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Glück>Euro x die Wurzel aus Pech

hkf8997lp

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8. April 2005
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Wollen Sie wissen, wie es dazu kommen kann, dass alle Menschen auf der Welt glücklich werden? Nein? Dann lesen Sie weiter! Tauchen Sie ein in eine fantastische und völlig absurde Geschichte:

"Was soll ich mit dem Geld? Ich meine, was hab ich schon davon ..." Der Sohn biss ein großes Stück seines Brotes ab, kaute es in ausholenden Bewegungen und setzte seinen Satz fort, ohne zu schlucken. "Außer Ärger." "Ja so nimm es doch wenigstens an, wenn ich es dir schon schenke." Seine Mutter, vom schweren Leben gezeichnet und zu Tränen gerührt, stützte sich auf den Herd. Die kleine Küche war nur von einer schwachen Neonröhre und der Straßenbeleuchtung erhellt, die durch das Fenster ihr bedrückendes Schimmern schickte.

"Geld macht unglücklich. Davon bin ich fest überzeugt."
"Du mit deinen philosophischen Torheiten. Nicht mal wenn man dir was schenkt nimmst du es an. Du wirst das Glück nicht erkennen, wenn du es vor der Nase hast. Ich weiß nicht, ob du es so finden wirst, aber du hast meinen Segen."
"Danke Mama, für dein Verständnis."
Der Sohn ging noch einmal in sein Zimmer, um seine wichtigsten Sachen zu packen. Die Mutter dachte bei sich, dass ihr Sohn zu aufrichtig und leider nicht mit übermäßiger Intelligenz gesegnet wäre. Sie blickte sich nach ihm um und steckte das Wenige, das sie für ihn gespart hatte in seine Tasche zu dem Proviant.
Sie fand es Tags darauf im Postkasten, denn ihr Sohn ließ sich nicht beirren.

Und so begann für ihn die lange Reise, auf der Suche nach dem absoluten Glück. Um ihm besser folgen zu können geben wir ihm den Namen Rudolf.

Die ersten Monate waren für Rudolf sehr ernüchternd. Er musste erkennen, dass die Welt weder glücklich, noch freundlich zu Glückssuchern ist. Aber er fasste immer wieder neuen Mut und so kam es dazu, dass er eines Tages durch seine vielen Arbeiten und anderen gelegentlichen Betätigungen am Meer ankam.
Er wusste zwar nicht welches, doch dass er dort war freute ihn. Noch nie hatte Rudolf das Meer gesehen.

Er erinnerte sich daran, einmal gelesen zu haben, dass umherwandernde Glückssuchende leicht eine Arbeit auf einem Schiff bekommen würden. Und so suchte er nach einem Schiff, das sehr weit weg fuhr. Tatsächlich bekam er einen Aushilfsjob in der Schiffsküche eines Kreuzfahrtschiffes. Rudolf glaubte sein Glück gefunden zu haben, als er mit steigender Freude zusah, wie das Schiff ablegte.


Dass er sich in dieser Annahme irrte, stellte sich schon wenige Minuten später heraus, als ihm vom Schaukeln so schlecht wurde, dass er sich unmöglich in der Küche aufhalten konnte.
"Dir ist bewusst, dass du was arbeiten musst" sagte der Chefkoch in rauem Ton zu dem armen, ahnungslosen Rudi. "Sonst bekommst du keinen Cent. Und aussteigen können wir dich auch nicht lassen." "Wieso nicht?" Rudolf rutschte das frohlockende Herz in die Hose. "Weiß nicht. Hat der Kapitän gesagt."

Rudolf versuchte sich zusammenzureißen und arbeitete drei qualvolle Wochen auf dem Schiff. Bei seiner Übelkeit zählte er jede Stunde, die er noch arbeiten müsste, um seine Fahrtkosten abzuzahlen.
An jenem Morgen, an dem das Schiff an einer kleinen Insel Halt machen würde, um Proviant zu besorgen, würde es endlich so weit sein. Er stand schon früh auf, und lehnte sich über die Reling. Die frische, kühle Morgenluft schlug ihm, zusammen mit einigen Tropfen der Bugwelle, die sich zwei Meter unter ihm befand, ins Gesicht.
Tief atmete er das würzige Seearoma ein und blies mit einem erleichterten "Ahhhh" einen weißen Nebel in Richtung der aufgehenden Sonne. Ihr Strahlenkranz erreichte gerade eine große Welle am Horizont, als neben Rudolf auf einmal ein alter Mann an die Reling trat.

"Du bist jemand, der sein Glück sucht?"
"Ja, woher wissen Sie das?" Rudolf drehte sich um und schaute dem alten Mann direkt in das von Falten zerfurchte Gesicht.
"Es steht auf deiner Jacke."
Rudolf war, muss der Leser wissen, auf seiner Reise dem Club der „Glücksseligen“ beigetreten.
"Das ist gut" setzte der alte Mann fort "denn hier bist du am richtigen Weg. Du musst auf der Insel, die wir jetzt ansteuern, den höchsten Berg erklimmen und dich zwei Wochen nur von Blättern ernähren. Dann wirst du dein Glück finden."
Mit einem wissenden und sichtlich glücklicheren Gesichtsausdruck als der von Rudolf, grinste der alte Mann die aufgehende Sonne an. Rudolf schaute auch kurz in die Sonne, doch sie blendete ihn.
"Sind sie sich sicher?" stellte er seine Frage in den leeren Raum, denn dort war niemand mehr. Verwundert blickte er um sich. Niemand war an Deck.

Es vergingen nur zwei Stunden, bis die Insel am Horizont auftauchte. Rudolf packte das Wenige, das er mitgenommen hatte und betrat den Steg, an dem das Schiff nun anlegte.


Die einzige Fremdsprache, die Rudolf ansatzweise beherrschte, war Englisch. Aber es war schwer jemanden auf der Insel zu finden, der Englisch sprechen konnte. Doch mit etwas Geduld fand er jemanden, der ihm den Weg zum höchsten Berg der Insel erklären konnte.
Der Koa-poa befand sich nur drei Kilometer von der Küste entfernt mitten im Urwald. Als Rudolf dort ankam, musste er feststellen, dass der Koa-poa ein verdammt hoher Berg war. Es dauerte Tage, bis er die Vegetationsgrenze erreichte. Die Luft dort war dünn und kalt. Doch Rudi war fest entschlossen sein Glück zu finden.

Als er am Gipfel ankam, begegnete ihm ein eigenartiger, grüner Gnom, der sich als Baum herausstellte. Durch die dünne Luft bekam Rudolf Halluzinationen. Schon nach dem ersten Tag der Blätterkur stellte sich eine bemerkenswerte Veränderung ein: Sein Körper begann zu kribbeln und er fiel tot um.

Das Nächste, was passierte war aber noch bemerkenswerter: Alles um ihn herum wurde weiß. Eine durchdringende Wärme erfasste Rudolf und er fand sich im Himmel wieder.
Vor ihm stand Gott und erhob seine mächtige Stimme um sein Wort zu verkünden: "Hallo, Rudolf."
Rudolf richtete sich auf und sah Gott mit verwundertem Blick ins Gesicht. "Du schaust ja aus wie der Mann auf dem Schiff!"
"Ich schuf euch als mein Abbild."
"Wer war das?"
"Andreas Strebsam, aber das kannst du ihn gleich selber fragen."
"Wann ist gleich?"
"In 12 Jahren 3 Monaten 6 Tagen 15 Stunden und 5 Minuten. Tut mir leid, dass ich dir da keine genaueren Informationen geben kann."

Rudolf stand auf und schaute sich um: "Der Himmel ist aber ziemlich leer."
"Wir haben gerade Mittagspause."
Rudolf nickte verständnisvoll mit dem Kopf und sagte: "Ich bin hier um ..."
"Ich weiß. Du bist hier um dein Glück zu finden. Pass auf. Normalerweise mache ich so was nicht. Aber du hattest ein schweres und viel zu kurzes Leben. Also, hier hast du das Glück."
Gott holte einen grünen Schein aus seinem Künstlerkittel und drückte ihn Rudolf in die Hand. Dieser öffnete und las verwundert: Alles Geld der Welt.

"Aber das ist ja Geld!" sagte er mit einem angewiderten Gesichtsausdruck zu Gott. Dieser grinste und lächelte Rudolf mit unendlicher Güte an: "Ja."
"Aber das Geld haben doch die Menschen erfunden."
"Und wer hat die Urheberrechte für die Menschen?"
"Das ist wahr. Aber wie kann ich mit allem Geld der Welt glücklich werden?" "Indem du es verheizt zum Beispiel. Du könntest es aber auch gerecht aufteilen. Was du damit machst überlasse ich dir."

Im nächsten Moment befand sich Rudolf wieder auf dem Berg. Er hatte einen grünen Schein in der Hand, auf dem "alles Geld der Welt" stand.
Er reiste wieder zurück zu seiner Mutter und legte den Schein auf den Küchentisch. "Das ist ja alles Geld der Welt." sagte die Mutter verwundert. „Wo hast du denn das her?“
„Von Gott persönlich. Er sagte, dass ich damit glücklich werde.“
„Ja, aber damit kannst du ja gar nichts zahlen.“
„Warum nicht?“
„Na es gibt ja kein Wechselgeld mehr. Du hast ALLES Geld der Welt!"

Und so verlor das Geld seinen Wert und jeder besaß alles, weil niemand irgendetwas besaß, das er jemals bezahlt hätte.
 
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