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Auf Messers Schneide

Janosch

Member
Registriert
23. Juni 2006
Beiträge
102
Von Weitem spür' ich schon ein Zerren, Ziehn in meiner Nase -
ein modriger Gestank zersägt die Luft in schwere Stücke,
ein kleines Tier schlüpft raschelnd rasch durch eine schmale Lücke
ins Wurzelwerk des großen Baums; weitab von Mensch und Straße.

Ich klammre mich an müden Schein aus meiner Taschenlampe.
Die Nasenflügel weiten sich, mit jedem Schritt wird's schlimmer,
es heult der Wind, er jagt ins Ohr sein schauriges Gewimmer
und ganz verstört erstrahlt mein Licht: es zeigt auf eine Wampe,

die aufgetan durch saub'ren Schnitt dem Leben wurd' entwendet,
in eig'ner Lache badet sie, die Innerei'n zerfressen -
und Maden wüten nach wie vor, von Fäulnis wie besessen.

Ich muss hier weg, doch bin ich starr, das Atmen ausgeblendet,
es scheint mein ganzes Blut vom Kopf mir in den Fuß zu sacken -
und da: es streichelt eine kalte Hand mir über'n Nacken...
 
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AW: Auf Messers Schneide

Janosch,
Das ist sprachliche Gestaltungskraft -- das Grauen angemacht am Erleben in der nächtlichen Natur

und trotzdem ironische Distanz:

Von Weitem spür' ich schon ein Zerren, Ziehn in meiner Nase
es heult der Wind, er jagt ins Ohr sein schauriges Gewimmer
und ganz verstört erstrahlt mein Licht: es zeigt auf eine Wampe,
und da: es streichelt eine kalte Hand mir über'n Nacken..
 
AW: Auf Messers Schneide

Von Weitem spür' ich schon ein Zerren, Ziehn in meiner Nase -
ein modriger Gestank zersägt die Luft in schwere Stücke,
ein kleines Tier schlüpft raschelnd rasch durch eine schmale Lücke
ins Wurzelwerk des großen Baums; weitab von Mensch und Straße.

Ich klammre mich an müden Schein aus meiner Taschenlampe.
Die Nasenflügel weiten sich, mit jedem Schritt wird's schlimmer,
es heult der Wind, er jagt ins Ohr sein schauriges Gewimmer
und ganz verstört erstrahlt mein Licht: es zeigt auf eine Wampe,

die aufgetan durch saub'ren Schnitt dem Leben wurd' entwendet,
in eig'ner Lache badet sie, die Innerei'n zerfressen -
und Maden wüten nach wie vor, von Fäulnis wie besessen.

Ich muss hier weg, doch bin ich starr, das Atmen ausgeblendet,
es scheint mein ganzes Blut vom Kopf mir in den Fuß zu sacken -
und da: es streichelt eine kalte Hand mir über'n Nacken...

Erst heute entdecke ich dieses schaurig-schöne Gedicht.

Ich nehme an, dass du all das wirklich erlebt hast. Oder?

Der letzte Satz dürfte eine aus dem Schrecken geborene Halluzination sein. Könnte ich mir vorstellen.

Weiterhin viel Erfolg!

suche
 
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AW: Auf Messers Schneide

@ marianne: schön, dass du dennoch die ironie aus den zeilen hervorkramst. denn allzu böse is das gar nicht, was ich da zu beschreiben versuche...

@ suche: nein, zum glück hab ich selber sowas nicht erlebt. es ist vielleicht eine art übertreibung, es ist die angst, die einen ereilt ab und an. es könnte ja beim nachhause weg mitten in der nacht jemand im gebüsch stehn und...bahh. zugeschlagn, schon is alles aus und vorbei. ich hab mir das bild ausgesucht, was vielleicht etwas übertrieben scheint, um allgemein die angst auszudrücken, die einen überkommen kann. freue mich, dass es so authentisch rüberkommt. :)

grüße Janosch
 
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