• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

George Orwell?

AW: George Orvell?

Wir genießen ein Ausmaß an Freiheitsgraden, das historisch einmalig ist.

Genau darauf wollte ich hinaus! Offensichtlich sind es Freiheiten, aber welche Möglichkeiten diese alle zur totalen Überwachung geben... darüber macht sich keiner Gedanken. Es werden nur die guten Seiten erwähnt... die, die unser Leben noch bequemer machen sollen - und schon sind alle dafür
 
Werbung:
AW: George Orvell?

(zwetsche, unsere Beiträge haben sich überschnitten - man wird doch noch ein Witzchen machenb dürfen :rolleyes: )

Natürlich, habe mich ja kurz vorher auch über meine eigene Nachlässigkeit etwas geärgert und auch über die mangelnde Möglichkeit, die Überschrift zu ändern. Jetzt steht er da eben, der Orvell. Vielleicht sollte ich die falsche Schreibweise als Synonym für die veränderte "Verwirklichung" der orwellschen Befürchtung verkaufen...



Denn richtig ist ja, daß sich die schleichende Entwicklung zum gläsernen Menschen viel raffinierter vollzieht, als es Orwell dargestellt hat. Er ging ja gerade von einer diktatorischen Gesellschaft aus. Es vollzieht sich aber in der Tat gerade im Rahmen der freiheitlichen Möglichkeiten. Und zu einem großen Teil machen wir - schon allein die wir hier im DF schreiben - bereitwillig mit.

Zu den Vorstößen Schäubles:

Was mich persönlich sehr irritiert, ist, daß wir uns zu sehr an die Gegebenheit der Mechanismen gewöhnen. Wir lassen uns schlichtweg suggerieren, als befänden wir uns in einer Art interreligiösem Bürgerkrieg, ständig bedroht durch Anschläge. Dabei mißachten wir, daß es - seien wir mal ehrlich - bislang kaum Anschläge in Deutschland gegeben hat. Auch wenn zu befürchten ist, daß dies nicht für immer so bleiben wird, hinterfragen viel zu wenige, ob vor dem Hintergrund die angestrebten Überwachungsmaßnahmen auch noch verhältnismäßig sind, das heißt, ob sie

1. geeignet,

2. erforderlich und

3. angesichts ihrer ja ebenfalls grundrechtsverletztenden Wirkung (Art. 2 GG) noch angemessen sind.

Ich denke, schon die Geeignetheit ist fraglich, sie halten spätestens einer Güterabwägung nicht stand.

Hört man dann noch, daß allen Ernstes von Schäuble über eine (wenn auch partielle) Abkehr von der Unschuldsvermutung nachgedacht wird, müssen wirklich alle Alarmsignale aufklingen. Hier sind wir mitten im Herz einer demokratischen und freiheitlichen Gesellschaft. Und an einem Herz rummzufummeln, bedeutet - nicht nur medizinisch gesehen - akute Lebensgefahr.

Gruß
Zwetsche
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: George Orvell?

Genau darauf wollte ich hinaus! Offensichtlich sind es Freiheiten, aber welche Möglichkeiten diese alle zur totalen Überwachung geben... darüber macht sich keiner Gedanken.
Da mach ich mir schon Gedanken - insbesondere wie dieses Paradox denn nun zusammengehen soll, gleichzeitig frei und überwacht zu sein. Entweder sind wir das eine oder das andere nicht.
Wie wär's mit einem Mittelweg? Wir sind nicht total frei - aber auch weit davon entfernt, total überwacht zu sein (was, wie ich nach wie vor behaupte, auch keiner will).
 
AW: George Orvell?

hinterfragen viel zu wenige, ob vor dem Hintergrund die angestrebten Überwachungsmaßnahmen auch noch verhältnismäßig sind, das heißt, ob sie

1. geeignet,

2. erforderlich und

3. angesichts ihrer ja ebenfalls grundrechtsverletztenden Wirkung (Art. 2 GG) noch angemessen sind.

Ich denke, schon die Geeignetheit ist fraglich, sie halten spätestens einer Güterabwägung nicht stand.

Hört man dann noch, daß allen Ernstes von Schäuble über eine (wenn auch partielle) Abkehr von der Unschuldsvermutung nachgedacht wird, müssen wirklich alle Alarmsignale aufklingen.
Wenn ich richtig Radio höre, befinden sich SPD und CDU darüber in einem handfesten STreit. Der Diskurs ist - zumindest in den gehobenen Medien - in vollem Gange.
Wir sollten wirklich nicht vergessen, dass Internetüberwachung der Schlüssel zur Verfolgung von Kinderschändern ist/sein wird. Ja, das mag populistisch klingen - aber es muss auch gesagt werden, dass diese Aspekte auch in den Medien untergehen. Die Datenspeicherung von Telefonkontakten, INternet, Handy (plus Standort!) usw. dient laut Gesetz der Verfolgung einer ganzen Menge stinknormaler Verbrechen.
Vielleicht kann man sagen: DIe Strafverfolgung versucht einfach mit der Vernetzheit und der Komplexität der Realität mitzuhalten. Es wird ihr aber nicht gelingen, sie zu zähmen...
 
AW: George Orvell?

1. Wenn ich richtig Radio höre, befinden sich SPD und CDU darüber in einem handfesten STreit. Der Diskurs ist - zumindest in den gehobenen Medien - in vollem Gange.


2. Wir sollten wirklich nicht vergessen, dass Internetüberwachung der Schlüssel zur Verfolgung von Kinderschändern ist/sein wird. Ja, das mag populistisch klingen - aber es muss auch gesagt werden, dass diese Aspekte auch in den Medien untergehen.

3. Die Datenspeicherung von Telefonkontakten, INternet, Handy (plus Standort!) usw. dient laut Gesetz der Verfolgung einer ganzen Menge stinknormaler Verbrechen.
Vielleicht kann man sagen: DIe Strafverfolgung versucht einfach mit der Vernetzheit und der Komplexität der Realität mitzuhalten. Es wird ihr aber nicht gelingen, sie zu zähmen...

Hallo Robin,

vorab: Ob nun Deine oder meine Ausführungen populistisch klingen, hängt lediglich vom Betrachter ab, darüber würde ich mir keine Sorgen machen.

zu 1) Eigentlich erwarte ich von beiden Parteien, die Gefahren zu erkennen. Es darf zudem - jedenfalls bei einer so essentiellen Frage wie gerade der Unschuldsvermutung - unter Demokraten eigentlich kein Dikussionsthema sein.
Übrigens wird von den Anhängern solch restriktiver Forderungen übersehen, daß die Schuldfrage im Recht der Gefahrenabwehr ohnehin nicht maßgebend ist, sondern die Effektivität. Auch der Unschuldige kann und darf dort doch bereits - mit gutem Grund - in Anspruch genommen werden.


zu 2) Ich glaube nicht, daß es der Schlüssel zur Bekämpfung von Kinderschändern ist.

Sicher hilfreich im Bereich derer, die sich im Netz entsprechend betätigen, also Kinderschänderringe, aber da gibt es doch auch heute schon Möglichkeiten, nur die setzen eben - mit gutem Grund - einen Tatverdacht voraus.

Außerdem spielt sich ein Großteil sexuellen Mißbrauchs von Kindern und auch Erwachsenen genau dort ab, wo es viele scheinbar nicht vermuten wollen: In den Familien, jedenfalls nach meiner Erfahrung und die das werden auch viele im Strafrecht tätigen nicht bestreiten: In der Anonymität (Nachbarn wollen nichts hören/sehen/wissen) ebenso wie der falschen Rücksichtnahme (Mutter denkt nicht drüber nach, was Vater/Freund im Zimmer des Kindes nachts zu suchen hat) liegen mMn. die ganz großen Probleme. Oft kommen Dinge ans Tageslicht, wenn die Familien einer Sozialkontrolle unterzogen werden (z.B. Familienhilfe). Dort besteht die Chance, daß sich das Kind öffnet. Auch muß der Umgang der Rechtspflege mit Opfern deutlich verbessert werden. Sicher wird dort viel versucht, aber es reicht noch lange nicht aus, gerade einem Kind zu ermöglichen, dort Hilfe zu suchen.

Auch ist Prävention gerade hier ein ganz wichtiger Faktor. Ich habe letzte Woche eigens bei einer Runde zur Bekämpfung von Jugendkriminalität erfahren, daß gerade bei ganz jungen Tätern die Sexualdelikte ganz rapide zunehmen. Gründe hierfür sahen fast alle einhellig in der enormen Verbreitung pornographischen Materials, das im Netz und auch per Handy immer stärker auch den jüngsten zugänglich ist.

Aber worin liegt denn der Grund für diese Versäumnisse?
Im Elternhaus (bzw. das was dort oft nur noch übrig ist), dort findet die Abstumpfung statt, teils aus Zeitmangel teils aus schierer Blödheit oder Ignoranz.

Und im Geld, wie so oft, denn hier, wird ordentlich gespaart. Scheinbar will immer noch niemand begreifen, wie teuer die Gesellschaft die repressive Form der Verbrechensbekämpfung im Gegensatz zu der weitaus ökonomischeren präventiven Form kommt. Ist eigentlich schon jemadem in den Sinn gekommen, daß es unzählige Straftäter gibt, die, erst einmal in die Mühle des "labeling aproach" geraten, überhaupt nicht mehr durch irgendetwas abzuschrecken sind.

Die Vorhaben, die ich kritisiere, lenken davon aber ab.

zu 3) Sicher würde ein totaler Überwachungsapparat viele Verbrechen/ Vergehen effektiver bekämpfen, aber zu welchem Preis denn?

Viele Grüße
Zwetsche
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Werbung:
AW: George Orvell?

Wir sind nicht total frei - aber auch weit davon entfernt, total überwacht zu sein (was, wie ich nach wie vor behaupte, auch keiner will).

Niemand erwartet, dass wir die gleiche Meinung besitzen, sonst müssten wir ja nicht hier im DF sein!
Sicher WILL keiner überwacht werden, aber wann hat einen Machthabenden schon jemals interessiert, was seine Untergebenen wollen?
Aber gerade diese Freiheiten können (!) sich bei näherem Hinsehen als negativ herausstellen. Die Kunst heißt einfach nur Überredung-Werbung-Propaganda.
 
Zurück
Oben