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was ist angst?

werwiewas

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24. Januar 2008
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4.229
nun, furcht ist der begriff für das allseits bekannte gefühl, wenn beispielsweise ein fletschender hund vor einem steht, man in einer situation ist, die auf reellem boden den furchterzeugenden zustand, auslöser unmittelbar präsentiert - hier ist das gefühl als anschieber zu verstehen, dass der mensch sich in sichere gefilde begibt, der reellen bedrohung entkommt - selbsterhaltung, ganz einfach, angreifen oder weglaufen...


die angst, um die es hier geht, die ist jedoch etwas irrationales...ein gefühl, das im menschen aufsteigt und mit der aktuellen situation nicht übereinstimmt, was das ausmaß etc. anbelangt: stichwort - übersteigert, unverhältnismäßig.


ich komme nach einem gestrigen, längeren gespräch mit einem zahnarzt/kieferchirurgen drauf. er erklärte mir, wie er in seiner arbeit tag für tag der angst der patienten entgegenwirkt, es kommen ja auch kinder zu ihm.

sein spruch war in bezug auf kinder "als erstes die mutter raus aus dem behandlungsraum, mit dem kind alleine erstmal reden, so lang die mutter mit ihm behandlungsraum ist, hast du keine chance", nun, er ist ein erfahrener mann, dem auch schon mal ein patient bei der behandlung einschläft..

in diesem gespräch kam mir ein früherer zahnarzt in erinnerung, der seinen beruf sehr liebte, und sinngemäß mal äußerte "ich hab einen schönen beruf, das ist wie uhrmacher, wenn nicht immer die angst in der zimmerecke wäre, man kommt nicht dagegen an".


nun, in dem gestrigen gespräch erklärte mir dieser mediziner, er würde alles in die hände des patienten geben, zeichen verabreden, linke hand heben, wenn er eine pause möchte, man könnte auch mit einer provisorischen sache aufhören, wenn es für diesen zu lang werden würde.

er meinte: angst ist nichts anderes, als drohender kontrollverlust und ohnmacht. es ist gar nicht in erster linie die angst vor schmerz, es ist eben das abgeben-müssen, nicht-mehr-einwirken können über das, was mit ihm, dem patienten geschieht, geschehen würde. und wenn man da sicherheit gibt, dann ist die angst weg.



ich war sehr fasziniert von dieser ansage, sehr fasziniert.


ja, was meint ihr hier? also nicht, was in büchern steht, sondern wie erlebt ihr solche situationen, überlebt diese innerlich und wie entwickelt sich das gefühlte geschehen, wenn es einen fortlauf gibt, beispielsweise eine zahnarztbehandlung, die über mehrere sitzungen geht wo klar ist, einmal mit hängen und würgen überstanden, aber man muss in 2 tagen wieder hin, dann wieder, dann wieder?

ich habs bei einem anderen arzt mal erlebt, dass ich vom behandlungsstuhl aufstand und kollabierte...es war nur die angst, es war nichts entsprechendes vorher geschehen, banale sache, diese behandlung. war dann über 1 stunde noch in der praxis, bis ich mit korodintropfen wieder so auf den beinen war, dass ich gerade aus rausgehen konnte. das ist nie wieder passiert, es ging irgendwie von selbst weg, ähnliches wurde nie wieder in mir ausgelöst.


also, wie sind eure ansichten dazu, erfahren, beobachtungen usw. - fände ich interessant. besten dank im voraus.
 
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AW: was ist angst?

sind sog. spannungen nicht auch "nur" angst, sprachlich ummäntelt?

spannungslösende mittel, all so zeug gibt es...
 
AW: was ist angst?

er meinte: angst ist nichts anderes, als drohender kontrollverlust und ohnmacht. es ist gar nicht in erster linie die angst vor schmerz, es ist eben das abgeben-müssen, nicht-mehr-einwirken können über das, was mit ihm, dem patienten geschieht, geschehen würde. und wenn man da sicherheit gibt, dann ist die angst weg.

Ich würde sagen, drohender Kontrollverust bzw Ohnmacht sind starke Gründe für Angst, sind aber nicht die Angst selbst. So hat man viel mehr Angst vor faktisch geringen Gefahren denen man unkontrollierbar ausgesetzt ist als vor faktisch großen Gefahren, die man scheinbar kontrollieren kann - vergleiche radioaktive Strahlung versus Straßenverkehr oder Unsicherheit korrekter Etikettierung von Lebensmitteln versus bekannte Eigenschaften des Zeugs, das man sich wissentlich reinstopft.

Daher ist es ein guter Weg, dem Betroffenen ein Gefühl der Kontrolle zu geben um seine Angst stark zu verringern. Dass Mütter den Behandlungsraum verlassen sollen überrascht mich nicht. Wer hat denn nicht schon erlebt, dass ein Kind, das sich wo gestoßen hat, erst mal zur Mutter rennt und erst dann losheult wenn die Mutter so tut als ob etwas Schreckliches passiert wäre ? Ist die Mutter (oder sonst ein 'Aufpasser') im Raum suggeriert man dem Kind ja damit schon, dass etwas Bedrohliches statt findet. Der schafft eine negative Stimmung, die Angst schürt. Jeder Folterknecht weiß, dass die Angst vor Schmerz viel schlimmer und wirksamer ist als der Schmerz selbst.

Der Zusammenbruch nach der Behandlung ist auch nicht so außergewöhnlich. Nach großer Anspannung, großem Stress kommt der 'Zusammenbruch'. Falls andere Umstände noch dazukommen (wenig Schlaf, Nahrungsmangel, eventuelle Krankheiten) kann der Kreislauf schon mal versagen und man erfährt einen Blackout.
Aus dem Gleichen Grund lassen einen die Sanitäter beim Krankentransport nicht in Ruhe und versuchen, eine Spannung zu halten. Nach dem Stress beim und nach dem Ereignis bis zum Eintreffen der Rettung könnte dieser entspannende 'Zusammenbruch' lebensbedrohlich sein. Daher permanent Ansprache des Patienten und ggf auch etwas Angstschüren mit Aussagen wir "wir wissen noch nicht in welches Krankenhaus" bzw "hoffentlich nimmt Sie das Krankenhaus auf".
 
AW: was ist angst?

Ich würde sagen, drohender Kontrollverust bzw Ohnmacht sind starke Gründe für Angst, sind aber nicht die Angst selbst. So hat man viel mehr Angst vor faktisch geringen Gefahren denen man unkontrollierbar ausgesetzt ist als vor faktisch großen Gefahren, die man scheinbar kontrollieren kann - vergleiche radioaktive Strahlung versus Straßenverkehr oder Unsicherheit korrekter Etikettierung von Lebensmitteln versus bekannte Eigenschaften des Zeugs, das man sich wissentlich reinstopft.

Daher ist es ein guter Weg, dem Betroffenen ein Gefühl der Kontrolle zu geben um seine Angst stark zu verringern. Dass Mütter den Behandlungsraum verlassen sollen überrascht mich nicht. Wer hat denn nicht schon erlebt, dass ein Kind, das sich wo gestoßen hat, erst mal zur Mutter rennt und erst dann losheult wenn die Mutter so tut als ob etwas Schreckliches passiert wäre ? Ist die Mutter (oder sonst ein 'Aufpasser') im Raum suggeriert man dem Kind ja damit schon, dass etwas Bedrohliches statt findet. Der schafft eine negative Stimmung, die Angst schürt. Jeder Folterknecht weiß, dass die Angst vor Schmerz viel schlimmer und wirksamer ist als der Schmerz selbst.

Der Zusammenbruch nach der Behandlung ist auch nicht so außergewöhnlich. Nach großer Anspannung, großem Stress kommt der 'Zusammenbruch'. Falls andere Umstände noch dazukommen (wenig Schlaf, Nahrungsmangel, eventuelle Krankheiten) kann der Kreislauf schon mal versagen und man erfährt einen Blackout.
Aus dem Gleichen Grund lassen einen die Sanitäter beim Krankentransport nicht in Ruhe und versuchen, eine Spannung zu halten. Nach dem Stress beim und nach dem Ereignis bis zum Eintreffen der Rettung könnte dieser entspannende 'Zusammenbruch' lebensbedrohlich sein. Daher permanent Ansprache des Patienten und ggf auch etwas Angstschüren mit Aussagen wir "wir wissen noch nicht in welches Krankenhaus" bzw "hoffentlich nimmt Sie das Krankenhaus auf".



So hat man viel mehr Angst vor faktisch geringen Gefahren denen man unkontrollierbar ausgesetzt ist als vor faktisch großen Gefahren, die man scheinbar kontrollieren kann -


ja, hier sind wir bei der inszenierung, der beeinflussung, der sog. gehirnwäsche. mir fällt da spontan ein, womit man uns in den 70ern und 80ern noch gefüttert hat, fahrverbot, weil das öl zu ende geht, wald-/baumsterben, der nächste krieg geht ums wasser, vorher in den 60ern noch die angst vor den russen, die demnächst kommen könnten, die zeitungen waren ständig voll davon. es läßt sich also was machen damit...


Dass Mütter den Behandlungsraum verlassen sollen überrascht mich nicht.

deine begründung hier leuchtet auch ein. dennoch war ich überrascht. was ich gelernt hab in den 70ern war bei kindern das a und o in der allgemeinmedizin: das kind immer im arm der mutter untersuchen, immer.
die mechanik, dass das kind erst richtig losheult, wenn die mutter die bestätigung gibt "um gottes willen, was ist denn dir passiert", leuchtet ebenso ein, ein kind braucht die beständige bestätigung der eltern, umgebung, wegen orientierung, sie vermitteln, was ist gut, böse, schlimm etc., klar.


Jeder Folterknecht weiß, dass die Angst vor Schmerz viel schlimmer und wirksamer ist als der Schmerz selbst.

beim studium entsprechender literatur sowie der reellen ausprägungen bekam ich mit, dass es als ganz große kunst des folterknechts (oder der domina) auch sehr drauf ankommt, genau den punkt zu erwischen, dass die "kundschaft" gerade noch so viel schmerz bekommt, dass die ohnmacht nicht einsetzt, also die biochemie ordentlich los rattert...weil dann wärs ja für die katz, wenn dieser das quasi "verpennt"...diese gradwanderung im milimeterbereich wäre das, was sowohl einen guten folterknecht als auch eine gute domina ausmachen würde - bei letzteren ist es ja eine gewisse art der kultivierten auftragsarbeit; nicht selten, um die kundschaft vor eingespeicherter, unerlöster schuld wenigstens vorübergehend zu entlasten, ein interessantes thema...schuld, versemmelte verantwortung, fehlverhalten usw.



Aus dem Gleichen Grund lassen einen die Sanitäter beim Krankentransport nicht in Ruhe und versuchen, eine Spannung zu halten. Nach dem Stress beim und nach dem Ereignis bis zum Eintreffen der Rettung könnte dieser entspannende 'Zusammenbruch' lebensbedrohlich sein.


danke, davon wußte ich gar nichts.
als ich meine zeitspanne hatte, in der ich mit dem notarzt mitgefahren bin, hab ich das nie mitgekriegt, weils da meistens pressiert hat. geredet wurde mit patienten dabei sowieso immer, das wichtigste war bei wirklich bedrohlichen dingern "ach, das ist nur der kreislauf, das haben wir gleich, wie gehts den kindern, euer garten ist schön", solche sachen...landarztpraxis mit notarztdienst, da gings anders runter, man kannte sich meistens, wußte um dies und jenes, als der begriff hausarzt noch trug, was das wort besagte.

dennoch ist es in mich immer noch eingemeißelt, dass ich heute noch runterbeten kann, welche spritzen man sofort aufzog bzw. immer im notfalldingens haben mußte, um bei den geschehen wie embolie, infarkt, wo es um wenig zeit geht genau das zu setzen, was den patienten wieder herholen kann im besten fall "akrinor weckt tote auf". wie gesagt, das war ende der 70er, da wirds heute anders runtergehen. zu unfällen fuhren wir im allgemeinen nicht, da die am land gleich ins kh verbracht wurden und dort die erstversorgung erfolgte. der notarzt fuhr ins haus, wenn jemand umkippte, zusammenbrach, solche dinge.



Der Zusammenbruch nach der Behandlung ist auch nicht so außergewöhnlich.


vor über 20 jahren hat mal so ein quacksalber bei mir verdacht auf ms festgestellt; ich wurde in die klinik großhadern überwiesen und dort nahm man mir bei bewußtsein mit einer riesigen nadel gehirnwasser raus zum untersuchen - da bin ich nicht umgekippt. einer hat vorne den kopf gehalten, hinten hat eine ärztin reingestochen, ich hab gefragt, wie lang geht das, er vor mir "zählen sie bis 50", waren immer noch nicht fertig, ich wieder diei gleiche frage "wie lange noch", er "nochmal bis 50 zählen", dann hatte ich kopfweh und ging heim, ergebnis kam später.

naja, ärzte sind meine speziellen freunde...meine ganz speziellen, das nur nebenbei.


zurück zum thema ist: die frage ist bei der unterscheidung von angst und furcht, geht das in der praxis überhaupt?

geht die wirkliche unterteilung wenn man bedenkt, dass das, was als reell gegeben übermittelt wird, das gar nicht ist?

wir hatten über jahrzehnte keinen gau, keinen supergau in deutschland, haben aber sehr wohl die schäden und folgen usw. aus den müllverbrennungsanlagen...usw. usw.
 
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AW: was ist angst?

Ich bin mir nicht sicher, was du mit Angst und Furcht genau meinst. Deine Erläuterung, dass Angst irrational, übersteigert bzw unverhältnismäßig sein soll, verwirrt mich etwas.

Abgesehen davon würde ich zwischen deinen Begriffen Furcht und Angst dahingehend unterscheiden, dass Furcht den Zustand angesischts einer aktuellen, akuten Gefahr (zähnefletschender Hund) besteht während sich Angst auf eine abstrakte, mittelbare Gefahr (Radioaktivität, Klimaveränderung, etc) bezieht.

Sodann wären Tiere zur Furcht fähig (man kann sie verscheuchen, das kann jeder an diversen Katzen mal ausproieren - geht ganz leicht), aber nicht zur Angst. Angst wäre dann eine starke Version der Sorge, und die setzt das Vermögen zur Abstrahierung voraus. Tiere haben keine Sorgen.
 
AW: was ist angst?

Ich bin mir nicht sicher, was du mit Angst und Furcht genau meinst. Deine Erläuterung, dass Angst irrational, übersteigert bzw unverhältnismäßig sein soll, verwirrt mich etwas.

Abgesehen davon würde ich zwischen deinen Begriffen Furcht und Angst dahingehend unterscheiden, dass Furcht den Zustand angesischts einer aktuellen, akuten Gefahr (zähnefletschender Hund) besteht während sich Angst auf eine abstrakte, mittelbare Gefahr (Radioaktivität, Klimaveränderung, etc) bezieht.

Sodann wären Tiere zur Furcht fähig (man kann sie verscheuchen, das kann jeder an diversen Katzen mal ausproieren - geht ganz leicht), aber nicht zur Angst. Angst wäre dann eine starke Version der Sorge, und die setzt das Vermögen zur Abstrahierung voraus. Tiere haben keine Sorgen.




das ist ganz einfach: von den begriffen her ist die unterscheidung folgende. die furcht hat den reellen gegenstand, greifbar vor sich, furcht vor gewitter z.b., wenn es unmittelbar da ist - blitz, donner, all das und die angst als das gefühl, das nichts konkretes als anlass bietet unmittelbar, wie phobien usw. in der extremform.

wenn alleine die vorstellung oder auch die gegenwart einer maus in mir hervorrufen kann, dass im körper alles auf alarm geht, als gings ums überleben, im empfinden ebenso, dann ist das angst, übersteigert angst usw. - denn selbst wenn, die maus kann mich nicht umbringen (wenn man von einer hollywood-aufbereitung absieht).

insofern kann man sich vor einer maus nicht fürchten, weil - mit so einem tier wird man x-mal fertig, ohne dass man sich in einen bedrohlichen zustand begeben muss, selbst wenn man direkt mit einem holzbrett oder sonstwas das tier zum erliegen bringt. draufhaun wie auf ein insekt, eine maus ist lediglich etwas größer, aber bei gottfried kein kampfhund.

du schreibst es ja auch - die abstrakte gefahr, da ist es halt die frage, ist es wirklich eine...so eine angst hat im grunde keinen rellen boden, weil in der konsequenz dürfte so ein mensch ja weder am straßenverkehr teilnehmen und dergleichen mehr...

es sind viele dieser ängste ganz einfach erzeugt...was ja geht. die mechanik ist ja bekannt.

ob tiere keine sorgen/ängste haben, weiss ich nicht, wir hatten früher zu hause wiederholt hunde, die wir aus dem tierheim holten, da macht man über die jahre so seine beobachtungen...tiere werden langläufig schwerst unterschätzt....damit der mensch "oben" bleibt auch.
 
AW: was ist angst?

ich wurde in die klinik großhadern überwiesen und dort nahm man mir bei bewußtsein mit einer riesigen nadel gehirnwasser raus zum untersuchen

Das Denkforum wird dir nicht die Notwendigkeit ersetzen können, die Retransplantation irgendwie einzuklagen. Aber wegen dem "Bewusstsein" sind hier sicher die Meisten behilflich bei der Suche nach der Nadel im Heuhaufen...
 
AW: was ist angst?

Das Denkforum wird dir nicht die Notwendigkeit ersetzen können, die Retransplantation irgendwie einzuklagen. Aber wegen dem "Bewusstsein" sind hier sicher die Meisten behilflich bei der Suche nach der Nadel im Heuhaufen...




du witzbold :)


also, wovor hast du angst? wenn überhaupt...du bist doch männlich, also so richtig kernig, was so ein richtiger mann ist?

die haben meistens keine angst und weinen auch nicht.


also, raus mit der sprache, wir sind ganz unter uns :)
 
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AW: was ist angst?

sich in die hose machen z.b. oder die scheiße nicht mehr halten können. das kann angst sein.
 
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