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Warum Konfirmation?

M

Minnie

Guest
Hallo!
Angenommen die Eltern sind nicht in der Kirche, haben ihre Kinder nicht taufen lassen und die Kinder wollen sich konfirmieren lassen.
Warum? Wenn sie nicht christlich erzogen wurden und die Eltern Atheisten sind, warum wollen sich die Jugendlichen dann konfirmieren lassen? Hat es etwas damit zu tun, dass sie vor Freunden, die ebenfalls konfirmiert werden, nicht als Aussenseiter dastehen möchten? Oder möchten sie von den "Paten", die für soetwas mal eben für kurze Zeit "herhalten" müssen die fetten Geschenke abgreifen? Was soll diese ganze Show, wenn es nicht wirklich ernst gemeint ist?
 
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Hallo Nina,

eine sehr interessante Frage. Um auf deinen ersten Punkt einzugehen, ich glaube nicht, dass ein atheistisches Elternhaus automatisch auch einen atheistischen Nachwuchs gewährleistet. Im Gegenteil, wenn die Eltern Religiösität gar tabuisieren oder den Kindern - ohne hierfür entsprechend fundierte Hintergründe und Erklärungen zu bieten - z.B. die Kirche oder den Glauben ansich verbieten wollen, dann eröffnet dies einen nicht zu unterschätzenden Anreiz für die Kinder, sich doch einmal mit den Religionen zu beschäftigen, vielleicht gerade zu Zeiten der Pubertät-, Entwicklungs- und Selbstfindungsphase. Denn das Bedürfnis nach Glauben und einem stabilen Weltbild, dieses Bedürfnis ist in (so behaupte ich schlicht) nahezu jedem Menschen vorhanden. Wenn nun also die Kinder von Seiten des Elternhauses dieses grundlegende Bedürfnis nicht befriedigt sehen, dann ist es - so denke ich - nicht verwunderlich, wenn jene sich eigenständig orientieren und demzufolge damit beginnen, selbst herumzuprobieren. Sie beschnuppern dann folglich die angebotenen Glaubensrichtungen und selbiges würde beispielsweise auch den Wunsch nach Konfirmation erklären.

Natürlich wäre es auch denkbar, dass die Kinder tatsächlich eher materielle Gedanken hegen und evtl. der Gruppendruck in einer Gesellschaft, in der immernoch viele Kinder konfirmiert werden, dazu beiträgt, dass die eigenen Kinder jenem Druck nicht entgegenwirken wollen und sich daher lieber anpassen würden. Ich halte jene Vermutungen aber für weitaus weniger wahrscheinlich als die Ersteren. Ich könnte mir zudem vorstellen, dass eine Konfirmation in einem atheistischen Elternhaus keineswegs mit einem pompösen Familienfest verbunden ist, also demnach auch weitaus weniger Geschenke und Geld zu erwarten wäre. Allein die Glaubensaspekte wären dann noch existent und jene sehe ich auch als die vermutlich primären Gründe an.

Die "Show der Konfirmation" ist dann also die Folge einer Erziehung, welche den Kindern keine oder nur mangelhafte Glaubensfundamente bieten konnte, so dass die Kinder selbst aktiv werden und sich auf eigene Faust den präsenten Glaubensmodellen hinwenden. Im Gegensatz zu den meisten Kindern religiöser Elternhäuser, in denen die Konfirmation meist tatsächlich lediglich als reine "Show" anzusehen ist, wäre dann also diese "Show" ein Versuch der ernsthaften Lebensorientierung/Glaubensorientierung.

Ich kenne die Kinder nicht, meine obigen Aussagen sind also lediglich eigene Vermutungen und daher ohne Anspruch auf Richtigkeit.

Viele Grüße,

Philipp
 
Hallo Philipp!
Danke für Deine Antwort.
Meine Nichte wird nächste Woche getauft und eine Woche später konfirmiert.
Mein eigenes Kind würde ich gleich als Baby taufen lassen, u.a. weil die Paten dann nicht nur eine Woche Paten sind:rolleyes: . Wenn es dann später nicht zum Konfirmandenunterricht gehen will, wäre es die eigene Entscheidung und das Thema Kirche wäre abgehakt. Aber kann ein Kind mit erst 14 Jahren schon alleine entscheiden ob es der Kirche beitreten möchte?
lG Nina
 
Hallo nochmal Nina,

mit 14 Jahren kann ein Kind (bzw. Teenager) schon sehr reif sein und solche Entscheidungen - sofern es sie möchte und überzeugt hiervon ist - sicherlich ohne weiteres selbst treffen. Es wäre vermutlich wesentlich problematischer, wenn einem pubertären Teenager eine solche Entscheidung verweigert würde, das könnte die Beziehung zu den Eltern evtl. sogar nachhaltig stören. Wenn ein reifender Mensch in dieser Lebensphase meint, dass der christliche Glaube ein richtiger Weg für ihn darstellt, dann sollte man ihm jenen Wunsch - auch wenn man selbst anderer Ansicht ist - nicht verweigern. Denn, dies ist vor allem eine Entscheidung in dieser Lebensphase und muss keinesfalls lebenslange Konsequenzen mitsich bringen. Womöglich ebbt diese Phase schon in 1-2 Jahren ab und der Jugendliche orientiert sich bereits neu, vielleicht auch nicht.

Wenn die Eltern es versäumt haben ihrem Kind ein stabiles Weltbild zu vermitteln, so muss das Kind gerade in dieser turbulenten Entwicklungsphase fast zwangsläufig selbst aktiv werden dürfen. Und da es sich in diesem Falle nicht etwa um eine unseriöse Sekte handelt, sondern um eine anerkannte Glaubensinstitution, würde ich mir keine allzu großen Sorgen machen. Ich will den Eltern keine Schuld aufbürden, ich finde es sogar begrüßenswert, wenn Eltern ihre Kinder nicht von kleinauf mit eigenen Glaubensvorstellungen unreflektiert indoktrinieren, jedoch bleibt das Bedürfnis nach einem Glaubensbild beim Kind dennoch vorhanden und will früher oder später gestillt werden. Zwar mögen die Eltern dem Kind diesen Schritt verbieten können, allerdings wäre dieses Verbot stets einseitig, denn der eigene Glaube kann - und das wissen wir alle - niemandem wirklich verboten werden, selbst wenn der Glaube auf Glaubensverweigerung basieren sollte.

Viele Grüße,

Philipp
 
Warum sollte man überhaupt ein Baby zwangstaufen?

Jeder Erwachsene kann sich freiwillig taufen lassen, wenn er das will.

Die Säuglingszwangstaufe ist mE ein üler Trick der kK, weil durch die Taufe alle Sünden vergeben werden und im Urchristentum sich viele Menschen daher erst am Sterbebett taufen ließen.
Auch einige "Kirchenväter" hielten es so.


Damit die Christen sich nicht mehr durch die Taufe "entsünden" konnten, wurde die Säuglingszwangstaufe eingeführt.
Eine Wiedertaufe ist ja lt. Katholen unwirksam ... wie praktisch ...


Jetzt waren die Sünder auf Gedeih und Verderb wieder auf die Gnade der kK angewiesen, auf ihre Sündenvergebung, ihre Ablässe und die Menschen konnten gut exkommuniziert werden - exkommuniziere einmal einen ungetauften Heiden ... ;)



Wer seinen Kindern die Möglichkeit einer späteren Generalentsündung durch die Taufe nehmen will, der kann sie ruhig zwangstaufen lassen, Kinder sind bei uns ja eh de facto rechtlos, da kommt es auf diese Kleinigkeit auch nicht mehr an ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Original geschrieben von PhilippP
ich glaube nicht, dass ein atheistisches Elternhaus automatisch auch einen atheistischen Nachwuchs gewährleistet. Im Gegenteil, wenn die Eltern Religiösität gar tabuisieren oder den Kindern - ohne hierfür entsprechend fundierte Hintergründe und Erklärungen zu bieten - z.B. die Kirche oder den Glauben ansich verbieten wollen, dann eröffnet dies einen nicht zu unterschätzenden Anreiz für die Kinder, sich doch einmal mit den Religionen zu beschäftigen

Natürlich wäre ein Verbot ein Anreiz sich später erst recht damit zu beschäftigen - ich glaube aber nicht dass es unter Atheisten weit verbreitet ist ihren Kindern Religion zu verbieten. Es ist doch genau umgekehrt: Ich bin Atheist, mein Sohn kann aber diesbezüglich machen was er will. Viel fragwürdiger finde ich die religiöse Indoktrination die teilweise schon im Kindergarten beginnt und sich dann in der Schule fort setzt.



Denn das Bedürfnis nach Glauben und einem stabilen Weltbild, dieses Bedürfnis ist in (so behaupte ich schlicht) nahezu jedem Menschen vorhanden.

Das Bedürfnis nach eine stabilen Weltbild: ja.
Nach einem Glauben: Nein. Das sehe ich naturgemäß anders :)
Aber es gibt ja auch Weltbilder ohne Glauben. :D


Das sind alles aber wie immer meine persönlichen Ansichten, ich kenne keine Jugendlichen aus atheistischem Elternhaus die in der Pubertät religiös wurden.
 
ich kenne keine Jugendlichen aus atheistischem Elternhaus die in der Pubertät religiös wurden.
(Text von Walter)

Bei beiden Töchtern meiner zwei Schwestern ist es der Fall. Die eine wie beschrieben und bei der anderen ist es nicht anders. Die Eltern sind ebenfalls Atheisten und die Kleine "verschlingt" in der Schule in der 5. und 6. Klasse den Religionsunterricht. In der 7. Klasse kann sie wählen zwischen Religion und Philosophie, sie weiss es jetzt noch nicht, aber ich könnte wetten, dass sie in zwei Jahren auch konfirmiert werden will...
 
Jeder Erwachsene kann sich freiwillig taufen lassen, wenn er das will.
(Text von Alzii)

Aber wenn Kinder sich aus eigener Entscheidung konfirmieren lassen wollen, müssen sie vorher getauft werden.
 
Ich begreife nicht, warum man einen Jugendlichen oder einen Erwachsenen nach der Taufe noch konfirmieren/firmen muß.

Der Sinn der Konfirmation ist doch, daß die Babyzwangstaufe vom mündigen Christen im Nachhinein bestätigt wird, da man ihn als Baby nicht gefragt hat.

Dieser Grund fällt doch automatisch weg, wenn man sich im Konfirmationsalter oder später taufen läßt.

Da drängt sich doch der Gedanke auf, daß sich manche Jugendliche nur konfirmieren lassen, weil es dafür jede Menge Kohle gibt.

Es ist sinnvoll, den Jugendlichen im gleichen Alter, alternativ zur Konfirmation, eine Art Jugendweihe anzubieten und ihnen auch Geld zu schenken, wie den Konfirmanten.
Dann wäre auch klar, daß eine Konfirmation rein aus Glaubensgründen und nicht nur wegen der Geschenke erfolgt.
 
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Es ist sinnvoll, den Jugendlichen im gleichen Alter, alternativ zur Konfirmation, eine Art Jugendweihe anzubieten und ihnen auch Geld zu schenken, wie den Konfirmanten.
Dann wäre auch klar, daß eine Konfirmation rein aus Glaubensgründen und nicht nur wegen der Geschenke erfolgt.
(Text von Alzii)

Gute Idee. Dann hätten die Jugendlichen eine Feier mit allem drum und dran und den Angehörigen bleiben ein paar Schwierigkeiten erspart, z.B. dass sie keine Paten werden können, weil sie nicht mehr in der Kirche sind:rolleyes: .
 
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