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Das Schiefmaul Sarrazin


Dem Volk auf's Maul geschaut?


In der von Feuerdrache verlinkten Diskussion auf "Power of Politics" wird in einem Beitrag berichtet,
dass von "Financial Times Deutschland" Ende August eine Meinungsumfrage durchgeführt wurde,
bei der die Aussage

"Sarrazins Deutschland-Analyse ist ... "

zu ergänzen war.

Von den 17220 abgegebenen Stimmen wählten als Ergänzung:

54 % ... gut und richtig

30 % ... ein Denkanstoß

10 % ... gefährliche Ausländerhetze

06 % ... überwiegend Unsinn


Caveat:

Dem Bericht war nicht zu entnehmen, inwieweit die abstimmenden Personen
den Inhalt des Buches von Sarrazin überhaupt kannten;
und ob die Leserschaft von "FTD" einen repräsentativen Querschnitt
der deutschen Gesamtbevölkerung darstellt, ist ebenfalls einigermaßen fraglich.

Die "BILD-Zeitung" hätte möglicherweise ein aussagekräftigeres Meinungsbild liefern können. :)


Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.

 
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Identität des modernen Halbtürkennegers.


Zur Debatte über Integration bzw Assimilation auch einmal ein Stimungsbild aus der Zuwanderer-Perspektive.

Atakan schrieb:
mein Beitrag aus dem türkischen vaybee.de forum:

Moderne ist ein zivilisatorischer Zeitgeist, der per definitionem das wiederspiegelt
was herrschaftspolitisch vorgegeben ist.

Moderne ist nichts Spezifisches, nicht nach dem Wortlaut, sondern wird durch
gesellschaftliche Rahmenbedingungen erst zum spezifischen Inhalt.

Die Tatsache, dass die westliche Kulturzivilisation den Globus wie einen Äther durchzieht,
ihn regelrecht kaputtpenetriert, und die Öffentlichkeit durch eigene Begriffe und gesellschaftliche
Konzepte (Mc Donald, Popmusik, Demokratie, freie Marktwirtschaft) besetzt,
lässt uns im Zuge einer kurzen Sozialisationsphase, die wir Erwachsenwerden nennen, glauben,
dass jene Lebensform in irgend einer abstrakten Weise als modern zu gelten hat;

denn - so denkt unser kurzschliessender Verstand - diese Kultur scheint welt-gesellschaftlich
die dominante zu sein und damit qualifiziert sie sich zu dem, für was wir sie heute betrachten:
die ultimative Lebensweisheit: die Moderne.

Der anschauliche Zusammenhang ist jener:

Entweder du wirst ein moderner *****, der seine Sprache, seine Religion, seine Traditionen
und seine Kultur verliert, weil er sich als unzeitgemäß betrachtet;

oder du wirst ein Halb-Türke der im nebulösen tiefschläfrigen Dunst des Halbwissens versucht,
seine Identität umzudeuten, um einerseits den eigenen subkulturellen postmodernen Schick der Abgrenzung
zu anderen zu bewahren ("seht her ich bin Türke"), und andererseits sich aber gesellschaftlich
alle Optionen offen zu halten indem wir immer wieder das Bekenntnis zur Moderne formulieren
und uns dabei vorheucheln, dass unsere Identität und unsere Wurzel in irgendeiner Form
kompatibel zur westlichen Kulturherrschaft sei.

Diese Verwirrtheit drückt sich manchmal in verunglückten Ergüssen kurzdenkender Türko-***** aus:
"Islam ist Demokratie", "im Koran steht nicht geschrieben, dass Frauen Kopftücher tragen müssen",
etc...

Wir sagen solche Dinge, weil wir es so wahrhaben wollen.

Der Islam muss schließlich irgendwie zu meiner Lebensform passen, alles andere ist Extremismus.

Der Extremist ist, wenn man konsequent zu Ende denkt, der, der seiner Wurzel am nähesten ist.

Ihm spricht der moderne Türke aber per se jede Glaubwürdigkeit ab,
da dieser ja nur zu Machtzwecken so gläubig ist und nur einem "pervertierten" Islam nacheifert.

Wir sollten die Dinge etwas abstrakter begreifen, den historischen Blickpunkt nicht vergessen,
um zu deuten, warum wir heute so denken wie wir denken.

Der ***** in Amerika tanzt auch nicht mehr seine Regentänze,
und schon gar nicht laufen diese halbnackt herum und klettern auf Bäumen.

Auch unter uns Türken wollen einige immernoch auf Bäumen herumtanzen,
weil sie glauben, das sei ihre Wurzel, das sind sie.
Und da gebe ich ihnen vollkommen recht.

Wir sollten nicht modern sein, wir sollten nicht westlich sein,
und wir sollten aufhören uns zu belügen, nur um die Etikette "moderner Türke"
jedem Deutschen gierig unter seine Nase halten zu können.

Ich gehe davon aus, dass viele nicht so richtig verstanden haben was sie sind.

Die einzigen Identifikationsindikatoren sind Nachname und Vorname geworden.

Wir pflegen nicht mehr unsere Vergangenheit, die so lange gebraucht hat
bis sie uns letztlich produziert hat.
So Viele vor uns haben überlebt, damit ich zu den Gebär-Schmerzen meiner Mutter
einen selbstgefälligen Rülpser-Schrei von mir entlade, und dreist den Mittelpunkt
meines Seins mir anreisse, ohne dankbar zu sein für das was war, und wie das was war lebte,
und welche Überzeugungen es hatte.

Nein, heute sind wir modern und dürfen auf Traditionen scheissen,
weil die vor 50 Jahren eh dazu qualifiziert waren,
nur halb so intellektuell wie wir heute zu sein.

Alles was war, ist nicht so fortschrittlich und toll wie heute.

Ist doch einfach: MTV ist heute und damit cool.

Am zitierten Text wurden von mir lediglich formale Änderungen zwecks Verbesserung der Lesbarkeit vorgenommen.


Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.

 
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