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wie gehe ich denkend mit mir selbst um?

scilla

Well-Known Member
Registriert
19. April 2003
Beiträge
6.927
die zugrundeliegende Formulierung findet sich in der Einleitung
zu Karl Jaspers 'Existenzphilosophie' (drei Vorlesungen aus dem Jahre 1937)

gehe ich also mit meinem Gefühls- und Denkapparat streng oder locker um?
(eine derartige Frage hatte JASPERS aber nicht im Sinn)​

er wollte wissen, wie die Philosophie aus dem menschlichen Gefühls- und Denkapparat heraus begründet werden kann

folgende Sackgassen kannte er schon:
auf Seite 2
  • der Wille zur Selbsterfahrung des Seins konnte sich verkehren in eine Befriedigung am nur Vitalen
  • der Wille zum Ursprung in eine Sucht zur Primitivität
  • der Sinn für Rang in einen Verrat der echten Wertordnungen
die Adressaten sind mir nicht ganz klar
  • die Anthroposophen oder die Hedonisten ?
  • die Marktwirtschaftler oder die Nazis ?
  • die Gutmenschen oder die Konservativen ?

sein eigener Weg jedenfalls genügt nicht seinen eigenen Ansprüchen
  • Kapitel 1: das Sein des Umgreifenden
  • Kapitel 2: Wahrheit
  • Kapitel 3: Wirklichkeit
nun gibt es aber zwei Dinge,
die meinem Selbst als Junge und später dann als Student bewusst geworden sind
und die dementsprechend existenzialistisch sein müssten
  1. bezogen auf einen Sachverhalt
    die Unterschiedung von vier verschiedenen Sichtweisen
    (von außen - von innen - langfristig - kurzfristig)
  2. bezogen auf die Erfahrungen als zoon politikon
    die Unterscheidung von vier verschiedenen Gesprächsergebnissen
    (dialogisch - dialektisch - hermeneutisch - dualistisch)
1.1. Kategorien des Denkens
Wir sind und bleiben Menschen und wir können nur das verstehen, was menschlichem Denken entspricht.
Die Fixpunkte unseres Denkens sind die Kategorien. Ohne diese könnten wir nicht begründen.
Begründungen werden im Idealfall sprachlich vorgetragen, es entsteht ein Gespräch.
1.1.1. dialogisch
Zwei Menschen sprechen miteinander über dieselbe Sache, aber aneinander vorbei.
Es gibt jedoch keinen Anlass zum Streit. Irgendwie scheinen die beiden aus verschiedenen Kulturen zu stammen.
Jede der beiden Geisteshaltungen wirkt selbständig genug, um von einem Dritten als bedeutsam anerkannt zu werden.

1.1.2. dialektisch
Zwei Menschen sprechen miteinander über dieselbe Sache, und es wird laut.
Im Wortgefecht gibt es neben den Streitpunkten durchaus Gemeinsamkeiten.
Ein Dritter ist der vielen Thesen und Antithesen überdrüßig und wünscht sich endlich Ruhe.
Er entwickelt daher eine Synthese, die beide Parteien vollständig erklärt und damit überflüßig macht.

1.1.3. hermeneutisch
Ein Mensch spricht in Rätseln. Ein Zweiter versucht spontan, die Rede zu seinen Gunsten auszulegen.
Ein Dritter schließlich ergründet die wahren Absichten des Redners.

1.1.4. dualistisch
Zwei Menschen sprechen miteinander über dieselbe Sache, und es wird laut.
Ein Dritter weist darauf hin, daß der Streit nichts bringen kann,
da die beiden Streithähne in wirklich Allem konträr zueinander stehen.
1.1.4.1. komplex
Der Streit hat eine lange Geschichte.
Die Schlichtung eines Streitpunktes entfacht an anderer Stelle einen bereits Vergessen geglaubten Händel.
1.1.4.2. einfach
Der Streit hat eben begonnen.
Die Sache hat sich noch nicht verfahren, eine Schlichtung scheint erfolgversprechend zu sein.​
 
Zuletzt bearbeitet:
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AW: wie gehe ich denkend mit mir selbst um?

hoch interessante Thema, scilla. Aber, der Reihe nach.

folgende Sackgassen kannte er schon:

der Wille zur Selbsterfahrung des Seins konnte sich verkehren in eine Befriedigung am nur Vitalen
der Wille zum Ursprung in eine Sucht zur Primitivität
der Sinn für Rang in einen Verrat der echten Wertordnungen

da stellt sich mir die Frage, ob ein Motiv bereits dadurch widerlegt werden kann, dass es Alternativen gibt?
 
AW: wie gehe ich denkend mit mir selbst um?

Bewegung als existenzialistische Philosophie?

passend zu dialogisch-dialektisch-hermeneutisch-dualistisch

Möglichkeit 1 SITZUNG
Runde
Gemeinde
Segen
Bote

Möglichkeit 2 TANZ ~ Thearpie
Exotik (Erotik, Verlangen)
Paar (Paarung, Vereinigung)
Formation (Ritual, Verzückung)
Anziehung (Erregung, Verhexung)

Möglichkeit 3 TANZ ~ Musik
Schwung
Partner
Solidarität
Beat

Möglichkeit 4 PFLUG
verschieben
mischen
eintauchen
drehen

Denk-Mechanik-Schrauber bei Lockerungsübungen ?

man muss sich nur zu helfen wissen
 
AW: wie gehe ich denkend mit mir selbst um?

da stellt sich mir die Frage, ob ein Motiv bereits dadurch widerlegt werden kann, dass es Alternativen gibt?

JASPERS berichtet in der Einleitung,
daß die Philosophie der letzten hundert Jahre (also seit 1837) dem philosophisch interessierten Studenten nichts bringt,
daß diese Studenten demzufolge etwas anderes studiert haben,
dort aber philosophisch entäuscht wurden
und jetzt von dort (den Wissenschaften) wieder Philosophisches einbringen

die von ihm Aufgelisteten sind den Umweg über die Wissenschaften nicht gegangen
und haben deshalb der Existenz-Philosophie nicht geholfen

auf Seite 2
  • der Wille zur Selbsterfahrung des Seins konnte sich verkehren in eine Befriedigung am nur Vitalen
  • der Wille zum Ursprung in eine Sucht zur Primitivität
  • der Sinn für Rang in einen Verrat der echten Wertordnungen
 
AW: wie gehe ich denkend mit mir selbst um?

was bedeutet das? Dass philosophische Erkenntnisse vergangener Jahrhunderte vor dem Hintergrund unserer heutigen Gegebenheiten wertlos sind? Dass das Fach Philosophie eigentlich nur historische Gedanken widerkäuen und Definitionen liefern kann?

Die Existenzphilosophie ist ohnehin im Bereich des Glaubens angesiedelt, wo sie auch immer bleiben wird.
 
AW: wie gehe ich denkend mit mir selbst um?

1. was bedeutet das? Dass philosophische Erkenntnisse vergangener Jahrhunderte vor dem Hintergrund unserer heutigen Gegebenheiten wertlos sind?
2. Dass das Fach Philosophie eigentlich nur historische Gedanken widerkäuen und Definitionen liefern kann?

3. Die Existenzphilosophie ist ohnehin im Bereich des Glaubens angesiedelt, wo sie auch immer bleiben wird.

Zu 1.:
:nein: Die philosophischen Erkenntnisse sind insodern nicht wertlos, als aus ihnen gelernt werden kann, welche Fragen/Themen/Probleme die denkenden Menschen früherer Zeiten beschäftigt hatten ....

Zu 2.:
:nein: Es gibt zwar innerhalb der Philosophie ein historisches Interesse, es gibt aber auch ein systematisches Interesse, das sich aus Fragen/Themen/Problemen der Gegenwart speist .... Ich denke dabei z.B. an erkenntnis- und wissenschaftsheoretische Fragen/Themen/Probleme, nicht nur im Zusammenhang mit den Naturwissenschaften (Physik/Kosmologie, Chemie, Biologie, Medizin usw.) ...

Zu 3.:
Ja, wobei die durch S. KIERKEGAARD schon im 19. Jahrhundert begründete existenzphilosophische Spur, die u.a. zu Karl JASPERS, Gabriel MARCEL, Hannah ARENDT und Nicolai BERDJAJEW führt, Glauben nicht so verstanden hatte, wie es die protestantischen und/oder katholischen Pfaffen, Priester und Popen gerne hätten ....:lachen:

S. KIERKEGAARD z.B. hatte zwar in Dänemark protestantische Theologie studiert und sich für das Pastorenamt in der dänischen Staats-Kirche qualifiziert, lehnte aber die Annahme einer Patsoren-Rolle bis zu seinem Lebensende am 11.11.1855 ab - und kritisierte als religiöser Schriftsteller scharfsinnig das bi-gotte Christentum seiner Zeit ...
 
AW: wie gehe ich denkend mit mir selbst um?

die zugrundeliegende Formulierung findet sich in der Einleitung
zu Karl Jaspers 'Existenzphilosophie' (drei Vorlesungen aus dem Jahre 1937)

gehe ich also mit meinem Gefühls- und Denkapparat streng oder locker um?
(eine derartige Frage hatte JASPERS aber nicht im Sinn)​

er wollte wissen, wie die Philosophie aus dem menschlichen Gefühls- und Denkapparat heraus begründet werden kann

folgende Sackgassen kannte er schon:

die Adressaten sind mir nicht ganz klar
  • die Anthroposophen oder die Hedonisten ?
  • die Marktwirtschaftler oder die Nazis ?
  • die Gutmenschen oder die Konservativen ?

sein eigener Weg jedenfalls genügt nicht seinen eigenen Ansprüchen
  • Kapitel 1: das Sein des Umgreifenden
  • Kapitel 2: Wahrheit
  • Kapitel 3: Wirklichkeit
nun gibt es aber zwei Dinge,
die meinem Selbst als Junge und später dann als Student bewusst geworden sind
und die dementsprechend existenzialistisch sein müssten
  1. bezogen auf einen Sachverhalt
    die Unterschiedung von vier verschiedenen Sichtweisen
    (von außen - von innen - langfristig - kurzfristig)
  2. bezogen auf die Erfahrungen als zoon politikon
    die Unterscheidung von vier verschiedenen Gesprächsergebnissen
    (dialogisch - dialektisch - hermeneutisch - dualistisch)

WOW ~ so viel Inhalt in nur so wenigen Worten ~
hier wird ja doch noch das Denken gepflegt...

Die Adressaten sind mir auch nicht endgültig klar ~
kenne auch das Werk nicht im Original ~ nur aus Sekundärliteratur...

Demnach ist die Veröffentlichungen erst im Jahre 1938 ~ was jetzt aber nicht viel ändert, kann ja die Vorlesung ein Jahr zuvor und das Werk schon zwei oder drei Jahre zuvor geschrieben bzw. begonnen haben.
 
AW: wie gehe ich denkend mit mir selbst um?

nun gibt es aber zwei Dinge,
die meinem Selbst als Junge und später dann als Student bewusst geworden sind
und die dementsprechend existenzialistisch sein müssten

[*]bezogen auf einen Sachverhalt
die Unterschiedung von vier verschiedenen Sichtweisen
(von außen - von innen - langfristig - kurzfristig)

[*]bezogen auf die Erfahrungen als zoon politikon
die Unterscheidung von vier verschiedenen Gesprächsergebnissen
(dialogisch - dialektisch - hermeneutisch - dualistisch)

bezogen auf dem Sachverhalt möchte ich noch ergänzen: multiperspektiv, also eine Kombination aus Innen-, Außen- und Umsicht...

Wie ein kugelartiges pulsierend ~
oder dem Tanz um die Mitte des Lebens :zauberer2
 
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