denk- und Ich-Störungen.
Mehr weiss ich darüber leider auch nicht.

Guten Abend alle miteinander!

Als Betroffene kann ich glaube ich ertwas zum Borderline-Syndrom betragen.
Wenn ihr euch näher mit diesem Thema beschäftigt und euch einige Beiträge Betroffener zu Gemüte führt,dann werdet ihr bemerken das sehr wohl schizophrene Denk-und Ich-Störungen anzutreffen sind und es auch Phasen mit Halluzinationen gibt,wobei diese jedoch nicht so schwerwiegend wie bei der Schizophrenie auftreten und meist nur von zur kurzer Dauer sind und nach dem Auftreten nicht mehr als wirklich beurteilt werden-im Gegensatz zur Schizophrenie.
Meiner Meinung nach gibt es also durchaus Parallelen zwischen beiden.
Was desweiteren die spezifischen Ich-Störungen angeht:Beim Borderliner sind diese sehr ausgeprägt,und es gibt ein ständiges Fragen nach dem "wahren"Ich.
Mir fällt dazu eine Aussage ein die ich irgendwo einmal gelesen hab:"Wenn ich gut bin(mich gut benehme)komme ich mir vor wie meine Schwester."
Genau dies ist m.E. ein sehr grosses "Indiz" für das vohandensein einer schizophrenen Ich-Störung,wenn man nicht weiss wie man "selbst"denn gut sein kann,wie geht denn das?!
Auch die Denkstörungen werden teilweise wie die Schizophrener angesehen,z.B.Verfolgungs-,Geltungswahn usw.
Borderliner heisst übersetzt "Grenzgänger",d.h. ständiges schwanken zwischen den Extremen und dies ohne Kontrolle über die jeweiligen Emotionen.
Ein "Normaler"(bitte Nachsicht bei diesem Aussdruck)kennt Gefühle wie Freude,Glück,Traurigkeit usw.,ein Borderliner hingegen kennt zwischen Liebe(Idealisierung),Hass(Verachtung) und Depressionen keine abgemilderten Formen und falls doch dann weiss er nicht wie er diese einzuordnen hat,so das sie wiederrum ins Extreme umschlagen.
Aber ihr werdet euch ja sicherlich Infos holen falls euch diese Störung interessiert also möchte ich es vorerst hierbei belassen.

Also ein Experiment von mir an euch wie würdet ihr mir Gefühle wie Freude,Glück,Vorfreude,Neid,Missgunst und alle weiteren erklären?
So das ich sie fühlen kann-ohne mir etwas über biochem.Vorgänge und ohne Hilfe eines Wörterbuches zu sagen?!
Also allgemeiner: wie fühle ich Gefühle?

Ich hoffe ich habe meine Sicht etwas näher bringen können.

Liebe Grüsse eure Lor
 
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Alle Untersuchungen zeigen, dass diese Krankheit vererbt wird, zumindest die Veranlagung dazu. Das zeigt, dass doch eine körperliche Abnormität zu diesem Leiden führt. Äussere Einflüsse sind dann der Auslöser, aber nicht die eigentliche Ursache.
 
Hallo Lorenzo,

das, was du schreibst, ist sehr interessant. Daraus geht gut hervor, dass das Borderline-Syndrom nicht etwa eine bestimmte psychische Krankheit beschreibt, sondern eine sehr große Bandbreite an Persönlichkeitsstörungen einschließt.

Überhaupt finde ich es oftmals müßig die verschiedenen "Geisteskrankheiten" zu kategorisieren, da man damit in Gefahr läuft, dem Menschen selbst nicht ausreichend gerecht zu werden. Ich habe kurze Zeit in einer psychiatrischen Einrichtung gearbeitet und meine Erfahrung war, dass oftmals nicht der Patient als Ganzheit betrachtet wurde, sondern ein Suchen nach klassischen Symptomen erfolgte, um den Patienten dann danach in irgend eine diagnostische Kategorie einordnen zu können.

Zwar wird u.U. der Umgang mit den sog. "Kranken" durch solche Kategorisierungen scheinbar leichter und die eigentliche Hilflosigkeit, mit der wir gerade psychischen Leiden gegenüberstehen, wird somit teilweise verdeckt, allerdings gehen dafür viele wichtige Aspekte verloren, die vielleicht gerade zur Lösung eines seelischen Leidens beitragen könnten.

Wenn Ärzte behaupten, Schizophrenie sei lediglich auf biochemische Ursachen zurückzuführen, dann bringt dies für mich klar zum Ausdruck, dass man sich völlig dem Menschen und seinem individuellen Lebensweg und Umständen gegenüber verweigert. Auffallend ist hier auch die Gespaltenheit der Medizin in Psychologie und Psychiatrie. Ich kann mir diese Spaltung im Grunde nicht erklären, höchstens dadurch, dass man Menschen, mit denen man noch reden kann, anders behandelt muss als solche, mit denen eine Kommunikation nicht mehr möglich ist.

Um noch auf dein Experiment einzugehen.

Ich habe einen guten Freund, der seit einigen Jahren an einer Depression leidet. Das heißt vor allem, dass er nach eigenen Angaben große Probleme damit hat Gefühle richtig einzuordnen oder überhaupt zu empfinden. Im Grunde ist ihm das Lebensgefühl ansich abhanden gekommen. Er kann sich zwar noch sehr gut daran erinnern, dass er früher anders fühlte und sich über Dinge z.B. einfach freuen konnte, kann dies jedoch nicht mehr nachempfinden.

Ich bin nicht befähigt ihm in irgend einer Form das Fühlen zu vermitteln, selbst wenn ich mich prima fühle und mich freue mit ihm z.B. etwas unternehmen zu können, kann es sein, dass er plötzlich nichts mehr sagt, völlig insich kehrt und dies ohne ersichtlichen Grund.

Was ich damit sagen will ist, dass Gefühle weder erklärbar noch zeigbar oder übertragbar sind, wenn das Gegenüber selbst nicht zu empfinden im Stande ist. Ich kann Gefühle zwar vermitteln und empfinden, aber eben nur dann, wenn entsprechende Antennen vorhanden sind.

Begrifflichkeiten lassen sich dem Verstand nahe bringen, indem man diese erklärt, Gefühle aber können nur durch eigenes Empfinden "erklärt" werden.

Mein Freund hat durch Therapie und teilweise auch medikamentöse Behandlung mittlerweile soweit wieder zu sich selbst gefunden, dass er die Leere zunehmend ausfüllen kann und die Depression zwar noch nicht gänzlich überwunden, aber viel an Lebensqualität zurückgewonnen hat. Wichtig war für ihn Geduld und die Bereitschaft, seine Depression als Teil von sich selbst anzunehmen und damit umgehen zu lernen.

Ich hoffe mein doch etwas lang gewordener Beitrag ist nicht allzu ausufernd und kann zumindest teilweise nachvollzogen werden ;)

Viele Grüße,

Philipp
 
Zuletzt bearbeitet:
PhilippP schrieb:
Hallo Lorenzo,

das, was du schreibst, ist sehr interessant. Daraus geht gut hervor, dass das Borderline-Syndrom nicht etwa eine bestimmte psychische Krankheit beschreibt, sondern eine sehr große Bandbreite an Persönlichkeitsstörungen einschließt.

Um noch auf dein Experiment einzugehen.

Was ich damit sagen will ist, dass Gefühle weder erklärbar noch zeigbar oder übertragbar sind, wenn das Gegenüber selbst nicht zu empfinden im Stande ist. Ich kann Gefühle zwar vermitteln und empfinden, aber eben nur dann, wenn entsprechende Antennen vorhanden sind.

Begrifflichkeiten lassen sich dem Verstand nahe bringen, indem man diese erklärt, Gefühle aber können nur durch eigenes Empfinden "erklärt" werden.

Mein Freund hat durch Therapie und teilweise auch medikamentöse Behandlung mittlerweile soweit wieder zu sich selbst gefunden, dass er die Leere zunehmend ausfüllen kann und die Depression zwar noch nicht gänzlich überwunden, aber viel an Lebensqualität zurückgewonnen hat. Wichtig war für ihn Geduld und die Bereitschaft, seine Depression als Teil von sich selbst anzunehmen und damit umgehen zu lernen.

Hallo PhilippP,

das angesprochene Borderline-Syndrom ist eine Störung zwischen Neurose und Psychose(bzw.zwischen beidem schwankend),weshalb es wahrhaftig eine sehr grosse Bandbreite an Persönlichkeitsstörungen gibt und es deshalb eine Behandlung sehr erschwert wird.

Psychologen glauben,dass diese Störung nicht heilbar ist,obwohl es mittlerweile durch neuere Therapien sehr gut stabilisierbar wird.

m.E. ist aber keine noch so gute Therapie im Stande diese Störung zu beheben,WENN der Betreffende dazu selbst nicht fähig ist.
Als eigenes Beispiel biete ich mich gerne an :) .
Ich möchte nicht abstreiten,dass bei mir noch teilweise Ich-Störungen auftreten,aber dies nur noch sehr selten und auch kontrollierbar,auch die mangelnde Impulskontrolle kann m.E. gut kontrolliert werden.
Was mir dabei geholfen hat war es die einzelnen Gefühle aufzuspalten und sie absteigend (Euphorie-Glück-Freude usw.)ins Ich zu integrieren,um das ganze Spektrum der Emotionen zu "erfühlen".
Ich würde sogar sogar soweit gehen zu behaupten,dass ich mittlerweile eine höhere soziale Kompetenz entwickelt habe,als vielleicht der "normale Mensch"von der Strasse,was mir in meinem Umfeld täglich vor Augen geführt wird.
Dies alles jedoch ohne Therapie und ohne Medikamente!
Im übrigen glaube ich das heutzutage Psychologen oft vorschnelle Diagnosen stellen!(akute Zustände sind hierbei ausgeschlossen),und ich könnte annehmen,sollte ich demnächst zu einem Psychologen müssen,würde er mich fragen,was ich denn bei ihm wolle,da ich doch normaler als normal sei.

D.h. m.E.hängt alles (zumindest der Grossteil) vom jeweiligen Betroffenen selbst ab!

So,da ich mittlerweile "normal" zwecks der Gefühle agiere,werde ich es bei diesem letzten persönlichen Post belassen und mich weiterhin nur allgemein und (versuchsweise)objektiv über dieses Thema äussern.

Liebe Grüsse
Lor
 
Hallo Lorenzo,

ich danke dir für deine persönlichen Schilderungen, eigene Erfahrungen sind die Wertvollsten und ich sehe diese stets als Bereicherung an.

Wenn dein Therapeut dich als völlig "normal" einstufen sollte, dann wäre das allerdings kein guter Therapeut, denn die wohl meisten Menschen tragen Probleme mitsich herum und sind sich dessen selbst oft nicht bewusst. Und, was wichtig ist, solche Kategorien und Wertungen wie etwa "normal" und "unnormal" halte ich ohnehin für völlig banane, um es mal glasgläsern zu formulieren, jeder gute Therapeut wird mir hier beipflichten ;)

Es geht nicht um ein möglichst äquivalentes Verhalten gemessen am Verhalten der Mehrheit, sondern um dich und deine Beziehung zu dir selbst und all dem, was dein Leben und Werdegang ausmacht. Selbstheilung ist sicherlich möglich und auch ich würde von mir behaupten, dass ich vieles selbst erreicht habe, dennoch will ich nicht leugnen, dass es bestimmt noch einige Dinge gibt, die ich z.B. im Rahmen einer Therapie aufarbeiten könnte.

Ich kann dir also jedenfalls empfehlen eine Therapie, und sei es nur zur Unterstützung, in Angriff zu nehmen. Und keine Hemmungen, du gehst da nicht hin weil du "unnormal" bist, sondern weil du ein Mensch bist, der bewusst an sich arbeiten möchte und vor allem fähig ist, eigene Probleme zu erkennen und sich diesen zu stellen. :)

Viele Grüße,

Philipp
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo savenix!

Die Antwort ist ganz einfach und ist in der Frage enthalten:

Schizophrenie ist eine bio-chemische Störung die sozial determiniert ist.


mfg selbst
 
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PhilippP schrieb:
Hallo Lorenzo,

ich danke dir für deine persönlichen Schilderungen, eigene Erfahrungen sind die Wertvollsten und ich sehe diese stets als Bereicherung an.

Wenn dein Therapeut dich als völlig "normal" einstufen sollte, dann wäre das allerdings kein guter Therapeut, denn die wohl meisten Menschen tragen Probleme mitsich herum und sind sich dessen selbst oft nicht bewusst. Und, was wichtig ist, solche Kategorien und Wertungen wie etwa "normal" und "unnormal" halte ich ohnehin für völlig banane, um es mal glasgläsern zu formulieren, jeder gute Therapeut wird mir hier beipflichten ;)

Es geht nicht um ein möglichst äquivalentes Verhalten gemessen am Verhalten der Mehrheit, sondern um dich und deine Beziehung zu dir selbst und all dem, was dein Leben und Werdegang ausmacht. Selbstheilung ist sicherlich möglich und auch ich würde von mir behaupten, dass ich vieles selbst erreicht habe, dennoch will ich nicht leugnen, dass es bestimmt noch einige Dinge gibt, die ich z.B. im Rahmen einer Therapie aufarbeiten könnte.

Ich kann dir also jedenfalls empfehlen eine Therapie, und sei es nur zur Unterstützung, in Angriff zu nehmen. Und keine Hemmungen, du gehst da nicht hin weil du "unnormal" bist, sondern weil du ein Mensch bist, der bewusst an sich arbeiten möchte und vor allem fähig ist, eigene Probleme zu erkennen und sich diesen zu stellen. :)

Viele Grüße,

Philipp
es geht doch nicht darum, ob ein Mensch Probleme hat oder nicht , er im zweiten Fall dann normal wäre!!! Es geht darum, wie ein Mensch mit seinen Problemen umgeht. Sublimieren. kompensieren etc sind großartige Leistungen ohne die es wenig Kunstwerke etc etc etc gäbe. Wichtig ist doch nur, wie sehr mich Probleme dominieren. Ein Mensch kann sehr ordentlich sein, aber wenn er zu spät zur Arbeit kommt, da er 5mal nach Hause zurückging um irgendetwas zu kontrollieren was er hätte vergessen können hat er irgendwann einen Leidensdruck, wird behandlungsbedürftig. Dagegen dann der Trend, sich mit sich selbst zu beschäftigen der oft nur wiederum die narzißtische Bedürftigkeit stabilisiert (Rucksackreisende von WE zu WE in Sachen Ego) ohne aufzudecken und zu verändern eben.
 
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