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Wie hat sich euer Leben durch Philosophie geändert?

Suchender

New Member
Registriert
15. Mai 2006
Beiträge
4
Guten Tag!

Ich bin neu hier,noch sehr jung und sehr interessiert in selbstreflexion
Psychologie und vor allem Philosophie, was nicht zu letzt daran liegt dass ich
große Integrationsschwierigkeiten in meinem Leben hatte/habe.
Ich fühle mich verloren in der Welt,da ich keine Konversationspartner und keine möglichkeiten finde meine Interessen mit jemandem zu teilen und umzusetzen. Dies trieb mich in melancholie und tiefere Depressionen.
Seit dem tauche ich immer tiefer in Kunst,Literatur und vor allem Musik ein.
Nun hatte ich mir überlegt mich ausgiebiger dem Thema Philosophie zu widmen,um mein Bewusstsein zu erweitern und anders mit der Welt umzugehen,doch bin umgeben von glücklichen Menschen die sich über sowas nie Gedanken machen,was natürlich ein Wunschtraum wäre,doch habe ich nicht das Gefühl,dass das jemals so sein wird.

Meine Fragen an euch wären nun:"Wie hat sich euer Leben verändert seitdem ihr euch mit dem Thema beschäftigt?.Was hat sich verbessert oder verschlechtert?.Glaubt ihr noch daran oder lebt ihr gar ein unbeschwertes Leben?

Ich habe gemerkt,dass die Leute hier respektvoller mit ernsteren Themen umgehen als in den meisten Foren und wende mich darum vertrauensvoll an euch.Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen
 
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Guten Abend Suchender,

lass es mich mit den Worten Blaise Pascals sagen: Es scheint du suchest nicht das Ding, sondern das Suchen nach ihm.

Möchtest du in der Philosophie einen Ausweg suchen? Das wird sehr schwierig. Was du beklagst - Der Mangel an Kommunikationsmöglichkeiten und Inressenten! - wird sich durch die Flucht vor den eigentlichen Problemen nur verstärken.
Ehrlich, deine Worte erinnern mich stark an einen Menschen der ich vor kurzem selber war: Melancholisch suchend fühlte ich mich ganz allein in einer unwirklichen Wirklichkeit. Aber: Du wirst den Schlüssel nicht dort finden können wo du Licht zu sehen meinst, sondern dort, wo er verloren ging.

Zu deiner Frage: Die Frage nach dem Sinn, nach Wirklichkeit und Erkenntnis haben meine Situation nur verschlechtert. Umfang und Tiefe des Loches vergrößerten sich. Zu viele Fragen, zu wenig Antworten. Es wird Menschen geben, die dir anderes erzählen. Das waren meine Erfahrungen. Jung, suchend und ohne Zugehörigkeitsgefühl. Da ich schon einmal mit (hier ungeliebten) Zitaten angefangen habe, lass mich noch eines hinzufügen:

Zuerst wollte ich das Leben erobern,
aber es besiegte mich. -
dann versuchte ich das Leben zu ergründen, aber ich verlor mich in seiner Unendlichkeit. -
Schliesslich meinte ich das Leben sorgfälltig einteilen zu können,
aber es entzog sich mir. -
Doch endlich, zögernd und unbeholfen, versuchte ich das Leben zu lieben
da umarmte es mich mit überwältigender Liebe.
Autor: Unbekannt

Zur Krönung ein Ausschnitt des aktuellen Tracks von Naidoo:

...Wenn Angst deine Sinne verwischt,
weil du merkst dass selbst der hellste Stern
am Himmel erlischt, du den Mut und all die Zuversicht verlierst und du spürst das irgendwas in dir zerbricht, dann hör auf die innere Stimme, die spricht. Hinder sie nicht,
denn sie weiß, wie es dir geht,
zeigt dir den Weg zurück nach Haus,
du kennst ihn auch, erinnere dich,
an das was du längst weißt.

Und was eigentlich keine Frage ist, du bist nicht schwach,
du weißt wie stark du bist. Also ruf das wach was eingeschlafen ist.
Das leben ist schwer zu durchschauen und fühlt sich unreal an, so als wäre es ein Traum
und weißt nicht wirklich, wer nun Freund oder Feind ist. Und es fällt schwer zu vertrauen aber mach dir bewusst,
dass du all diesen Frust vielleicht noch sehr lang standhalten musst. Du brauchst ein starkes Herz aber kein hartes, sonst wird es kalt in der Brust.

Eins haben Feiglinge nie erkannt,
man kann wachsen am steigenden Widerstand. Also sei wie ein Krieger, man,
nimm wieder am Leben teil und peil deine Ziele an.
Denn auch wenn die Umstände widrig sind, kannst du Pläne zu schmieden beginnen.

Egal wie groß die Risiken sind,
all dein Einsatz wird sich lohnen,
denn es gibt viel zu gewinnen,
du spürst es tief in dir drin.
Wenn die Melodien
dieser Lieder erklingt,
deine Seele umarmen und die Tränen der Wahrheit zu fließen beginnen,
siehst du den Sinn...

Mfg Patrice :)

PS: Walter, sorry der vielen Zitate!!!
 
Danke Patrice!

Hat mir schon geholfen, sind alles Zitate der Art die einem ganz plötlich ein gutes Gefühl geben.
Doch eine Frage,hoffe mal das ist nicht zu persönlich,du schreibst
das erinnert dich an deine damalige Lebensweise.
Wie bist du daraus gekommen?
War es einfach Einstellungssache oder hattest du Personen die dir Halt und
ein gutes Gefühl gaben?
Mir ging es zeitweise auch gut,doch habe ich vor längerer Zeit meine einzige wirkliche Vertrauens- und Bezugsperson verloren.
Hätte mich daamals beinahe in Richtung gefühlstoter Einzelgänger entwickelt.
Ist es deiner/eurer aller Meinung nach überhaupt erstrebenswert bzw.
theoretisch möglich ohne tiefere Beziehungen zu anderen Individuuen
glücklich zu werden?
 
Hallo Suchender,

auch ich habe mich in deinen Beiträgen wieder erkannt. Immer mehr merke ich in letzter Zeit, dass ich persönlich mein Lebensglück nicht durch andere Menschen finde - gewiß ist dies nicht in irgendeiner Form der Abhängigkeit gemeint; vielmehr habe ich realisiert, dass ich meine eigene Authentizität durch andere nicht leben kann, weil ich zu anders und zu verschieden bin.
Wie auch du habe ich mich in eine Welt aus Musik und Literatur, Kunst und Philosophie "geflüchtet", denn hier fühle ich mich verstanden, erkenne mich wieder und sehe meine Bedürfnisse erfüllt und das macht mich glücklich.

Nach einer Reihe von Enttäuschungen und immer wieder kehrenden Verletzungen bin ich letztendlich zu der Überzeugung gelangt, dass es keine tiefe Bindung zu anderen Menschen braucht, um glücklich zu werden. Sicherlich ist das ein Weg, der nicht die Norm ist und der bei vielen auf Unverständnis stößt, aber letztendlich ist es für mich das einzig richtige ...

Alles Gute wünscht
Cherubina
 
Hallo Suchender,

auch ich suche noch meinen Platz in der Welt und die Philosophie hilft mir dabei. Allerdings habe ich in letzter Zeit immer stärker gemerkt, dass man die Dinge auch "verphilosophieren" kann.

Manchmal, so glaube ich persönlich, sollte man einfach nur leben ohne groß zu denken. Mit Freunden oder der Familie einfach nur zusammensitzen.
Mit neuen Menschen Gespräche führen.
Die Natur genießen. Einfach annehemen, was das Leben einem bringt.

Dann wieder gibt es Momente, in denen man nachdenken sollte. Wie man lebt, ob man sich richtig verhält, was man ändern kann, etc.

Aber, ich persönlich glaube, dass man die Philosophie, wie auch die Religion richtig "dosieren" sollte.

Ich persönlich habe es festgestellt, als ich mich der Religion und der Philosophie stärker zuwandte:
Irgendwann stellte ich fest, dass ich mir nur noch gedanken über Gott machte und immer träger wurde.
Das war für mich ein Zeichen, wieder mehr zu leben und weniger zu denken. Auch wenn mir das nicht immer gelingt.

Ich denke, die Philosophie sollte dazu da sein, das Leben zu kommentieren, aber nicht zum Lebenssinn zu werden.

Dennoch: Die Philosophie, so glaube ich, bietet ganz neue Blickwinkel auf das Leben, und es lohnt sich, sich mit ihr zu beschäftigen.Ob sie das Leben positiv oder negativ beeinflusst ist eine Frage der Dosierung

Mfg
Sunnyboy
 
Es werde Licht!

Die Philosophie zeigte mir zunächst, dass auch andere Menschen das Bedürfnis haben, sich mit grundlegenden Lebens- und Sinnfragen zu beschäftigen. Philosophen eben.
Das ist, je nach Alter und sozialer Umgebung - keine Selbstverständlichkeit. Die Beschäftigung mit Philsophie ist größtenteils die Beschäftigung mit Paradoxien: Das Theodizee-Problem. Die Frage nach dem Glück, und warum es nicht alle haben können, obwohl sie das Recht und die Möglichkeiten haben. Die Frage nach der Liebe und warum sie erst als Gefühl sich beruhigen muss, um als Idee zu bestehen. DIe Frage nach der gerechten Verteilung und warum gerade sie scheitert, wenn sie in einem System (Sozialismus) festgeschrieben ist. Die Frage, warum wir umso mehr nach Einheit streben, desto mehr wir die Erfahrung machen, dass sich alles über Unterschiede definiert.
Die Philosphie gibt Auskunft darüber, dass Paradoxien normal sind und keine persönlichen, unausweichlichen Probleme.

Ferner gibt mir die Philosophie, wenn man intensiver eintaucht und sich entscheidet, irgendwann ein System, nach dem man alles oder wenigstens das Meiste prinzipiell zu erklären können glaubt. Man stellt dann aber fest, dass auch Andere Erklärungssysteme haben, nach denen sie auch alles erklären können. Und irgendwie scheinen sie resistent gegen die Widersprüche ihrer Ansichten zu sein, die man selbst evident aufzuzeigen können glaubt.
Daraus dann die richtigen Schlüsse zu ziehen, ist fast schon wieder ein höheres Ziel der persönlichen Philosophie... ;)
 
Ich kann mich dem von Robin Gesagtem weitestgehend anschließen.

Schon als sehr sehr Jugendliche war ich neugierig auf das Leben und die Zusammenhänge, die sich mir vor allem in der strukturellen Bedingtheit des menschlichen Handelns zeigten.
Und seit damals verfolgt mich ( in des Wortes engster Bedeutung) die Frage nach dem Warum. Ich habe sie bis heute nicht gelöst, werde sie wohl nie lösen können.
Warum zeigt sich mir etwas so und dem anderen wieder ganz anders?
Im Verlaufe der Oberschulzeit und des Studiums kam ich dann ebenfalls mit systematischen Welterklärversuchen in Berührung und erkannte auch, dass Dauer nur im ( Perspektiven)wechsel liegt.Das war mitunter schmerzlich, wenn ich mich von lieb gewonnenen Erkenntnisssen trennen musste, weil ich sie eben aus anderen Blickwinkeln zu sehen begann. Und in dieser Phase stecke ich immer. Deshalb kann ich nur sagen: mein Leben hat sich immer an den Fragen, die ich mir mit Hilfe vieler Philosophen zu stellen lernte, neu adjustiert. Da ist nie irgend ein Bruch.

Und ähnlich wie Robin - ich möchte jetzt den Begriff Paradox vermeiden - lerne ich immer mehr, dass immer alles alles ist und wir nur neugierig bleiben müssen auf das, was andere denken.

Wir sind uns Bewegendes in ständiger Bewegung.
Liebe Grüße

Marianne
 
Hallo Suchender,

ersteinmal empfinde ich die Philosophie natürlich nicht als etwas schlechtes; ganz im Gegenteil. Es war halt so, dass die Philosophie mir zum damaligen Zeitpunkt nicht gut getan hat.

Es waren tatsächlich Freunde die mich aus dieser Depression herausbegleiteten. Zuvor hatte ich mich von allen zurückgezogen, dachte niemand verstünde mich, dachte niemand wollte mich verstehen. Ich blieb allein, las viel, rauchte den einen oder anderen Joint und dachte melancholisch: Warum ist es so schwierig glücklich zu sein? Und: Ist das Glück der mich umgebenden Personen vorgetäuscht?
Heute glaube ich, dass es das nicht ist. Der sonnige Typ :) hat es wunderbar beschrieben:

Manchmal, so glaube ich persönlich, sollte man einfach nur leben ohne groß zu denken. ...
Die Natur genießen. Einfach annehemen, was das Leben einem bringt.

Wie kannst du dich selber erkennen? Sind es materielle Dinge? Für Karl Marx war es die Arbeit. Für mich sind es Beziehungen. In den Beziehungen zu anderen Menschen kannst du sehr viele Dinge über dich selbst erfahren, lernst nebenbei viele Dinge dazu und viele super Menschen kennen. Die Empathie spielt dabei eine wesentliche Rolle. Es gibt diesen schönen Satz: Der Weg ist das Ziel. Manchmal bevorzuge ich mir zuerst ein Ziel zu setzen und dieses dann anzustreben. Wer möchtest du sein? Was hält dich davon ab, dieser Mensch zu sein? Wie kannst du dieser Mensch werden?
Natürlich kannst du das Glück ohne Beziehungen zu anderen Menschen finden. Ich denke, dass das schwierig ist und sehr viel Anstrengung verlangt. Was wenn dir irgendwann bewusst wird das du möglicherweise einen falschen Weg gegangen bist? Ein Netz aus Freundschaften kann dich beschützen, wenn du fällst.
Vor kurzer Zeit las ich das Buch "Wie man Freunde gewinnt" von Dale Carnegie, er schreibt darin: "Jeder Mensch ist mir in irgendeiner Beziehung überlegen und ich kann von ihm lernen." Für Freunde gilt das auch.

Ich kann dir nur sagen: Liebe das Leben und lebe es, etwas anderes bleibt dir nicht übrig.

Mfg Patrice :clown2:
 
Hallo und Danke an alle die sich mit meinen Fragen auseinander gesetzt haben!

Verwundert hat mich vor allem, dass bei all unseren beschriebenen Situationen trotz ihrer unterschiedlichen Art die Gemeinsamkeit zu erkennen war,dass wir eine unerklärliche Leere spüren/spürten die durch Philosophie,Kunst,Kommunikation und ähnliches gefüllt wird/würde.
Alles Beschäftigungen die einen mit sich selbst oder seiner Umwelt konfrontieren,obwohl alle Primärbedürfnisse und viele Sekundärbedürfnisse
erfüllt sind.

Könnte man demnach sagen,dass der Menschschliche Geist einen verschieden stark ausgeprägten inneren Widerstand gegen Monotonie in sich trägt und diesen mit solchen Mitteln auszugleichen versucht?
 
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Die Philosophie ist etwas wunderbares. Wenn man sich etwas intensiver mit ihr beschäftigt kann sie gar lebenserfüllend sein.
Sie gibt einem immer wieder verschieden Denkanstöße und kann helfen die Welt zu verstehen so wie sie ist.
 
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