Hallo Nina,
eine sehr interessante Frage. Um auf deinen ersten Punkt einzugehen, ich glaube nicht, dass ein atheistisches Elternhaus automatisch auch einen atheistischen Nachwuchs gewährleistet. Im Gegenteil, wenn die Eltern Religiösität gar tabuisieren oder den Kindern - ohne hierfür entsprechend fundierte Hintergründe und Erklärungen zu bieten - z.B. die Kirche oder den Glauben ansich verbieten wollen, dann eröffnet dies einen nicht zu unterschätzenden Anreiz für die Kinder, sich doch einmal mit den Religionen zu beschäftigen, vielleicht gerade zu Zeiten der Pubertät-, Entwicklungs- und Selbstfindungsphase. Denn das Bedürfnis nach Glauben und einem stabilen Weltbild, dieses Bedürfnis ist in (so behaupte ich schlicht) nahezu jedem Menschen vorhanden. Wenn nun also die Kinder von Seiten des Elternhauses dieses grundlegende Bedürfnis nicht befriedigt sehen, dann ist es - so denke ich - nicht verwunderlich, wenn jene sich eigenständig orientieren und demzufolge damit beginnen, selbst herumzuprobieren. Sie beschnuppern dann folglich die angebotenen Glaubensrichtungen und selbiges würde beispielsweise auch den Wunsch nach Konfirmation erklären.
Natürlich wäre es auch denkbar, dass die Kinder tatsächlich eher materielle Gedanken hegen und evtl. der Gruppendruck in einer Gesellschaft, in der immernoch viele Kinder konfirmiert werden, dazu beiträgt, dass die eigenen Kinder jenem Druck nicht entgegenwirken wollen und sich daher lieber anpassen würden. Ich halte jene Vermutungen aber für weitaus weniger wahrscheinlich als die Ersteren. Ich könnte mir zudem vorstellen, dass eine Konfirmation in einem atheistischen Elternhaus keineswegs mit einem pompösen Familienfest verbunden ist, also demnach auch weitaus weniger Geschenke und Geld zu erwarten wäre. Allein die Glaubensaspekte wären dann noch existent und jene sehe ich auch als die vermutlich primären Gründe an.
Die "Show der Konfirmation" ist dann also die Folge einer Erziehung, welche den Kindern keine oder nur mangelhafte Glaubensfundamente bieten konnte, so dass die Kinder selbst aktiv werden und sich auf eigene Faust den präsenten Glaubensmodellen hinwenden. Im Gegensatz zu den meisten Kindern religiöser Elternhäuser, in denen die Konfirmation meist tatsächlich lediglich als reine "Show" anzusehen ist, wäre dann also diese "Show" ein Versuch der ernsthaften Lebensorientierung/Glaubensorientierung.
Ich kenne die Kinder nicht, meine obigen Aussagen sind also lediglich eigene Vermutungen und daher ohne Anspruch auf Richtigkeit.
Viele Grüße,
Philipp